Zum 19. Mal begingen die Pfarrgemeinde Vallendar, die Gemeinschaft der Pallottiner und die Gemeinschaften des Schönstattwerkes beim Urheiligtum in Schönstatt gemeinsam die Pfingstnovene. Das gemeinsame Thema lautete: Heiliger Geist, in deiner Kraft ein mutiges Ja zu . . . Die Priestergemeinschaften der Schönstattbewegung wählten für ihren Beitrag als ihr spezielles Thema: . . . . Ja zum Aufbruch im Umbruch.Im Rahmen dieses Themas wurde beim Novenengebet am 24. Mai folgendes Zeugnis gegeben: Aufbruch im UmbruchIch möchte etwas von meinen Erfahrungen einbringen, die ich als Seelsorger und Pfarrer von sechs Pfarrgemeinden gemacht habe. Es waren verschiedene Erfahrungen; ich möchte positive Erfahrungen berichten, weil man die oft übersieht. Wenn man positive Erfahrungen übersieht, dann übersieht man das Wirken des Heiligen Geistes. 1994 kam ich als Pastoraler Mitarbeiter in einen Pfarrverband von sechs Pfarreien in acht ländlichen Orten im Umfeld der Liebfrauenhöhe; drei Jahre später habe ich diese Gemeinden als leitender Pfarrer übernommen. Dieser Pfarrverband hatte sich erst kurz zuvor gebildet. Vier dieser Pfarreien hatten sich während der langen pfarrerlosen Zeit – beraten und begleitet von einer Marienschwester, die Mitarbeiterin im Seelsorgereferat der Diözese war – zu einer gemeinsamen Gemeindeerneuerung entschlossen. Als ich dort hinkam, waren die Vorbereitungen dazu in vollem Gange. Mich hat von Anfang an beeindruckt, dass hier vier selbständige Pfarrgemeinden aufeinander zugingen, um einen gemeinsamen Weg zu gehen. Ein wichtiges Ziel dieser Gemeindeerneuerung war es, in den Gemeinden vorhandene Kräfte und Resourcen zu entdecken und zu aktivieren. Im Hintergrund stand der Gedanke, dass jeder Christ zum Apostolat befähigt und berufen ist und dass – angesichts des Pfarrermangels – das, was von Laien gemacht werden kann, auch von Laien gemacht wird. Im Zuge der Gemeindeerneuerung wurden Bibelgruppen gebildet, in denen die Teilnehmer lernten, Glauben zu teilen, über ihren Glauben miteinander zu sprechen, miteinander nach Gottes Willen zu fragen und miteinander lebendig zu beten. Dadurch entstanden in den Gemeinden lebendige Glaubensgemeinschaften, lebendige Zellen. Gleichzeitig wurde in diesen Gruppen Verantwortungsbewusstsein und Einsatzbereitschaft geweckt. Während der sechswöchigen Intensivzeit der Gemeindeerneuerung haben sich jeden Montagabend die Vertreter der Bibelgruppen aus den vier Gemeinden gemeinsam getroffen und haben ihre Erfahrungen ausgetauscht. Dadurch haben sich die Verantwortlichen der Gemeinden näher kennen gelernt, haben Glaubenserfahrungen ausgetauscht. So entstand Glaubensgemeinschaft über Pfarreigrenzen hinweg. Im Zuge der weiteren Entwicklung wurden die beiden andern Pfarrgemeinden in diesen Prozess einbezogen. Es entstand ein Miteinander von sechs Pfarreien, die sich den Pfarrer und das Seelsorgeteam teilten. Ich habe aus dieser Zeit besonders zwei Erfahrungen in lebendiger Erinnerung: - Ich habe in der Begegnung mit den Gemeinden und besonders mit den Bibelgruppen gelernt, an den Heiligen Geist zu glauben. (Ich war 57 Jahre alt.) Natürlich habe ich schon vorher an den Heiligen Geist geglaubt. Aber ich habe intensiver gelernt, sein Wirken wahrzunehmen. Ich habe intensiver gelernt, dass ich als Seelsorger Mitarbeiter des Heiligen Geistes sein soll und dass dieser Geist schon vor mir am Werke ist. Dass es also grundlegend wichtig ist, sein Wirken wahrzunehmen. Das scheint mir im gegenwärtigen Umbruchprozess unserer Diözesen ganz wichtig zu sein: den Heiligen Geist und sein Wirken im konkreten Leben, in den konkreten Entwicklungen, auch in den konkreten Schwierigkeiten wahrzunehmen. - Die zweite Erfahrung: Die Gemeinden haben gelernt, miteinander zu teilen und dadurch reicher – geistlich reicher - zu werden. Es gab nicht in jeder Gemeinde die gleichen Begabungen, die gleichen Charismen. Die Gemeinden haben entdeckt, dass sie einander helfen können, indem sie die Begabungen, die Talente miteinander teilen. Sie haben in ihren Begegnungen miteinander entdeckt, was in den andern Gemeinden lebendig ist, und haben es einander mitgeteilt und miteinander geteilt. Dabei hat jede Gemeinde ihre Eigenart, ihren eigenen Reichtum wieder neu entdeckt und konnte sich darüber freuen. Besonders die kleineren Gemeinden haben dadurch ihren Eigenwert entdeckt und ihr Selbstwertgefühl erhalten und gestärkt. Sicher musste in dem neuen Miteinander auch manches aufgegeben werden, manchmal auch unter Schmerzen. Daneben stand aber ein neuer geistlicher Reichtum, den die Gemeinden im Miteinander-Teilen einander schenkten. Höhepunkt dieser acht Jahre war für mich und die Gemeinden der gemeinsame Christustag im Jahr 2000. Es sollte so etwas wie ein Katholikentag des Pfarrverbandes sein. Die Vorbereitung und die Durchführung dieses Ereignisses führten zu einer intensiveren Begegnung der Gemeinden miteinander. Nach diesem Christustag war die allgemeine Erkenntnis: Allein hätte keine Gemeinde dies geschafft, gemeinsam war es möglich. Oskar Bühler |