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Donnerstag 28.03.2024, 13:34 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2009 (NB) Maria

Homilie im Hochamt des Festes »Maria Aufnahme in den Himmel« in St. Michael Neunkirchen am Brand

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Maria in den Himmel aufgenommen (1741)
Maria in den Himmel aufgenommen (1741)

Maria und die Kirche – Schwanger und in Wehen

In gewaltigen endzeitlichen Bildern

spricht die Lesung aus der Apokalypse des Johannes, gefangen auf der Insel Patmos während der ersten großen Verfolgung durch die damalige Weltmacht Rom, vom Drama der Erlösung.
      • Über allem der Tempel Gottes im Himmel, der geöffnet ist. Nach dem NT ist Jesus, der von Gott auferweckte und verherrlichte Christus, der Tempel Gottes[1] in dem Gott von den wahren Anbetern im Geist und in der Wahrheit angebetet wird.[2]
          • Im Tempel des Himmels wird die Bundeslade sichtbar. Sie barg nach Weisung Gottes an Mose die beiden von Gott am Sinai empfangenen Gesetzestafeln, die mit Manna gefüllte goldene Urne und den blühenden Stab Aarons.
  • Sie war der Ort der Gegenwart Gottes im Allerheiligsten des Tempels, das der Hohepriester nur einmal im Jahr am großen Versöhnungstag betrat, um das Volk Gottes zu entsühnen. In der Lauretanischen Litanei wird Maria mit dem Namen

»Foederis arca - Bundeslade Gottes«

  • angerufen. Maria wird mit Recht so genannt: Sie barg das Gesetz Gottes in ihrem Herzen.[3][4] Sie antwortete auf die Botschaft des Engels: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort."[5] Sie trug Jesus als vom Heiligen Geist gewirkte Frucht in ihrem Leib und gebar ihn uns, der in einem Ich-Bin-Wort von sich sagt: "Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist"[6] und "Wer dieses Brot isst, wird ewig leben."[7] Er ist das Manna der Unsterblichkeit.[8] In der heiligen Kommunion empfangen wir "seinen Leib, der von seiner Mutter Maria kam."[9] Maria gebar uns Jesus, den der Hebräerbrief unseren "erhabenen Hohenpriester", nennt, "der die Himmel durchschritten hat."[10] Sein Stab ist das Kreuz, das zum Baum des Lebens wurde. Es blüht und trägt immer Früchte.[11]
  • Die Frau der Apokalypse, Bild für Maria und die Kirche, schwanger und in Geburtswehen. Jesus, den Sohn Gottes in sich tragend und mit ihm lebend. In Geburtswehen, ihn unter Schmerzen in die Welt hinein gebären, durch die Verkündigung seines Evangeliums und durch das Bezeugen seiner Liebe, die bis zum Äußersten geht. Dazu sind wir auch als Kirche berufen.
  • Wie Maria Kirche sein, das ist das leuchtende Hoffnungsbild für die Welt, ja für die ganze Schöpfung. Die Frau mit der Sonne umkleidet, ganz von Christus erleuchtet und lebendig gemacht, der die Sonne unseres Heils ist. Der Mond als Zeitsymbol zu ihren Füßen zeigt, sie wird die Zeiten überdauern. Der Siegeskranz von 12 Sternen bezeichnet das zwölfstämmige Gottesvolk Israel einerseits und die Zwölfapostelkirche andererseits, beiden gehört sie. Beiden ist sie Vorbild im Glauben. 12 Sterne enthält die europäische Fahne. Christliche Europäer werden sich durch Maria und die Kirche hoffnungsvoll verbunden fühlen.

Die Lesung aber ist auch voll dunkler Bilder,

die Angst und Schrecken verbreiten. Der alles verschlingende Drache mit sieben Köpfen und  zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. Damals wie heute Bild für irdische und höllische Mächte, die gnadenlos ihre Macht ausüben. Die Geschichte seit der Geburt Christi ist voll von solchen Ereignissen, die Ausgeburten des Bösen sind. Denken wir nur an die Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts.
  • Die teuflischen Mächte bedienen sich sogar der Menschen unter der Maske des Religiösen, wie vor wenigen Tagen in Pakistan geschehen. Bei gewalttätigen Übergriffen aufgebrachter Muslime gegen Angehörige der christlichen Minderheit sind im Osten Pakistans acht Menschen ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, attackierten am Samstag hunderte bewaffnete Muslime ein von Christen bewohntes Viertel in der Stadt Gojra. Unter den Toten seien Frauen und Kinder.
  • Die Angreifer hätten zudem zwei Kirchen demoliert sowie mehr als 100 Häuser niedergebrannt oder geplündert. Auslöser des Gewaltausbruchs sollen Gerüchte gewesen sein, wonach die Christen den Koran geschändet hätten. Solche Behauptungen gehören zur Taktik, um gegen Christen vorzugehen und sich ihren Besitz anzueignen. Bereits in den Tagen zuvor waren in einem Dorf bei Gojra 75 Häuser von Christen in Flammen aufgegangen.
  • "Denken heißt zum Teufel beten" so der Titel des Romans über eine Jugendsekte. In Wirklichkeit werden die jugendlichen Anhänger mit raffinierten Psychotechniken abhängig macht und ausgebeutet.
  • Es gibt nicht nur Jugendsekten, die zum Teufel beten. Neuerdings wird auch in esoterischen Kreisen dazu aufgefordert zum Teufel Novenen zu halten, denn sein Wirken und seine Macht seien nötig um die Welt im Gleichgewicht zu halten. Adolf Hitler lässt grüßen. Natürlich gibt es auch gute gegensätzliche Kräfte z.B. Mann und Frau, die einander ergänzen.
Im Christentum geht es

Nicht um Jin und Jang, sondern um den Sieg der Liebe

  • Im Wellness Bereich können sie heute überall das aus dem chinesischen Taoismus stammende Zeichen für Jin und Jang finden. Nach der esoterischen Tradition ist jede Sache und jedes Ereignis zwei gegensätzlichen Kräften untergeordnet, die einander vervollständigen. Der ewige Kampf dieser Kräfte, ihr Wechsel, Gut und Böse, halte die Welt und den Kosmos im Gleichgewicht.
  • Die christliche Offenbarung widerspricht solcher Weltanschauung. Gott ist Liebe, Wahrheit und Leben. Mag das Widergöttliche, das in der Schrift Teufel und Satan genannt wird, sich noch so mächtig gebärden, möchte es die Frau, mit der sowohl Maria wie die Kirche gemeint ist, und ihr Kind, Jesus den Messias Gottes, am liebsten verschlingen, der Sieg des einzigen Gottes Jahwe, der in der Gestalt der Bundeslade und des aus Maria Mensch gewordenen und von Gott von den Toten auferweckten Christus in der Welt gegenwärtig ist, wird alles Widergöttliche überwinden.
  • Gott schenkt seiner Schöpfung in Blumen und Kräutern Freude und Heilung. Maria ist Bild für jenen Menschen, der sich ganz und gar dem positiven liebenden Einwirken Gottes öffnete. Mit »Siehe, ich bin die Magd des Herrn« stellt sie sich dem die Menschen und die ganze Schöpfung rettenden Plan Gottes zu Verfügung. Durch Gottes Gnade ist sie von Anfang an ganz und gar von jedem Gedanken der Absonderung von Gott und seinem Willen frei, stellt sie sich bedingungslos ihm und seinem Heil zur Verfügung. Darum können wir mit Elisabeth Maria seligpreisen: »Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.«[12]
  • So kann der sich ganz dem Willen und der Liebe Gottes hingebende Gottmensch Jesus in die Welt eintreten. Wird es möglich bis hinein in den grausamen Verbrechertod das Widergöttliche hinwegzulieben und es zu besiegen.
  • Auf Jesus Christus, auf seinen Tod getauft, sind wir berufen, wie es der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann in seinem Kreuzwegbuch beschreibt: »Christi Erlösungsleiden und -sterben will ein bohrender Aufruf sein, freiwillig in seine Nachfolge einzutreten und das Leid der Welt mit Ihm wegzulieben."[13] Nicht durch Jin und Jang wird der Mensch, wird die Welt heil, gibt es eine heilvolle Zukunft in diesem Leben und jenseits des irdischen Lebens, sondern allein durch die bis zum äußersten gehende Liebe.

Diesen Sieg verkündet die heutige Lesung mit der lauten vom Himmel her rufenden Stimme “Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten."[14]

  • Übersetzt ins Leben heißt das bei Paulus. „Christus ist von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen.“ Und weiter: "Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden."[15]
  • Für Paulus ist die Auferweckung Jesu Dreh- und Angelpunkt seiner Theologie, sie ist auch Garant für die eigene Auferstehung des Gläubigen. Der Apostel denkt die Auferstehung in einer gewissen Chronologie, wenn er von Christus als Erstem spricht, dann von denen, die zu ihm gehören und die ihm bei seiner Wiederkunft in die Auferstehung folgen werden.[16] Wer aber gehört mehr zu Jesus als Maria, seine Mutter?

Eine fragende Antwort

 Mutter Maria, mit Gaby Faber-Joclocy frage ich dich:
Hat deine Seele die Größe des Herrn auch unter dem Kreuz gepriesen?
Hast du auch dort geglaubt, dass er die Mächtigen vom Thron stürzt?
Hast du gespürt, wie er sich deiner erbarmt,
Und hast du über deinen Retter gejubelt,
Als sie dir deinen toten Sohn zurückgaben?
Unter dem Schmachpfahl stirbt wohl aller Jubel
Nicht Worte -  deine Haltung ist Antwort.[17]

Und ich selber darf zu dir sagen:
Du bist und bleibst bei Jesus unter dem Kreuz.
Vom Kreuz abgenommen liegt er tot in deinem Schoß,
aus dem er einst in diese Welt eintrat.
Du bist bei Jesus als er ins Grab gelegt wird
und der Stein ihn einschloss in die Erde.
Du bist bei den Seinen nach seiner Auferweckung von den Toten.
Du bist bei ihnen als sie betend
auf das Kommen seines Geistes warten.
Ganz erlöst bist Du jetzt bei ihm
als ganzer Mensch mit Leib und Seele.
Totus tuus! Ganz der Deine" (Wahlspruch Johannes Paul II)
Mit dir sind wir ganz die Seinen.
Jetzt und Jenseits dieser Welt und dieses Lebens.
Amen.

 

[1] Joh 2,21
[2] Joh 4,23f.
[4] Lk 2,51
[5] Lk 1,38
[6] Joh 6,41
[7] Joh 6,58
[8] Gl 483,8
[9] Gl 494
[10] Hebr 4,14
[11] Gl 204,1.2
[12] Lk 1,45
[13] (Hofmann, Friedhelm, Das Leid der Welt weglieben, Betrachtungen zum Kreuzweg im Würzburger Bischofshaus)
[14] Offb 12,10
[15] 1 Kor 15,22
[16] vgl 1 Kor 15,23
[17] Gaby Faber-Joclocy in Laacher Messbuch 2009

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