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Dienstag 16.04.2024, 12:39 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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Trauer und Tod

Homilie zur Messfeier f. Lorenz Mehl, 72 Jahre, ehrenamtlicher Kantor in St. Michael

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Singend geht der Christ gegen die Finsternisse an[1]

"Wer singt, der betet doppelt,"

sagt der heilige Augustinus. Daraus folgert er für den singend betenden Menschen: "Darum singe und schreite voran!" Singen beflügelt und befreit den Menschen, gibt seinem Leben Freude und Schwung.
  • Lorenz Mehl ging singend durchs Leben. Und er sang nicht nur weltliche Lieder, sondern auch und vor allem die Lieder Glaubens. Die Lieder des ersten Gottesvolkes, die Psalmen, die auch Jesus auswendig konnte und sang, inspirierten seit 2000 Jahren zahlreiche christliche Lieddichter. Lorenz Mehl hat sich immer gewissenhaft darauf vorbereitet. Mit Kraft und Hingabe sang er die Psalmen. Sie als Wort Gottes singend hat er sie Gott preisend der Gemeinde verkündet.
  • Wer Gott singend preist, den führt Gott hinaus in die Weite seiner Gedanken, seiner Liebe; dem öffnet er die Augen für die Anwesenheit Gottes in seiner Schöpfung, aber auch im Volke Gottes, in seiner Kirche, die sein Heilswerkzeug ist auf dem Weg durch die Zeit. Wem Gott eine gute Stimme gab, wer gelernt hat zu singen und das Wort Gottes am Herzen liegt, der sollte mit dieser Gnadengabe dem Herrn und seiner Gemeinde dienen. Es ist eine wunderbare Sache

Singend die Weite der Liebe und Größe Gottes verkünden

Die Psalmen sind vom Geist Gottes inspiriertes Wort Gottes, das verkündet werden muss.
  • Der Lenz hatte dies begriffen und darum hat er als Kantor dem Herrn und seiner Gemeinde gedient. Er hat sich nicht bestimmte Gottesdienste ausgesucht, sondern stellte sich zur Verfügung, wann und wo er dafür gebraucht wurde. Wer so dem Herrn dient, der geht daraus beschenkt hervor.
  • Wer die Psalmen als Wort Gottes singt, der wird bis in die Tiefe seiner Persönlichkeit hinein davon geprägt: Und bin sicher, dass der Lenz heute aus vollen Herzen betend und sich Gott hingebend mit dem Kantor singen konnte:
Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke, *
Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter,
mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge,*
mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.

Der Mensch muss gegen die Finsternis ansingen,

die sich auf die Seele legt, wenn Unheilsmächte uns zu verschlingen drohen, wenn uns Krankheit ans Bett fesselt oder Todesangst uns lähmen will.
  • Paulus und Silas, obwohl gefoltert, mit den Füßen im Block, ins Gefängnis eingesperrt, fangen in der Finsternis mitten in der Nacht an zu beten und Gott Loblieder zu singen. Die Mitgefangenen hören ihnen zu. So wird wahr:

Betendes Singen befreit, sprengt Ketten

Die Mitte der Nacht ist nach biblischem Verständnis der Anfang des Tages, da Gottes Wort Mensch wird. Mit "Stille Nacht heilige Nacht", besingen wir die Weihnacht. In der Mitte der Nacht wird Christus von den Toten auferweckt. Mit "O wahrhaft selige Nacht" besingt der österliche Preisgesang, das Exultet, die Osternacht.
  • Weil Paulus und Silas betend und singend Gott preisen, wird die Nacht im Gefängnis zur Nacht der Befreiung, in der Gott die Ketten der Gefangenen durch ein Erdbeben gesprengt und Kerkertüren für alle Gefangenen sich öffnen.
  • Weil die Gefangenen aber nicht fliehen, wird diese Nacht auch zur Befreiung und Rettung für den Gefängniswärter. Auf die Frage: Was muss ich tun, um gerettet zu werden? antworten Paulus und Silas: "Glaube an Jesus, den Herrn und du wirst gerettet werden, du und dein Haus." [2]
Wer singend zu Gott betet, singend ihn preist, an dem wird wahr, was der Psalm 18 singend verkündet:
Du, Herr, lässt meine Leuchte erstrahlen,
mein Gott macht meine Finsternis hell.
  • Lorenz Mehl war ja ein Mann mit einer positiven fröhlichen Gestimmtheit. Er konnte mit anderen gesellig feiern und singen. Er stellte sich aber auch den Schwierigkeiten und Problemen des Lebens, des Alltags und des Berufs aus der Kraft seines katholischen Glaubens. "Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern." Ja, er schwamm auch gegen den Strom, wenn sein durch den Glauben geformtes Gewissen es ihm gebot.

Was aber gibt einer solchen Grundstimmung des Lebens letzte Kraft und Gewissheit?

Es ist der Glaube an Jesus durch den uns Gott lebendig macht[3]

  • Der Lenz hat diesen Glauben ganz praktisch dadurch gelebt, dass er für die großen Ereignisse unser Erlösung, für der Feier von Tod und Auferstehung Jesu am Karfreitag, bei der Feier seines Leibes und Blutes an Fronleichnam sich mit seinem handwerklichen Können zur Verfügung stellte: Die Figuren und Altäre wurden unter seiner Leitung auf- und abgebaut oder auch repariert.
  • Aber sein Glaube zeigte sich nicht allein im äußeren Tun, sondern besonders auch darin, dass das Vermächtnis Jesu, seine letzter Willen, die Feier seines Todes und seiner Auferstehung, seines Opfers und Mahles, zum festen Bestand seiner gläubigen Praxis gehörten. Die Heiligung des Sonntags durch die Mitfeier der heiligen Messe waren ihm Bedürfnis und Quelle der Kraft. Denn darin feiern wir Gott, "der die Toten auferweckt und lebendig macht", und der auch Jesus, seinem geliebten Sohn, aufträgt "lebendig zu machen, wen er will".
  • Lenz glaubte daran, dass Gott "seinem Sohn das Gericht ganz übertragen hat, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren." Weil das so ist, sucht der Christ die Ehre Gottes am Sonntag nicht zuerst im Wald oder in der freien Natur, sondern indem Jesus ehrt. Und wir ehren Jesus und durch ihn Gott, wenn wir am Sonntag, am Tag der Auferstehung in seinem Namen zusammenkommen zu seinem Gedächtnis, also an ihn denkend seinen Tod uns seine Auferstehung feiern und in der Kommunion mit Leib und Seele eins werden mit ihm. Darin geht uns auf:

Durch Christus führt uns Gott in die Weite des ewigen Lebens

Nicht Furcht treibt uns am Sonntag in den Gottesdienst, sondern die Zusage Jesu: "Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen."
  • Der Lenz wusste als aufmerksamer Hörer des Wortes Gottes, das er in Lied und Psalm sich und uns einsang, so dass es in die Tiefe seines und unseres Menschseins dringen konnte: Die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben durchdringen jetzt schon in diesem Leben unsere Seele, unseren Geist und unseren Leib. Wer jetzt davon durchdrungen ist, der wird auch, wenn er gestorben ist, "die Stimme des Sohnes Gottes hören; und alle, die sie hören, werden leben."
  • Wir gehen deshalb zu Jesus, wir treten durch ihn und mit ihm und in ihm vor den unsichtbaren Gott, weil in Jesus das Leben des Vaters anwesend ist, das er an uns weiterschenkt. Durch ihn sind mit der Quelle des Lebens, des ewigen Lebens verbunden. Ewiges Leben meint ja die Fülle und Weite des göttlichen Lebens, die Fülle und Weite seiner Liebe, die Schönheit ohnegleichen ist.

Weil das so ist, können wir jetzt Eucharistie feiern.

  • Wir danken Gott durch Jesus Christus, für ihren Mann, Vater und Opa, für seinen lebendigen praxisnahen Glauben, für seine väterliche Liebe und Sorge um sie. Wir danken Gott für Lorenz Mehl, unseren Bruder im Glauben, in der Hoffnung und der Liebe, der dem Herrn und uns, seiner Jüngergemeinde, mit seinen Fähigkeiten gedient hat. Denn Gott wirkt in uns das Wollen und Vollbringen[4] des Guten noch über unseren guten Willen hinaus.[5]
  • Und wir stimmen ein in das Lied der Bitte und des Dankes, das Lorenz Mehl immer wieder in unserer Mitte bei der Messfeier gesungen hat: "Darum will ich dir danken, Herr, vor den Völkern, ich will deinem Namen singen und spielen."

Und mit dem Lenz bekennen wir gerade in unserem irdischen Abschiedsschmerz: "Du, Gott, führst uns hinaus ins Weite. Du machst unsere Finsternis hell." [6] In der Weite und Fülle göttlichen Lebens dürfen wir einander durch Jesus in Gott vereint wieder finden und miteinander für immer in Gott, der die Liebe ist, geborgen sein.


[1] Lesung: Apg 16,16-31; Antwortgs: Verse aus Psalm 18 GL 712/1+2; Evang: Joh 5,21-26
[2] Apg 16,31
[3] Joh 5,21-26
[4] Phil 2,13
[5] ebd.
[6] GL 712/1+2

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