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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am 6. Ostersonntag in St. Joh.d.T. Kirchweih in Großenbuch

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Wir werden kommen und bei ihm wohnen[1]
l. Beistand haben wir allemal nötig
Ist jemand in der Familie gestorben, bedanken  sich die Angehörigen für den Beistand in schweren Tagen und Wochen.

Kommen wir in ungewohnte Lebensverhältnisse brauchen wir Menschen, die uns begleitend beistehen.

Kommen Kinder in die Schule, brauchen sie den Beistand der Lehrerin, um Schreiben, Lesen und Rechnen zu lernen. Tritt ein junger Mensch eine Lehre an, braucht er den Beistand des Meisters, der ihn anleitet.

Wir können heute den Weihetag dieses Gotteshauses feiern, weil es unter den Beistand und Einsatz unserer Vorfahren errichtet wurde und seitdem von katholischen Christen belebt und erhalten wird.

2. Aller Beistand der Menschen ist begrenzt
         weil jeder Mensch seine Grenzen hat. Wer sich letztlich allein auf den Menschen verlässt, der ist im wahrsten Sinne des Wortes verlassen. Diese Erfahrung begegnet uns in der Heiligen Schrift, besonders in den Psalmen immer wieder.

"Besser sich zu bergen beim Herrn als auf Menschen zu bauen" heißt es im Psalm 118[2]. Im Evangelium sagt uns der auferstandene und erhöhte Herr seinen Beistand zu. „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“[3]

ER hat die Seinen zwar körperlich verlassen, aber ist bei ihnen, ja in ihnen durch den Heiligen Geist, den er vom Vater zusendet.[4] Es ist jene personale göttliche Geist-Zuwendung, in der wir als Glaubende in dieser Welt aus Gott leben dürfen.

Johannes spricht von der Gegenwart Christi in seiner Gemeinde und in den Glaubenden anders als die Theologen seiner Zeit. Er sagt es ganz einfach:

2.1 "Wer mich liebt, zu dem werden WIR kommen und bei ihm wohnen"[5]
"Wohnen" ist ein sehr dichtes und schönes Bild für die gemeinte Wirklichkeit. Es besagt: Gott und Mensch sind einander nicht fern, sondern nahe; sie sind einander nicht fremd, sondern vertraut; sie stehen in inniger Gemeinschaft zueinander, sorgen füreinander und wissen umeinander wie in einer guten Familie.

Wo Gott wohnt, da braucht der Mensch keine Angst mehr zu haben; denn da ist Platz zum Leben, hat die Freude und Hoffnung Heimatrecht; herrscht Friede, ein Friede, wie ihn Menschen nie geben und schaffen können.[6] Lebensfeindliche Mächte, Unheil und Tod sind entmachtet.

Diese starken Glaubensaussagen, Glaubensgut der Urgemeinde, in der Johannes gelebt und gewirkt hat, wollen auch heute ihre Kraft entfalten. Je lebendiger unsere persönliche Liebe zu Jesus ist, je mehr wir an seinem Wort festhalten, desto sicherer geschieht die Einwohnung Gottes im Menschen. Gott klopft bei uns an. ER drängt sich nicht auf.

2.2  "Gott wohnt, wo man ihn einlässt"
So vieles will heute bei uns eintreten. Wir brauchen nur den Fernseher oder den Computer anzuschalten. Leicht vergessen wir, dass Gott vor der Tür unseres Hauses und unseres Herzens steht und anklopft.

Manchmal öffnen wir gottfeindlichen Mächten die Tür, ohne es zu merken. Und Gott bleibt draußen. Die Folgen sind schrecklich. Ein Psychotherapeut sagt: "Die Angst vor dem Nichts ist der Preis, den die Menschen Europas seit 200 Jahren für den Glaubensabfall zahlen.“

Es stehen bei uns immer mehr Menschen auf, die Gott aus allen Lebensbereichen entfernen wollen. Kein Wunder, dass Korruption, Lüge und Betrug, Ausbeutung und Gewalttat immer mehr um sich greifen.

Menschenwürdiger wird es erst wieder zugehen, wenn wir

2.3  Gott in allen Lebensbereichen zulassen
Auch in unserer Freizeit und in unseren Vereinen sollen wir uns als Christen bewähren, soll Gott gegenwärtig sein, soll die Liebe Christi unser Zusammensein prägen, soll der Beistand des Heiligen Geistes ein Fluidum schaffen, in dem wir einander menschlich aus den Kraft des Glaubens , der Hoffnung und der Liebe christlich beistehen, uns der Sorgen und Probleme des anderen annehmen und ihm Hilfe und Beistand anbieten.

Wie  sehr kommt es doch in allen menschlichen Gemeinschaften darauf an, dass unser menschliches Einander‑Beistehen ganz durchwaltet ist von der liebenden Nähe Gottes, die uns durch den Heiligen Geist geschenkt wird.

2.4  Die Einwohnung Gottes und unser Gottesbild
Die von Eltern und Religionslehrern den Kindern vermittelte Botschaft Gottes darf nicht zuerst eine Drohbotschaft sein. Es geht als erstes darum, dem Kind zu vermitteln, dass Gott wie ein guter Vater und eine liebende Mutter für seine Kinder sorgt.

Wir wissen auch, dass alle Kinder sich ihr Gottesbild aus der Erfahrung mit ihren Eltern bilden.

Dann hat Gott eben den Charakter des Vaters oder der‑ Mutter. Drohende Eltern vermitteln einen drohenden Gott.

Ist der Vater hart und unzugänglich, dann ist es auch Gott, den wir ja auch mit "Vater" anreden. Ist die Mutter launisch, dann kann man sich auch nicht auf Gott verlassen. Eltern sind in einem nicht geringen Maße Schicksal für das Gottesbild ihrer Kinder. Es ist hilfreich, wenn Eltern sich nach falschem Verhalten ihren Kindern entschuldigen. Das tut ihrem Ansehen keinen Abbruch.

Bei aller Fragwürdigkeit der Gottesbilder schauen wir auf

2. 5 Jesus - das Bild Gottes des Unsichtbaren
Weil wir Menschen so vielfach versagen, ist es wichtig, dass wir uns an Jesus halten. "Er ist das Abbild Gottes des Unsichtbaren".[7] In dem, was er sagt und tut, zeigt Gott sein wahres Wesen. Jesus lehrt uns, Gott als den guten, liebenden Vater zu sehen, zu dem wir "Abba lieber Vater sagen dürfen.

Er selbst lebt uns vor, dass Gott wie eine gute Mutter ist, die ihr Kind nie aufgibt. Sein Verhalten am Kreuz gegenüber seinen Gegnern und dem Schächer zeigt dies überdeutlich. Beim Propheten sagt Gott: „Könnte eine Mutter ihres Kindes vergessen, ich vergesse dich nicht."[8]

Es wäre falsch, wenn Kinder jetzt voller Zorn auf ihre Eltern wären, weil sie ihnen ein falsches Gottesbild vermittelt haben. Meist waren diese Eltern auch nur Opfer ihrer eigenen Erziehung. Aber es ist wichtig, einzusehen, wo die Wurzeln für unser mangelndes Vertrauen, ja unseres Misstrauens Gott gegenüber liegen können.

Es kann nicht darum gehen, bei den eigenen negativen Erfahrungen hängen zu bleiben, sondern neu anzufangen mit dem, wozu uns Jesus im heutigen Evangelium auffordert "Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten." [9] Wir werden uns also an dem festhalten, was er uns gesagt und vorgelebt hat.

3. So bereiten wir Gott eine Wohnung in uns und bei uns
Es kommt darauf an, dass wir

3.1  Gott hereinlassen in unseren Alltag
in unsere Überlegungen, in unsere Freuden und Feste, in unsere Sorgen und Nöte.

Wie das geschieht hat uns Jesus im heutigen Evangelium gesagt: Indem wir ihn lieben, ihn mit unserem Herzen und unseren Gedanken suchen;

Gottes und Jesu Einwohnung in uns geschieht, indem wir sein Wort festhalten, uns an sein Wort klammern wie Petrus damals  mitten im Sturm auf dem See.

Gott nimmt Wohnung in uns und schenkt uns die Erfahrung seiner liebenden Nähe, wenn wir unsere Aufgaben und Begegnungen in Verantwortung vor ihm und auf seinen Segen und Beistand vertrauend angehen.

3.2 Gott hereinbitten in das Schwere des Lebens
In der Gemeinschaft der Kirche zu stehen, an Gott zu glauben, bedeutet nicht, dass wir vor Schwierigkeiten bewahrt werden.

Aber es bedeutet die Zusage, dass wir in Not und Scheitern, in Krankheit und Sterben von Gott, dem ICH-BIN-DA gehalten sind und daher durchhalten können.

Der Psalm 37 verheißt uns: „Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn. Er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not.“[10]

Der Psalm 32 fordert daher die an den gegenwärtigen Gott Glaubenden auf: „Darum soll jeder Fromme in der Not zu dir beten; fluten hohe Wasser heran, ihn werden sie nicht erreichen.“[11]

3.3 Von Bernhard Welte hören wir die Frohe Nachricht:
„Der Herr verheißt denen,
die mit ihm leben wollen,
anstelle seiner äußeren Gegenwart
das innere Leben,
den Trost und das Feuer seines Geistes.
Durch den Geist will er künftig
wesentlicher und mächtiger bei ihnen sein
als bisher in aller Sichtbarkeit des irdischen Daseins.“
Gott wohnt in diesem Gotteshaus,
er wohnt seit Deiner Taufe auch in Dir.
Er und Jesus wollen in dir wohnen
durch den Heiligen Geist.
Du darfst ein lebendiges Haus Gottes sein.

[1] Joh 14,23
[2] Ps 118,8
[3] Joh 14,26
[4] ebd.
[5] Joh 14,23
[6] Joh 14,27
[7] Kol 1,15
[8] Jes 49,15
[9] Joh 14,23
[10] Ps 37,39
[11] Ps 32,6