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Donnerstag 18.04.2024, 04:28 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2007 (C)

Homilie zum Lied aus dem Gotteslob Nr. 560 und den Texten des Festes, gehalten in Rödlas - Maria, regina pacis - Königin des Friedens

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Christkönig, Halleluja, Halleluja[1]
1 Die Salbung Davids zum König von Israel – was hat das mit dem Christkönigsfest zu tun?

  • So habe ich mich bei der Vorbereitung auf den Christkönigssonntag gefragt. Vielleicht ging es ihnen beim Hören der 1. Lesung ähnlich. Was mag die Verantwortlichen der Liturgiereform zu dieser Auswahl bewogen haben?
  • Jahwe hat seinem Volk, das er sich aus allen anderen Völkern erwählt und aus Ägypten herausgeführt hat, nicht erlaubt, zu leben wie alle anderen Völker. Von ihm berufene Männer, ganz auf ihn hörend und ihm verantwortlich sollten das Volk führen.
  • Als der charismatische Richter und Prophet Samuel alt geworden war, kommen die Israeliten zu ihm und sagen: „Du bist nun alt, und deine Söhne gehen nicht auf deinen Wegen. Darum setze jetzt einen König bei uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern der Fall ist.“ Aber Samuel mißfiel es, daß sie sagten: „Gib uns einen König, der uns regieren soll.“ Samuel betete deshalb zum Herrn, und der Herr sagte zu Samuel: „Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen. Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein.“[2] Wenn aber Gott nicht mehr in den Herzen regiert, dann sind der Willkür und dem Machtmissbrauch Tür und Tor geöffnet. Das sollte Israel bald erfahren. Das erfahren viele Völker bis heute.
  • Im Auftrag Gottes muß Samuel den Israeliten die Konsequenzen aufzeigen, die ein König für sie bedeutet: Unfreiheit und drückende Steuern und Lasten. Aber die Israeliten bestehen auf einem König. Sie wollen sein, wie alle anderen Völker. Der König wird ihnen in dem schwermütigen Saul und dann in der großen Persönlichkeit Davids gegeben. Der Auftrag Gottes an ihn lautet: „Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein!“[3] Wie der Hirt für seine Herde sorgt, sie auf gute Weide führt, sie mit seinem Leben verteidigt, so soll es der König tun, der Gott gehorcht.
  • David kann zwar die Stämme Israels zu einem Reich vereinigen, aber schon nach dem Tod seines Sohnes Salomon kam die große Spaltung. Die meisten der Könige Israels gingen nicht die Wege Gottes. Sie brachten Unheil über das Volk. So wurde wahr, was Gott dem Samuel prophezeit hatte: „An jenem Tag werdet ihr wegen des Königs, den ihr euch erwählt habt, um Hilfe schreien, aber der Herr wird euch an jenem Tag nicht antworten.“ [4]
  • Dem von Menschen gewollten König stellt die Kirche uns heute den von Gott zum Hirten seines Volkes bestellten König Jesus Christus gegenüber:

2 Jesus – der wahre König auf Davids Thron

  • wird in seinem allumfassenden Reich das Getrennte vereinen. Er wird durch den Engel Maria als der angekündigt, dessen „Herrschaft kein Ende haben wird.“[5]

2.1 In dem Lied: „Gelobt seist du, Herr Jesu Christ“, wird in einprägsamen Bildern das Königtum Jesu Christi besungen.[6]

  • Jede Strophe schließt mit dem einprägsamen Refrain: „Christkönig, Halleluja, Halleluja.“ Entstanden ist das Lied am Ende des vergangenen Jahrhunderts, einer Epoche, die stark von dem Gedanken des Königtums Christi erfüllt war. Überhaupt ist das „Fest Christi des Königs“ noch ein sehr junges Fest: erst 1925 wurde es vom damaligen Papst Pius XI. eingeführt.
  • Es war eine Zeit, kurz nach dem ersten Weltkrieg, in der große und glanzvolle Monarchien, König- und Kaiserreiche zu Ende gegangen waren, die über Jahrhunderte hinweg die Geschichte der Völker wie die Geschicke der einzelnen Menschen geprägt hatten: in Deutschland, Österreich und Rußland. Es war eine Zeit des großen Umbruchs, politischer Umwälzungen.
  • Auch wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Amerika sorgt sich um den schwindenden Einfluss als Supermacht. Der amerikanische Politikberater und Publizist Robert Kagan meint, die Welt sei wieder zur Normalität zurückgekehrt, zum ganz gewöhnlichen Wettstreit um Macht allenthalben.[7]
  • Unter der Überschrift »Die Goldene Regel der Tyrannen« heißt es: Daran sind die zeitweise geschwächten Großmächte Russland und China maßgeblich beteiligt. Sie gebärden sich dabei im Einzelfall wieder ungewohnt barsch, ja aggressiv, wie man an jüngsten Reaktionen Moskaus und Pekings gegenüber Berlin und Washington sehen konnte. Drohungen, frühere Waffenbegrenzungs-Abkommen zu kündigen oder zielstrebig die kriegerischen Arsenale aufzurüsten, gehören wieder zum Ton, der hier die Musik macht. Daneben versuchen etliche mittlere Staaten, sich ins Spiel zu bringen und regionalen Einfluss auszubauen.[8]
  • Angesichts solcher Weltlage ist es gut, glauben zu dürfen, dass es ein Reich gibt, das nicht zusammenbrechen kann, das „ohne Ende währen“ wird; ein Reich, in dem das Geschick, das „Los“ jedes einzelnen Menschen in guten Händen liegt; ein Reich, in dem auch die Zukunft und alles, was „der Zeiten Schoß birgt“, stabil, sicher und ohne Willkür sein wird: das Reich des Königs Christus, der die Welt und den Tod besiegt hat.

2.2 Der Gedanke an diese Art von Herrschaft war und ist weder selbsttrügerische Hoffnung noch billiger Trost.

  • Was an diesem Fest und in diesem Lied über den König Christus gesagt wird, begründet sich vielfach in den Aussagen Christi selbst, der den Menschen das Reich Gottes verkündet hat. Eigentlich das ganze andere Reich, die ganz andere Herrschaft. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt!“ Bekennt der gefesselte, Jesus vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus.[9] Sein Königtum, seine Herrschaft ist also nicht von der Art irdischer Herrschaft und Macht.
  • Wie nur Gott selber kann Jesus von sich sagen: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ [10] Und weiter: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein."[11] Wir haben es hier in jeglicher Weise mit einem Gegenmodell zu bestehenden Vorstellungen von irdischer Herrschaft zu tun.
  • Das zeigen schon die Zusammenhänge, in denen der Titel „König“ für Jesus uns in den Evangelien begegnen: Der Säugling im Futtertrog eines Viehstalles wird als König gesucht,[12] die erbärmliche Gestalt vor dem Richter Pilatus als König geschmäht,[13] über dem am Kreuz erhöhten steht „König der Juden“.[14]
  • Viele Juden damals, von Aposteln angefangen, haben ihn als ihren König erkannt, die maßgebenden, herrschenden Kreise aber haben ihn verworfen. Und doch ist in diesem kleinen Kind, in der Spottgestalt am Kreuz Gott selbst den Menschen erschienen, haben wir in diesem liebevollen Leben und hingebungsvollen Sterben Christi etwas vom Wesen Gottes und der Art seiner Herrschaft erfahren.
  • Das Reich der Himmel, das Königreich Christi hat keine Grenzen, d.h. seine Liebe wendet sich allen Menschen zu, allen will er guter Hirt, Spender des Lebens sein. Und seine Herrschaft ist ohne Ende, ewig, weil Gott ewig ist und Christus in ihm (1. Strophe). Diese Grenzenlosigkeit beschränkt sich nicht auf irdische oder gar staatliche Grenzen. Alles, was im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ist, so heißt es im Brief an die Philipper, muß seine Knie beugen und bekennen: „Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes des Vaters.“[15] Denn nachdem er sich selbst erniedrigt hat, hat Gott ihn über alle erhöht.[16]
  • Er ist der Maßstab aller Schöpfung, ihr Anfang und ihr Ziel, Alpha und Omega, wie der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets lauten, oder A und 0, wie es im Lied heißt. Ihr Anfang ist Christus, weil er als das „Wort“ verstanden wurde, in dem Gott, die Welt erschaffen hat. Und als dieses Wort, das Fleisch geworden ist, hat er unter uns gewohnt. Ihr Ziel ist Christus, weil Gott alles in ihm vollenden und zu sich führen will. (2. Strophe) Das klingt zwar etwas allgemein, so wie ein Staat den meisten von uns als etwas Abstraktes, nicht Greifbares erscheint.

2 .3 Und doch will Christus jedem einzelnen von uns „zu Gericht oder Gnade gegenwärtig“ werden,

  • wie es Martin Luther einmal formuliert hat. Wir begegnen Christus ganz konkret in unseren Mitmenschen, vornehmlich in den „Geringsten“. In ihnen will er gesehen und geliebt werden. Denn »jeder Menschenseele Los« wird von ihm angenommen und zum Ziel geführt.
  • Wir hören sein Wort hier und jetzt. Im Evangelium steht er lebendig vor uns, so lebendig, daß wir ihn grüßen mit „Ehre sei dir, o Herr“ und „Lob sei dir, Christus.“
  • Wir empfangen ihn selbst im Mahl in der Gestalt des Brotes und Weines. So lebendig, daß wir angesichts der heiligen Speise wie der heidnische Hauptmann ihm sagen: „Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“
  • Und wie immer wir ihm begegnen, müssen wir uns auch ihm stellen. Er fordert uns auf: Kehrt um, das Reich Gottes ist nahe. Werdet anders, denn mein Königtum ist anders. Werdet zu Menschen, in denen etwas von dieser Liebe Gottes und meiner Liebe aufstrahlt.
  • So begegnet er uns auch am Ende der Zeiten, am Ende unseres Lebens: Die Evangelien schildern ihn uns als Richter, der darüber befinden wird, wie wir die Botschaft von seinem Königtum, des Reiches Gottes, verstanden und gelebt haben. Beten wir darum, daß wir uns seiner würdig erweisen, zu diesem Leben bei ihm und bei Gott finden zu können. „O sei uns nah mit deinem Licht, mit deiner reichen Gnade, und wenn du kommst zu dem Gericht, Christ in dein Reich uns lade.“[17]
Die Idee des Königtums Christi ist Ausdruck der Hoffnung auf eine »Herrschaft«, die ganz anders ist, als wir sie kennen, und in der wir uns wirklich aufgehoben und angenommen wissen dürfen. Daher singen wir aus ganzem Herzen »Christkönig, Halleluja«. Gelobt und gepriesen sei Jahwe, der uns Jesus als den König unserer Seele und unseres Lebens, den König der Zeit und Ewigkeit gibt, in dem Gott mit seiner ganzen Fülle wohnt[18] und in dem er uns alles schenken wird.[19]


[1] Liedpredigt am Christkönigssonntag (GL 560)
[2] 1 Sam 8,5-7
[3] 2 Sam 5,2
[4] 1 Sam 8,18
[5] Lk 1,33
[6] Monika Maßmann in :Liturgie Konkret digital 1998/11
[7] Christ in der Gegenwart 2007 (46) S. 383
[8] ebd. S.383
[9] Joh 18,36
[10] Joh 10,11
[11] Mt 20,25-27
[12] Mt 2,2
[13] Mt 27,11; 27,29
[14] Mt 27,37
[15] Phil 2,11
[16] Phil 2,19
[17] GL 560/4
[18] Kol 1,19
[19] Röm 8,32

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