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2007

Homilie zu Hosea 6,1-6; Phil 3,17-21; Joh 17,1-5 an Allerseelen in Honings ”Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz« um 9.00

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Für immer bei Gott zuhause[1]
1000 Jahre Bistum Bamberg

  • Gestern vor genau 1000 Jahren am Allerheiligenfest 1007 wurde auf der Reichssynode zu Frankfurt durch Kaiser Heinrich unser Bistum Bamberg gegründet. Vom Erzbischof eingeladen durfte ich gestern den ganzen Tag diesen Geburtstag in Bamberg mitfeiern.
  • Über 1000 Jahre wurde der christliche Glaube in unserer Diözese von Generation zu Generation weitergegeben. Damit es im neuen Jahrtausend des Bestehens mit dem Glauben bei uns gut weiter geht, hat uns unser Erzbischof in seiner Predigt aufgerufen, das Wort der Heiligen Schrift mit Eifer und Liebe in uns aufzunehmen, um Jesus Christus in seiner Kirche den Weg in die Zukunft zu gehen.
  • So wollen wir auch heute am Allerseelentag auf die Schrifttexte hörend begreifen, welche Wegweisung uns Gott geben will.

Die Wunde des Todes

  • Ist es Gott, der Wunden schlägt? Viele Wunden fügen Menschen einander zu. Aber eine Wunde bleibt immer: die des Todes. Unser Schöpfer hat uns endlich, vergänglich geschaffen. Wir sagen es sei das Natürlichste auf der Welt, solange er uns nicht selber unmittelbar betrifft. Existentiell bedrängend wird dies aber durch die im Tod vor sich gehende Trennung von einem geliebten Menschen. Aus der Sicht des Sterbenden ist es die Tatsache, dass dieser geliebte Menschen zurücklassen muss.
  • Nur wer wie Jesus im Leben und im Sterben, im Tod und jenseits des Todes, Gott erkennt als den ICH-BIN-DA, dessen Wunde wird von Gott verbunden und geheilt.
  • Bei den Prophetenworten: „Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf und wir leben vor seinem Angesicht,“ denkt der Christ an Jesus, den Gott nach dem Erleiden des Kreuzestodes am 3.Tag von den Toten auferweckt hat und nun ganz mit ihm vereint leben darf.
Was aber bewirkt Heilung der Wunde? Es ist

die Erkenntnis Gottes.

  • Alles aber hängt davon ab, dass wir umkehren zu Jahwe, dem Gott und Vater Jesu Christi. Gott erkennen bedeutet im biblischen Sprachgebrauch sich ganzheitlich auf diesen Gott einzulassen, sich an ihn hinzugeben, wie ein Mann an seine Frau und Frau an ihren Mann; dann geht uns auf, wer Gott wirklich für uns ist.
  • Wenn wir uns ihm so zuwenden, dann wird er ganz sicher wieder für uns da sein. Eindringlich belebend und unser ganzes Sein befruchtend wird dann die Zuwendung Gottes zu uns sein, „wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.“ Aber es gibt Hindernisse, die sich der Erkenntnis Gottes in den Weg stellen. Es ist

Unsere unbeständige Liebe

  • Unsere Liebe zu Gott vergeht oft so schnell wie Morgengewölk, wie der Tau in der Frühe. Erschütternd die Reaktion Jahwes. Nicht von Zorn oder Ablehnung ist tu hören, eher von Schmerz und Ratlosigkeit: Was kann ich für dich tun, Mensch?
  • Wo Einsicht und Liebe fehlen, kann nur pädagogisches Handeln Sinn machen. Hosea begründet die harten Worte, die er im Namen Jahwes sprechen muss, mit darum. Darum muss die egoistische, oberflächliche Beziehung mit tödlichen Worten zerschlagen werden.
  • Das Eingreifen Jahwes wird als Recht, als Gottes Recht, erlebt. Darum will ich seine Worte, seine Liebe, will ich dauernde Bindung und Hingabe. Sie sollen zur Lebensqualität werden. Liebe zu Gott, Bindung an ihn, Hingabe? Sind das noch unser Sprachgebrauch und unsere Lebenspraxis? Und doch kommt es offensichtlich darauf an,

Bei Gott und in seiner Liebe zuhause sein.

  • Ungezählte Menschen des vergangenen Jahrhunderts bis heute haben erlebt, wie bitter wahr die Worte Nietzsches sind: »Weh dem, der keine Heimat hat«. Diese Worte gelten nicht nur für das Riesenheer der aus ihrer Heimat mit Gewalt Vertriebenen. Sie kennzeichnen überdies die Situation vieler Zeitgenossen, die den heimatlichen Boden nie verlassen mussten und gleichwohl keinen festen Boden unter den Füßen haben. Wenn es hart auf hart geht, stellen sie fest: »Nirgendwo bin ich wirklich ganz zu Hause«.
  • «Allen, die sich in dieser Lage finden, sagt Paulus: »Unsere Heimat ist im Himmel« (V. 20). Alles, was wir auf Erden an Heimatlichem erfahren dürfen, ist nur ein schwaches Bild von dem, was uns im Himmel gegeben wird.
  • Das größte Geschenk ist Christus selber. Er will uns Anteil an seiner himmlischen Herrlichkeit geben. Er will uns nicht nur retten, er will uns für immer mit sich vereinen. Und in ihm werden wir vereint sein mit all den Menschen, die hier in diesem Leben den Weg des Lebens und des Glaubens mit uns gegangen und in den Frieden Gottes heimgegangen sind.
  • Um uns das nahe zu bringen, gebraucht der Apostel ein kühnes Bild: Christus wird unseren armseligen Leib verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes (V. 21). Der Wandlungsprozess, von dem der Apostel spricht, hat mit unserer Taufe angefangen. Durch sie wurden wir für immer in den Leib Christi eingegliedert. Seither kommt es darauf an, sich von seiner Lebenskraft beseelen und beleben zu lassen.
  • Dies setzen wir aufs Spiel, wenn wir uns nur um uns selber drehen. Das tun die Menschen, deren »Gott der Bauch« ist (V. 19). Ihr höchstes Gut sind ihre eigenen Bedürfnisse, gleich welcher Art sie sind. Paulus braucht diese krasse Formulierung, um uns wach zu rütteln, damit wir unser ewiges Heil nicht aus Spiel setzen. Wir verlieren unsere wahre Heimat, wir gefährden unsere Zukunft, wenn wir so tun, als wären wir selber die Mitte der Welt. Wer so lebt, erweist sich letztlich als »Feind des Kreuzes Christi« (V. 18), ist doch der gekreuzigte Heiland die wahre Mitte der Welt; denn er hat auch noch in der äußersten Erniedrigung bis zum letzten Atemzug geliebt. An uns liegt es, dass er auch die Herzmitte unseres Lebens wird.
  • Jesus beim Beten zuhörend können wir im 17. Kapitel des Johannes Evangeliums hören, woraus

Die Herzmitte, der Sinn unserer Existenz,
gespeist wird.

  • Jesus weiß, seine Zeit ist gekommen, in eine andere Seinsweise hinüber zu gehen. Was zu sagen und zu tun war, hat er den Seinen mitgeteilt. Doch es scheint noch etwas auszustehen. Jesus wendet sich an Gott. Seine Jünger und wir werden Zeugen eines Gebetes, eines Bilanzgebetes. Normalerweise ist es indiskret, einem persönlichen Gebet zu lauschen. Doch der Evangelist Johannes, der um Ostern, also um Jesu Auftrag, Willen und Leben wusste, hat dieses Gebet als Grundlage für den Glauben und als Lebenshilfe für Menschen in Christi Nachfolge veröffentlicht.
  • Es geht Jesus um Leben, um die Erkenntnis von Lebenssinn bei seinen Jüngern. Voraussetzung ist das Bekenntnis: Gott allein ist wahrhaft Gott.
  • Sicher geht es uns heute ähnlich wie den Jüngern damals: Viele selbst ernannte Götter locken zu einem glücklicheren Leben: Z.B. indem wir sagen Gesundheit ist das höchste Gut. Sicher, sie ist ein hohes Gut, aber nicht das Höchste; denn wir werden sterben.

Es ist wahre Lebenskunst,

  • mit einem Blick auf den Himmel zu leben und sich dabei ein Auge für die Welt zu bewahren. Deshalb bringt Jesus es kurz vor seinem Weggang noch einmal auf den Punkt: Wir erben von ihm ein gutes Verhältnis zu Gott sowie seine Worte und Taten, seine frohe Botschaft. Das ermöglicht Lebenssinn. „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“
  • Davon werden wir - wenngleich weniger selbstherrlich, sondern mehr zur Ehre und Verherrlichung Gottes - bei jeder sich bietenden Gelegenheit weitergeben in die dunklen Winkel wie in die Rampenlichter unserer Welt, die oft so grell aufleuchten und blenden, so dass wir das ewige Licht der Liebe Gottes nicht mehr wahrnehmen und zukunftslos dahinleben.
  • Es sei denn, wir haben den Mut, den Gott und Vater Jesus Christi in seinem Geist zu bitten: Gott, schenke mir einen Sinn für Jesu Leben, Sterben und Auferstehen, eröffne mir Lebenssinn für jetzt und einst; denn Du hast Jesus Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt.


[1] Homilie zu Hosea 6,1-6; Phil 3,17-21; Joh 17,1-5

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