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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie beim Klassentreffen des Abi-Jahrgangs 1953 in der Nagelkapelle des Doms

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Ich traue mich dir an auf ewig [1]
1 Gott wirbt um die Liebe seines Volkes
1.1 Gott selbst ist es, der durch den Propheten in der Lesung spricht,
  • was er mit seinem Volk vorhat, um es wieder zu gewinnen „Ich will meine untreue Braut in die Wüste hinaus führen und  um sie werben.“ Durch den Bund am Sinai ist er Israels Gott geworden. Das war Israels Jugend[2], die Zeit der ersten Liebe.
  • Zwischen jener Zeit und der des Propheten Hosea liegt die Geschichte der Untreue Israels.[3] Das Volk wird mit einer treulosen Gattin verglichen, die ihren Liebhabern, den Göttern Kanaans, nachläuft.
  • Das Verhältnis Gottes mit seinem Volk ist wie eine Ehe. Es geht also im Eins-werden und Eins-sein. Gott und Israel wie Mann und Frau.
  •  Gott kann nicht aufhören, sein Volk zu lieben: Alle Warnungen und Strafandrohungen Gottes haben nur das eine Ziel, Israel zur ursprünglichen Liebe und Treue zurückzurufen.
1.2 Die heutige Lesung spricht von der Wüste und vom Neuen Bund
  • das im Wohlstand Kanaans verkommene Israel muss wieder arm werden wie einst in der Wüste, wo es ganz auf Gott angewiesen war.
  •  Es muss begreifen („erkennen“), dass es auch die guten Gaben des Landes Kanaan nicht von den Baals-Götzen, sondern von Jahwe empfängt; der Gott der Wüste und der Armut ist auch der Gott des Kulturlandes und des Wohlstandes.
1.3 Tragender Grund der neuen Gemeinschaft, sozusagen die Brautgabe für den neuen Ehebund ist Gottes unwandelbare Treue.
  • "Ich traue dich mir an auf ewig;ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen,ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue".
  • Und was hat Israel zu tun? Jahwe erkennen (V. 22): Wie Mann und Frau in der Ganzhingabe einander erkennen, so erkennt Israel, wenn es sich ganz auf Gott einlässt und sich an ihn hingibt, dass er für sie die Quelle des Lebens und der Fels des Heils ist.
  • Kann es anerkennen, dass er der Herr ist. Wird es sagen mein Mann! und nicht mehr mein Baal! oder wie die anderen sog Hauptsachen alle heißen: Hauptsache es schmeckt, die Kasse stimmt, Hauptsache Gesundheit usw. Wer Gott erkennt und ihm den ersten Platz in seinem Leben einräumt, kann beglückt mit dem Antwort-Psalm 145 singen:
  • „Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade. Der Herr ist gütig zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.“
2 Was hat diese Verheißung mit uns zu tun?
2.1 In Jesus hat Gott den Neuen Bund geschlossen mit Menschen aus allen Sprachen und Völkern.
  • In der Taufe wurde uns dies von seiner Jüngergemeinde, seiner Kirche zugesagt.
  • Deshalb dürfen wir auf die uns heilende Kraft Jesu vertrauend ihm nahekommen und ihn in den Sakramenten - den Heilsgaben Gottes - besonders in der Eucharistie berühren, wie blutflüssige Frau im Evangelium.
  • Angesichts der im Alter zunehmenden Verluste von lieben Menschen - altersbedingter Minderungen und Krankheiten - dürfen wir wie der den Tod seiner Tochter beklagenden Synagogen-Vorsteher in unseren Verlusten und Todesnöten zu Jesus gehen und uns ihm anvertrauen. Er ist die Auferstehung und das Leben. So hat er sich bei der Auferweckung seines Freundes Lazarus geoffenbart.
  • Als ich vor zwei Jahren kurz vor Gertrauds Tod an ihrem Bett anfing zu weinen, sagte sie: "Weine nicht, wir gehören dem Herrn."
2.2 Auch wir kennen die Erfahrung Israels
  • Wer von uns musste nicht feststellen, dass die erste Liebe zu Gott, zu Jesus, zu seiner Kirche nachgelassen hat, ja vielleicht haben wir sie ganz aufgegeben. Wir haben den vergänglichen Dingen mehr vertraut als den ewigen Verheißungen Gottes? Wir haben uns vom der Geist dieser Welt verführen lassen?
  • Gott muss uns manchmal in die Einsamkeit der inneren Wüste führen, damit wir uns auf das Wesentliche besinnen: Woher komme ich - wohin gehe ich?
  •  Bin ich in lebendiger Beziehung zu ihm, meinem Ursprung und ewigem Ziel? Sein Name ist JAHWE - Ich-Bin-Der-Ich-Bin-DA- gestern, heute, morgen und in Ewigkeit.
  • Ich frage mich: Bin ich zu ihm wie eine Braut, die sich von ihm seit Ewigkeit geliebt weiß? Bin ich ihm im Alltag in liebender Treue verbunden, der mir trotz meiner Sünden und kleinen und großen Treulosigkeiten immer treu ist und mir jetzt und jenseits des Todes an der Fülle seines göttlichen Lebens Anteil schenken will?
2.3 Wir Menschen in westlichen Wohlstandsländern haben alles und sind doch unzufrieden.
  • Für die Zukunft sind wir einigermaßen abgesichert, aber manchmal beschleicht uns ein ungutes Gefühl der Unsicherheit. Wie wird es mit mir weitergehen? Wie wird das Ende meines irdischen Lebens vor sich gehen?
  • Bin ich bereit mich ganz in Gottes barmherzige Hand zu geben? Wird Sterben für mich die letzte Möglichkeit sein, wie Jesus auch in meinem Sterben Gott ganz gehorsam zu werden, weil Gott die Toten auferweckt zum ewigen Leben?
  • Das Gefühl der Sinnlosigkeit greift bei vielen Zeitgenossen wie eine Krankheit um sich. Bleibt uns nur der selbst gewählte Tod und das endgültige Verlöschen?
  • Nicht nur die irdischen Wüsten dehnen sich aus durch das ausbeuterische Verhalten gegenüber der Schöpfung, sondern auch die Wüsten in den Seelen.
  • Der Heilungs- und Befreiungsdienst von uns Priestern wird immer wichtiger. Das Gefühl von zerstörenden Mächten beherrscht zu werden kann eine Chance werden für die Umkehr zu Gott und der Erneuerung unserer Liebe zu ihm.

3 Gott jedenfalls scheint zuversichtlicher zu sein als wir Menschen
  • Solange es Kirche auf Erden gibt, solange wir atmen, wirbt Gott um die Liebe seines Volkes, um deine und meine Liebe. Er traut Israel und uns Christen mit seiner zuvorkommenden Liebe: „Sie werden mir bereitwillig dorthin folgen wie in den Tagen ihrer Jugend." Gott ist uns mit seiner barmherzigen Liebe immer voraus.
  • In der Taufe wurde uns die Offenbarung des dreieinigen und dreifaltigen Gottes übergeben mit der hochzeitlichen Zusage: „Ich traue mich dir an auf ewig. Ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue: Dann wirst du den Herrn erkennen.“


[1] Homilie zu Hos 2, 16.17b-18.21-22
[2] Hos V.17
[3] (Hos 2,4-17).