Predigten
Übersicht2009 HeiligeHomilie am Fest der Apostel und Paulus um 9.00 in St. Michel Neunkirchen a. Br.===>> Biblische und liturgische Texte der Messe vom Vorabend ===>> Gottesdienstvorlage ===>> Predigt im Orginalformat lesen oder als Pdf-Datei herunterladen
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vd 2009 |
Petrus und Paulus - Zeugen des Auferstandenen - Seitenaltar in St. Michael Neunkirchen (um 1750, Altarblatt 19.Jht.) - Auferstandener (15. Jht.) |
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VERANTWORTLICH GLAUBEN UND ZEUGNIS GEBEN1 Für Jesus Christus und sein Evangelium Zeugnis ablegen bedeutet, wie wir an Petrus sehen.Sich verantworten vor den Gegnern des christlichen Glaubens
- war für die Apostel selbstverständlich. Für Petrus war das eine Alltagserfahrung. Zur Ermutigung schreibt er den Christen." Wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsst, seid ihr selig zu preisen." Und: " Fürchtet euch nicht vor ihnen und lasst euch nicht erschrecken, sondern haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig!".2 Verantwortlich glauben bedeutet Rede und Antwort zu stehen.
- Man braucht dazu einen festen Stand. Diesen schenkt Christus, wenn wir ihn im Herzen heilig halten. So Jesus fest im Herzen tragend kann Petrus es wagen zu den ihn um Geld anbettelnden Gelähmten an der Schönen Pforte des Tempels zu sagen: "Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi des Nazoräers, geh umher!"3 Der heilbringende Name Jesu stellt den Gelähmten auf die Füße und lässt ihn Gott loben und preisen. Petrus wird von Johannes begleitet, der in einer besonders freundschaftlichen Beziehung zu Jesus stand. "Christus, den Herrn, heilig halten im Herzen"4 meint ganz bei ihm, wie er für die Menschen da sein. In der anschließenden Predigt legt Petrus Zeugnis für Jesus, den von Gott auferweckten Messias ab.5
- Freilich solches Verhalten ist für die Welt und auch für die obersten Religionswächter in Jerusalem verdächtig, haben sie doch diesen Jesus an die Römer ausgeliefert und ans Kreuz schlagen lassen. Diesen Jesus bekennt Petrus als den Messias Gottes, den die Propheten verkündet haben.
- Beide, Petrus und Johannes werden verhaftet, zur Rechenschaft gezogen. So geht nämlich die Geschichte weiter.6 Vom hohen Rat gefragt. "Mit welcher Kraft oder in wessen Namen habt ihr das getan?",7 antwortet Petrus freimütig, "im Namen Jesu Christi des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat."8 Was Petrus in seinem Brief später schreibt, ist also selber erlebte Wirklichkeit: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt;"9
- Aber damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Sie entgehen zwar dem Gefängnis, weil man das Volk fürchtete, das die Heilung des Gelähmten miterlebt hatte. Aber es wird ihnen verboten, "jemals wieder im Namen Jesu zu predigen und zu lehren."10 Mutig antworten beide: "Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben."11 Wissend wie schwer und gefährlich dies ist, beten die Ihren für sie: "Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten die Kraft, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden."12
- Wie alle anderen im Neuen Testament von Jesus und den Aposteln berichteten Wunder ist das Wunder der Heilung, unlösbar an den Glauben an Gott und das Vertrauen auf Gott gebunden. Das gilt für den, der Heilung ermöglicht, als auch für den, der sie erfährt. Petrus schenkt nicht aus eigener Kraft Heilung, sie kommt letztlich allein von Gott und sie geschieht im Namen Gottes oder seines von oten auferweckten Christus.
Für Jesus Christus und sein Evangelium Zeugnis ablegen bedeutet, wie wir an Paulus sehen, auch
Die Verkündigung des Glaubens verantworten vor der Gemeinde.
Die 2. Lesung13 zeigt:
- Paulus muss, wieso oft, sich selbst, seine Arbeit und sein Evangelium rechtfertigen. In den Gemeinden Galatiens herrscht Unruhe: verschiedene Mitglieder strenger judenchristlicher Prägung scheinen sowohl seine Legitimität als Apostel anzuzweifeln, als auch den in ihren Augen lockeren Umgang der Heidenchristen mit dem jüdischen Gesetz anzuprangern.
- Denkbar ist auch, dass einige Heidenchristen selbst die Beschneidung sogar wünschen, da sie mit ihr die Sozialzugehörigkeit zum Diasporajudentum und den damit verbundenen gesellschaftlichen Status und Schutz erhalten.
- Darüber hinaus werden wohl manche dem Apostel seine vorherige christenfeindliche Haltung noch nicht verziehen haben.
- Für Paulus ist ganz klar, dass das Damaskuserlebnis, von dem er immer sehr zurückhaltend berichtet, seinen Anspruch rechtfertigt, und er hat Selbstvertrauen genug, dies auch klar und deutlich zu Wort zu bringen. Hier im Galaterbrief14 wie auch im Korintherbrief,15 stellt der vormalige eifrige Jude Paulus seine Erfahrung als Offenbarung dar: es ist Gott selbst selbst, der ihn nicht nur an diesem bestimmten Punkt gerufen, sondern der ihn, gleich den Propheten des Alten Testamentes, seit jeher – schon im Mutterleib16 - dazu auserwählt hat. Seine Autorität, sein Anspruch gründen schlicht in Jesus Christus selbst, dieses Argument ist dem wortgewaltigen Apostel gerade stark genug.
- Er macht deutlich, dass dies weder seine Leistung und schon gar nicht sein Verdienst ist, sondern Gottes Gnade, Gottes liebendes sich ihm Zuwenden. Gott war es, der "mir in seiner Güte seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige, da zog ich keinen Menschen zu Rate." 17
- Obwohl er seine Berufung Gott verdankt, sucht er nach einer dreijährigen inneren Einkehr, nach einer Wüstenzeit, Petrus in Jerusalem auf, "um Kephas kennen zu lernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. “18 Unmittelbare Begnadung und Berufung verführen Paulus nicht dazu selbstherrlich das Evangelium zu verkünden. Er sucht vielmehr den Kontakt und Konsens mit den Altaposteln.19
Verantwortlich glauben
- heißt also vor allem "Christus, den Herrn, heilig halten im Herzen". Das Bekenntnis des Petrus zeigt beides, das Wissen um die eigene Sündhaftigkeit und die Liebe zum Herrn der Kirche. "Herr, du weißt alles, du weißt auch dass ich dich liebe." 20
- Bei Paulus heißt das so: "Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der «Missgeburt»." 21
- Verantwortlich glauben und den Glauben bezeugen verlangen immer zuerst, das Bewusstsein der eigenen Unwürdigkeit und die durch nichts verdiente Erwählung: "Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin." 22
- Aber gerade die unverdiente Zuwendung Gottes mobilisert den Willen und schenkt die Kraft, sich ganz und gar für das Evangelium einzusetzen. Darum fährt Paulus fort: "und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht - nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir." 23
- Verantwortlich glauben und den Glauben bezeugen heißt einem jedem Antwort geben, der uns nach dem Grund unserer Hoffnung, unseres Einsatzes für Jesus Christus und für seine Kirche fragt. Damit sind nicht nur Papst, Bischöfe, Priester, Diakone gemeint, sondern jeder und jede Getaufte und Gefirmte.
- Antwort geben, den Gegnern des christlichen Glaubens, aber auch denen, die innerhalb der Kirche den Glauben in Frage stellen oder wie Heiden handeln. Das Wissen des Herrn um unsere sündhafte Schwachheit und unser Bekenntnis, "Herr, du weißt alles, du weißt auch dass ich dich liebe," befähigt uns zu einer klaren, aber bescheidene Antwort, ob wir Priester oder Laien sind.
1Texte von der Messe am Vorabend: Apg 3, 1-10; Gal 1, 11-20; Joh 21, 1.15-19 2 1 Petr 3,14 f. 3 Apg 3,6 4 1 Petr 3,15 5 Apg 3,11-26 6 Apg 4,1-22 7 Apg 4,7 8 Apg 4,10 9 1 Petr 3,15b 10 Apg 4,18 11 Apg 4,20 12 Apg 4,29 13 Gal 1,11-20 14 Gal 1,12 15 1 Kor 15,9f. 16 Gal 1,15 17 Gal 1,16 18 Gal 1,18 19 ebd. 20 Joh 21,17b. 21 1 Kor 15,8 22 1 Kor 15,10 23 1 Kor 5,10b ===>> Zur Übersicht
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