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Lesejahr B 2018/12 - 2019/11

Predigtthema: Das göttliche Gesicht im Muschelseidentuch von Manoppello

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1 Durch den Tod zum Sieg über den Tod
1.1 Jesu letztes Vermächtnis Augenblicke vor seinem Tod
1.2 Das Vermächtnis des Auferstandenen: Das Schleiertuch von Manoppello
1.3 Hat Jesus irgend ein materielles Gut hinterlassen
1.4 An der prominentesten Stelle des Evangeliums
2 Turin und Manoppello - der tote und der auferstandene Christus
2.1 Das Grab ist leer - die Leichentücher sind da
2.2 Es ist das erste Beglaubigungwunder der Auferstehung
2.3 Beide Abbilder sind deckungsgleich, sie zeigten also ein und dasselbe Gesicht
3 Pius XII und Benedikt XVI als Wegweiser zum wahren Angesicht des Auferstandenen
3.1 Papst Pius XII
3.2 Benedikt XVI hat entschieden darauf beharrt, sich  das Bild selbst anzusehen

Das göttliche Gesicht im Muschelseidentuch von Manoppello[1]

1 Durch den Tod zum Sieg über den Tod
Dies ist das Thema unserer Heilig Grab Kapelle übernommen von der Anastasis - der Auferstehungskirche in Jerusalem.  Der wie die heilige Helena im vierten Jahrhundert lebende Ephräm der Syrer hat am Freitag in der Lesehore uns zugerufen „unser Herr wurde vom Tod zertreten, dafür zertrat sein Fuß den Tod…  Der Tod mordete das irdische Leben. Dafür tötete das überirdische Leben den Tod.“
1.1 Jesu letztes Vermächtnis Augenblicke vor seinem Tod
ist ein Loslassen und Schenken.  Von seiner Mutter zu Johannes blickend sagt er: »Siehe dein Sohn« und zu Johannes »siehe deine Mutter«.
Wer wollte daran zweifeln, dass Johannes – der ja selbst jener Jünger war, den Jesus liebte – dass er Maria auch wirklich „von jener Stunde an“ zu sich nahm? Wäre es anders gewesen, hätte er diese Zeile niemals in sein Evangelium aufgenommen.
Danach muss er doch unmittelbar aus dem Erfahrungsschatz der Mutter Jesu selbst wie kein anderer geschöpft haben.
1.2 Das Vermächtnis des Auferstandenen: Das Schleiertuch von Manoppello
Seine Wiederentdeckung in Manoppello.
Vor Jahren habe ich es bei einer Wallfahrt zu den Gnadenstätten Italiens ich gesehen. Ich war tief gerührt. Er schaute mich an.
Als Kardinal Meißner am Tag vor der Beerdigung von Papst Johannes Paul II vor dem Schleiertuch in Manoppello war, sagte er nachher „Ich habe den Auferstandenen gesehen.“
Es gibt viele gute Gründe jenem antiken Text aus dem georgischen Tiflis zu trauen in dem es heißt, Maria habe ein »Bild« aufbewahrt, dass „über dem Grabtuch entstanden“ war und auf dem sie „das wundersam schöne Gesicht ihres Sohnes“ Tag für Tag neu betrachten konnte.
War es so, dann muss auch Johannes dieses Bild gekannt und ungezählte Male vor Augen gehabt haben. Die Mutter Jesu habe es oft »nach Osten hin aufspannt«, um mit erhobenen Händen davor zu beten. Maria und Johannes lebten doch zusammen zuerst in Jerusalem, später auf dem Nachtigallenhügel bei Ephesus, dann wieder bis zu Marias Tod in Jerusalem.
1.3 Hat Jesus irgend ein materielles Gut hinterlassen
so ist nur selbstverständlich, dass es zunächst an Maria fiel, die es gewiss so sorgfältig hütete, wie jede Mutter es getan hätte. Dass es solche Erinnerungsstücke tatsächlich gab, wissen wir durch die Beschreibung der Entdeckung der Tücher im Grab Christi.
Unvorstellbar, dass sie danach einfach achtlos entsorgt worden waren; dazu hatte Johannes sie ausdrücklich erwähnt. Von allen Tüchern aber wird vor allem das kostbares Sudarion selbstverständlich in den Besitz Marias übergegangen sein, als die unfassbar ergreifende Hinterlassenschaft ihres Sohnes.
Doch ebenso sicher musste ihre Aufbewahrung auch streng geheim bleiben. Darüber konnte selbst Johannes nicht offen, sondern nur verschlüsselt schreiben; denn diese Aufbewahrung widersprach den strengen jüdischen Reinheitsgeboten radikal und war lebensgefährlich. Dies zusammengenommen lässt der Augenzeugenbericht des Johannes insgesamt in ganz neuem Licht erscheinen.
1.4 An der prominentesten Stelle des Evangeliums
Im dramatischten Moment der Weltgeschichte spricht Johannes als Augenzeuge von dem, was der Auferstandene in seinem Grab hinterlassen hat. Er spricht ausführlich von Tüchern und hebt jenes besonders hervor »das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte«.
Johannes, der mit großer Sorgfalt vom Jesusgeschehen berichtet, hätte die Sache mit den Grabtüchern nicht erwähnt, käme ihnen nicht eine überragende Bedeutung zu.
Besonders hebt er das kostbarste aus den vielen Tüchern hervor, das er aus dem Zusammensein mit Maria aus langer und eigener Anschauung bestens kannte. Denn das Schleiertuch zeigte das »wahre Gesicht-  die wahre Ikone« das lebendige Gesicht der Auferstandenen.
Paul Badde sagt „Nur das Gesicht auf den Muschelseidenschleier erzählte vom ersten Moment an etwas vollkommen Neues, das dringend erzählt werden musste, wie verschlüsselt auch immer. Nur das Muschelseidentuch verdient diesen einmaligen Drang, den Johannes ihm einräumte. Nur dieses Bild macht den nachfolgenden Schlüsselsatz verständlich, wo Johannes von sich selbst sagt: „er sah und glaubte.“
2 Turin und Manoppello - der tote und der auferstandene Christus
2.1 Das Grab ist leer - die Leichentücher sind da

Es dämmerte gerade als Maria Magdalena einen Blick in das geöffnete Grab machte und feststellt, dass man den Herrn weggenommen hatte, und sie nicht wusste wohin.
Petrus und Johannes hingegen machten in der Grabkammer eine völlig andere Erfahrung. Das ist kein Widerspruch. Es war nur ein wenig mehr Licht, das sie wenig später am gleichen Ort diese Ur-Ikone Christi  entdecken ließ.
Es war nur dieser Schleier, der uns heute noch als ein lebendiges Bild begegnet, der sie in Null-Komma-nichts überzeugen konnte, dass die kultisch extrem unreinen Totentücher in diesem Grab nicht mehr unrein, sondern urplötzlich »rein« geworden waren. Dass der Tote lebte. Nur das Muschelseidentuch verdient deshalb diesen besonderen Rang, den Johannes ihm in seinem Bericht eingeräumt hat.
2.2 Es ist das erste Beglaubigungwunder der Auferstehung
Meisterhaft sagt es Paul Badde in seinem Buch: „In Sekundenbruchteilen eröffnete es Petrus und Johannes, dass Ihr Herr und Meister lebte. In diesem Bild kam er ihnen aus dem Reich des Todes als lebend entgegen, mit dem ersten Namen, den Gott sich selbst gegeben hatte, auf den Lippen »ich bin da«.
 So unglaublich und absurd es klingen mag, soviel unglaublicher erscheint es deshalb, dass genau dieses uralte lebendiges Bild zum Beginn des digitalen Zeitalters in die Geschichte zurückgekommen ist.
An der Schwelle einer gewaltigen Rückkehr der Bilder und Hieroglyphen zu den Pforten unserer Wahrnehmung erinnern uns heute diese Tücher aus dem Grab wie noch nie zuvor an dies: Wir haben ein Bild Gottes! Es setzt sich zusammen aus zwei Bildern: dem Bild der Passion Jesu in Turin und dem Bild  des auferstandenen Jesus Christus in Manoppello.“[2] S.322
Zwei wichtige Indizien führt Badde ins Feld:
2.3 Beide Abbilder sind deckungsgleich, sie zeigten also ein und dasselbe Gesicht.
Dies könne man durch digitales "Übereinanderlegen" zweifelsfrei nachweisen.
Zum anderen erinnert er daran, dass die Existenz von zwei verschiedenen Tüchern bereits im Johannesevangelium erwähnt ist. Dort heißt es im 20. Kapitel: "Simon Petrus (...) ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle."
Es fällt auf, dass die Evangelientexte das Abbild des Getöteten und Auferstandenen auf dem Tuch nicht erwähnen. Laut Badde liegt das an den Tabus der jüdischen Umwelt. Dort galten Grabtücher als vollkommen unrein, und ein Abbild des Göttlichen verstieß zudem gegen das alltestamentarische Bilderverbot.
Wie die lange verschollenen, mutmaßlichen Berührungsreliquien, die zugleich "ungemalte Bilder" Jesu sein könnten, an ihre heutigen Orte kamen, erzählt Badde in seinem spannenden Buch. Und er geht der faszinierenden Frage nach, was es wohl bedeuten würde, wenn uns in Turin und in Manoppello tatsächlich Jesu Gesicht anschaut, wenn wir diese Tücher betrachten.
3 Pius XII und Benedikt XVI als Wegweiser zum wahren Angesicht des Auferstandenen
3.1 Papst Pius XII
hat die italienische Seherin Maria Waltorta persönlich gekannt und sehr geschätzt. Er habe angeordnet, dass nach ihrem Tod alles gedruckt werden sollte, was sie in ihren Einsprechungen als Stimme Jesu vernommen habe.
Am 22. Februar 1944 hat sie folgende Worte Jesu aufgezeichnet: „Meine letzten Wunder habe ich zum Trost Marias in Jerusalem gewirkt: das war die Eucharistie und der Schleier der Veronika. Dieser Schleier der Veronika ist auch ein Stachel für eure skeptischen Seelen.
Vergleicht einmal das Gesicht des Schweißtuchs mit dem auf dem Grabtuch. Das eine ist das Gesicht eines Lebenden, das andere das Gesicht eines Toten. Aber Länge, Breite und die physischen Eigenheiten, die Form, alle charakteristischen Merkmale sind gleich. Legt die Bilder übereinander. Seht, wie sie sich entsprechen. Ich bin es. Ich, der euch daran erinnern wollte, wer ich war und aus Liebe zu euch geworden bin“
3.2 Benedikt XVI hat entschieden darauf beharrt, sich  das Bild selbst anzusehen
von dem eine Vielzahl von Indizien nahelegen, dass es sich dabei um jenes »wahre Bild« handelt, das seit dem Jahr 708 in der Peters Basilika in Rom aufbewahrt wurde und beim Bau der neuen Peterskirche spurlos verschwand. Berührt von diesem wahren Angesicht des Auferstandenen sagte der Papst in der anschließenden Predigt:
Während meines kurzen Verweilens im Gebet dachte ich an die zwei Apostel, die Jesus in der Nähe des Jordans folgten und fragten: „Rabbi, wohnst du?“ Und er „kommt und seht“. An diesem Tage folgten sie Jesus und machten eine unvergessliche Erfahrung, die sie dazu brachte zu sagen „wir haben den Messias gefunden.“
Plötzlich hätten sie die wahre Identität dessen erkannt, den sie vorher nur einfach als Meister und Rabbi wahrgenommen hatten. Und dennoch: wie lange hätten sie ihm noch folgen müssen, bis sich ihnen sein unauslotbares Gesicht wahrhaftig enthüllen würde? „Wer mich sieht, sieht den Vater“, hätten sie schließlich von ihm erfahren.
Erkannt hätten sie es jedoch erst, als sie den Auferstandenen trafen und der „Geist ihren Verstand und ihre Herzen erleuchtete“. Wer in dieser heiligen Tradition „in Gott Liebe, geformt vom Glanz seines Angesichts schon auf dieser Erde“ werde sein Gesicht immer wieder, „besonders in den Gesichtern der Armen und Bedürftigen wiedererkennen“.
Den Kapuzinern in Manoppello, die seit 400 Jahren dieses wahre Bild des Herrn hüten, schrieb er folgenden Segen ins Stammbuch: „der Herr segne und behüte euch. Er lasse sein Angesicht über euch leuchten, er wende euch sein Angesicht zu und gewähre euch Frieden..“
Ich denke,  es ist wieder wichtig  - Wir haben es heute in den Texten schon gehört - Wir sollen beten „Herr lass dein Angesicht über uns leuchten. Zeige uns dein Angesicht und wir sind gerettet.“[3] Gott schaut uns an durch Jesus den  gekreuzigten und Auferstandenen und sagt zu uns „ich bin bei euch!“

[1] Quelle Paul Badde, das göttliche Gesicht im Muschelseidentuch von Manopello
Evang: Joh 19,25-27:38-42; 20,1-8
[2] Badde s.322
[3] Ps 80