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Lesejahr A 2016/12 bis 2017/11

Predigt - Homilie am 20. Okt. 2017 in Rödlas Regina Pacis Pfarrei Neunkirchen/Br.

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 BESCHENKT BESCHENKEN – MESSE UND EHE

1 Liebe ist in aller Munde

Viel wurde über sie nachgedacht. Dichter und Sänger preisen sie. Einmal ausgesprochen - »Ich liebe dich« kann sie eine Explosion der Gefühle auslösen. »Liebe und tue, was du willst«, sagt der heilige Augustinus. Wenn du liebst, wirst du von selber das Richtige tun.
Ein Wort von Clemens von Brentano weist in die Tiefe "Die Liebe versteht allein dies Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden."
2 Der Ursprung der LIEBE
Der heilige Johannes, der Freund Jesu, schreibt in einem seiner Briefe "Gott ist Liebe. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm."[1] Deshalb ist die Ehe unter Christen keineswegs eine rein »weltlich Ding« wie Luther behauptete. Denn Gott hat das Geheimnis der Liebe durch seinen Geist seiner Schöpfung eingestiftet. „Sie sind also nicht mehr zwei sondern eins. Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen.“[2]
Lieben zu können und zu dürfen ist Geschenk, ist Gabe und Aufgabe zugleich.
Die Liebe von Mann und Frau ist die Quelle aus der jeder von uns stammt. Jeder von uns ist ein Werk dieser schöpferischen Liebe, in der uns das Leben geschenkt und ermöglicht wurde. Euere Liebe zu einander ist Teilhabe an der schöpferischen Liebe Gottes. In ihm hat sie ihren Ursprung und ihr Ziel.
2.1  Liebe ereignet sich als Begegnung
Die Liebe lebt aus der Begegnung mit Gott, mit unserem Ursprung und Ziel. Und sie lebt aus der Begegnung zwischen dem Ich und Du, des Menschen. Gott hat den Menschen als Mann und Frau nach seinem Bild geschaffen. Erst in der Begegnung zwischen Mann und Frau leuchtet das Sein des einen Gottes ganz auf.
Christen werden daher den Menschen des anderen Geschlechts ohne abwertende Vorurteile begegnen. Der Respekt vor der von Gott gegebenen Einmaligkeit des anderen verbietet es, als Mann die Frau oder als Frau den Mann nur als Objekt der Begierde zu sehen. So verkommt Begegnung zum Nebeneinander oder zum Gegeneinander.
Wie kann uns der christliche Glaube dabei helfen, die Beziehung zueinander lebendig zu gestalten und die Gefährdungen der Liebe zu überwinden?
2.2 Euere Vermählung geschieht in der Messfeier
Die Heilige Messe schließt uns auf für die Begegnung mit Gott und Miteinander. Die Mitfeier des Testaments Jesu, die Feier seines Opfers und Mahles, ist wichtiger Ausdruck unseres Christseins. Du, Sabrina hast mehrere Jahre als Ministrantin am Altar gedient.
Am Altar kommen wir Christus nahe. Es ist für die Beziehung zweier Menschen sehr hilfreich, wenn sie aus einer gemeinsamen Orientierung leben.
Den Sonntag als Tag der Ruhe und des Herrn miteinander zu begehen, ist ein Leib und Seele, Körper und Geist aufbauendes gemeinsames Tun.
So kommt ihr dem auf die Spur, was Saint Exupery als Kennzeichen der Liebe bezeichnet: "Einander liebe heißt miteinander in die gleiche Richtung gehen."
Nicht aufeinander fixiert sollt ihr leben, sondern als Weggefährten in Liebe auf den zugehen, der unser Ursprung ist und uns die Vollendung unserer Liebe, ja die Fülle des Lebens verheißt.
Die Struktur der Messfeier leitet dazu an „für einander lebendig zu sein“ und darin das Wirken des liebenden Gottes zu erfahren. Als erstes geht es darum
2.2.1 Sich in die Gegenwart des Du zu versetzen
Am Beginn der Messfeier versetzen wir uns in einem Akt des Glaubens in die Gegenwart unseres Herrn. Er verheißt uns seine Nähe, wenn wir uns in seinem Namen versammeln.
Es geht auch in euerer Ehe darum, jeden Morgen, die Gegenwart des Partners/der Partnerin wahrzunehmen, sich auf ihn/auf sie einzustellen, ihn/sie wahrzunehmen, einzulassen in dein Herz, ihr/ihm aufmerksam und zärtlich entgegenzukommen.
Wer dem göttlichen und dem menschlichen Du so begegnet, der wird in lebendiger Beziehung zu Gott und zu dem geliebten Menschen kommen und bleiben.
Er wird des Geschenkes gewahr, welches das göttliche und menschliche Du für ihn ist.
So entgeht ihr der Abstumpfung der Gefühle. Euere Beziehung wird in der Alltäglichkeit des Lebens weder austrocknen noch von den Pflichten und Sorgen zerrieben. Sich in die Gegenwart des göttlichen und des menschlichen Du zu versetzen ist das Erste. Als Zweites ist zulernen:
2.2.2 Begegnung geschieht im Wort
Im ersten Teil der Messfeier geht es um das Wort Gottes. Im Hören auf Gottes Wort erfahren wir, wer er für uns ist und wer wir für ihn sind. So ist auch in einer Ehe das gemeinsame HÖREN AUF GOTT eine Quelle der Kraft und der Lebendigkeit.
Dieses Hören auf Gott sagt uns aber auch, nur wenn du ganz Ohr für deine Partnerin/deinen Partner bist, werdet ihr einander wirklich erkennen und verstehen.
Ein kluger Mensch hat gesagt: "Gott gab uns zwei Ohren und nur einen Mund, dass wir doppelt so viel zuhören als reden."
Wenn ihr als Frau und als Mann von dem Willen beseelt seid, ganz Ohr für Gott und für den Partner/die Partnerin und später für euere Kinder zu sein, dann werdet ihr euch nicht verlieren, ihr werdet in lebendiger Beziehung zueinander bleiben.
Jetzt am Ende des Wortgotttesdienstes werdet ihr Euch vor dem in Christus gegenwärtigen Gott das Jawort geben. Ihr werdet zueinander sagen "Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau, als meinen Mann." Dies ist ein großer Augenblick. Gott ist gegenwärtig. Der Schöpfer des Alls verbindet euch durch den auferstandenen Christus zu einem untrennbaren Lebensbund.
In der Tat, nur unter dem liebenden und erbarmenden Blick Gottes und unter dem Beistand des Sünde und Tod überwindenden Christus können wir es wagen, ganz ja zu einem Menschen zu sagen, ihn anzunehmen, so wie ihn Gott geschaffen hat und wie er selber geworden ist durch Erziehung und eigenes Bemühen.
Begegnung geschieht also im aufeinander Hören und miteinander Reden. Und sie geschieht 3.
2.2.3 Im Opfer und Mahlgottesdienst
In der Eucharistie, der Feier des Opfers und Mahles Jesu Christi bringen wir uns und unser Leben zusammen mit Jesus Gott dar, loben und preisen wir ihn. Wir tun dies durch Christus, mit ihm und in ihm, der geliebt hat bis zum letzten Atemzug. Wir tun es in der Kraft des Heiligen Geistes, der in uns betet.
Es geht also genau um das, was Clemens von Brentano als Geheimnis, als Mysterium bezeichnet, um das sich Schenken, durch das wir reich werden.
⓵ Als Erstes geschieht vor unseren Augen:
Die Ministranten bringen stellvertretend für die Gemeinde die Gaben zum Altar.
Mit den Gaben von Brot und Wein bringen wir Gott unser Leben, unsere Arbeit, unsere Freude, unsere Liebe, aber auch das Schwere des Lebens. Wir danken miteinander Gott, dass er uns und unser ganzes Leben annimmt, mit seinem Gelingen und Versagen, mit unseren Wünschen und Hoffnungen, mit unseren Sorgen und Leiden.
Weil er uns annimmt, nehmen wir einander an mit unseren Licht- und Schattenseiten, haben wir den Mut einander um Verzeihung zu bitten und einander zu vergeben. Denn für uns und unsere Sünden hat sich Jesus Christus, der Sohn Gottes und der Bruder Menschen hingegeben. Sein Opfer wird mitten unter uns gegenwärtig. Er nimmt uns mit hinein in seine Hingabe an Gott und an die Menschen.
⓶ Als zweites nehmen wir glaubend wahr:
Christus verwandelt durch den Heiligen Geist unsere Gaben in seinen gekreuzigten und auferstandenen Leib.
Sein Opfer feiernd verwandelt er auch uns, so dass wir einander lieben, wie er uns geliebt hat. Wenn ihr vereint mit Christus euch einander mit Leib, Seele und Geist schenkt, dann werdet ihr durch diesen Akt der Liebe zu neuen Menschen werden. Die Liebe wird euch verwandeln.
In der Ganzhingabe werdet ihr erfahren, dass darin Gottes schöpferischer Geist anwesend ist. Er lässt euch jauchzen und selig sein. Diese durch Christus verwandelte menschliche Liebe „erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.“
Ja, wenn ihr es zulasst, ruft ER durch Euere intime Vereinigung einen neuen Menschen ins Leben, haucht ihm Leben von seinem Leben, eine unsterbliche Seele ein. Jeder von uns kommt aus diesem göttlichen und menschlichen Akt der Liebe. Wahrhaftig ein Grund miteinander Gott zu danken, zu loben und zu preisen.
⓷ Zum Dritten erfahren wir im gläubigen Tun:
In der hl. Kommunion schenkt sich der Herr in den Gaben von Brot und Wein als Speise und Trank des Lebens an uns zurück.
In den Gaben, die unser Leben und die ganze Schöpfung symbolisieren. Der geweihte und unter dem Auftrag Jesu stehende Priester spricht über Brot und Wein die Worte Jesu, »das ist mein Leib, das ist mein Blut«.
Jesus will uns damit sagen, das bin ich. Als lebendige Person, als Gott und Mensch will ich eins mit dir, mit euch werden. Mit der Kraft meiner Liebe und meiner Auferstehung will ich Euch erfüllen.
So wie das verwandelte Brot und der gesegnete Wein ganz in uns eingehen, uns bis in alle Fasern unseres Sein durchdringen, Leib und Seele nähren, so will Christus mit seinem Leben jeden von euch durchdringen und erfüllen.
Das gemeinsame Mahl in der Kirche und zuhause wird so zum Bild für euch, dass aus dem Einswerden mit dem auferstandenen Herrn und aus dem Einswerden miteinander, aus dem Füreinander-Dasein göttliches und menschliches Leben wächst.
So könnt ihr, wie es am Ende der Messe geschieht, unter dem Segen des Herrn und in seinem Frieden, mit der Fülle seiner Gaben in eueren Alltag hineingehen und das Glück, das ihr empfangen habt, an die euch begegnenden Menschen weiterschenken.
3 Messe und Ehe im Alltag
So haben Messfeier und Ehe nicht nur am Hochzeitstag etwas miteinander zutun – sondern wie es in euerer Familie gelebt wird - auch im Alltag euerer Ehe. Aus der Verbindung mit Jesus Christus, dem wahren Weinstock Gottes, werdet ihr eure Kraft empfangen und Frucht bringen für Gott.
Und ihr werdet für einander kostbar sein und bleiben, so wie es die reifen saftigen Trauben sind, die wir essen oder aus denen köstlicher Wein wird.
Durch die Erfahrung des Beschenkt Seins könnt ihr selber zum Geschenk werden für einander und für euere Kinder. Nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen mit denen ihr in Beruf und Freizeit zusammenkommt. So kann euer Leben reich und sinnvoll sein und bleiben. Das wünsche ich Euch von ganzem Herzen.
[1] 1 Joh 4,16
[2] Mt 19.6