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2008 Maria

Homilie am Gedenktag der Muttergottes »Unsere liebe Frau vom Berge Karmel« in St. Michael Neunkirchen (Messe für Hausfrauen, RenterInnen und alle die Zeit haben)

===>> Biblische und liturgische Texte
===>> Homilie und Gottesdienstvorlage im Orginal

Heiliges Land - Tempel Gottes - Zeichen seiner Gegenwart

  • Maria ist das Vorbild eines Menschen, der aus seiner eigenen Mitte lebt. Die Ikonographie kennt eine schöne Darstellung: Die Ikone „Maria vom Zeichen“ zeigt Maria in Orantenhaltung und in der Mitte ihres Leibes Jesus in der  Segenshaltung. Wenn es uns Menschen gelingt, aus dieser Mitte, die Jesus in uns ist, zu leben, werden auch wir Segen erfahren. Wir haben es im Antwortgesang mehrmahls wiederholt: "Selig der Mensch, der trägt den Herrn, den Sohn des ewigen Vaters." Gl 598 Wenn wir sein Wort gläubig aufnehmen, geht der Wunsch des Paulus im Epheserbrief in Erfüllung: "Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen." Eph 3,17 Und empfangen wir ihn in der Kommunion, dann wohnt er in unserem Herzen und bleibt mit durch seinen Heiligen Geist in uns. Das ist unsere einzige Mitte, die allein trägt in den Anfechtungen und Heimsuchungen des Lebens.
  • Die gefährlichste Krankheit unserer Zeit ist der Verlust der Mitte. Gerade der moderne Mensch fühlt sich trotz aller Geschäftigkeit, aller Events, oft innerlich leer und ohne Halt.
  • Zur Zeit des Propheten Sacharja wird in Jerusalem der neue Tempel gebaut, ein fast aussichtsloses Unternehmen angesichts der politischen und wirtschaftlichen Situation der nachexilischen Gemeinde. In diesen Tempel wird der Herr einziehen, hier wird er wohnen, wie er durch den Propheten verheißt,  und die Stadt beschützen, und hier wird er für alle Völker erreichbar sein. Wenn heute ein indischer Bischof unter uns weilt und mit uns Eucharistie feiert, dann spüren wir wie dieses Wort des Propheten wahr geworden ist, dass alle zu ihm kommen.
  • Der Tempel Zeichen der Gegenwart Gottes war die gemeinsame Mitte Israels, so wie früher auch bei uns die Pfarrkirche die gemeinsame Mitte unseres Ortes und unserer Pfarrei war. Ist sie es auch heute noch? Oder ist sie nur noch ein erinnerungsstück vergangener Zeiten. Sind sich die Getauften mehrheitlich auch hier bei uns darüber im Klaren, wie sehr sie dieser gemeinsamen Mitte bedürfen, um miteinander Gott anzubeten, seine Weisung zu empfangen und in seiner Kraft dem Heil ihrer Mitmenschen zu dienen? Sie, die sie heute gekommen sind, möchten danach leben.
  • Gott wohnt durch Jesus und seinen Geist in unserer Mitte. Geht dieses Glaubenswissen verloren, verschwindet es aus dem Bewusstsein, dann bricht der innere Zusammenhalt eines Gemeinwesens, einer Pfarrei auseinander.
  • Dieser kann auch nicht durch ein Bürger- und Heimatfest erzeugt werden. Das Gemeinsame vergeht so schnell wie das Gemeisname im Glas oder auf dem Teller. Schnell verdaut geht es den Weg alles Irdischen.
  •  Das heutige Evangelium zeigt uns, nicht einmal Verwandschaftsverhältnisse sind eine Garantie dafür, dass man sich versteht, eins ist. Während es bei Markus noch heißt, Jesus habe auf die vielen Menschen geblickt, die im Kreis um ihn herumsaßen (Mk 3, 34), streckt er nach Mt 12, 49 die Hand über seine Jünger aus und sagt: „Das hier sind meine Mutter und meine Brüder“, und erklärt auch sogleich, was es heißt, seine Jünger zu sein.
  • Das Volk als ganzes hat er eine „böse und treulose Generation“ genannt, aber einige aus diesem Volk sind für ihn „Bruder, Schwester und Mutter“ geworden. Das ist nicht als Abwertung seiner Mutter Maria zu verstehen. Sie war wie keiner seiner Zeitgenossen mit ihm innig verbunden. Natürlich war ihr Weg mit Jesus kein Spaziergang. Es war ein Ringen mit Gott, mit dem Auftrag und der Berufung ihres Sohnes. Sie ist bei Jesus geblieben
  • Jünger ist, wer sich von Jesus rufen lässt und wer den Willen Gottes tut, so sagt es Jesus im Evangelium. Jüngerschaft bedeutet aber nicht nur Umkehr, Gehorsam und Nachfolge; wer sich Jesus zuwendet, dem wendet ER sich mit seiner beglückenden, zugleich göttlichen und menschlichen Liebe zu.
  • Ein Wort aus der Heiligen Schrift, mit dem ich  innerlich umgehe, Schwanger gehe, kann mich daher zu meiner eigenen in Gott gründenden Mitte immer wieder führen und zu Jesus, der seit der Taufe in der Tiefe meines Wesen durch den Heiligen Geist  gegenwärtig ist.
  • So werden auch wir Heiliges Land, Tempel Gottes, Zeichen seiner heilenden und rettenden Gegenwart, seine Brüder, seine Schwestern, ja seine Mütter (Mt 12,50). Gerade seine Mutter ist immer bei ihm geblieben, auch als er am Kreuze hing und starb. Sie war gerade deshalb auch Zeugin seiner Auferstehung. Und sie war der erste Mensch nach ihm, der wie er mit Leib und Seele in den HImmel aufgenommen wurde.