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Freitag 19.04.2024, 05:35 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am Ostersonntag 2016 in ULF Dormitz

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Ostern: Geschichte-Erfahrung-Konsequenz[1]
1 Was wäre, wenn es Ostern nicht gäbe?
1.1 Ostern mehr als ein Frühlingsfest
  • Vielleicht stünde auf der nördlichen Erdhälfte an seiner Stelle ein Frühlingsfest, um das jährlich wiederkehrende Erwachen der Natur zu feiern. Und doch, alles Irdische ist vergänglich, wie es der Hymnus der Komplet am Dienstag besingt:
Tod und Vergehen waltet in allem,
Steht über Menschen, Pflanzen und Tieren,
Sternbild und Zeit.

  • Ostern ist mehr als nur der vorläufige Sieg des Lebens über den Tod. Ostern ist der endgültige Sieg des Lebens über den Tod. Eines Lebens, das nicht von der Gnade der selber der Vergänglichkeit preisgegebenen Menschen oder der Natur kommt, sondern  von Gott, den Urheber und Ziel allen Lebens.
Deshalb singt das o.g. Lied weiter:
Du hast ins Leben alles gerufen,

Herr, deine Schöpfung neigt sich  zum Tode:
Hole sie heim.
Nicht  in die Leere falle die Vielfalt
Irdischen Seins
Schenke im Ende auch die Vollendung.


1.2 An Ostern ist das Unerwartete wahr geworden
  • Ostern feiern heißt: Wir begehen voll Freude und Jubel das Unerwartete, ja Unbegreifliche: Die Auferweckung Jesu von den Toten durch Gottes Kraft und Geist.
  • Ohne diese Auferstehung Jesu, sagt Paulus, wäre unser Glaube umsonst, und wir, die Glaubenden, stünden als die ärmsten und bedauernswertesten Menschen da.[2]
  • Ostern war und ist und bleibt der Urfeiertag, das Fest aller Feste. Weil unser Leben und unsere Zukunft an Ostern hängt, ist es so wichtig, sich mit der Auferstehung Jesu zu befassen.
  • Wir werden uns dabei von der 1. Lesung aus der Apostelgeschichte führen lassen. Sie ist eine Zusammenfassung jener ersten Predigten, in denen Petrus für die Urgemeinde von ihrem Glauben und ihrer Erfahrung Zeugnis ablegen.
2 Petrus macht deutlich, was es heißt, ein österlicher Christ zu sein
Drei Dinge sind wesentlich: Eine in einem historischen Ereignis wurzelnde Geschichte, eine daraus sich speisende Erfahrung und schließlich die sich daraus ergebende Konsequenz.
2.1 Eine in einem historischen Ereignis wurzelnde Geschichte
       „Ihr wisst, was im ganzen Judenlande geschehen ist“[3]
Als erstes liegt also eine Geschichte vor,  die sich vor vielen Zeugen zu einer bestimmten Zeit, in einer bekannten Gegend, in dem konkreten Leben des Menschen Jesus von Nazareth abgespielt hat.
2.1.1 Orientierung am konkreten Leben Jesu
  • Christ sein heißt für Petrus und die Urgemeinde, sich diesem konkreten Leben Jesu zu stellen, sich an seinem Leben zu orientieren; einem Leben, in dem Gott sichtbar und erfahrbar wurde; einem Leben, das anders war als menschliches Leben sonst.
  • Ein Leben das nicht darauf aus war, selber groß heraus zu kommen; das nicht darauf bedacht war, ungeschoren davon zu kommen, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, um mit Profit ein sattes Leben zu führen.
2.1.2 Jesus lebte die Liebe und das Erbarmen Gottes
  • Jesus war mit seiner ganzen Existenz ganz darauf bedacht, die Liebe und das Erbarmen Gottes zu leben, die Erniedrigten aufzurichten, den Entehrten ihre Würde wieder zu geben, die Kranken zu heilen, die Versklavten und Besessenen zu befreien, den Sündern die Vergebung Gottes zu verkünden.
  • Sein Leben bestand nicht im Haben Wollen, nicht im Nehmen, sondern im Geben und Sich Verschenken. Er war unter uns wie einer, der dient. Er führte ein Leben, das dem anderen in seiner Einsamkeit liebende Zuwendung, in seinem Leid neue Kraft und in seiner Angst Zuversicht gab.
2.1.3 Jesus suchte nicht seine Ehre, sondern die Ehre seines Vaters[4]
  •  Gottes liebende und erbarmende Nähe spürten in seiner Nähe alle  Suchenden, die Sündern und die  Kranken. Ganz von Gottes Geist erfüllt hatte er Macht über den Tod, damals erfahrbar bei Erweckung des Jünglings von Nain, des Töchterchen des Jairus  und des Lazarus.
  • Er lebte ein Leben, das nicht aufgab und sich nicht anpasste, wenn es um Echt- und Wahrsein ging; ein Leben, das lieber starb, als den Vater und damit die Hoffnung der Welt zu verraten.
  • Das erste ist also eine Geschichte, das konkrete Leben des Jesus von Nazareth. Daran erinnert Petrus in seiner Predigt die Zuhörer damals und uns heute: „Ihr wisst, was im ganzen Judenlande geschehen ist.“
  • Ein Christ ist daher, wer dieses Leben Jesu ansieht, sich an ihm orientiert und versucht danach zu leben.
2.2 Das Zweite ist eine unerwartete Erfahrung
„Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und ihn erscheinen lassen.“ [5]
2.2.1 Eine unerwartete Erfahrung
  • Was die Jünger nach dem Tod und der Auferweckung Jesu erfahren durften, kam unerwartet über sie. In immer neuen und eigenartig geheimnisvollen wie überraschenden Begegnungen erleben sie die Gegenwart des Auferstandenen. Es ging ihnen dabei auf: Jesus ist nicht tot, er blieb nicht im Grab. Der Getötete lebt.
2.2.2 An dieser Erfahrung teilhaben verändert
  •  Sich auf diese Erfahrung der Jünger und Jüngerinnen einlassen, schenkt uns die Glaubenserfahrung: Jesus lebt. Er ist auferstanden. Er ist für immer beim Vater und auch bei uns.
  • Aus dieser Begegnung mit dem Lebendigen gingen die Jünger verändert hervor. Der Heilige Geist, von dem Jesus erfüllt war, kommt von ihm her über sie.
  • Alle Angst und Verzagtheit wurde von ihnen genommen. Frei und ohne Furcht redeten sie zu den Menschen. Ihr  Wort wirkte wie das seine. Es traf ihre Zuhörer ins Herz, so dass sie Frage stellten: „Was sollen wir tun?“ [6]
  • Wie bei Jesus wurde auch ihr Tun machtvolles Zeichen der heilenden befreienden Nähe Gottes, vor der das Böse, die Krankheit und der Tod ihre Gewalt verlieren.
2.2.3 Boten des Auferstandenen werden
  • Aus der Begegnung mit dem Auferstandenen und in der Kraft des von Jesus geschenkten Geistes gingen sie in die Welt, bauten sie Kirche, die Gemeinschaft derer, die Gott aus der Welt in seine Nähe ruft. In dieser und durch diese Gemeinschaft, wird die Erfahrung mit dem Auferstandenen durch die Jahrtausende und zu allen Völker und Rassen getragen: Er lebt! Er ist mitten unter uns!
  • Jesu Wort verändert auch heute  ungezählte Menschen. Durch seine im Glauben erfahrene Gegenwart verlieren auch heute das Böse, die Krankheit und der Tod ihre vernichtende Gewalt. Wo Menschen dieser Erfahrung der Jünger und Jüngerinnen glauben, verändert sich die Welt auch heute, wächst Gottes Herrschaft und Reich.
  • Das war also das Zweite: Petrus bittet auch uns, dieser Erfahrung zu glauben: „Gott aber hat Jesus am dritten Tag auferweckt.“ Christ ist also der Mensch, welcher der Erfahrung der Jünger glaubt, die sie mit dem Auferstandenen machten.
2.3 Das Dritte ist die draus fließende notwendige Konsequenz.
„Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten.“[7]
2.3.1 Jesu Leben gilt für alle Menschen und Zeiten
  • Da Jesus nicht im Tode blieb, ist seine Auferweckung das Siegel Gottes unter sein Leben. Weil Gott der  Vater aller Menschen ist, gilt Jesu Leben auch für alle Menschen und alle Zeiten. So hat mit ihm wirklich Neues begonnen; wird an ihm alles gemessen. Petrus sagt dies mit den Worten: „Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten.“
  • Von jetzt an bedeutet ein Christ sein: Vor dem Leben Jesu stehend, die Erfahrung der Gegenwart des Auferstandenen glaubend erfahrend folgende Konsequenz ziehen: Ich will aus der Kraft leben, aus der Er lebte.
  • Der tiefste Sinn des Wortes Gottes an Ostern ist der Wille und die Bereitschaft:
2.3.2 Aus der Kraft des lebendigen Gottes leben, wie Jesus daraus gelebt hat
  • Nicht Haben Wollen und Müssen, sondern sich an Gott und an die Menschen verschenken wie Jesus.
  • Nicht um den eigenen Profit sich sorgen, sondern um die Herstellung des Rechts für diejenigen, denen Recht und Gerechtigkeit vorenthalten wird.
  • Nicht mobben und verdrängen, sondern dem andern sein Lebensrecht, seine Arbeit gönnen.
  • Nicht sich selbst zum Maßstab nehmen, sondern den Willen des Vaters im Himmel und die Not des Bruders und der Schwester.
  • Nicht aufgeben, wenn wir für dumm verkauft, erniedrigt, verleumdet werden, sondern in Treue und Zuversicht weiter leben und weiter lieben.
  •   Lieber sterben als uns billig anzupassen. Sich tragen lassen vom Gekreuzigten und Auferstandenen, der uns zeigt, dass die Liebe stärker ist als der Hass und das Leben machtvoller als der Tod.
  • An Jesus Christus entscheidet sich unsere ewige Zukunft. Er ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Christsein heißt also konsequent Jesus nachfolgen. Die Märtyrer aller Jahrhunderte haben diese Konsequenz bis zum Äußersten gelebt.  In den konsequent das Leben Jesu Lebenden wird Ostern heute erfahrbar. Durch solche Menschen erneuert sich die Welt.

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[1] Homilie zur Apg 10.34-43; Erstfassung 1980 Müb 1983 NK;  Neufassung 2004 Rödlas
[2] vgl 1 Kir 15,17
[3] Apg 10,37
[4] Joh 5,41; 8,50; 8,54
[5] Apg 10,40
[6] Apg 2,37
[7] Apg 10,42

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