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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie

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Maria und unsere Sohnschaft
Die Überschrift über diesen Abschnitt des Galaterbriefs, aus dem die heutige 2.Lesung genommen ist, heißt:
1 "Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus."[1]
1.1 Ständig erleben wir, wie die Menschen zwischen Menschen Mauern errichten
Wir brauchen nur an die schrecklichen Ereignisse denken, die sich in Syrien, im Irak in Afrika und in der Ukraine ereignen. Unter dem Deckmantel des Islam zerstört Fanatismus jede menschliche Freiheit und Würde. Wir haben den Rassenwahn im eigenen Volk unter den Nationalsozialisten erlebt, wie damals ein fanatischer Führer Millionen in den Tod trieb, opferte, und schließlich das eigene Volk und Land ruinierte.
  1.2 Die Taufe und der christliche Glaube heben alles Trennende zwischen den Menschen auf
Paulus sagt es im Galaterbrief so "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus."[2]  Die Zugehörigkeit zu Christus macht uns auch zu Abrahams Nachkommen, zu Erben kraft der Verheißung.[3]
1.3 Durch Christus führt Gott den Menschen aus der Versklavung an die Weltelemente und aus der Unmündigkeit heraus
Ohne den Glauben an den Auferstandenen und die Auferstehung bleibt der Mensch unmündig, d.h. er bleibt sprachlos angesichts der Mächte, die ihn umgeben und bedrohen. Er ist versklavt, d.h. schutzlos preisgegeben den Mächten der Natur, den Mächtigen dieser Welt, den Schattenseiten seines eigenen Ichs.
1.4 Der Glaube schenkt dem Menschen ein neues Sein: Er schenkt uns die Sohnschaft
 1.4.1 Gott stellt uns mit seinem Sohn auf eine Stufe, und das mit allen Konsequenzen.
Dabei geht es nicht um Worte. Es geht nicht darum, dass wir von Söhnen oder Töchtern Gottes sprechen. Es geht allein darum, dass wir zu Gott im selben Verhältnis wie Jesus stehen.
Gott ist für uns nicht mehr der ferne und bedrohliche. Der Schöpfer und Herr des ganzen Kosmos schenkt uns die Möglichkeit ihm vertrauensvoll zu begegnen. Deshalb dürfen wir wie Jesus zu Gott sagen: "Abba, lieber Vater."[4] Der Geist des Sohnes, den  Gott in unser Herz gesandt hat, lässt uns Gott auf diese ganz neue Geborgenheit schenkende Art erfahren.
Im Sohn - in Jesus Christus - zeigt uns Gott sein Angesicht. „Jesus Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters.“[5]
1.4.2 Dieser Glaube bewirkt eine ganz neue Freiheit gegenüber den Mächten dieser Welt.
In dieser Freiheit konnten die Christen aller Jahrhunderte, auch unseres Jahrhunderts den Märtyrertod auf sich nehmen, ohne zu verzweifeln oder mit einem Fluch auf den Lippen aus diesem Leben zu scheiden.
In dieser neuen Freiheit, die ihnen die Teilhabe an der Sohnschaft Jesu schenkte, haben sie erkannt: Mögen die Menschen mir das irdische vergängliche Leben nehmen, mein Leben ist in Gottes Hand. Und er wird mich so wie Jesus durch den Tod hindurch retten.
Noch mehr! Durch die Sohnschaft sind wir auch Erben, Erben mit Christus. Jenseits des Todes wird uns also etwas Großes und Wunderbares geschenkt werden. Paulus sagt es im Römerbrief so „Sind wir aber Kinder dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden."[6]
1.4.3 Die Sohnschaft schenkt uns das göttliche Pneuma, den Heiligen Geist
 Durch IHN ist die Liebe Gottes ausgegossen in unsere Herzen. Selbst wenn ich in Sünde gefallen bin, darf ich noch wissen, dass Gott mich Sünder liebt und dass seine Liebe es ist, die mich zur Umkehr treibt.[7]
Mit Glauben, Taufe und Geistempfang ist der Vorgang der Adoption gleichsam ratifiziert. Daher ruft uns der heilige Johannes zu. „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“[8]
Christus hat uns durch seine Heilstat die Sohnschaft erworben. Sie ist an uns Wirklichkeit geworden durch den Empfang der Taufe und durch den Glauben an Jesu erlösenden Tod und seine Auferstehung. Das ist wie ein Rechtstitel, der von Gott für uns ausgestellt ist.
Aber die innere Wirklichkeit ist geistgewirkter Art. Sie schenkt uns die Erfahrung, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, noch mehr, dass wir wie Jesus in der Sohnschaft in lebendiger Beziehung zu ihm stehen dürfen.
2 Dieses wunderbare Ereignis hat eine geschichtliche und menschliche Quelle.
2.1 Es beginnt mit Abraham, dem Vater des Glaubens
 dem Gott aufgrund seines Glaubens die Verheißung schenkt: Durch ihn sollen alle Völker Segen erlangen.
Jeder Mensch ist von einer Mutter geboren. Das steht bei jedem fest. Mit der Vaterschaft ist das nicht so klar.
2.2 Die Frau Maria ist die Nahtstelle in der Heilsgeschichte
 Durch sie wird die Verheißung an Abraham Wirklichkeit. Darum spricht Paulus davon, dass die Zeit erfüllt war. Die Zeit, die Gott in seinem Ratschluss vorherbestimmt hat als die Zeit, in der die Fülle des Heils den Menschen geschenkt wird.
Wenn wir von Jesus Christus, dem Sohn Gottes sprechen, müssen wir auch von Maria sprechen: Darum betont Paulus, als er vom Sohn Gottes spricht - er tut es in unserem Text gleich zweimal - dass er "geboren ist von einer Frau"[9], eben von Maria. So macht Paulus deutlich, dass Jesus trotz seiner einmaligen Nähe zu Gott, dennoch unser Menschenbruder ist, daß der Sohn ganz Sohn für uns ist.
2.3 Maria hat durch ihr Ja zum Heilsplan Gottes Anteil an unserer Sohn-Werdung
 an unserer Jesu ähnlichen Beziehung zu Gott, dem Vater aller Menschen, zu dem wir sagen dürfen: "Abba, lieber Vater." Maria trägt also jenes Menschenkind auf ihrem Arm, das Gottes geliebter Sohn ist. Dieser allein konnte uns aus der Versklavung und der Unmündigkeit zur Sohnschaft befreien. Durch seine Geburt aus einer Frau stellt er sich als unser Menschenbruder an unsere Seite.
3 Als Patrona Bavariae verehren wir heute Maria.
3.1 Das Wort Patron kommt von dem lateinischen Wort Pater=Vater.
 Auf die Botschaft des Vaters im Himmel hörend hat Maria mitgewirkt, dass in und durch Jesus die Liebe des Vaters, die schon im AT immer wieder aufgeleuchtet ist, in ihrer ganzen Fülle offenbar wurde.
3.2 Sie ist Patronin Bayerns, Patronin von Dormitz.
Unsere Kirche hier ist „unserer Lieben Frau“ ist Maria geweiht. Durch ihre Erwählung und durch ihr Eingehen auf den Heilswillen Gottes macht sie uns auf unsere einmalige Würde als Christen aufmerksam.
Sie sagt uns:
3.3 Mein Sohn ist euer Bruder. Er geht euch auf dem Weg zum Vater voraus.
Er gibt euch durch Glauben und Taufe teil an seiner Sohnschaft und an dem himmlischen Erbe. Noch mehr, er lässt durch seinen Geist erkennen, dass Gott euer guter Vater ist, zu dem ihr Du, lieber Vater, sagen dürft; der euch mit einer Liebe liebt, welche die jede menschliche, jede väterliche und mütterliche Liebe weit übertrifft.
Vom Kreuz herab
3.4 vertraute er Maria in der Person des Jüngers Johannes seine Kirche an
So dürfen wir unter ihrem Schutz und ihrer mütterlichen Liebe zu Jesus gehen. Wir verehren sie als die Mutter der Kirche. Per Mariam ad Jesum – Durch Maria zu Jesus! Es gibt keinen sicheren und besseren Weg zu ihm – zur Teilhabe an seiner Sohnschaft, an seiner Beziehung zum Vater. Und er alleinkann sagen: „Ich und der Vater sind eins.“[10]
„Unter Deinem Schutz und Schirm“ sind wir sicher vor den Mächten dieser Welt, die uns von Gott wegziehen möchten. An der Hand und unter dem Schutz Mariens schwindet die Angst vor der Zukunft, bleiben wir auf dem Weg in die ewige Zukunft, die Gott uns durch Jesus schenken will.
 Um die Zukunft Bayerns, um die Zukunft von Dormitz müssen wir uns keine Sorgen machen, wenn wir in der Sohnschaft leben und in Gott unseren guten Vater anbeten und für ihn leben.
Maria hat diesem Gott Israels, dem Gott und Vater Jesu ganz vertraut. Jesus hat uns sein Vertrauen auf den Vater überzeugend vorgelebt. Deshalb können wir heute voller Freude Eucharistie feiern.  Wir werden Gott danken für das große Geschenk der Sohnschaft und für das Erbe, in das uns Maria vorausgegangen ist.

[1] Gal 3,26
[2] Gal 3,28
[3] Gal 3,29
[4] Gal 4,6
[5] Papst Franziskus, Misericordiase Vultus
[6] Röm 8,17
[7] Röm 2,4
[8] 1 Joh 3,1
[9] Gal 4,6
[10] Joh 10,30