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Freitag 26.04.2024, 04:29 Uhr
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Lesejahr 2012 (B)

Homilie zum Fest des heiligen Apostels Thomas in der Augustinuskapelle

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Den Auferstandenen erfahren - Finger in die Wunden Jesu und die eigenen legen

1 Konkretion statt Projektion

  • "Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe, und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, so glaube ich nicht."
  • Der Apostel Thomas wird den Verdacht nicht los, es handle sich bei den Berichten der Mitapostel von Erscheinungen des auferstandenen Jesus letztlich doch nur um Einbildung, heute wurden wir sagen um Projektion.
  • Thomas besteht auf Konkretion: Wenn er sich bereit finden soll zu glauben, dass ein Angenagelter, ein Gekreuzigter, ein Gestorbener und Begrabener auferstanden ist, dann nur unter der Bedingung, dass er die Finger in seine Wunden und die Hand in seine durchbohrte Seite legt.
  • Ausgerechnet dieser Apostel wird es sein, in dessen Bekenntnis "Mein Herr und mein Gott" dann das ganze vierte Evangelium gipfelt. Fünf Worte ..


2 Wie kommt Thomas zum Glauben an den Auferstandenen?

  • In der Politik würde man vielleicht von "vertrauensbildenden Maßnahmen" sprechen. Ähnliches spielt sich für mich in der Begegnung zwischen Jesus und Thomas ab. Thomas, dessen Bild vor allem von dieser Begegnung geprägt ist, die ihn so oft in die Ecke eines Zweiflers und Ungläubigen stellt. Dabei ist er mit dem Evangelium bis nach Indien gegangen.
  • Thomas tut sich schwer, weiter an Jesus zu glauben. Zu tief sitzt die Enttäuschung des Karfreitags. Auch die Erzählung der jünger über ihre Begegnung mit dem Auferstandenen kann dem Thomas nur ein müdes Lächeln entlocken. "Ihr könnt gut reden, aber ich glaube nur das, was ich sehe!" Auf dem heutigen Jahrmarkt von Sinnangeboten möchte man vielen Leichtgläubigen die Skepsis des Thomas wünschen.
  • Ein enttäuschter, misstrauisch gewordener Mensch ist vorsichtig. Ihn kann man nicht einfach um den Finger wickeln, und er verlässt sich nicht so leicht aufs Hörensagen. Das Karfreitagsgeschehen hat nicht nur Jesus tödlich verwundet, sondern auch den Glauben des Thomas.
  • Wo man den Glauben aneinander verloren hat, da braucht es meistens mehr als Worte, um das Vertrauen wiederzugewinnen. Da bedarf es vor allem zeichenhafter Sprache. Da ist eine Umarmung oft mehr wert als ein "Ich vertraue dir wieder!" Da ist eine Rose unter Umständen mehr wert als ein "Ich verzeihe dir! "

            Was sich in der Begegnung zwischen Jesus und Thomas abspielt, das ist für mich ein

3 Zeichen tiefsten Vertrauens in einer existentiellen Krise

  • Thomas darf die Wunden Jesu berühren, darf seine Finger auf die wunden Stellen Jesu legen. Etwas gar nicht so Selbstverständliches unter uns Menschen. Wir kennen eher, dass in Wunden gerührt wird. Lieber nicht daran rühren, an etwas, das sehr weh tun, Gräben aufreißen und Misstrauen schüren kann.
  • Da muss ein Mensch schon mein Vertrauen besitzen, wenn ich vor ihm meine Wunden und Verletzungen, vor allem meine inneren Verwundungen, offenlege, wenn er seine Finger auf meine wunden Stellen legen darf.
  • Dieses Zeichen dürfte Thomas verstanden haben. Da ist Jesus, der mir vertraut, obwohl ich fast den Glauben an ihn verloren hatte.
  • Seine Verwundungen offenlegen und den Finger auf wunde Stellen legen dürfen - das können Auferstehungserfahrungen werden. Das tut in jeder Beziehung gut; kann helfen, den Glauben aneinander wieder zu finden..
  • Wir dürfen mit Thomes unsere Finger in die Wunden Jesu legen. Wir dürfen ihm auch unsere Wunden und Verwundungen zeigen, die uns an der Liebe Gottes und der Menschen zweifeln ließen. Das Gebet zu den fünf Wunden des Herrn oder der Wundenrosenkranz sind eine solche Annäherung an die Wunden des Auferstandenen.

           Für P. Anselm Grün sind

4 die Wunden Jesu und und unsere Wunden

  • ein wichtiges Thema. Unter der Überschrift »Erfahrung des Auferstandenen« schrieb er einmal in der Wochenzeitung »Christ in der Gegenwart«:
  • "Es ist nicht einfach Jesus, den Thomas berühren will, sondern es sind seine Wunden, in die er seine Finger legen möchte. Der Auferstandene ist immer noch der Verwundete....
  • Wie ich Christus auch nach seiner Auferstehung nicht ohne seine Wunden begegnen kann, so werde ich Auferstehung hier und jetzt auch nicht an meinen Wunden vorbei erfahren. Die Wunden, die mir das Leben schlägt, bleiben auch bei der Auferstehung, die Gott an uns wirkt am letzten Tag..."
  • Und weiter sagt Anselm Grün: Aber indem ich meine Finger in meine Wunden lege, berühre ich zugleich den Auferstandenen. Er verwandelt meine Wunden in kostbare Perlen. Auferstehung lässt die Wunden nicht vergessen, sie will sie vielmehr in Quellen des Lebens und der Liebe verwandeln.
  • Bei Thomas ist das geglückt, wird es auch bei uns glücken? Wenn wir   des Gekreuzigten und Auferstandenen Finger in unsere Wunden legen lassen, dann bestimmt.

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