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2010 (C)

Homilie am 13.Sonntag im Jahreskreis C in der Filialkirche »regina Pacis« in Rödlas Pfarrei St. Michael / St. Augustinus Neunkirchen am Brand

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Den Weg Jesu mitgehen
Gewinner - Verlierer

  • Die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika stellt sich uns als ein Weltereignis dar, „das den gesamten Erd-Ball in Bewegung versetzt und Milliarden mitten am Tag oder mitten in der Nacht aus dem Lauf der Dinge reißt.“[1] Überall sind die Regeln dieselben. Alle verstehen, um was es geht, gleichermaßen begeistert oder niedergeschlagen.
  •  Im Sport wie im Leben gibt es nicht nur Aufsteiger und Gewinner sondern auch Verlierer und Absteiger. Die Welt- oder Europameister Frankreich und Italien sind ausgeschieden. Ebenso die Mannschaft des Gastgeberlandes Südafrika.
  • Irgendwann, hoffen wir, müsste unser Einsatz doch Früchte tragen - in der Familie, in der Pfarrei, im öffentlichen Leben und im Beruf. Wenigstens Spuren unseres Tuns sollten sichtbar werden. Wir halten durch, solange die Hoffnung besteht, wenigstens einen Teilerfolg zu erzielen.
  • Was aber, wenn wir feststellen müssen, dass unser Mühen umsonst ist, keine Frucht bringt, ins Leere zu gehen scheint? Kein Wunder, dass Menschen müde werden, Pfarrer resignieren, Eltern ihre Ziele fahren lassen, Politiker oder Pfarrgemeinderäte sich ihre Ideale und Pläne abschminken.
  • Lukas erzählt heute von Jesus, der allen Grund hätte, von seinen Jüngern enttäuscht zu sein. Anscheinend hat weder sein Beispiel noch seine Predigt in den Jüngern viel bewirkt. Dem heutigen Evangelium geht nämlich der Rangstreit der Jünger voraus.[2] Jesus warnt,

Vorsicht Größenwahn!

  • Die Nähe zu Jesus ist einigen seiner Jünger in den Kopf gestiegen. Jeder will der Größte, der Wichtigste sein, erhofft sich von der Nähe zu Jesus Vorteile, Ehre, Ansehen, Macht. Jesus stellt ihre menschlichen Maßstäbe auf den Kopf. Seine Antwort an die Jünger lautet: "Wer unter euch allen der Kleinste ist, der ist groß."[3]
  • Sie regen sich auf über einen nicht zur Jüngerschaft gehörenden aber im Namen Jesu Dämonen austreibenden Mann. Jesus soll ihm dies verbieten. Jesus antwortet für sie unerwartet „Hindert ihn nicht. Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.“[4]
  • Gerade die Musterschüler Jakobus und Johannes beweisen, wie sehr sie das Klassenziel von Galiläa verfehlt haben: Sie haben nicht verstanden, dass mit Jesus kein Ehrenplatz zu gewinnen ist; haben nicht kapiert, dass bei ihm der Kleinste alles zählt; haben nicht begriffen, dass sie kein Monopol auf seinen Namen haben. Jesus ist umgeben von Jüngern, die noch nichts begriffen haben.

 Jesus aber macht sich auf zum alles entscheidenden Kampf.

  • Unsere Übersetzung sagt „Da entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen”. Er fasst Jerusalem ins Auge. Geht kraftvoll, entschieden. Wir wissen: es ist der Weg seiner Erniedrigung, aber auch seiner Vollendung, seiner Verherrlichung. Das Ziel klar vor Augen sendet er Boten vor sich her.
  • Diese Rolle gefällt den Jüngern. Sie treten gern in seinem Namen auf. Ihm hören ja die Massen zu, er hat die 5.000 gespeist, ihn haben in seiner Verklärung erlebt. Er hat die Tochter des Jairus vom Tod zum Leben erweckt und die kranke Frau geheilt ... Die Jünger stehen ganz in seinem Glanz. Sie benehmen sich wie Bodyguards, welche die Tournee des Gurus managen.
  • Genau da geht die Falle auf: Statt vor ihm herzugehen, seinem Wesen Platz zu machen, ziehen sie ihn hinter sich her, nehmen ihn für ihre Wünsche ins Schlepptau. Sie wähnen sich auf bestem Weg, tun alles für den Herrn - und schon haben sie Wesentliches verwechselt: Dienst mit Stellung, Nähe zu Jesus mit Einfluss, Nachfolge mit Erfolg.
  • Sie können dabei sogar die Bibel zitieren: Ihr Wunsch, Feuer vom Himmel über jene die Gastfreundschaft verweigernden Samariter herabzurufen ist ein wörtliches Zitat aus 2 Kön 1,10. So hat der Prophet Elija die Verächter des Herrn gestraft, die sich an seinem Propheten vergreifen wollen. Solche Strafe sei hier doch auch angemessen, betonen sie eifernd. Jesus weist sie zurecht.
  • Elija gilt als eifrigster Prophet. Doch auch er kam an seine Grenzen, wollte nur noch sterben. Jesus überbietet Elija: gibt nicht auf, rächt sich nicht und lässt sich nicht rächen, verbittert nicht.

 

Jesus geht entschieden seinen Weg.
Was das bedeutet, zeigen die drei Berufungen[5] im heutigen Evangelium:
  • Ein Mensch sagt von sich aus: ”Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.” Jesus nennt ihm die Konsequenz: Wer mir folgt, legt sich nicht ins gemachte Nest. Er wird fremd und heimatlos.
  • Den Zweiten ruft er heraus aus allen Bindungen, sogar aus dem, was Ehrgefühl und Verwandtenpflicht gebieten, ruft ihn in eine Freiheit, die Angst macht. »Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!«
  • Der Dritte bietet das Mitgehen an unter denselben Bedingungen, die wir von Elischa, dem Schüler Elijas, kennen: Abschied nehmen von den Seinen. Jesus ist noch radikaler: Schau nicht nach links und rechts (was sagen die Leute?), nicht zurück (was muss ich lassen?); Schau nur nach vorn! »Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes«.
  • Zu hart? Zu fremd? Nur für ein paar Radikale? - Wir sind vom Müdewerden und der Enttäuschung ausgegangen. Wir sehen, dass Jesus nicht resigniert, auch nicht in ein Jetzt-erst-recht verfällt. Er geht seinen Weg und nimmt seine Jünger mit, traut ihnen wieder und wieder etwas zu. Bei ihm lernen sie, mit Enttäuschungen umzugehen, nicht feindselig oder bitter zu werden, den Sinn nicht im Erfolg zu suchen sondern in der Nachfolge, die allein zum Ostersieg führt. So hören wir eine doppelte Frohbotschaft:

 

Das Evangelium macht uns Mut,

Mit unserem Erleben den Weg Jesu mitzugehen,
  • bei enttäuschenden Erziehungserfolgen, zerbrochenen Idealbildern vom Lebenspartner und von der eigenen Liebesfähigkeit; beim Gefühl, doch nichts auszurichten, obwohl wir alles für die Kinder investiert haben; als Priester weiter die Predigt und den Gottesdienst intensiv vorzubereiten trotz dem Schrumpfen der Zahl derer, die am Sonntag Gott die Ehre geben und das Vermächtnis Jesu feiern.
  • Jesus traut uns zu, unser persönliches Jerusalem in den Blick zu fassen: den schmerzhaften Durchgang zum Leben, der zunächst Erfolglosigkeit, Leiden und Tod bringt. Das Evangelium ermutigt uns,

 

Den Weg Jesu dankend mitgehen
  • Dankend für Menschen, die nicht aufgeben, gut zu sein; für die vielen, die als Katecheten, Kommunion-gruppenleiter/innen, Firmhelfer ... Jahr für Jahr Kinder und Jugendliche in die Schule Jesu mitnehmen, in der Hoffnung, dass Wichtiges hängen bleibt;
  • Dankend für alle, die der Liebe ihres Partners und ihrer eigenen etwas zutrauen; die ihren Kindern auch dann ihre Liebe schenken, wenn diese in der Schule versagen, keine Lehrstelle finden, in der Berufsfindung keinen Silberstreif am Horizont sehen;
  • Dankend für alle, die nicht respektlos reden über Nachbarn oder Fremde, die denen helfen wollen, die durch andere missbraucht wurden und unter die Räder kommen. Die dennoch barmherzig mit den Sündern umgehen und sie nicht verurteilen.
  • Dankend jene in unsere Gebete mitnehmend, die - wie damals die Leute aus Samarien - Jesus und seiner Jüngergemeinschaft, seiner Kirche, feindlich und ablehnend, oder uninteressiert begegnen. Ihnen eben nicht Feuer vom Himmel zu wünschen sondern ihnen den Heiligen Geist erbitten der verbindet und Leben schafft.
  • Danken will ich für alle Schwerkranken, die tapfer ihr Los tragen und versuchen sich in ihrem Elend ganz in die Hand Gottes zu geben.
  • Danken und um seinen Segen bitten will ich Gott für die Ihnen Beistehenden, die durch ihre Zuwendung und ihren Dienst der Liebe mithelfen, dass inmitten aller Not Kranke und Sterbende nicht verzweifeln müssen, sondern von bergender Liebe getragen ihren irdischen Weg zu Ende gehen können. Bei alledem ist es gut zu wissen:

 

Jesus nimmt uns mit auf seinem Weg
  • Jesus wird nicht müde, uns sündigen Menschen zu versichern, trotz euerer Niederlagen scheidet ihr nicht aus dem Spiel des Lebens aus, zu dem Gott einlädt. Nur der Abfall vom Glauben, die Leugnung der Liebe und des Erbarmens Gottes führt zum jenem Elfer, der uns aus dem Turnier wirft, uns abschneidet von der Zukunft, die allein Gott schenkt.
  • Jesus traut uns zu, in seinem Sinne leben zu lernen. Mit Jesus auf dem Weg des Lebens und des Sterbens voranschreitend wird Gott uns dem Bild seines Sohnes gleich gestalten. „Denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei.“[6] Nur mit Jesus gelingt es uns, auf dem Weg zu unserem Jerusalem das Kreuz annehmend der Vollendung entgegenzugehen.
  • Für all das wollen wir jetzt in der Eucharistie dem Herrn, unserm Gott Dank sagen. Um auf unserem Lebensweg auch in Erfolglosigkeit und Enttäuschung, in Krankheit und Todesnot mutig voranzuschreiten, bitten wir, »Herr durchdringe uns im Opfer und Mahl mit Deiner Hingabe und Liebe. Führe uns zur Einsicht, dass Gott allein unser ganzes Glück und unsere unverlierbare Zukunft«.
  • Jesus zeigt uns den Pfad zum Leben und geht uns auf ihm voran. Wir laufen nicht ins Leere. Wir drehen uns nicht im Kreis von Widergeburt zu Wiedergeburt. In der Taufe aus Wasser und Geist wiedergeboren dürfen wir mit Jesus Christus vor Gott sein.
  • Von der Strahlkraft der uns erwartenden, uns ganz und gar verwandelnden göttlichen Lebensfülle singt jubelnd der Psalm 16: „Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.“[7] Wir dürfen uns also ohne Bedenken von Jesus auf seinem Weg mitnehmen lassen.


[1] CiG 2010 Nr. 24 / S269 Der Kommentar
[2] Lk 9,46
[3] Lk 9,48
[4] Lk 9,50
[5] Lk 9,57-62
[6] Röm 8,29
[7] Ps 16,11

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