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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Mitt­woch der 6. Wo­che im Jah­res­kreis Jak 1,19-27 in St. Michael Augustinuskapelle

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Se­hen und er­ken­nen, was vor Gott recht ist

1 Zu­sam­men­hang

Mit neu­er An­re­de und Auf­for­de­rung be­ginnt Ja­ko­bus eine wei­te­re Spruch­rei­he. „Denkt daran, meine geliebten Brüder.“ Ihre drei Ein­zelab­schnit­te schei­nen durch das Leit­mo­tiv „Wort und Tat" ver­bun­den.[1]

Die Mah­nung zum Hö­ren mag kon­kre­te Ge­mein­de­si­tua­ti­on im Auge ha­ben, ent­stammt aber alt­te­sta­ment­li­cher Spruch­weis­heit „Sei schnell be­reit zum Hö­ren, aber be­däch­tig zum Ant­wor­ten"[2]. In v 21 be­geg­net ein vor­ge­form­ter Text aus der urchrist­li­chen Tau­fer­mah­nung. „Darum legt alles Schmutzige und Böse ab. Seid sanftmütig und nehmt euch das Wort zu Herzen, das in euch eingepflanzt worden ist und das die Macht hat, euch zu retten.“[3]

Immer wieder stellt sich uns d­ie Frage­: Wer ist eigentlich ein Christ? Viel­leicht ant­wor­ten ­wir: Eine­r, der an­ Gott glaubt und sich zu Jesus Christus beke­nnt. D­er Verfa­sse­r des Jakobusbriefs hat da ­eine deut­licher­e Vo­rstellung. Er sagt:­ Seid Täter des Wo­rtes!

2  Aus­le­gung

Ja­ko­bus er­in­nert an Weis­heits­re­geln für das Ge­mein­schafts­le­ben. Sie ent­spre­chen dem, was „vor Gott recht ist". Die gott­ge­woll­te Ge­mein­schafts­ord­nung ist for­mu­liert im Ge­bot der Näch­sten­lie­be. Die­ses meint der Ver­fas­ser, wenn er vom „voll­kom­me­nen Ge­setz der Frei­heit" re­det. Die­ses ver­steht er als zen­tra­le Mit­te der Bot­schaft Jesu.

Er denkt nicht an die Frei­heit von der Enge des Ge­set­zes wie Pau­lus, son­dern ans Befreit sein zur Nächstenliebe. Aus ihr kann und darf sich der Christ nicht ent­las­sen.

Sein dau­ern­der Ein­blick in die­ses Ge­setz, die Be­trach­tung des of­fen­bar­ten Got­tes­wil­lens drän­gen zur Tat. Ja­ko­bus for­dert die­ses Han­deln in­di­rekt. Er mahnt zu un­ab­läs­si­gem Be­trach­ten des Ge­set­zes-Spie­gels. Die­ser aber ruft fort­wäh­rend zur Tat.

Wenn Ja­ko­bus vom voll­kom­me­nen Ge­setz re­det, sagt er ein Zwei­fa­ches:

1. Zum ei­nen be­zeich­net er das Ge­setz des Al­ten Bun­des als un­voll­kom­men und be­tont den ein­deu­ti­gen Vor­rang des Evan­ge­li­ums.

2. An­de­rer­seits er­klärt er die Bot­schaft des Neu­en Bun­des als voll­en­de­te Of­fen­ba­rung Got­tes. Für ihn ist Je­sus der Ge­ber ei­nes neu­en, voll­kom­me­nen, Frei­heit wah­ren­den und schen­ken­den Ge­set­zes, das Auf­ga­be ist und in der Tat er­füllt wer­den muß. Durch sie wird der Mensch glück­lich sein, wird er Heil fin­den im gött­li­chen Ge­richt.

3 Be­sin­nung

Ca­ri­tas. Näch­sten­lie­be  ist also not­wen­di­ge Fol­ge un­se­res Glau­bens.

Zu­nächst gilt es al­les "Schmut­zi­ge und Böse ab­zu­le­gen. Sanftmü­tig zu sein. Zu­rück­hal­tend im Re­den." Die­se drei Ver­hal­tens­wei­sen an den An­fang ei­nes je­den Ta­ges zu stel­len, wäre ein ge­wal­ti­ger Im­puls für ein christ­li­ches Le­ben.

Nur so räu­men wir das aus dem Weg, was sich zwi­schen uns und un­se­re Mit­men­schen stellt.

Dann gilt es, dass wir uns an un­se­re Tau­fe er­in­nern und uns das Wort zu Her­zen zu neh­men, das Gott durch sei­nen Geist in uns ein­ge­pflanzt hat. Es ist das Wort von der Got­tes, Selbst- und Näch­sten­lie­be. „Durch rech­tes Tun wer­den wir se­lig.“

Die Lie­be Got­tes, die uns durch Je­sus und sei­ne Kir­che zu­teil wird, will uns be­we­gen, de­nen bei­zu­ste­hen, die in Not sind.

Zu­gleich will es uns im­mun ma­chen ge­gen alle Beflec­kung durch die von Gott ab­ge­wand­te Welt.

So wer­den wir be­reit für ei­nen rei­nen und ma­kel­lo­sen Dienst vor Gott, dem Va­ter. So wird un­ser Le­ben zum Dienst Got­tes, es wird Got­tes­dienst. Das was wir bei der got­tes­dienst­li­chen Fei­er tun, stimmt dann mit un­se­rem Le­ben zu­sam­men. Erst dann sind wir als Chris­ten glaub­wür­dig.

Je­sus Chri­stus will uns in die­ser Stun­de durch sei­ne Lie­be be­we­gen und uns ver­wan­deln zu sol­chem Christ­sein. Er will uns zu Tä­tern des Wor­tes ma­chen.

Wie der Blin­de wer­den wir ihn bit­ten: Herr ma­che uns se­hend für die Wahr­heit und den Wil­len des Va­ters im Him­mel. Be­rüh­re die Au­gen un­se­res Her­zens und Gei­stes im­mer wie­der wie bei dem Blin­den, bis sie ganz und klar se­hen.

[1] V19 und V 22-25

[2] Sir 5,11

[3] V 21