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Lesejahr B 2018/12 - 2019/11

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Christkönig, Halleluja, Halleluja[1]

1 Die Salbung Davids zum König von Israel – was hat das mit dem Christkönigsfest zu tun?
Vielleicht ging es ihnen beim Hören der 1. Lesung ähnlich. Was mag die Verantwortlichen der Liturgiereform zu dieser Auswahl bewogen haben?
1.1 Die Erwählung Israels
Jahwe hat seinem Volk, das er sich aus allen anderen Völkern erwählt und aus Ägypten herausgeführt hat, nicht erlaubt, zu leben wie alle anderen Völker. Von ihm berufene Männer, ganz auf ihn hörend und ihm verantwortlich sollten das Volk führen.
Als der charismatische Richter und Prophet Samuel alt geworden war, kommen die Israeliten zu ihm und sagen: „Du bist nun alt, und deine Söhne gehen nicht auf deinen Wegen. Darum setze jetzt einen König bei uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern der Fall ist.“  Eine verhängnisvolle Forderung! Warum?
1.2 Israel will sein wie die anderen Völker
Samuel missfiel es, dass sie sagten: „Gib uns einen König, der uns regieren soll.“ Samuel betete deshalb zum Herrn, und der Herr sagte zu Samuel: „Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen. Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein.“[2]
Wenn aber Gott nicht mehr in den Herzen regiert, dann sind der Willkür und dem Machtmissbrauch Tür und Tor geöffnet. Das sollte Israel bald erfahren. Das erfahren viele Völker bis heute.
1.3 Die Folgen dieser Entscheidung
Im Auftrag Gottes muss Samuel den Israeliten die Konsequenzen aufzeigen, die ein König für sie bedeutet: Unfreiheit und drückende Steuern und Lasten. Aber die Israeliten bestehen auf einem König. Sie wollen sein, wie alle anderen Völker.
Der König wird ihnen in dem schwermütigen Saul und dann in der großen Persönlichkeit Davids gegeben. Der Auftrag Gottes an ihn lautet: „Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein!“[3] Wie der Hirt für seine Herde sorgt, sie auf gute Weide führt, sie mit seinem Leben verteidigt, so soll es der König tun, der Gott gehorcht.
David kann zwar die Stämme Israels zu einem Reich vereinigen, aber schon nach dem Tod seines Sohnes Salomon kam die große Spaltung.
Die meisten der Könige Israels gingen nicht die Wege Gottes. Sie brachten Unheil über das Volk. So wurde wahr, was Gott dem Samuel prophezeit hatte: „An jenem Tag werdet ihr wegen des Königs, den ihr euch erwählt habt, um Hilfe schreien, aber der Herr wird euch an jenem Tag nicht antworten.“ [4]
Dem von Menschen gewollten König stellt die Kirche uns heute den von Gott zum Hirten seines Volkes bestellten König Jesus Christus gegenüber:
2 Jesus – der wahre König auf Davids Thron
wird in seinem allumfassenden Reich das Getrennte vereinen. Er wird durch den Engel Maria als der angekündigt, dessen „Herrschaft kein Ende haben wird.“[5]
2.1 In einprägsamen Bildern besingen wir das Königtum Jesu Christi.[6]
Im Eingangslied „Gelobt seist du, Herr Jesu Christ“, schließt jede Strophe mit dem einprägsamen Refrain: „Christkönig, Halleluja, Halleluja.“
Entstanden ist das Lied am Ende des 19. Jahrhunderts, einer Epoche, die stark von dem Gedanken des Königtums Christi erfüllt war.
Als nach dem ersten Weltkrieg die großen und glanzvolle Monarchien, König- und Kaiserreiche zu Ende gegangen waren, die über Jahrhunderte hinweg die Geschichte der Völker wie die Geschicke der einzelnen Menschen geprägt hatten, kam die Zeit der großen politischen Umwälzungen.
2.2 Tyrannen lösten die Könige ab
Das 20. Jahrhundert war voll davon. Ihre Herrschaft hat vielen Millionen das Leben und die Freiheit gekostet.  Stalin, Hitler, Mao, Pol Pot und die roten Khmer, Völkermorde, Gulags, Konzentrationslager, der Völkermord in Ruanda und die Mörderbanden des sog. islamischen Staates.
Der amerikanische Politikberater und Publizist Robert Kagan meinte nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, die Welt sei wieder zur Normalität zurückgekehrt, zum ganz gewöhnlichen Wettstreit um Macht allenthalben.[7] Welch eine Illusion!
Die sog. Großmächte  wetteifern wieder um die globale Macht, frühere Waffenbegrenzungs-Abkommen werden gekündigt oder zielstrebig die kriegerischen Arsenale aufgerüstet. Daneben versuchen etliche kleinere Staaten, sich ins Spiel zu bringen und regionalen Einfluss aufzubauen, indem sie sich zu Handlangern der Großmächte machen.[8] Neu erwacht
2.3 Die Sehnsucht nach einem Reich der Liebe und des Friedens
Angesichts solcher Weltlage ist es gut, glauben zu dürfen, dass es ein Reich gibt, das nicht zusammenbrechen kann, das „ohne Ende währen“ wird;
- ein Reich, in dem das Geschick, das „Los“ jedes einzelnen Menschen in guten Händen liegt;
       - ein Reich, in dem auch die Zukunft und alles, was „der Zeiten Schoß birgt“, stabil, sicher und ohne Willkür sein wird: das Reich des Königs Christus, der die Welt und den Tod besiegt hat.
3 Der Gedanke an diese Art von Herrschaft war und ist weder selbsttrügerische Hoffnung noch billiger Trost.
Was an diesem Fest und in diesem Lied über den König Christus gesagt wird, begründet sich vielfach in den Aussagen Christi selbst, der den Menschen das Reich Gottes verkündet hat. Eigentlich das ganze andere Reich, die ganz andere Herrschaft. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt!“ Bekennt der gefesselte, Jesus vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus.[9]
3.1 Sein Königtum, seine Herrschaft ist also nicht von der Art irdischer Herrschaft und Macht
Wie nur Gott selber kann Jesus von sich sagen: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ [10] Und weiter: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.[11]
Wir haben es hier in fundamentaler Weise zu tun mit einem
3.2 Gegenmodell zu bestehenden Vorstellungen von irdischer Herrschaft
Das zeigen schon die Zusammenhänge, in denen der Titel „König“ für Jesus uns in den Evangelien begegnen:
Der Säugling im Futtertrog eines Viehstalles wird als König gesucht,[12]
die erbärmliche Gestalt vor dem Richter Pilatus wird als König geschmäht,[13] über dem am Kreuz des Erhöhten steht „König der Juden“.[14]
3.3 Jesus der anerkannte und verworfene König
Viele Juden damals, von Aposteln angefangen, haben ihn als ihren König erkannt, die maßgebenden, herrschenden  Kreise aber haben ihn verworfen.  Und doch ist in diesem kleinen Kind, in der Spottgestalt am Kreuz Gott selbst den Menschen erschienen, haben wir in diesem liebevollen Leben und hingebungsvollen Sterben Christi etwas vom Wesen Gottes und der Art seiner Herrschaft erfahren.
3.4 Das Reich der Himmel, das Königreich Christi hat keine Grenzen,
d.h. seine Liebe wendet sich allen Menschen zu, allen will er guter Hirt, Spender des Lebens sein.  Und seine Herrschaft ist ohne Ende, ewig, weil Gott ewig ist und Christus in ihm (1. Strophe).
Diese Grenzenlosigkeit kennen irdische oder gar staatliche Grenzen nicht. Alles, was im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ist, so heißt es im Brief an die Philipper, muss seine Knie beugen und bekennen: „Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes des Vaters.“[15] Denn nachdem die tiefste Erniedrigung des Menschsein auf sich nahm, hat Gott ihn über alle erhöht.[16]
3.5 Der König Jesu ist der Maßstab aller Schöpfung, ihr Anfang und ihr Ziel,
Alpha und Omega, wie der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets lauten, oder A und O, wie es im Lied heißt.
Ihr Anfang ist Christus, weil er als das „Wort“ verstanden wurde, in dem Gott, die Welt erschaffen hat. Und als dieses Wort, das Fleisch geworden ist, hat er unter uns gewohnt.
Ihr Ziel ist Christus, weil Gott alles in ihm vollenden und zu sich führen will. (2. Strophe)
4 Jesus Christus will jedem einzelnen von uns „zu Gericht oder Gnade gegenwärtig“ werden.[17]
So hat es Martin Luther einmal formuliert hat.
4.1 Wir begegnen Christus ganz konkret in unseren Mitmenschen,
vornehmlich in den „Geringsten“. In ihnen will er gesehen und geliebt werden. Denn »jeder Menschenseele Los« wird von ihm angenommen und zum Ziel geführt.
4.2 Wir hören sein Wort hier und jetzt.
Im Evangelium steht er lebendig vor uns, so lebendig, dass wir ihn grüßen mit „Ehre sei dir, o Herr“ und „Lob sei dir, Christus.“
4.3 Wir empfangen ihn selbst im Mahl
in der Gestalt des Brotes und Weines. So lebendig, dass wir angesichts der heiligen Speise wie der heidnische Hauptmann ihm sagen: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“
4.4 Und wie immer wir ihm begegnen, wir müssen uns ihm stellen.
 Er fordert uns auf: Kehrt um, das Reich Gottes ist nahe. Werdet anders, denn mein Königtum ist anders. Werdet zu Menschen, in denen etwas von dieser Liebe Gottes und meiner Liebe aufstrahlt.
4.5 So begegnet er uns auch am Ende der Zeiten, am Ende unseres Lebens:
Die Evangelien schildern ihn uns als Richter, der darüber befinden wird, wie wir die Botschaft von seinem Königtum, des Reiches Gottes, verstanden und gelebt haben. Beten wir darum, dass wir uns seiner würdig erweisen, zu diesem Leben bei ihm und bei Gott zu finden. „O sei uns nah mit deinem Licht, mit deiner reichen Gnade, und wenn du kommst zu dem Gericht, Christ in dein Reich uns lade.“[18]
5 Die Idee des Königtums Christi ist Ausdruck der Hoffnung auf eine »Herrschaft«, die ganz anders ist, als wir sie kennen, und in der wir uns wirklich aufgehoben und angenommen wissen dürfen. Daher singen wir aus ganzem Herzen »Christkönig, Halleluja«. Gelobt und gepriesen sei Jahwe, der uns Jesus als den König unserer Seele und unseres Lebens, den König der Zeit und Ewigkeit gibt, in dem Gott mit seiner ganzen Fülle wohnt[19] und in dem er uns alles schenken wird.[20]

[1] Liedpredigt am Christkönigssonntag (GL 560)
[2] 1 Sam 8,5-7
[3] 2 Sam 5,2
[4] 1 Sam 8,18
[5] Lk 1,33
[6] Monika Maßmann in :Liturgie Konkret digital 1998/11
[7] Christ in der Gegenwart 2007 (46) S. 383
[8] ebd. S.383
[9] Joh 18,36
[10] Joh 10,11
[11] Mt 20,25-27
[12] Mt 2,2
[13] Mt 27,11; 27,29
[14] Mt 27,37
[15] Phil 2,11
[16] Phil 2,19
[17] Martin Luther
[18] GL 560/4
[19] Kol 1,19
[20] Röm 8,32