PredigtenÜbersichtLesejahr A 2013/14 bis 2014/11Predigt - Homilie zu Joh 17,1-11a am 7. Osterso. in St. Mchael Neunkirchen
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Dem Sohn Gottes ist Macht über alle Menschen gegeben [1]Über dieses Bekenntnis Jesu im Evangelium wollen wir heute nachdenken.[2]
1 Die Gefahr der Macht 1.1 »Der Wille zur Macht« ist ein viele Menschen erschreckendes Schlagwort
- Hitlers Machtergreifung 1933 erfüllt uns mit Schrecken, wenn wir an die Folgen für unser Volk, ja für die ganze Welt denken. Die Macht der Waffen brachten im 1. wie im 2. Weltkrieg Zerstörung und Tod in einem nie gekannten Ausmaß.
- Supermächte nannte man bis vor 25 Jahren noch die politischen Großmächte Amerika, China und UdSSR. Das Gleichgewicht des Schreckens atomarer Bewaffnung war und ist der Garant eines angstvollen Friedens.
- Heute sprechen wir von der Macht des Geldes, des Marktes und der Wirtschaft.
- Die Gefahr der Macht liegt "einmal in der Tatsache, dass diese Macht wohl den Menschen in Stand setzt, die Natur zu bezwingen, aber auch das Mittel ist, das er gegen den anderen Menschen richten kann, um ihn zu beherrschen, zu schädigen oder zu vernichten.
- Dieser kann ein fremdes Volk sein, und der Machtgebrauch in Krieg, Unterwerfung, Ausrottung bestehen."[3]
1.2 Machtmissbrauch beschädigt auch den Macht Ausübenden
- Auf Sokrates verweisend spricht Romano Guardini von der inneren Gefährdung des Machtmenschen, der zugleich das Objekt des Hasses der von ihm Geschädigten ist:
- »Die Gefahr kommt ihm nicht von außen; mit der würde er fertig werden. Sie kommt ihm von innen; aus ihm selbst.
- Die Macht hat ein Gefälle zu immer schärferem Gebrauch hin; das heißt, zu jenem, der jede über ihm stehende Norm verachtet.
- Dann glaubt der Verfallene, er herrsche über die Anderen; in Wahrheit ist aber er selbst es, der beherrscht wird, und zwar durch seine eigene Macht.«[4]
- Es ist wie ein Trieb: Die Macht wird um ihrer selbst willen gesucht. "Triebe aber haben beim Menschen die Neigung, sich aus dem Sinngefüge des Lebensganzen herauszulösen, sich zu verselbständigen und dann Maß und Sinn zu verlieren."[5]
2 Die Macht Gottes ist Befreiung zum Leben
2.1 Das Bekenntnis des christlichen Glaubens
- Der christliche Glaube bekennt als erste Aussage der biblischen Offenbarung: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“
- Gott ist der Ursprung und Spender allen Lebens. Seine allmächtige und schöpferische Liebe ist Leben in Fülle.
- Schon im Leben Abrahams zeigt sich Gott als der „bei dem kein Ding unmöglich ist“.[6] Dieses souveräne Eingreifen Gottes offenbart sich erneut bei der Menschwerdung seines Sohnes aus Maria der Jungfrau.
2.2 Gott schützt und befreit
- Gott vermag seine Auserwählten überall zu beschützen und sie aus der Sklaverei zu befreien.
- Er verleiht dem All seinen Bestand. "Deine Treue währt von Geschlecht zu Geschlecht; du hast die Erde gegründet, sie bleibt bestehen", bekannt der Psalm 119 [7]
- Diesem Gott kann man vertrauen, weil sein Wort alles vermag. Der nach seinem Bild geschaffene Mensch ist Mitarbeiter Gottes, indem er im Auftrag Gottes und in Verantwortung vor ihm die Erde bebaut und hütet.[8]
2.3 Gottes ewiges Wort wird durch den Heiligen Geist Mensch
- Wie durch die Propheten vorhergesagt, geht aus dem Volk Gottes der Messias hervor, auf dem Gottes Geist ruht[9] und der Gott zum Vater hat.[10]
- Nach dem Zeugnis der Schrift ist er In Jesus von Nazareth Mensch geworden. Er sucht nicht seine Ehre, sondern die seines Vaters und die Erfüllung seines Willens.[11]
- Er bittet im Evangelium angesichts seines gewaltsamen Todes, den er im Gehorsam vor Gott - seinem Vater - auf sich nimmt: "Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht." [12]
- Es geht nicht um einen Machtrausch, sondern um die Offenbarung des wahren Wesens Gottes und seines Gesalbten: Um
3 Seine ewiges Leben schenkende allmächtige und barmherzige Liebe.
3.1 Jesus Macht über alle Menschen - ewiges Leben
- Seine aus dem Vater hervorgehende Macht offenbart Jesus mit den Worten: "Denn du hast ihm (dem Sohn) Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt." [13]
- So allmächtig ist Gottes Liebe, dass er dem nach seinem Bild geschaffenen Geschöpf Anteil an der Fülle seines Lebens, ewiges Leben anbietet; an uns liegt es, ob wir es annehmen.
- So allmächtig ist seine barmherzige Liebe, dass er uns durch seine Kirche die Sünden vergibt, damit wir seiner Anschauung würdig werden; an uns liegt es, ob wir sie uns vom Herrn durch seine Kirche schenken lassen.
- So kostbar sind wir ihm in alle Ewigkeit, dass wir durch das Blut seines Sohnes und durch dessen gehorsamen Tod erlöst sind und er uns an der Auferstehung Jesu Anteil schenkt; an uns liegt es, ob wir Jesu Tod am Kreuz, seine liebende Hingabe für uns bis in den Tod als erlösende uns mit Gott versöhnende Tat bewusst annehmen.
- So tröstlich ist seine barmherzige Liebe, dass wir unseren Lebensweg als Heimweg zur Auferstehung und zum Himmel, als Heimweg zu Gott erkennen und gehen.
3.2 Ewiges Leben - den einzigen wahren Gott erkennen
- Jesus ist der Mensch gewordene Name Gottes: Der-Ich-bin-Da ist der Gott mit uns!
- Wir gehören nicht der Welt, nicht der Vergänglichkeit. Mit Jesus Christus gehören wir Gott. Mit ihm sind wir bei Gott im Himmel zusammen mit allen Gerechten und Heiligen; mit Maria, der Mutter Gottes und Mutter der Kirche, mit unseren Namenspatronen und mit unseren Lieben, die im Herrn gestorben sind.
- Ewiges Leben winkt uns! Darum versammeln wir uns als Volk Gottes, als der lebendige Leib des Herrn mit Maria und den Aposteln und verharren einmütig im Gebet um den Heiligen Geist, durch den Gottes Liebe in unsere Herzen ausgegossen ist und der uns zu missionarischen Christen macht.
- Werden wir wegen des Namens Christi beschimpft und wegen unserer Zugehörigkeit zur Kirche des Herrn verfolgt und niedergemacht, sagt uns der heilige Petrus: „Ihr seid selig zu preisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch.“ [14]
3.3 Auf die Macht der Liebe bauen
- Die Dämonie irdischer Mächte kann wir nur mit der Macht der Liebe Christi besiegt werden. Für uns heißt es nicht "ich bete an die Macht des Geldes, die Macht über Menschen", sondern "ich bete an die Macht der Liebe Gottes, die in Jesus Mensch geworden und auferstanden ist.“
- Da aber jedem von uns Macht anvertraut ist, im Staat, in der Gesellschaft, im Betrieb, in der Familie, auch in der Kirche - werden wir uns bemühen, diese in Verantwortung vor Gott und durchformt von der Liebe Christi gebrauchen.
- Zum Schluss soll nochmals der hellsichtige Romano Guardini zu Wort kommen "Die Macht ist aufbauend, so lange der, der sie inne hat, in der Ordnung des Daseins steht. So lange in ihm der Machttrieb ins Ganze eingefügt und nach Maß wie Richtung kontrolliert ist."[15]
- Mit Guardini schauen wir auf Jesus: "Er ist das Leben selbst, welches in der vollkommenen Liebe zum Vater begründet ist. Das ist Jesu Macht."[16]
[1] Joh 17,2 [2] Joh 17, 1-11a [3] Romano Guardini, Sorge um den Menschen, Der unvollständige Mensch und die Macht S.47-49 [4] ebd. [5] Ebd. [6] Gen 18,40 [7] Ps 119,90 [8] Gen 2,15 [9] Jes 9,5f.; 11,1f. [10] 2 Sam 7,14; Ps 89,27ff. [11] Joh 5,30; 17,4 [12] Joh 17,1 [13] Joh 17,2 [14] 1 Petr 4,14 [15] Romano Guardini, Sorge um den Menschen, Der unvollständige Mensch und die Macht S.47-49 [16] ebd
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