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Freitag 26.04.2024, 11:51 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homiliean Allerseelen in Hetzles St. Laurentius

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Für immer bei Gott zuhause [1]

1 Allerseelen am Sonntag

In diesem Jahr fällt der Allerseelentag auf den Sonntag. Jeder Sonntag erinnert uns an Ostern. In der Feier der Heiligen Messe wird das Paschamysterium, der Tod und die Auferstehung Jesu sakramental in unserer Mitte gegenwärtig, also für uns rettende und erlösende Wirklichkeit. In jeder heiligen Messe gedenkt die Kirche aller Verstorbenen, die auf Jesu Tod und Auferstehung getauft sind und im Glauben an ihn heimgegangen sind.

Der Allerseelentag will in uns das Bewusstsein stärken, dass wir in der Gemeinschaft der Heiligen – der von Gott in der Taufe, durch sein Wort und seine sakramentalen Heilsgaben Geheiligten – über den Tod hinaus miteinander verbunden bleiben.

Der Katechismus der Katholischen Kirche betont die bleibende Gemeinschaft mit unseren Verstorbenen „Durch den Tod werden wir ja keineswegs voneinander getrennt, denn wir gehen alle den gleichen Weg und werden uns am gleichen Ort wiederfinden. Wir werden nie voneinander getrennt sein, denn wir leben für Christus und sind jetzt mit Christus vereint; wir gehen ja zu ihm ... Wir werden alle miteinander in Christus beisammen sein".[2]

So wollen wir heute am Allerseelentag an Hand der gehörten Schrifttexte die Wegweisung wahrnehmen, die uns Gott geben will. In der Lesung aus dem Propheten Hosea hörten wir

2 Von der Wunde des Todes

Viele Wunden, die Menschen einander zufügen, können geheilt werden. Aber eine Wunde bleibt immer: die des Todes. Unser Schöpfer hat uns endlich, vergänglich geschaffen. Wir sagen es sei das Natürlichste auf der Welt, solange er uns nicht selber unmittelbar betrifft.

Existentiell aber bedrängend wird dies durch die im Tod vor sich gehende Trennung von einem geliebten Menschen. Aus der Sicht des Sterbenden ist es die Tatsache, dass dieser geliebte Menschen zurücklassen muss.

Nur wer wie Jesus im Leben und im Sterben, im Tod und jenseits des Todes, Gott als den ICH-BIN-DA erkennt, dessen Wunde wird von Gott verbunden und geheilt.

Bei den Prophetenworten: „Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf und wir leben vor seinem Angesicht,“  denkt der Christ an Jesus, den Gott nach dem Erleiden des Kreuzestodes am 3.Tag von den Toten auferweckt hat und der nun ganz mit ihm vereint leben darf.

Was aber heilt die Wunde des Todes?

2.1 Die Erkenntnis Gottes.

Alles hängt davon ab, dass wir umkehren zu Jahwe, dem Gott und Vater Jesu Christi. Gott erkennen bedeutet im biblischen Sprachgebrauch sich ganzheitlich auf diesen Gott einzulassen, sich an ihn hinzugeben, wie ein Mann an seine Frau und eine Frau an ihren Mann; dann geht uns auf, wer Gott wirklich für uns ist.

Wenn wir uns ihm so zuwenden, dann wird er ganz sicher wieder für uns da sein. Eindringlich belebend und unser ganzes Sein befruchtend wird dann die Zuwendung Gottes zu uns sein, „wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.“

Was steht dieser Heilung im Weg?

2.2 Unsere unbeständige Liebe

Unsere Liebe zu Gott vergeht oft so schnell wie Morgengewölk, wie der Tau in der Frühe. Erschütternd ist die Reaktion Jahwes. Nicht von Zorn oder Ablehnung ist zu hören, eher von Schmerz und Ratlosigkeit: „Was soll ich mit dir tun, Efraim? Was soll ich mit dir tun, Mensch?“

Wo Einsicht und Liebe fehlen, kann nur pädagogisches Handeln Sinn machen. Hosea begründet die harten Worte, die er im Namen Jahwes sprechen muss, mit darum. Darum muss die egoistische, oberflächliche Beziehung mit tödlichen Worten zerschlagen werden. „Darum schlage ich drein durch die Propheten.“

Das Eingreifen Jahwes wird als Recht, als Gottes Recht, erlebt. Es leuchtet auf in den fordernden Worten: „Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis nicht Brandofer.“ Gott will unsere dauernde Bindung und Hingabe. Sie sollen zur Lebensqualität werden.
Liebe zu Gott, Bindung an ihn, Hingabe? Ist das noch unser Sprachgebrauch und unsere Lebenspraxis? Und doch kommt es offensichtlich darauf an, soll Heilung werden für

3 Die Wunde der Heimatlosigkeit

Ungezählte Menschen des vergangenen Jahrhunderts bis heute – so in Syrien und im Irak - haben erlebt, wie bitter wahr die Worte Nietzsches sind: »Weh dem, der keine Heimat hat«.

Diese Worte gelten nicht nur für das Riesenheer der aus ihrer Heimat mit Gewalt Vertriebenen. Sie kennzeichnen überdies die Situation vieler Zeitgenossen, die den heimatlichen Boden nie verlassen mussten und gleichwohl keinen festen Boden unter den Füßen haben. Wenn es hart auf hart geht, stellen sie fest: »Nirgendwo bin ich wirklich ganz zu Hause«.

Wie und wo finden wir Heilung von dieser Wunde? In der 2. Lesung zeigt uns Paulus den Weg. Wir sollen

3.1 Bei Gott und in seiner Liebe zuhause sein

Allen, denen die Wunde der Heimatlosigkeit schmerzt, sagt Paulus: »Unsere Heimat ist im Himmel« (V. 20). Alles, was wir auf Erden an Heimatlichem erfahren dürfen, ist nur ein schwaches Bild von dem, was uns im Himmel zuteil wird.

3.2 Jesus Christus heilt unsere Wunden

Er will uns Anteil an seiner himmlischen Herrlichkeit geben. Er will uns nicht nur retten aus unserer Todverfallenheit, er will uns vielmehr für immer mit sich vereinen.

Und in ihm werden wir vereint sein mit all den Menschen, die hier in diesem Leben den Weg des Lebens und des Glaubens mit uns gegangen und in den Frieden Gottes heimgegangen sind.

Um uns das nahe zu bringen, gebraucht der Apostel ein kühnes Bild: „Christus wird unseren armseligen Leib verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes“ (V. 21). Der Wandlungsprozess, von dem der Apostel spricht, hat mit unserer Taufe angefangen. Durch sie wurden wir für immer in den Leib Christi eingegliedert. Seither kommt es darauf an, sich von seiner Lebenskraft beseelen und beleben zu lassen.

3.3 Was gefährdet diese unsere Heilung?

Wir setzen sie aufs Spiel, wenn wir glauben, alles selber machen zu können oder zu müssen, wenn wir uns nur um uns selber drehen. Das tun die Menschen, deren »Gott der Bauch« ist (V. 19). Ihr höchstes Gut sind ihre eigenen Bedürfnisse, gleich welcher Art sie sind.

Paulus braucht diese krasse Formulierung, um uns wach zu rütteln, damit wir unser ewiges Heil nicht aus Spiel setzen. Wir verlieren unsere wahre Heimat, wir gefährden unsere Zukunft, wenn wir so tun, als wären wir selber die Mitte der Welt.

Wer so lebt, erweist sich letztlich als »Feind des Kreuzes Christi« (V. 18), ist doch der gekreuzigte Heiland die wahre Mitte der Welt; denn er hat auch noch in der äußersten Erniedrigung bis zum letzten Atemzug geliebt. Ihn hat Gott auferweckt von den Toten. Das Wort des Propheten ist durch Jesus wahr geworden: „Durch seine Wunden sind wir geheilt.“[3]

An uns liegt es, dass ER die Herzmitte unseres Lebens wird. Jesus beim Beten zuhörend erfahren wir im 17. Kapitel des Johannes Evangeliums,

4 Woraus die Herzmitte, der Sinn unserer Existenz, gespeist wird.

Im seinem Hohenpriesterlichen Gebet sagt es Jesus vor seinem Vater uns. „Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht.“

4.1 Jesu geht hinüber in eine neue Seinsweise

Jesus weiß, seine Zeit ist gekommen, in diese andere Seinsweise hinüber zu gehen. Was zu sagen und zu tun war, hat er den Seinen mitgeteilt.

Doch es scheint noch etwas auszustehen. Jesus wendet sich an Gott. Seine Jünger und wir werden Zeugen seines Bilanzgebetes. Es fasst den Sinn seiner Sendung zusammen.

 Normalerweise ist es indiskret, einem persönlichen Gebet zu lauschen. Doch der Evangelist Johannes, der um Ostern, also um Jesu Auftrag, Willen und Leben wusste, hat dieses Gebet als Grundlage für den Glauben und als Lebenshilfe für Menschen in Christi Nachfolge veröffentlicht.

Es geht Jesus um die Erkenntnis des Lebenssinns seiner Jünger. Voraussetzung ist das Bekenntnis: Gott allein ist wahrhaft Gott.

Sicher geht es uns heute ähnlich wie den Jüngern damals: Viele selbst ernannte Götter locken zu einem glücklicheren Leben: Z.B. indem wir sagen, Gesundheit ist das höchste Gut. Sicher, sie ist ein hohes Gut, aber nicht das Höchste; denn wir werden sterben, vielleicht sogar gesund. Nicht egoistische Selbstverwirklichung schafft gelungens Leben, sondern Papst Franziskus sagt „Das Leben wird reicher, wenn man es hingibt; es verkümmert, wenn man sich isoliert und es sich bequem macht.“

Sowohl Benedikt XVI als auch Papst Franziskus stellen uns Maria als Beispiel gelungenen Lebens in der Hingabe vor Augen.

4.2 Christliche Lebenskunst

ist es mit dem Blick zum Himmel zu leben und dabei die irdische Wirklichkeit nicht aus den Augen zu verlieren.

Jesus bringt es kurz vor seinem Weggang aus diesem Leben noch einmal auf den Punkt: Wir erben von ihm ein gutes Verhältnis zu Gott seine Worte und Taten, seine frohe Botschaft. Das ermöglicht Lebenssinn. „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“

Das von Jesus Vererbte werden wir - wenngleich weniger selbstherrlich, sondern mehr zur Ehre und Verherrlichung Gottes - bei jeder sich bietenden Gelegenheit weitergeben in die dunklen Winkel wie in die Rampenlichter unserer Welt. Diese leuchten oft so grell auf und blenden, so dass das ewige Licht der Liebe Gottes fast nicht mehr wahrzunehmen ist.  Viele leben heute auf das Vergängliche zurückgeworden zukunftslos dahin.

Deshalb werden wir allen Mut zusammen nehmend den Gott und Vater Jesus Christi in seinem Geist zu bitten: Gott, schenke mir und meinen Brüdern und Schwestern einen Sinn für Jesu Leben, Sterben und Auferstehen, eröffne mir und ihnen den Lebenssinn für jetzt und für die Zukunft hier und jenseits des Todes; denn Du hast Jesus „Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt.“

[1] Homilie zu Hosea 6,1-6; Phil 3,17-21; Joh 17,1-5

[2] KKK 1690 Symeon v, Thessalonich, sep.

[3] Jes 53,5; 1 Petr 2,24

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