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2008 Trauung

Trauung von Eva Schatz mit Tobias Kaupp am 6.Sept. 2008 in Neunkirchen St. Michael durch Geistl. Rat Veit Dennert

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Spendung des Sakraments
Spendung des Sakraments

Lieben in Tat und Wahrheit[1]
Euer Hochzeitsleitwort aus dem 1. Johannesbrief

Ist in einer Zeit verfasst, in der die junge Kirche von der Weltsicht der Gnosis angefochten wurde. Heil durch Gnosis, durch Erkenntnis, durch Geheimnisse, die sich der Mensch selbst verschafft.
 
 
 
 
 
Liebevoll spricht, der alt gewordene Freund und Jünger Jesu zu Euch: "Kinder, lasst uns nicht mit beredten Worten lieben, sondern in wirklicher Tat!" So hat der berühmte Exeget, mein verehrter Lehrer des NT Rudolf Schnackenburg diesen Vers aus dem Griechischen übersetzt.
 

Erkenntnis Suchende

  • Immer hat der Mensch versucht aus Eigenem, durch eigenes Forschen und Nachdenken zur Erkenntnis zu kommen. Viele Erkenntnisse kommen da zusammen, aber ergeben sie auch einen Sinn?
  • Viele Wissenschaftszweige erforschen die Wirklichkeit. Nur Spezialisten wissen wirklich wie und worum es dabei geht. Wir leben in einer Wissensgesellschaft, sagt man uns. Großes Wissen große Chancen. Aber macht großes Wissen auch glücklich? Gibt es unserem Leben einen durchhaltenden Sinn? Die Sprache der Wissenschaft ist für viele wie eine Geheimsprache, die nur die Eingeweihten verstehen.

Die Sprache der Liebe

  • Eine Sprache aber versteht jedes Menschenkind: Die Sprache der tätigen Liebe. Wo Kinder in der Liebe ihrer Eltern, in einer liebenden Beziehung von Vater und Mutter geborgen sind, da empfangen sie jenes Urvertrauen in der Tiefe ihrer Seele, die Gewissheit: Ich bin geliebt. Ich bin gewollt. Mein Leben ist sinnvoll. Mein Leben geht gut.
  • Wo Mann und Frau sich als je einmalige Menschen, die von Gott durch die Liebe ihrer Eltern geschaffen wurden, begegnen, da fühlt sich einer in der Liebe des anderen geborgen, gut aufgehoben, glücklich. Immer geht es darum, nicht nur »in beredten Worten zu lieben, sondern

zu lieben »in Tat und Wahrheit«, in wirklicher Tat.

  • Das zuhörende Gespräch zweier Menschen ist unverzichtbar. Ist Brücke einander näher zu kommen, zu verstehen. Aber »erschöpft« sich die Beziehung nur im Reden so bringt dies das Leben kaum voran. Hätten Euere Eltern nur miteinander geredet, hätten sie sich nicht einander ganzheitlich geschenkt, aneinander hingegeben, so wäret ihr beide heute nicht hier, könntet ihr nicht Hochzeit feiern. So seid ihr der Beweis dafür, dass Euere Eltern sich in Tat und Wahrheit, ganzheitlich und wirksam geliebt haben.
  • Nun kann ein wissenschaftlich aufgeklärter Mensch sagen: Das sei der Trieb, die Hormone, die Menschen zu einander treiben. Und da sie up to date sind, wissen sie auch, was zu tun ist, damit aus ihrer Beziehung keine Konsequenzen entstehen, Kinder z.B. hinderlich für ein unabhängiges modernes Leben. Was aber resultiert aus solchem Denken und Verhalten? Oft innere Leere, Überdruss, das Rennen von einem Event zum anderen, Atemlosigkeit, Ausschau halten nach dem nächsten Kick, Flucht vor sich selber, Sinnlosigkeit, aber kein Leben, keine wirkliche Zukunft, keine Frucht, die bleibt.
  • Frucht die bleibt, verheißt Jesus seinen Freunden, seinen Jüngern und Jüngerinnen. Aber sie wächst nur bleibend, wenn ich die mir angebotene Liebe Gottes durch Jesus annehme. Ich muss nicht mehr als Mensch die Welt und mein Leben aus Eigenem, aus begrenztem Horizont meines Wissens und meiner Einsicht erklären. Ich darf mich vielmehr der göttlichen Weite Jahwes, des »Ich-Bin-Der-Ich-Bin«, nahen und darin leben. Johannes sagt es kurz und eindeutig, wie Gott sich uns in Jesus offenbart: "Gott ist die Liebe". Wir aber können und müssen einander lieben,

Weil Gott uns zuerst geliebt hat.

  • Gott hat uns in Tat und Wahrheit geliebt, als er uns in der Liebesvereinigung unserer Eltern mit Leib und Seele geschaffen hat. Er hat uns zuerst geliebt, weil er uns in Jesus sein menschliches Antlitz gezeigt hat und durch Jesus seine Liebe schenkt: "Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich Euch geliebt." Johannes ergänzt in seinem 1.Brief: "Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben."
  • Die Hingabe der Ehegatten aneinander und miteinander an ihre Kinder gründet für den Christen in der bis zum äußersten gehenden Lebenshingabe Jesu am Kreuz. Dem Freund Johannes vertraut Jesus seine Mutter und seiner Mutter den Johannes an.[2] Dem die Todesstrafe für seine Verbrechen erleidenden und um Jesu Beistand bittenden Raubmörder, verheißt der am Kreuz erstickende Jesus, jener werde noch heute mit ihm im Paradiese sein.[3] Für seine Mörder und Henker betet er: "Vater vergib ihnen, sie wissen nicht was sie tun." [4]
  • Mit solch bedingungsloser Liebe steht Gott in Jesus vor jedem, der ein Freund Jesu wird und ist. Er bittet uns, "Bleibt in meiner Liebe.[5]" Wenn wir diese Wahrheit annehmen, wendet sich unser Leben und unsere Lebenssicht. Wir sind weder auf uns selbst noch auf den Ehepartner fixiert, sondern im gemeinsamen Schauen auf Jesus lernen wir in wirklicher Tat zu lieben wie er geliebt hat.

===>> Orgelspiel »Jesus meine Freude«
Was kann euch ermutigen, gemeinsam auf Jesus schauend die Liebe zu leben?
Jesus nennt seine Jüngerinnen und Jünger Freunde.
Zu dieser Freundschaft steht er mit seiner ganzen Existenz.

  • Sie gipfelt im seinem irdischen Leben in der Hingabe seines Lebens. Nicht ein allgemeiner Gesetzeskodex - und sei es der ehrwürdige Dekalog (10 Gebote) ist für den Christen die nächste Richtschnur seines Handelns, sondern die persönliche Weisung Christi, und nicht nur sein Wort, sondern auch das Vorbild seines Lebens. "Wer sagt, dass er in ihm bleibt, muss auch leben, wie er gelebt hat."[6]

So wie er kann ich nur liebend handeln, wenn ich in ihm bleibe,

  • d. h. in lebendiger Beziehung und Freundschaft zu ihm bin. Soll die Gottesgemeinschaft eine echte, d. h. bleibende sein, dann ist der beständige treue Lebenswandel nach dem großen, anschaulichen Paradigma (καϑώς) Christi gefordert, der sein auf Gott ausgerichtetes Leben mit dem Kreuzestod krönte, indem er bis zum letzen Atemzug ein bedingungslos Liebender, sich an Gott und für die Menschen Hingebender war.

Der Freundschaftsdienst Jesu endet nicht hier und jetzt.

  • Er reicht in eine ewige ungeahnte Zukunft hinein, die Gott dem Glaubenden schenkt. Darum lädt Jesus zu der innigen Verbindung mit ihm ein, wie er sie in jeder heiligen Messe uns anbietet: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt", wer sich also mit seiner ganzen Existenz auf mich einlässt, sich mit allen Fasern seines Leibes und seiner Seele mit mir verbindet, "der hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag."[7] Im Griechischen Urtext stehen die Worte »Ὁ τρώγων« und »καὶ πίνων«, »Kauend und Trinkend«.
In der sakramentalen Speisung (Kommunion)
  • Schenkt sich Jesus in der Gestalt des Brotes und des Weines mit den Worten, »das ist mein Leib« und »das ist mein Blut«, das bin ich in Person, mit Leib und Seele, als Mensch und Gott. An die Gegenwart des Herrn glaubend geschieht im Essen und Trinken ganzheitliche Begegnung, Einverleibung: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“[8]
  • So wie sich im gesammelten Kauen, die Speise ganz aufschließt, und der gekostete Wein in mich einströmend mein Herz erfreut, so will Jesus als der Auferstandene und beim Vater verherrlichte Christus sich mit unserer ganzen Person, mit unserem Leib und unserer Seele verbinden, damit wir wie er, in Tat und Wahrheit, in wirklicher Tat, also tatkräftig lieben können.
Die Kultur des Essens und Trinkens
  • strahlt aus auf die Kultur der Liebe und der Sexualität. Viele Menschen schlingen heute bei Fastfood und Schnellimbiss die Nahrung hinunter, essen und trinken unkontrolliert, weil Beruf oder Gewohnheit keine geregelten Essenszeiten mehr zulassen. Sie werden krank, ihr Hunger und Durst werden nicht mehr gestillt.
  • Essen und trinken halten nur dann Leib und Seele zusammen, wenn der Mensch sie auskostend und Gott dankend genießt. Ähnliches gilt für die Liebe zwischen Mann und Frau. Wird der Partner nur im Vorübergehen vernascht oder als Objekt der Begierde gebraucht, hat die Liebe und das daraus wachsende Glück keine Chance. Ob Ihr nicht immer wieder Gott für das Glück der liebenden Hingabe und dem darin erlebten Glück danken solltet? Ist es doch sein Geschenk an uns Menschen, aus dem wir alle stammen und in dem sich die Einheit der Liebenden erneuert.

Wie sieht die Liebe aus, die diesen Namen verdient?

  • Der tatsächlich Liebende erkennt den Partner, die Partnerin als von Gott auf sein Bild hin geschaffenen und liebend angesehenen Menschen. Daher werdet Ihr einander mit Wertschätzung und Ehrfurcht begegnen. Euere Beziehung zueinander wird von wachsamer Furcht geleitet die Ehre, die Würde des anderen als Mensch und Geschöpf als Tochter oder Sohn Gottes, immer zu achten und sie nie zu verletzen.

==>>Kurze Orgelmeditation
Ehrfürchtiger Umgang miteinander ist Grundlage der Zärtlichkeit.

  • Jeder gehe in Wort und Verhalten so mit dem anderen um, dass dieser spürt: Ich bin eine Kostbarkeit, ein lebendiger Schatz für ihn, für sie. Alle Aufzählungen im Hohen Lied der Liebe im 1. Korintherbrief weisen uns den Weg des zärtlichen Umgangs miteinander. Vom Glauben an den Gott, der Liebe ist, von der Hoffnung geführt, dass Gott uns teilhaben lässt an der Fülle seines Lebens, werdet Ihr jeden Tag neu die zärtliche Liebe wagen.

Freunde und Liebende teilen miteinander.

Jesus behält den ganzen von Gott empfangenen Reichtum seiner Person nicht für sich, sondern teilt ihn mit seinen Freunden. „Denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.[9] Er lässt uns teilhaben an seinem Hinhören auf Gott, damit wir göttlich lieben können. Liebe heißt immer, alles miteinander teilen, Freud und Leid, Glück und Sorgen, den Reichtum des Geistes und Herzens. In 1 Kor 13 zieht Paulus nach allem, was er über die Liebe gesagt hat, den Schluss:

Die Liebe ist das Einzige, was zählt und bleibt.

  • Sie hört niemals auf. Alles andere ist und bleibt Stückwerk. Alles was wir an Liebe investieren, macht das Leben hier auf Erden erträglich und ist aufgehoben bei Gott für die Fülle des Lebens in seinem Reich. Der Ewigkeitswert der Liebe wird jetzt schon dann und wann aufblitzend glücklich verspürt. Wird jenseits des Todes vollkommen und für immer geschenkt.
  • Liebe ist die einzige Investition, die sich immer lohnt. Denn Gott, der die Liebe ist, wird unser Lohn sein. Jesus schenkt sich uns selbstlos, „damit seine Freude in uns ist und damit unsere Freude vollkommen wird."[10] Die Freundschaft mit Jesus nimmt Euerer Liebe und Euerem Glück nichts weg. Ganz im Gegenteil! Sie eröffnet Euch vielmehr die Möglichkeit die kosmische Tiefe und die himmlische Höhe der Liebe zu erahnen.
  • Jetzt bleibt noch vieles im Leben rätselhaft. „Wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.“ Dann aber „schauen wir von Angesicht zu Angesicht.“ Im Psalm bitten wir Gott „lass dein Angesicht über uns leuchten dann ist uns geholfen“.[11] Das leuchtende Angesicht des geliebten Menschen zeigt an, dass ihm ein Licht aufgegangen ist, was sie für ihren Mann, was er für seine Frau ist. Die Antwort der Liebe heißt: Ich bin Dein. Du bist es, zu dem ich für immer gehöre. Und wir beide gehören Gott, der Ursprung und Ziel unseres Lebens und unserer Liebe ist. So dürfen wir

Im Vorläufigen auf das Endgültige ausgerichtet glücklich sein
"Jetzt“, stellt Paulus fest, "erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen; so wie auch ich durch und durch erkannt worden bin." Bruchstückhaft wird unser menschliches Erkennen immer sein, solange wir als begrenzte und endliche Menschen hier auf Erden leben. Jeder Mensch ist und bleibt ein Geheimnis, das nur Gott ganz kennt. Und jeder Mensch ist unmittelbar vor Gott. Ehegatten die das respektieren, werden auch trotz des Wissens, dass niemand mein Alles sein kann,[12]miteinander glücklich sein. Trotz aller Begrenzung erfahren sie
Liebe und Erkenntnis Gottes gehören zusammen.

  • Miteinander Gott erkennen, die Einsicht in sein wahres Sein und Wesen sich schenken zu lassen, auch das ist höchst zukunftsträchtiges Glück. Wie schön kann es sein, wenn zwei Menschen zueinander mit dem Johannesbrief sagen können: "Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen."[13] Es ist gut, zu wissen: Wir haben ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Zukunft, die über unser irdisches Leben hinausreicht. Wahre Liebe verlangt nach Ewigkeit. Liebe sagt zum Geliebten »Du darfst nicht sterben«!

So stehen Liebende miteinander fest auf dem tragfähigstem Fundament, das es gibt: "Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm."[14]

  • Wie arm sind Menschen, die sich der Liebe verweigern oder deren Liebe nicht über den heutigen Tag hinausreicht. Johannes, der Freund Jesu, ermutigt Euch, jeden Tag neu mit der Liebe zu beginnen. Denn "wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.[15]" Die Liebe ist der einzige Weg zur Erkenntnis Gottes. Durch sie werden wir eins mit IHM, dem Ursprung und Ziel unseres Lebens.

Möge es Euch gelingen miteinander auf diesem Weg der Liebe jeden Tag einen Schritt voranzukommen. Das wünsche ich Euch von ganzem Herzen.

[1] 1 Joh 3,18
[2] Joh 19,26
[3] Lk 23,43
[4] Lk 23,34
[5] Joh 15,9
[6] 1 Joh 2,6
[7] Joh 6,54
[8] Joh 6,56
[9] Joh 15,15b
[10] vgl Joh 15,11
[11] Ps 80,4
[12] Paul Claudel, der seidene Schuh; Proesa zu Rodrigues
[13] 1 Joh 4,16a
[14] 1 Joh 4,16b
[15] 1 Joh 4,8

 

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