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Dienstag 16.04.2024, 22:22 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2009

Homilie in der Sonntagvorabendmesse im Pfelgeheim St. Elisabeth Neunkirchen am Brand

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Seid heilig, weil ich heilig bin [1]

1 Gott allein ist heilig

Sie kennen die leichtfertige Redensart: »Das ist aber ein komischer Heiliger«. Damit bezeichnen wir Menschen, die zwar fromm sind, uns aber sonderbar und verschroben vorkommen. Sonderbar und komisch möchten wir aber nicht sein. Also möchten wir auch keine Heiligen sein. Und doch fordert Gott durch Mose die ganze Gemeinde der Israeliten auf:

"Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig."

Der Apostel Petrus greift dieses Wort an Israel auf und sagt es uns Christen:
  • "Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden."[2]
So richtet das Fest Allerheiligen unsere innere Aufmerksamkeit zuerst auf den unaussprechlich heiligen Gott.
  • In dem uralten Preisgesang des Gloria bekennen wir von Jesus Christus, dem Gottmenschen: "Tu solus sanctus - Du allein bist der Heilige."
  • Im Sanctus Lied der Schubertmesse singen wir: "Heilig ist nur ER."
  • Im Schlussgebet der heutigen Messe beten wir mit der ganzen Kirche: "Gott, du allein bist heilig, dich ehren wir, wenn wir der Heiligen gedenken."
  • Das hebräische Wort »qôdesch« bedeutet von seiner Wurzel her wahrscheinlich so viel wie scheiden, trennen. Die Heiligkeit macht Gottes Wesen aus und unterscheidet ihn von allem Geschaffenen. Die Ausstrahlung seiner Heiligkeit ist seine Schöpfer- und Erlösermacht, seine Liebe und Gerechtigkeit.
  • Von ihm allein geht alle Heiligkeit aus. Kein Mensch ist von sich aus heilig. Keiner von uns kann sich selber zum Heiligen machen.

2 Seid heilig, wie ich heilig bin.

Und doch besteht die höchste Berufung des Menschen darin, heilig zu sein. Im apostolischen Glaubensbekenntnis sprechen wir:
  • "Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige Katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden."
Viele haben großes Unbehagen, wenn sie die Kirche als heilig bekennen sollen. Gibt es nicht genügend Gegenbeispiele?
  • Aber bedenken wir: Es geht nicht um eine institutionelle Heiligkeit, sondern um das personale Heiligsein derer, die Kirche sind. Dieses Heilig-Sein ist vom Heiligen Geist gewirkt in Taufe und Firmung ausgegossen in unsere Herzen.

2.1  Kennzeichen des Heilig-Seins

  • Heilig ist die sündige Kirche, insofern wir Sünder von Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist geheiligt, berufen und auserwählt, in seinen Dienst gestellt sind und von seiner Gnade getragen werden.
  • Kirche-Sein bedeutet also Gemeinschaft der von Gott Geheiligten. Kirche-Sein heißt, die eigene Sündhaftigkeit erkennen und bekennen, aber auch an die Vergebung der Sünden zu glauben und sie sich schenken zu lassen.
  • Das Kennzeichen der Gemeinschaft der Heiligen ist das Offensein für das Wirken des Heiligen Geistes in unserem täglichen Leben. Heilig werden wir dadurch, dass wir Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist an uns wirken lassen. Was wir in der Kirchweihvesper singen, macht die Heiligkeit der Kirche aus:
"Geheiligt hat der Herr sein Volk, Gott ist in unsrer Mitte."[3]

2.2 Was bewirkt die Heiligung durch Gott?

  • Das von Gott geschenkte Heilig-Sein verlangt unsere Antwort. Denn ohne diese Antwort hätten wir Gottes Gnade vergeblich empfangen. Durch uns soll seine Heiligkeit in der Welt aufleuchten.
Dies geschieht auf eine vierfache Weise:

2.2.1 Wir sind zum Lobpreis seiner herrlichen Gnade berufen schreibt Paulus im Epheserbrief. Der Lobpreis und die Anbetung Gottes, vor allem die Öffentliche sind ein wesentlicher Ausdruck dieser Antwort.

2.2.2 Wir haben unsere Kleider weiß gewaschen im Blute des Lammes. Wir anerkennen, daß wir die Vergebung der Sünden, die uns Jesus durch seinen Opfertod erwirkt hat, nötig haben. Wir suchen diese Vergebung immer wieder besonders im Sakrament der Versöhnung.

2.2.3 Wir legen Zeugnis ab für das Große, das Gott an uns getan hat. „Christus, der Herr, hat mich erwählt, ihm will ich fortan leben. Ihm will ich dienen in der Welt und Zeugnis für ihn geben."[4] Ich bin in seiner Kirche um ihm zu dienen und für ihn Zeugnis vor den Menschen abzulegen, die mich nach dem Grund meiner Hoffnung fragen.

2.2.4 Unsere vierte Antwort auf die durch Jesus Christus im Heiligen Geist von Gott geschenkte Heiligung schenkt uns das Wissen, unsere natürlichen und übernatürlichen Gaben, unsere Charismen, sind vom Heiligen Geist geschenkte Gaben. Deshalb setzen wir sie, wie Paulus sagt "zum Nutzen aller" vor allem zum Aufbau des mystischen Leibes Christi, der Kirche, ein.

3 Wozu ist Heiligenverehrung gut?

Verdeckt sie nicht den Zugang zu Gott? Ist sie nicht Unterscheidungsmerkmal zwischen evangelischen und katholischen Christen?
• Auf der einen Seite übersehen wir katholische Christen, dass das Konzil von Trient die Heiligenverehrung als gut und nützlich bezeichnet hat, nicht aber als heilsnotwendige Pflicht -(DS 1821);
• Auf der anderen Seite beachten die evangelischen Christen zu wenig, - wie ihre eigene Bekenntnisschrift die Confessio Augustana (21) betont, dass man der Heiligen gedenken soll, auf dass wir unseren Glauben stärken, so wir sehen, daß ihnen Gnad widerfahren.

Wenn die Kirche heute aller Heiligen gedenkt, dann aus einem dreifachen Grund:

3.1 - einmal, um Gott zu danken für seine Heiligkeit, die uns aus den Menschen entgegenleuchtet, die sich ihm ganz öffneten und in denen er regierte. Deshalb feiern wir an ihren Fest Gott dankend und anbetend die heilige Eucharistie.

3.2 - zum anderen, um von den Heiligen zu lernen, wie wir immer mehr von Gottes Heiligkeit erfüllt werden können, damit durch uns Gottes Heiligkeit sichtbar werde.

3.3 - zum dritten, um die schon ans Ziel Gelangten oder die noch mit uns auf dem irdischen Pilgerweg Voranschreitenden um ihre fürbittende Solidarität anzurufen. Denn die Kirche ist nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel eine anbetende und fürbittende zugleich.

4  Die Gemeinschaft der Heiligen - Überwindet die Grenze des Todes.

  • Ursprünglich bedeutet Gemeinschaft der Heiligen, dass wir als von Gott Geheiligte am Heiligen teilhaben indem wir sein Wort gläubig annehmen und im heiligen Mahl seinen geliebten Sohn empfangend.
  • Die am Herrenmahl Teilnehmenden verpflichten sich die Liebe Jesu in das alltägliche Leben hineinzutragen und zu leben. Da ist das Beispiel derer, die uns auf diesem Weg vorangegangen sind, und derer, die mit uns noch auf dem Weg sind, kostbar und notwendig.
  •  So feiern wir heute, dass wir auf unserem Lebens- und Glaubensweg nicht allein sind, sondern viele Begleiter und Fürsprecher haben. Deshalb dürfen wir dankbar und freudig im Glaubensbekenntnis sprechen:
"Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen."

 
 

[1] Lev 19,2
[2] 1 Petr 1,15
[3] GL 650-1
[4] GL 635-3

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