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Mit Paulus offene Türen entdecken

Spurensuche bei Klausurtagung mit dem Kirchengemeinderat

Was hat Gott mit unserer Gemeinde vor? Welchen Weg führt er uns?

Diese Grundfrage stand hinter der Klausur des Kirchengemeinderates St. Markus in Eislingen. Ziel war mit dieser Fragestellung auf die Gegenwart und Zukunft der Kirchengemeinde zu schauen. Ein Abend (Freitag) und ein ganzer Tag (Samstag) standen dafür zur Verfügung. Der erste Schritt am Freitagabend sollte dem Ankommen dienen. Auf Tischen lagen alle möglichen alltäglichen Gegenstände aus. Ebenso lagen verschiedenste Taschen bereit: Rucksäcke, Einkaufstaschen, Reisetaschen… Die Mitglieder des Kirchengemeinderates waren eingeladen, sich erst eine Tasche auszusuchen und dann einzelne Gegenstände auszuwählen, die sie irgendwie an etwas erinnern, das sie gerade im alltäglichen Leben beschäftigt. Nach einer gewissen Zeit kamen alle im Stuhlkreis zusammen. Jeder konnte anhand der Dinge aus seiner Tasche ein wenig erzählen, was ihn oder sie gerade beschäftigt. Einer von diesen Gegenständen konnte in die Mitte gelegt werden: Was sollte auch während der gemeinsamen Zeit hier präsent bleiben? Alle anderen Gegenstände wanderten in die Tasche zurück und wurden an der Gardarobe aufgehängt, um deutlich zu machen: das legen wir jetzt bewusst beiseite, um es am Ende der Klausurtagung wieder aufzunehmen. Bemerkenswert war, dass sich am Ende der Tage zeigte, dass alle Gegenstände, die bewusst in die Mitte gelegt wurden, in irgendeiner Weise auch Bedeutung für das hatten, was im Lauf der Klausur Thema war.

Fortsetzung nach den Bildern

Offene Türen in unserer Gemeinde

Hat er nicht zu aller Zeit uns bisher getragen…“- der Blick zurück

Ein zweiter Schritt stand für den Freitagabend an. Eine große Papierrolle wurde quer durch den Stuhlkreis ausgerollt. Eine kurzer Impuls folgte: Gott schreibt Geschichte mit den Menschen - das hat sich in der Heiligen Schrift (in Schriftrollen) niedergeschlagen. Er schreibt auch mit uns Geschichte. Darauf folgte eine Einladung zu einer persönlichen Spurensuche: Wo glaube ich, dass Gott mich oder unsere Gemeinde in den letzten Wochen und Monaten geführt hat? Wo glaube ich, seine Spuren zu entdecken? Farbige Zettel und dicke Filzstifte standen bereit, um Stichworte festzuhalten. Nach einer Zeit der Stille erfolgte ein Austausch über die gefundenen Spuren. Eine große Fülle an „Spuren“ – auch mit vielen sehr persönlichen Beiträgen kamen zusammen. Die Zettel wurden auf die Schriftrolle geklebt: Dazu kam das Wort aus dem Lied „Hat er nicht zu aller Zeit uns bisher getragen… und geführt“ (Singt dem Herrn ein neues Lied, GL 268). Ein kurzes Abendgebet in der Runde beendete den Tag. (Zumindest offiziell: in der Trinkstube des Bildungshauses gab es noch eine gemütliche Runde…)

„Als der Herr mir eine Tür öffnete“

Am Samstagvormittag kam nun der Apostel Paulus ins Spiel. Seine Geschichte mit besonderem Fokus auf Apg 16, dem Schritt von Kleinasien nach Europa stand im Mittelpunkt. Mit großen Tüchern war auf dem Boden in der Mitte des Stuhlkreises ein Bodenbild vorbereitet: Braune Tücher skizzierten Kleinasien und Europa, ein großes blaues Tuch dazwischen das Meer. In erzählerischer Weise wurden zunächst aus dem Blickwinkel des Paulus erzählt: Paulus blickt auf sein Leben zurück, auf seine Ausbildung, seine Berufung, seine vielen Wege. Dann rückt eine Geschichte besonders in den Blickpunkt:

„6 Weil ihnen aber vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort in der Provinz Asien zu verkünden, reisten sie durch Phrygien und das galatische Land. 7 Sie zogen an Mysien entlang und versuchten, Bithynien zu erreichen; doch auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht. 8 So durchwanderten sie Mysien und kamen nach Troas hinab. 9 Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! 10 Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden. 11 So brachen wir von Troas auf und fuhren auf dem kürzesten Weg nach Samothrake und am folgenden Tag nach Neapolis.“ (Apg 16)
Paulus schreibt im Rückblick selber darüber: „12 Als ich dann nach Troas kam, um das Evangelium Christi zu verkünden, und mir der Herr eine Tür öffnete, 13 hatte mein Geist dennoch keine Ruhe, weil ich meinen Bruder Titus nicht fand. So nahm ich Abschied und reiste nach Mazedonien.“ (2 Kor 2)

Paulus will das Evangelium in der ganzen Welt verkünden, das ist seine große Vision. Er lässt sich dabei aber von Gott leiten. Manchmal verschließt der Geist Gottes sogar Türen – wie für ihn in dieser Situation in Kleinasien – und öffnet ihm durch den Ruf des Mazedoniers eine ganz neue Tür.

Mit biblischen Erzählfiguren („Egli-Figuren“) konnte die Geschichte bildhaft nachgestellt werden: Auf der einen Seite Paulus auf der anderen Seite des Meeres der Mazedonier, der ruft. Foto des Mosaikbildes aus der Kirche in Neapolis „Paulus betritt Europa“ rundete die Einführung zu Paulus ab.

Geschlossene und geöffnete Türen – hier und jetzt

Der Blick sollte nun wieder auf unsere Gemeindesituation gelenkt werden. Gott führt auch uns durch geöffnete Türen. Wo erleben wir geschlossene und geöffnete Türen? Auf Tischen lag eine Vielzahl von Fotos aus: Geschlossene und geöffnete Türen. Alle Teilnehmer waren nun eingeladen, diese Bilder zu betrachten und sich von ihnen inspirieren zu lassen: Wo erlebe ich in unsere Gemeinde Menschen, Gruppen, Situationen, Konstellationen und Ereignisse, die wie offene oder geschlossene Türen sind. Jeder konnte die Bilder wegnehmen, die ihn besonders ansprachen und mit einer Karte beschriften. Wichtig war der Hinweis, dass es nicht um abstrakte Dinge geht, nicht um Wunschträume, o.ä., sondern um konkrete Erlebnisse und Situationen – um Dinge der Realität – „Realitäten“. In einer Austauschrunde wurden die Dinge vorgetragen und gesammelt. Das Bodenbild mit den drei Bereichen „Kleinasien“ – für die geschlossenen Türen, das „Meer“ für die geöffneten Türen und „Europa“ waren hilfreich, um die genannten Dinge zu sortieren. Der Bereich „Europa“ war insofern wichtig, weil er Stichworte aufnehmen konnte, die doch eher in den Bereich des Abstrakten oder Visionären gingen, wie z.B. „Mehr miteinander der Gemeinden in der Seelsorgeeinheit“. Eine solche Nennung ist zwar keine „Realität“, aber doch eine Sehnsucht, die auch wichtig ist, und so ihren Platz bekam. Für einzelne Teilnehmer war es mitunter schwer, eine verschlossene Tür auch wirklich in Kleinasien zurückzulassen und dort abzulegen. Zu groß war der Wunsch: „Da müsste doch etwas gehen.“ Aber auch da war der Blick auf Paulus hilfreich. Es ist nötig, diese in „Kleinasien“ zurückzulassen, aber auch Paulus kam ja wieder dorthin zurück: Vielleicht tut sich da ja später mal eine Tür auf.

Das Hauptaugenmerk sollte auf den Türen liegen, die wir jetzt als geöffnet erleben. Darin sind die Weghinweise Gottes versteckt. Hier unterscheidet sich der Ansatz bei den geöffneten Türen von sonstigen Methoden der Visionsarbeit: Wir müssen nicht alles tun, auch wenn es noch so wichtig ist - es reicht, den geöffneten Türen zu folgen. Das ist Gottes Weg für uns. Das ermöglicht vieles andere, das deswegen nicht schlecht ist, zurückzulassen.

Auf zu neuen Kontinenten…

Ein letzter Schritt stand am Samstagnachmittag an - die Frage: Wohin führen uns die geöffneten Türen? Verschiedene Türen, die mit ähnlichen Stichworten beschrieben waren, wurden thematisch zusammengelegt. Die Gruppe wurde in Kleingruppen aufgeteilt. Die einzelnen Teilnehmer konnten sich nach Interesse zusammenfinden. Jede Gruppe bekam ein Plakat in der Form eines Kontinentes mit und einige Impulsfragen: Wie ist der Kontinent zu benennen, auf den uns die offenen Türen führen? Gibt es Unterbereiche, „Länder“ auf diesem Kontinent? Was zieht mich dahin? Wie könnte ein erster Schritt aussehen, der uns auf diesen Kontinent führt? Die Plakate konnten mit Stichworten beschriftet werden. Im anschließenden Plenum wurden die Ergebnisse zusammengetragen. Die Kontinente wurden auf dem Boden ausgelegt. Am Schluss stand ein kleines Abschlussritual: Jeder konnte „seine“ Tasche holen und bewusst auf den Kontinent stellen, der ihn am meisten lockte – nach dem Motto: „Ich habe meine Tasche schon mal da – ich komme dann nach.“

Die Schriftrolle kann weitergeführt werden…

Die große Fülle an Türen und Themen, die im Lauf dieses Klausurtages aufgekommen ist, konnte abschließend gar nicht besprochen werden. Aber das ist auch gut so. Das bietet die Möglichkeit, in den nächsten KGR-Sitzungen immer wieder mal einen Kontinent hervorzuholen und gezielt an dem einen oder anderen Aspekt zu arbeiten. Die Kontinente und die Zettel mit den geöffneten Türen sind inzwischen auch auf die Schriftrolle aufgeklebt. Es bleibt weiterhin ein spannendes Experiment, auch mit einer Gruppe mit dem Mittel der „Pastoralen Schriftrolle“ zu arbeiten. Laufend kann die Schriftrolle ergänzt und aktualisiert werden. So werden vielleicht im Lauf der Zeit auch Linien und Wege Gottes für uns und unsere Gemeinde sichtbar. Wie die Schriftrolle mit ihrer vorsehungsgläubigen Sichtweise auch noch weiteren Kreisen in der Gemeinde über den KGR hinaus erschlossen werden kann, ist nun weiterhin eine reizvolle Aufgabe…

Pfarrer Bernhard Schmid,
St. Markus und Liebfrauen, Eislingen

Planung der Klausurtagung (pdf)

Homepage der Pfarrgemeinde

 
 

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