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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am 5. Ostersonntag in Hetzles St. Laurentius

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GOTTES Herrlichkeit in Jesus und in uns[1]
1 Was ist herrlich?

Da erzählt das Johannesevangelium vom letzten Abend Jesu. Der Verrat des Judas steht bevor, die Todesnähe ist bedrückend spürbar. Und dennoch redet Johannes ständig von Herrlichkeit. Gleich fünfmal in zwei kurzen Sätzen nimmt Jesus das Wort „verherrlichen" in den Mund.

Die Herrlichkeit Gottes meint sein Wesen. Das, was er ausstrahlt. Sein Wesen ist barmherzige Liebe, sagt Johannes in einem seiner Briefe.

Ist es nicht herrlich, wie in diesen Tagen alles wächst und blüht? Es gibt viele Ereignisse, die uns ausrufen lassen: Herrlich! In ihnen scheint etwas von der Herrlichkeit Gottes auf.

Im Evangelium erleben wir heute etwas Unfassbares.
2  Jesus spricht angesichts des Verrats und seines bevorstehenden Todes von Verherrlichung
Ist es nicht makaber angesichts seines schrecklichen Endes von Verherrlichung zu sprechen? Was meint dieses Wort: “Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.  Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen”?[2]

2.1 Die Herrlichkeit Gottes und die Verherrlichung Jesu
Jesus spricht angesichts des Todes von Herrlichkeit, weil für ihn das Leben Vorrang hat, und Jahwe der Gott des Lebens ist. Gott ist in Jesus verherrlicht schon während seines öffentlichen Wirkens.

Im Blick auf das ganze Johannesevangelium wird schnell deutlich herrlich und faszinierend ist für Jesus nicht der Tod, sondern das Leben.

Von den vielen Gestalten des Lebens, die ihm entgegenkommen, von der Hochzeit in Kana bis zur Salbung in Bethanien durch die Sünderin lässt er sich anrühren, ja faszinieren. In diesen Gestalten des Lebens wird für ihn die Wirklichkeit Gottes erfahrbar. Es ist herrlich für ihn, das Leben anzuschauen - im Blick auf die Herrlichkeit Gottes - die das alles möglich macht.

Ständig spricht Jesus von dem, was wir zum Leben brauchen. Vom Brot, vom Wasser, von der Nähe liebender Menschen, von der Nähe Gottes. Er will, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben.[3] Wir dürfen und sollen lebendig sein.

Gerade weil er von all dem fasziniert ist, sieht Jesus auch in bedrückender Klarheit, wie viel dem Leben entgegensteht, wie viel Menschen dem Leben entgegensetzen.

Doch er sieht keinen Grund, von diesen dunklen Seiten wegzuschauen. Ganz im Gegenteil, er sieht ganz genau hin, versucht zu entdecken, wo selbst in scheinbar hoffnungslosen Situationen noch Hoffnung auf Leben zu entdecken ist.

Mit der Frau am Jakobsbrunnen, die schon mit sieben Männern zusammengelebt hat, spricht er so lange, bis sie die Quelle in der Person Jesu neu entdeckt. Für die Ehebrecherin und ihre Ankläger, die die tödlichen Steine schon aufgehoben haben, findet er einen Ausweg ins Leben.

Und selbst der das Grab des Lazarus verschließende Stein hindert ihn nicht, ihn ins Leben zurückzurufen - aufleuchtende Herrlichkeit Gottes.

Als Johannes in seinem Evangelium vom letzten Abend Jesu berichtet, tut er das im Lichte der Auferweckung Jesu, hat er bereits erfahren, dass auch der grausame Tod Jesu für Gott kein Hindernis war, dem Leben zum Durchbruch zu verhelfen.

Indem Jesus darauf vertraut, dass auch sein Tod noch dem Lebenswillen Gottes entspricht, verherrlicht er Gott. Indem Gott den Gekreuzigten auferweckt, verherrlicht er sich. Herrliche, begeisternde Fülle des Lebens. Sie wird offenbar im auferstandenen Christus. Für Jesus diese schon gewiss bei seinem irdischen Abschied.

Vor diesem großartigen Horizont legt Jesus den Seinen also seinen wichtigsten Wunsch, sein neues Gebot ans Herz
2.2  „Liebt einander wie ich euch geliebt habe“
Das ”Neue des Gebotes“ besteht darin, dass es durch Jesu Leben und Sterben eine einzigartige Zuspitzung erfährt. Die Liebe ist das Erkennungszeichen der Jünger, weil sie in Ewigkeit bleibt. Das gilt für alle Generation von Christen bis heute.

Aber kann man Liebe befehlen? Kann man Gefühle gebieten? Aber es geht Jesus nicht darum, bei jeder Begegnung das Prickeln des Verliebtseins zu spüren. Es geht nicht darum, all meine Ängste, Antipathien und Distanzbedürfnisse zu verleugnen.

Es geht darum, so zu lieben, wie er uns geliebt hat, es geht um eine Entscheidung: „Ich will ein Liebender, eine Liebende sein" - das heißt „Wie Jesus will ich dem Leben, das Gott gibt, auf der Spur bleiben und dienen“. Ich schaue mein Gegenüber - und mich selbst - an und suche nach Anknüpfungspunkten, wo Leben keimen und wachsen will. Und tue alles in meiner Macht stehende diese Keime zu schützen und zu fördern.

2.3 Wenn wir lieben wie er, dann bleiben wir dem Leben auf der Spur
Haben wir den Mut ungewollt Schwangeren zur Annahme des Lebens zu raten und hilfreich zur Seite zu stehen.

Tun wir alles, nicht nur das körperliche, sondern auch das geistliche und seelische Leben unserer Kinder und Enkel, unserer Nichten und Neffen zu fördern.

Warnen und schützen wir sie vor den Verführungen zur Unkeuschheit und hemmungslosen Befriedigung ihrer Triebe, damit sie nicht  in eine versklavende Abhängigkeit geraten. Stärken wir ihren Willen zum Verzicht, damit sie nicht durch Alkohol und Drogen sich und eine gute menschliche Zukunft zerstören.

Bei den auf der Schattenseite des Lebens stehenden, bei den Flüchtlingen, denen Heimat und Lebensgrundlage zerstört wurden; bei jenen, die von Krankheiten oder menschlichen Verlusten betroffen sind, sind die Möglichkeiten des Lebens versteckter. Umso wichtiger ist es, genau hinzuschauen, wo man bei ihnen dem Leben auf die Sprünge helfen kann.

Bei Menschen in einer tiefen Lebenskrise, Menschen, die plötzlich allein sind, Menschen, denen die körperlichen und geistigen Kräfte schwinden. Auch in ihnen steckt noch Leben, gibt es etwas, woran sie sich, woran wir uns freuen können. Das zu entdecken, wichtig zu nehmen und groß zu machen - das heißt „lieben''.

Und selbst bei denen, die wir nicht ausstehen können, die uns vielleicht tief verletzt haben, bei denen, die uns bedrängen, uns Konkurrenz sind: Auch da kann ich versuchen, meinen Blick zu wenden. Weg von dem, was mich in unguter Weise an sie fesselt, hin zu dem, was in ihnen an Gutem und Wertvollem steckt.

Ich möchte noch einen Schritt weitergehen:

Lieben in der Nachfolge Jesu kann auch heißen, einen Menschen in Frieden sterben zu lassen, ihn freizulassen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Das Leben, auch sein Leben wird im Frieden Gottes geborgen neu werden.

3 Als Jünger und Jüngerinnen Jesu erkannt werden
Lieben heißt: Dem Leben auf der Spur bleiben, sich von der Lebendigkeit in all ihren Formen faszinieren zu lassen, heißt jetzt schon etwas von der Gottes Herrlichkeit schauen.

Sind wir Liebende, Menschen die dem Leben trauen, weil Gott es mit uns in Jesus lebt, dann werden wir von anderen Menschen als Jüngerinnen und Jünger Jesu  erkannt. Ist Gott in uns verherrlicht, wird seine Herrlichkeit durch uns für andere erfahrbar. Wie Jesus wird Gott auch uns in sich verherrlichen. Wir werden seine Herrlichkeit einmal ganz schauen und verkosten.

All das wird uns hier auf der Erde immer nur begrenzt gelingen. Ungetrübt die Herrlichkeit Gottes und des Lebens zu feiern - das wird erst im Himmel möglich sein. Es gibt keinen Grund, nicht schon heute mit der Spurensuche zu beginnen.

Die Offenbarung des Johannes spricht prophetisch vom neuen Jerusalem das wie eine für ihren Mann geschmückte Braut auf uns zukommt.[4] Was für eine herrliche Verheißung, welch ein Glück!



[1] Homiie zum Evangelium Joh 13,31-33a.34-35
[2] Joh 13,31
[3] Joh 10,10
[4] Offb 21,2