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Predigten

2005

Christlicher Dienst zur Verherrlichung des Namens Gottes

Auf Lob und Anerkennung aus

Wenn Angeber oder selbstherrliche Menschen einen Dämpfer bekommen, erfüllt uns das mit Genugtuung. Anderseits tut es uns gut, wenn wir für unseren Einsatz gelobt werden. Und nicht umsonst, werden Ehrenurkunden von manchen wie ein großer Schatz gehütet und ausgestellt. Wenn aber Lob und Anerkennung ausbleiben, sind wir enttäuscht. Manche kommen dem zuvor und singen ihr eigenes Lob, das ja bekanntlich stinkt. Freilich wenn sich unser Einsatz auch noch auszahlt, zur öffentlicher Wertschätzung führt, uns vielleicht Vergünstigungen und Privilegien ermöglicht, dann kann Lauterkeit schnell auf der Strecke bleiben, wäscht vielleicht die eine Hand die andere, können Vergünstigungen sogar die Form von Bestechung annehmen.

Gericht über die Priesterschaft Israels

Durch den Propheten Maleachi ergeht das Gericht über die Priesterschaft Israels, die nach dem Wiederaufbau des Tempels für die Belehrung des Volkes verantwortlich waren: "Ihr seid abgewichen vom Weg und habt viele zu Fall gebracht durch eure Belehrung." Die Androhung des Gerichts ruft zur Umkehr: "Wenn ihr nicht hört und nicht von Herzen darauf bedacht seid, meinen Namen in Ehren zu halten - spricht der Herr der Heere -, dann schleudere ich meinen Fluch gegen euch." Soll der ihnen für ihren Dienst geschenkte Segen nicht zum Fluch für sie werden, müssen sie durch ihr Leben und ihre Verkündigung den Namen Gottes verherrlichen; Das tun sie, wenn sie in der Gegenwart Gottes lebend Jahwe als den bei seinem Volk Gegenwärtigen verkündigen, der für sein Volk da ist; Sie müssen einsehen, dass die Menschen nicht für sie da sein müssen, damit sie geehrt werden, groß herauskommen und es gut haben, sondern dass sie für die Menschen und ihr Heil da sind. Im Evangelium vernehmen wir heute

 

Die Kritik Jesu an einer falschen Dienstauffassung

Jesus wendet sich an das Volk und seine Jünger. Sowohl in der Jüngerschaft wie auch in der Öffentlichkeit, »bei den Leuten«, soll der Unterschied zwischen dem pharisäischen Judentum der damaligen Zeit und der Praxis der christlichen Gemeinde deutlich werden.

Jesus verurteilt eine Frömmigkeit, welche die Anerkennung der Menschen sucht. Ursprünglich erinnerten Gebetsquasten und auf die Stirn gebundenen Kästchen an die zu haltenden Gebote und die Bestimmung Israels zur Heiligkeit.

Aber jede Tätigkeit für Gott und die Menschen ist von einer sich daraus abgeleitenden Ehrsucht und Eitelkeit bedroht. Das auf sich zurück gebogene Ich neigt dazu, für sich aus einer besonderen Aufgabe Privilegien, Vergünstigungen und besondere Ehrenvorzüge abzuleiten. So dass die Gott gebührende Ehre nicht mehr ihm, dem höchsten Gut, dem Schöpfer des Alls, dem Erlöser der Menschen, zuteil wird, sondern dem Geschöpf, dem Werkzeug.

Die anhaltende Gefährdung

Dieser Versuchung, sich zwischen Gott und die Menschen zu schieben, sind nicht nur die Frommen und zum Dienst am Volk Gottes erwählten Leviten, die Schriftgelehrten und Pharisäer erlegen, sondern bis heute Menschen, Kleriker und Laien, die in der Kirche einen besonderen Dienst tun. In der Welt nehmen wir solches Verhalten ständig wahr, leider auch in der Kirche.

Schon Jakobus und Johannes meinten aus ihrer engen Beziehung zu Jesus eine besondere Vorzugsstellung im Reiche Gottes ableiten zu können. Denn sie bitten Jesus: "Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen."

Auch in der jungen Christengemeinde und durch die ganze Kirchengeschichte hindurch hat es diese Versuchung gegeben und viele sind ihr erlegen, aus dem Amt besondere Privilegien und Ehrenstellungen abzuleiten. Die Eminenzen und Exzellenzen, die Hochwürden und die Ehrwürden, um nur einige Beispiele zu nennen, zeugen davon.

Seit dem 2. Vat. Konzil wird besonders der Dienstcharakter der Ämter in der Kirche betont. Wir sprechen heute z.B vom Dienst der Priester. Gott sei Dank ist das Wort »Pfarrherr« aus dem kirchlichen Wortschatz weitgehend verschwunden. Aber damit ist die Versuchung durch Frömmigkeit oder Dienst am Volk Gottes Ansehen und Vorteile bei den Menschen zu erlangen weder bei Klerikern noch bei Laien überwunden. Was also ist die

Qualität des christlichen Dienstes in Kirche und Welt?

Alle in der Kirche, Laien und Priester, Frauen und Männer, haben die gleiche Würde der Gotteskindschaft. Alle Dienste sind zur Mehrung der Ehre Gottes und zur Auferbauung des Leibes Christi und nicht zur Mehrung des eigenen Ansehens da. "Nur einer ist euer Meister, ihr aber seid Brüder." Daher dürfen Jünger und Jüngerinnen Jesu, Diener und Dienerinnen Christi nicht Konkurrenten sein, sondern einsatzfrohe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des einen Herrn. Sich demütig unter das Wort Gottes stellen, müssen sich alle zum Dienst in der Kirche, besonders zum Dienst an der Verkündigung Berufenen.

Jeder Verkünder muss sich die Predigt zuerst selber halten und befolgen, soll sie bei den Hörern glaubhaft sein und ankommen. Deshalb sollen wir uns nicht geistliche Lehrer nennen lasen, denn nur einer ist unser Lehrer, Christus.

Und weder Eltern noch Lehrer noch Geistliche zeugen das neue Leben in einem Menschen, sondern Gott. Wir sind dabei seine mehr oder minder guten oder Gott sei’s geklagt oft seine schlechten und wenig überzeugenden Mitarbeiter.

Vater im vollsten Sinn des Wortes ist nur einer: Gott. Er hat Jede und Jeden von uns geschaffen und das neue unvergängliche Leben in uns gezeugt. Er gibt diesem Leben in uns Wachstum, Fruchtbarkeit und Vollendung. Er ist es, der in uns, wie Paulus sagt, "das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über unseren guten Willen hinaus."[2]

Deshalb kann sich keiner von uns weder seiner Verdienste noch seiner Dienste rühmen. Denn groß ist in den Augen Gottes nur derjenige, der wie Jesus unter den Menschen lebt, wie einer, der dient.

Wer sich selber dient, bei seinem Tun das eigene Ansehen, den eigenen Vorteil sucht, sich also selbst erhöht, den wird Gott im Gericht erniedrigen. Wer den Mut zum selbstlosen Dienen aufbringt, mitarbeitet, damit der Name Gottes geheiligt, Gott als der Ich-Bin-Da erfahrbar wird, den wird Gott erhöhen.

Die Haltung der Demut ist ein Geschenk Gottes

Diese Haltung der Demut kommt nicht von selber. Ich muss sie mir von Gott schenken lassen. Mit dem Antwortpsalm werde ich mir immer wieder Gott bittend sagen: "Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig blicken meine Augen." Nie werde ich daher als Vater und Mutter, als Lehrer oder Priester zu einem Kind oder Heranwachsen sagen: "Ich bin stolz auf sich." Denn dann tue ich so, als wäre es mein Verdienst, dass der so Angesprochene Erfolg hatte oder sich so entwickelt hat. Eher werde ich sagen: "Ich freue mich und danke Gott, dass er dir die Fähigkeit und die Kraft gegeben hat."

In der Stille bei Gott zuhause sein

So zu handeln werde ich fähig, wenn ich in Gott dem Urgrund meines Sein, dem Kraftquell meines Lebens, zuhause bin, wie es der Antwortgesang in tiefen Worten sagt: "Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir." Ja aus der schöpferischen Liebe unseres mütterlichen und väterlichen Gottes leben wir.

Durch christliches Dienen den Namen Gottes erfahrbar machen

In Gott geborgen können wir zu jener den Namen Gottes erfahrbar machenden Haltung christlichen Dienens finden, wie sie Paulus in seinem 1. Brief an die Thessalonischer heute in der 2. Lesung an seiner Person ablesbar schildert.

"Wir sind euch freundlich begegnet: Wie eine Mutter für ihre Kinder sorgt, so waren wir euch zugetan und wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern an unserem eigenen Leben; denn ihr wart uns sehr lieb geworden."

Schöner und treffender kann man Seelsorge, Dienst am Heil der Menschen, Verherrlichung des Namens Gottes, nicht beschreiben. Gottes mütterliche Liebe zu und Sorge um uns Menschen als Teilhabe an seinem Leben, ja das ist es, worum es in jedem Dienst in einer christlichen Gemeinde geht.

Keine Privilegien und Sondervergünstigungen leitet Paulus von seinem Dienst ab. Keinem fällt er zur Last. Er ist auch nicht stolz auf die Thessalonicher, weil sie das von ihm verkündete Wort als Gottes Wort angenommen haben, sondern er dankt Gott unablässig dafür; denn es ist Gottes Werk, das in den Gläubigen wirksam ist.

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[1] Homilie zu den Lesungen des 31.Sonntags A

[2] Vgl. Phil 2,13

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