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Samstag 20.04.2024, 08:12 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2009

Homilie in der Sonntagvorabenmesse am Fest Christkönig in St. Michael Neunkirchen

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 Königtum des Dienstes

Einführung des Christkönigsfestes 1925                

  • 1925 schrieb Papst Pius XI das Christkönigsfest für die ganze Kirche vor. Dies rief bei den einen Erstaunen und Freude hervor. Nicht gläubige Zeitgenossen aber nannten es klerikale Anmaßung. Die Kirche wolle den Herrschaftsanspruch über die Menschen untermauern. Sie wolle unter dem Deckmantel Christi politische Macht erringen.
  • Was war das für eine Zeit? Infolge des 1. Weltkrieges und der nachfolgenden Revolutionen waren fast alle Könige abgesetzt und monarchische Regierungsformen z.T. durch demokratische ersetzt worden. Es zerbrach eine mehr als 1000 Jahre alte Ordnung.
  • In Russland wurde die Zarenfamilie ermordet. Die brutale Diktatur der Bolschewiki trat an ihre Stelle.
  • 1933 wurden Hitler und die Nationalsozialisten von der Mehrzahl der Deutschen gewählt und begannen ihre Schreckensherrschaft. Hitler und Stalin ließen sich Führer nennen. Beide etablierten eine Schreckensherrschaft unter deren Folgen noch heute viele Menschen leiden.                         
  • Für die katholische Jugend wurde das Christkönigsfest zum großen Bekenntnistag. Sie zeigte damit ihre kritische Distanz zu Hitlers Herrschaft. Die katholische Jugend wurde von den Nazis verboten.
  •  Unter marxistischen Einfluss geratene Studenten sahen in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts Jesus als Revolutionär. Wenig später als die großen Rockstars in Massenveranstaltungen viele begeisterten, wurde Jesus zum Superstar. Immer wieder versuchten Menschen Jesus für sich und ihre Zwecke zu vereinnahmen.       
Seit der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils wird Jesus Christus am Letzten Sonntag des Kirchenjahres als König vor uns hingestellt.        
        

Von welcher Art ist sein Königtum?         
               
Jesus hat es immer abgelehnt sich zum irdischen König machen zu lassen.

  • Als die Menge nach dem Brotwunder ausruft: "Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll", erkennt Jesus, „dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein."[1]                          
  • Erst als er vor Pilatus als Gefangener steht, sein Tod bereits beschlossene Sache ist, antwortet er dem Repräsentanten der römischen Besatzungsmacht auf dessen Frage: "Bist du der König der Juden?" "Ja, ich bin ein König."
  • Die Polemik des Johannesevangeliums richtet sich gegen die politische Missdeutung der Person und des Auftrags Jesu durch die jüdische und römische Obrigkeit. Diese bekam durch die Aufschrift über dem Kreuz "Jesus von Nazareth, der König der Juden"[2] offiziellen Charakter.                         
  • Ausdrücklich bekräftigt Jesus vor Pilatus: "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt". Wäre dem so, dann würden ja seine Anhänger für ihn kämpfen. Darauf sagt Pilatus fragend: "Also bist du doch ein König?" Durch diese Frage gibt er Jesus Gelegenheit zu zeigen, wie seine Königsherrschaft zu verstehen sei. "Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme."[3]
  • Wahrheit meint im Johannesevangelium die "Wirklichkeit Gottes". Jesu Sendung ist es also, die Wirklichkeit Gottes zu bezeugen, das was von Gott her richtig und wahr ist, den Menschen kund zu tun. Einmal durch sein Wort, aber auch durch die Tat, durch seine ganze Existenz. Wer bereit und willens ist, die Dinge, das Leben, die Wirklichkeit von Gott her zu sehen, der wird auf Jesus hören, der gehört zu ihm und zu seinem Reich.                         
  • Als seine Jünger sich um die ersten Posten in einem von ihnen erwarteten politischen Messiasreich streiten, macht Jesus deutlich, dass seine Königsherrschaft im krassen Gegensatz steht zu den menschlichen Herrschaftsformen:  "Ihr wisst, daß die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.  Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“[4] Die Königsherrschaft Jesu ist ein Königtum des Dienstes.
  • Sein Herr Sein und seine Königsherrschaft besteht nicht in Pomp und unumschränkter Machtausübung. Er lebt ganz und gar dafür, dass die Menschen das Leben haben "und es in Fülle haben." Diese Aufgabe hört nicht auf, solange Menschen auf dieser Erde leben. Jede Generation muss diesen königlichen Dienst neu lernen, soll sie nicht in Unterjochung und Sklaverei versinken. Dazu sendet Jesus uns, seine Jüngerinnen und Jünger.
  • Dieses Königtum des Dienstes ist Vorarbeit für den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott heraufführen wird. Dann wird alles von der Herrlichkeit und den Leben Gottes durchdrungen sein.
  • Solange es die Kirche auf Erden gibt, ist sie keine Ecclesia triumphans, keine triumphierende Kirche, sondern eine "Ecclesia servans" eine dienende Kirche. Nur die Kirche im Himmel ist triumphierende Kirche. Die irdische Kirche schöpft die Kraft  für ihren Dienst in der Welt aus der Verbindung mit Christus, der unter uns war, wie einer der dient. Die irdische Kirche schaut aber auch voll Hoffnung auf die Kirche des Himmels. An ihr kann sie ablesen, dass am Ende aller Mühen und Hingabe die Herrlichkeit mit Christus bei Gott steht.       

Sich zu Christus, dem König zu bekennen, heißt:       

Ich versuche mein Leben an dem seinen auszurichten. Ich werde wie er dem Heil und dem Leben der Menschen dienen. Nicht die Mächtigen retten die Welt, sondern die Dienenden. Die schönste Verherrlichung und Anbetung Gottes, das schönste Zeugnis für seine Königsherrschaft ist der Mensch, der wie Jesus Christus, dem Leben, dem Heil, der Zukunft des Menschen dient.

                        
Es gibt viele Felder des Dienens.

Früher sagte man, wenn man zur Arbeit ging „Ich trete meinen Dienst an“. Heute geht man jobben. Das Geld, das Verdienen, steht heute im Vordergrund.

Und doch leben wir vom Dienst anderer.

  • Es gibt den Dienst der Familie, wo Eltern dem Leben, dem Heil, der Zukunft ihrer Kinder dienen.
  • Es gibt den Dienst der Priester und der geistlichen Berufe, um die von Gott Geheiligten „für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi“.[5]
  • In der Kirche vor Ort sind viele Dienste nötig, soll die Kirche Werkzeug des Heils sein. Der Dienst der Ministranten, des Kirchenchores, der Mesner, der Organisten, der Lektoren und Kantoren.
  • Unsere Wallfahrten und Prozessionen, unsere Teilnahme am sonntäglichen Gottesdienst sind ein gemeinsamer und öffentlicher Dienst der Anbetung Gottes. Miteinander legen wir Zeugnis dafür ab, dass Gott für uns wichtig ist.

Wir sind in der Kirche eine Gemeinschaft des Dienstes.

  • Es gibt den Notdienst der Feuerwehr, der Johanniter, des ASB, des Roten Kreuzes, der in Notsituationen Menschen beisteht.
  • Es gibt den öffentlichen Dienst, bei dem Menschen dem Wohl ihrer Mitmenschen dienen.
  • Es gibt den medizinischen und sozialen Dienst der Ärzte, der Kranken- und Altenpflegerinnen und Pfleger. Was wäre mit den Bewohnern unseres Altenpflegeheims, wenn am Samstag-Sonntag oder während der Nacht niemand Dienst machen wollte.
  • Es gibt den Dienst der Politik, der dem Wohl des Volkes und den internationalen Beziehungen dient.
  • Wir könnten diese Liste beliebig fortsetzen. Wenn jeder Lebensbereich seine höchste Würde und Auszeichnung darin sehen würde, zu dienen, dann bräuchte uns um die Zukunft nicht bange zu sein.
Wir singen „Christus, du allein, du sollst König sein für alle Welt und Zeit“. Das heißt nicht, der Herr wird’s schon richten. Es heißt vielmehr: sein Königtum des Dienstes soll mich, alle Welt und Zeit, ergreifen und leiten.


[1] Joh 6,15
[2] Joh 19,19
[3] Joh 18,37
[4] Mt 20,26f.
[5] Eph 4,12

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