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Lesejahr C 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am 32.Sonntag im Altenpflegeheim St.Elisabeth und in St. Michael in der Sonntagabendmesse

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Was trauen wir Gott zu?
Eine Frage auf Leben und Tod
1 Die Frage der Sadduzäer – eine Frage heute?
  • Das gibt es auch bei uns: Jemand stellt einem anderen eine Frage, nicht um eine Antwort zu erhalten, sondern um ihn hereinzulegen oder lächerlich zu machen.

  • Die Frage, - der sich als aufgeklärt fühlenden Sadduzäer - welchem Mann die siebenmal verheiratete Frau bei der Auferstehung gehören werde - ist von solcher Art. Die ausgeklügelte Frage will den Glauben an die Auferstehung der Toten ins Lächerliche ziehen.

  • Auch bei uns gibt es nicht wenige, die nicht an die Auferweckung der Toten glauben. Sie sagen: Die ganze Erde ist ein Friedhof. Auf ihm wachsen Kartoffeln und Tomaten, die wir essen, bis wir schließlich selbst ein Stück dieses Friedhofs werden. Wie und wohin sollen Menschen auferstehen, die vor Jahrtausenden gelebt haben?
2 Die Antwort der Bibel
wird uns heute auf eine zweifache Weise gegeben: einmal  im Beispiel der israelitischen Mutter und ihrer sieben Söhne.  Diese ließ der Gewaltherrscher Antiochus IV festnehmen. Er drohte ihnen ein grausames Martyrium an, sollten sie seinen Anweisungen nicht gehorchen. Die zweite Antwort gibt Jesus selbst im Evangelium.
2. 1 Der Glaube an die Auferstehung der Toten in Israel
  • Dabei werden wir, die wir öfters Klös mit Schweinebraten auf dem Tisch haben, kaum verstehen, daß das Nicht-Essen von Schweinefleisch  ein „göttliches Gesetz“ sein soll, für das man sein Leben hergibt. Wenn es darum ginge, wäre das Lebensopfer dieser jungen Männer und ihrer Mutter wirklich ein Unfug.
  • In Wirklichkeit geht es um etwas ganz anderes. Antiochus ließ nicht nur den Tempel Gottes in Jerusalem schänden und ausrauben, er verbot die Anbetung Jahwes überhaupt. Es geht also in der Geschichte um den Anspruch eines Herrschers, der sich selber an die Stelle Gottes stellt und unbedingten Gehorsam verlangt.
  • Ähnliches kennen die Älteren unter uns aus der Zeit als Hitler und die Nationalsozialisten bei uns herrschten: „Führer befiehlt, wir folgen dir.“
  • Der Glaube an Jahwe, der die Toten auferweckt, erweist sich stärker als die Drohung mit Folter und Tod. „Du Unmensch“, sagt der zweite Sohn, „Du nimmst uns dieses Leben, aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken.“[1]
  • Der Glaube an die Auferweckung der Toten war also schon vor Jesus in Israel fest verankert und so stark, daß er der äußersten Bedrohung standhielt.
Die zweite Antwort aus der Bibel gibt uns Jesus.
2.2 Die Botschaft Jesu
im heutigen Evangelium ist eindeutig. Er spricht von den Menschen,
2.2.1„die Gott für würdig hält an der Auferstehung der Toten teilzuhaben.“[2]
  • Sie sind der Macht des Todes entzogen. Den Engeln werden sie gleich sein und durch die Auferstehung sind sie Söhne Gottes geworden. Wobei dieses Sohnsein nicht geschlechtlich gemeint ist, sondern uns auf die Teilhabe am Schicksal des Sohnes Gottes hinweist, den Gott als ersten von den Toten auferweckt.
  • Nun möchten wir Menschen es ja genau wissen, wie wir uns das Ganze vorzustellen hätten. Aber das ist ein Geheimnis Gottes; Der heilige Paulus schreibt an die Christen in Korinth: „Wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“[3]
Jesus selber benutzt das
2.2.2 Bild vom „Weizenkorn das in die Erde fällt und stirbt“[4].
  • Wie ein Weizenkorn wird unser Leib, der auf Erden Werkzeug unserer Seele ist, in die Erde gesenkt. Deshalb rät uns die Kirche weiter zur Erdbestattung. Mit dem Sterben beginnt die Verwandlung zu einem neuen Leben.
  • Die Frage der Korinther, was für einen Leib die Toten nach der Auferstehung haben werden, nennt Paulus eine törichte: ..was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird; es ist nur ein nacktes Samenkorn, zum Beispiel ein Weizenkorn oder ein anderes. Gott gibt ihm die Gestalt, die er vorgesehen hat, jedem Samen eine andere.[5]
 2.2.3 Unsere Auferstehungsgestalt
Es ist müßig über unsere zukünftige Gestalt zu philosophieren.
  •  Wichtiger ist, was Paulus im Römerbrief sagt von Gott „..alle die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei.“[6]
  • Und auch der heilige Johannes, der Freund Jesu, schreibt in seinem ersten Brief[7] „jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, daß wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“
  • Die Haltung des Christen besteht also nicht darin, gewagte Thesen über unseren zukünftigen Zustand im Himmel auszudenken Paulus bittet Gott für die Thessalonicher nur um eines „Der Herr richte euer Herz darauf, daß ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet.“[8]
2.3 Die Schrift und die Macht Gottes kennen
In den synoptischen Parallelstellen bei Mt und Mk zum heutigen Evangelium antwortet Jesus den Sadduzäern so „Ihr seid im Irrtum. Ihr kennt nicht die Schrift und die Macht Gottes.“[9] Jedem von uns stellt Jesus die Frage
2.3.1 „Was traust du Gott zu?“
  • Jesus faßt die Erfahrung Israels mit Jahwe, seinem Gott, so zusammen: „Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.“[10] Gott allein bestimmt, wie jene Auferstehungswelt sein wird. Wer ihm traut, wird gewürdigt, an dem Unvorstellbaren teilzuhaben, das Gott denen bereitet, die ihn lieben.
2.3.2 Im Himmel gilt nicht mehr Zeugung und Geburt – darum auch nicht mehr Ehe und Geschlecht.
  • Weil das Sterben in jener Welt aufhört, darum werden Ehe und Geschlecht überflüssig. Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, weist auf diese Wahrheit hin, auch wenn sie oft nur bruchstückhaft gelingt.
  • Vor einiger Zeit erzählte mir eine Verwandte von ihrem 6jährigen Buben. Als sie ihn zu Bett gebracht und sich zu ihm gelegt hatte, fing er an zu schluchzen und zu weinen. Sie versuchte ihn zu beruhigen und fragte ihn, was bedrückt dich denn? Er sagte
2.3.3 „Ich möchte nicht sterben.“
  • Im evangelischen Kindergarten war die Geschichte vom Bischof Martin erzählt worden. Am Schluß wurde gesagt Martin sei schon lange gestorben.
  • Das Kind konnte nicht begreifen, warum Martin, der doch so gut war, sterben mußte. Anscheinend hatte niemand gesagt, daß der heilige Martin jetzt mit Jesus bei Gott im Himmel ist. Auch für Kinder ist wichtig: Jesus hat den Tod besiegt. Gott hat ihn auferweckt. Er ist jetzt für immer beim Vater im Himmel. Wer zu Jesus gehört muß sich vor dem Sterben nicht fürchten.
2.3.4 Es gibt keine Toten. Es gibt nur Lebende, auf unserer Erde und im Jenseits.
  •  Den Tod gibt es; aber er ist nur ein Moment, ein Augenblick, eine Sekunde, ein Schritt. Diesen letzten Schritt des irdischen Lebens muß jeder und jede gehen.
  • Aber dieser Schritt führt vom Leben ins Leben - Vom vorläufigen ins endgültige Leben, vom zeitlichen ins ewige Leben. Es gibt keine endgültig Toten, weil unser Gott ein Gott der Lebenden ist. Er hat uns nicht erschaffen, um uns im Nichts versinken zu lassen. Seine Liebe zu uns bleibt über den Tod hinaus bestehen.
  • Wen Gott liebt, der kann nicht verlöschen. Es gibt keine Toten, es gibt nur Lebende. Deshalb sollten wir die Zeit, die uns auf Erden geschenkt ist, wie Lebende und nicht wie Tote verbringen.
[1] 2 Makk 7,9
[2] Lk 20,35
[3] 1 Kor 2,9
[4] Joh 12,24
[5] vgl. 1 Kor 15,36-38
[6] Röm 8,29
[7] 1 Joh 3,2
[8] 2 Thess 3,5
[9] Mt 22,29; Mk 12,25
[10] Lk 20,38