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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie am 29.So. zu Mt 22,15 - 21 in der Filialkirche Regina Pacis in Rödlas

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Gott geben, was ihm zusteht [1]

Warum sind Fernsehsendungen wie

"Verstehen Sie Spaß?"
so beliebt. Jedesmal geht es darum, daß andere reingelegt werden. Wir kennen alle das Sprichwort: "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen." Schadenfreude ist die Lust daran, daß der andere erniedrigt wird.
 Dieses Reingelegt Werden ist natürlich für den Reingelegten meist gar nicht so lustig. Im Fernsehen geht es wenigstens gut aus. Es gehört aber zu den dunklen Seiten des Menschen, daß er den Hang verspürt, seine Mitmenschen reinzulegen.

Warum Menschen sogar Böses planen,
das lässt sich oft nur schwer durchschauen. Vor Jahren habe ich die tausendseitige von der Chinesin Jung Chang und ihrem Mann John Halliday verfasste Biografie  über den chinesischen kommunistischen Diktator Mao gelesen, der 1976 im Alter vom 82 Jahren starb.
Der Titel lautet: Das Leben eines Mannes – Das Schicksal eines Volkes. Diese Biografie ist das schrecklichste Buch, das ich je gelesen habe. Aber es ist auch ein ungeheuter wichtiges Buch, weil es die auch bei uns weit verbreitete Mao Legende entlarvt. Auch die bei uns aufbegehrenden 68er  hatten sich Mao zum Vorbild genommen und hielten bei ihren Protestmärschen die rote Maobibel hoch.
Jung Chang, selbst einst glühende Mao Anhängerin, hatte schon in ihrem Buch  »Wilde Schwäne« das Schicksal von drei Frauengenerationen in China, das ihrer Großmutter, ihrer Mutter und ihr eigenes unter die Haut gehend beschrieben.
Der Spiegel nennt Mao. „Den größten Massenmörder aller Zeiten.“ Um seine Macht zu mehren ließ er die meisten seiner Weggefährten aus dem Weg räumen. Er war mit mehren hunderttausend Soldaten am Überfall auf Südkorea beteiligt. Er befürwortet, ja wünschte einen Atomkrieg herbei.
Jahre hindurch befahl er den Bauern mit Gewalt ihre Ernteerträge abzupressen und importierte sie nach Russland und andere Ostblockländer, auch in die DDR, während in China in diesen Jahren 25 Millionen vor allem Bauern verhungerten. So finanzierte er die Militärhilfe der russischen Kommunisten oder um sich bei anderen Völkern beliebt zu machen.
In der Kulturrevolution ab 1965 hetzte er die jungen Menschen gegen die Erwachsenen auf, sie zu drangsalieren und die zweitausendjährige Kultur Chinas zu zerstören. Ein Paar Millionen Menschen, auch glühende Kommunisten wurden zu ständiger Selbstanklage gezwungen, öffentlich gedemütigt, gefoltert, erschlagen und erschossen. Viele wurden verrückt oder nahmen sich das Leben. Allen wurde eingehämmert, was Mao befiehlt sei allein richtig. Alle Chinesen wurden einer „Gehirnwäsche“ unterzogen.
 Wie ein Gott ließ Mao sich verehren. Spielte genüsslich den Herrn über Leben und Tod. Gönnte sich selber jeden Luxus bis hin zu vielen jungen Frauen. Während sein Volk darbte und unmenschlich behandelt wurde. Bis heute beherrscht sein Bild China. Die herrschende kommunistische Partei benützt ihn immer noch als Aushängeschild für ihr System.
  • Wo Macht ohne Kontrolle und ohne Verantwortung vor Gott  ausgeübt wird, macht sie das Leben und die Welt zur Hölle. Diese steigt aus dem Inneren des selbstherrlichen Menschen auf. Wenn Menschen sich zu Gott machen, dann ist die Hölle los.
Neid ist oft die Ursache, warum Menschen Böses planen

 Neidische Leute machen auch nicht halt vor Menschen die anderen Gutes tun. Sie gönnen ihnen nicht, dass diese bei ihren Mitmenschen beliebt sind, daß man sie schätzt und ehrt, und gut von ihnen spricht. Neid macht Menschen zu Feinden. Die  Geschichte von Kain und Abel am Anfang der Bibel ist ein Paradebeispiel dafür. Weil Kain auf Abel neidisch ist, bringt er ihn um. Neid war und ist schon immer  die Wurzel bösen Verhaltens.
Auch Jesus erfährt dies.  Angesehene Menschen, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer sind auch auf ihn neidisch, vielleicht deshalb, weil er nicht gefesselt ist an Gesetze und Vorschriften, an eingefahrene Verhaltensweisen; weil er den Menschen hilft, weil ihn diese Menschen lieben und verehren, weil er den Menschen etwas geben kann, was andere nicht geben können oder wollen.
So planen sie ihm eine Falle stellen, um ihn so vor den gläubigen Menschen unmöglich zu machen, und zugleich ihn vor der römischen Besatzungsmacht als Aufrührer und Volksverhetzer denunzieren zu können.
Dabei gehen sie sehr hinterlistig vor. Zuerst machen sie ihm große Komplimente, loben ihn: "Meister, wir wissen, daß du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person." Richtige Schleimer sind sie. In seiner Wahrheitsliebe, so meinen sie, werde Jesus in die aufgestellte Falle tappen. Sie fragen ihn: "Meister, ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen?"
Natürlich mußten die Menschen damals schon wie auch heute Steuern zahlen. Steuern sind nötig, damit vieles in einem Gemeinwesen, im Staat aber auch in der Kirche getan werden kann.
Die Juden mußten auch Steuern bezahlen. Für den Tempel gaben sie sogar den Zehnten. Sie haben das nicht gern getan, wie die Leute auch heute nicht gern Steuern bezahlen. Sie wollten aber aus einem ganz bestimmten Grund keine Steuern zahlen. Warum?
  • Das zeigt die Münze, die seine Gegner Jesus vor die Augen halten. Auf ihm ist das Bild des Kaisers von Rom zu sehen. Dieser Kaiser sagte von sich: "Ich bin ein Gott. Weil ich das bin, müßt ihr mich auch so verehren, wie einen Gott." Das wollten die Juden nicht, denn für sie gab es nur einen Gott, und das war Jahwe. Warum stellen sie Jesus dann diese Frage? Ganz einfach: Er soll reingelegt werden und zwar so, daß es ihm Ansehen und Leben kostet.
Jesus tappt nicht in die Falle.
Er spürt sofort, was los ist. Er läßt sich von ihrem dicken Lob nicht täuschen. Sie aber sind sich ihrer Sache sicher. Diesmal werden sie ihn zur Strecke bringen. Sie habe es ausgiebig beraten und listig geplant. Alle helfen sie zusammen, obwohl sie sich sonst einander nicht koscher sind: die Pharisäer und die Anhänger des Herodes.
Ganz gleich, wie seine Antwort ausfällt - so meinen sie - ist er erledigt. Sagt er: „Ja, es ist erlaubt, dem Kaiser Steuern zu bezahlen, dann lästert er Jahwe, dann beleidigt er Gott." Und ist er beim Volk Gottes erledigt.
Sagt er: „Nein, es ist nicht erlaubt, dem Kaiser Steuern zu bezahlen,“ dann können sie ihn bei Pilatus, dem Stellvertreter des Kaisers, als Volksverführer und Feind der Staatsmacht anklagen. Sie wissen, wer so etwas sagt oder tut, der wird mit dem Tod bestraft. Auf diese Weise würden sie Jesus loswerden.
Wie befreit sich Jesus aus der Falle? Das Evangelium sagt:  „Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers.“ Jetzt sind sie in der Falle. Sie nämlich sind im Besitz des Geldes mit dem Bild des Kaisers.
Aber dann sagt Jesus etwas, womit niemand gerechnet hatte:  "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" Diese Antwort war so klug, daß jede(r) das verstehen konnte, was er damit sagen wollte. Er hatte nichts Böses gesagt. Wenn jemand Gott das gibt, was ihm gehört, z. B. wenn er seine Gebote einhält, z. B. das erste: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!", dann wird er auch einen Menschen nicht als Gott verehren. Jesus sagt damit,
Es liegt in eurer Hand, was ihr tut.
Wenn ihr Gott verehrt, dann braucht ihr den Kaiser nicht als Gott zu verehren. Auch wenn ihr ihm Steuern bezahlt, dann ist er dadurch noch lange nicht Gott. Kein Mensch kann sich selbst zu Gott machen. - Aber wenn ihr neidisch seid, dann macht ihr euch zu einem Gott, der scheinbar alles darf. Auch einem Menschen eine Falle stellen, eine tödliche Falle.
Unser Gott, Jahwe, aber ist nicht neidisch. Er liebt alle Menschen und stellt es jedem(r) frei, ob er oder sie ihn ehren wollen oder nicht. "Gebt Gott, was Gott gehört."
Was gehört ihm? Der Psalm 24 antwortet auf diese Frage: "Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner."[2] Wenn wir, alle Geschöpfe und unsere Erde Gott gehören, dann werden wir unser Leben nach ihm ausrichten, werde wir ihn allein anbeten und ehren, werden wir miteinander, mit seiner Erde, mit seinen Geschöpfen ehrfurchtsvoll, verantwortlich und gut umgehen.
Die Welt kommt dabei nicht zu kurz, wenn wir Gott geben, was ihm gehört. Denn wenn wir Gott lieben und uns vertrauensvoll in seine Hand geben, bekommt die Welt mehr als wir mit Händen geben können. Sie bekommt, was sie am nötigsten braucht: Einen guten Geist, den Geist der Liebe, der Verantwortung, den Geist der Zärtlichkeit.

[1] Homilie zu Mt 22,15-21

[2] Ps 24,1