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2008 (A)

Homilie zu 1 Kön 3, 5.7-12 am 17.Sonntag im Jahreskreis (A) in St. Johannes Großenbuch

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 Das hörendes Herz[1]

1 Worum würden Sie bitten?

Stellen Sie sich vor, der Herr würde ihnen im Traum erscheinen und zu ihnen sagen: "Nenne eine Bitte, die ich dir gewähren soll?" Um was würden Sie ihn bitten? -- Denken wir einen Augenblick darüber nach. -----

2 Die Bitte Salomos

Salomo bat um "ein hörendes Herz, damit er das Volk Gottes regieren könne und Gutes vom Bösen zu unterscheiden verstehe".
  • Seine Bitte dreht sich nicht um das eigene Ich, nicht um das persönliche Glück und Wohlergehen, nicht um Gesundheit und langes Leben. Er bittet um ein hörendes Herz, damit er der von Gott gegebenen Berufung und Aufgabe gerecht werden kann. Er will nicht ein König sein, der sich und seinen Willen durchsetzt, sondern Gottes Willen erkennt und tut. Nicht er will bestimmen, was gut oder böse zu sein hat, sondern er will sich das von Gott sagen lassen. Er will nicht für sich, sondern für sein Volk leben, das Gottes Volk ist.
  • Freilich, dass er so bitten kann, ist schon ein Zeichen der Gnade. Er lebt in der Nähe Gottes und ist deshalb für das Wehen des Geistes Gottes offen.

3 Der verschlüsselte Auftrag

  • Es geht in unserem Leben als Getaufte und Gefirmte Christen zu allererst darum, unsere Berufung zu erkennen. Ein Gemeindeglied gab auf die Frage, "worum würden Sie bitten", eine Antwort, die mich nicht mehr losgelassen hat: "Ich würde um die Weisheit des Herzens bitten, den verschlüsselten Auftrag des Lebens zu erkennen, um mit anderen Menschen des Weg gehen zu können."
Der Auftrag des Lebens liegt meist nicht sofort offen zu Tage, bei mir nicht und bei anderen nicht. Wir werden uns deshalb vor Gott immer wieder fragen:
  • Wozu bin ich da? Was hast du mit mir vor? Was ist meine Aufgabe an dem Lebensplatz, an den du mich gestellt hast? Was ist meine Aufgabe in deiner Gemeinde, in deiner Kirche?
  • Jetzt verstehen wir, warum Jesus auf die Bitte seiner Jünger: "Herr, lehre uns beten" an erster Stelle nennt: "Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden." Dann erst kommen die Bitten, die unsere täglichen Bedürfnisse und Probleme betreffen. Wenn wir im Herzen mit Gott übereinstimmen, dann kommen auch die weltlichen Dinge ins Lot.

4 Unsere Bitte um ein hörendes Herz

4.1 Das größte Unglück für einen Menschen ist, wenn sich sein Herz verhärtet.

Die Verhärtung des Herzens Gott und seinen Plänen gegenüber- wie kommt sie zustande und was für Folgen hat sie? Samuel mahnt die Israeliten, es nicht so zu machen wie die Ägypter und der Pharao, die ihr Herz gegenüber den Plänen und dem Willen Gottes verhärtet hatten.[2]
  • Gott will von seinen Geschöpfen ganz ernst genommen werden als ihr Schöpfer und Erhalter. Verweigert der Mensch Gott die Anbetung, schadet er sich selber. Gibt er Gott die Ehre, dann darf er verheißungsvoll leben: "Wohl dem Menschen, der stets Gott fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, fällt ins Unglück."[3]
  • Im NT greift der Hebräerbrief diese Thematik auf. Mehrmals mahnt er die Gemeinde mit dem Herzens hörbereit zu sein. Nur so entgehen sie der Gefahr, dass ihr Herz sich verhärtet. Den Psalm 95 zitierend ruft er den Christen zu: "verhärtet euer Herz nicht wie beim Aufruhr, wie in der Wüste, am Tag der Versuchung." [4] Die Christen sollen sich jeden Tag gegenseitig darauf aufmerksam machen, dass Heute der Tag des Heil und der Rettung ist: "Ermahnt einander jeden Tag, solange es noch heißt: Heute, damit niemand von euch durch den Betrug der Sünde verhärtet wird;" [5]
  • Die Sünde, das sich Absondern von Gott und seinen Weisungen, führt zur Verhärtung des Herzens, macht es gefühl- und gehörlos für sein wegweisendes Wort. Das Wort schmeckt nicht mehr und damit geht die Sapientia, die Weisheit verloren. Sapientia kommt von sapere = schmecken. Nach Thomas von Aquin ist jener Mensch weise, dem die Dinge so schmecken, wie sie sind.

Wir bitten Gott wie Salomo zu allererst um eine hörendes Herz,

4.1.1 dass wir feinfühlig bleiben für die Pläne und Wünsche Gottes, für das Wehen seines Geistes.

  • Fragt der Mensch nicht mehr nach Gott, meint er autonom, ohne Rückbindung an seinen Ursprung und sein Ziel, leben zu können, dann überlässt ihn Gott seinen eigenen Plänen. Im Psalm 82 spricht der Herr von der Konsequenz: "..da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen und sie handelten nach ihren eigenen Plänen."[6] Beim Propheten Jeremia deckt Gott die Ursachen solchen Verhaltens auf: "Sie aber hörten nicht und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern folgten den Eingebungen und Trieben ihres bösen Herzens. Sie zeigten mir den Rücken und nicht das Gesicht."[7]
  • Dennoch lässt Gott sein Volk nicht einfach ins Verderben rennen: "Den ganzen Tag streckte ich meine Hände aus nach einem abtrünnigen Volk, das einen Weg ging, der nicht gut war, nach seinen eigenen Plänen,“ klagt Jahwe beim Propheten Jesaja.[8]
  • Aber weil sie ihr Leben glauben ohne Gott leben zu können, läuft ihr Tun und Bemühen ins Leere. Trotzig gehen sie ihren Weg: "Aber sie werden sagen: Vergebliche Mühe! Wir wollen unseren eigenen Plänen folgen und jeder von uns will nach dem Trieb seines bösen Herzens handeln." [9]

Wir bitten wie Salomo um eine hörendes Herz

4.1.2 damit wir uns selbst erkennen und umkehren von unserem selbstherrlichen Denken und Verhalten.
Niemand auf der Welt kennt uns so gut wie Gott. Er kennt uns besser als wir uns selbst kennen.

  • Der Psalm 139 spricht es aus: "Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich, ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken, ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen."[10]
  • Es ist gut wenn wir ihn bitten, unser Denken zu reinigen, damit es nicht in Selbstherrlichkeit in die Irre geht. Mit dem Beter dürfen wir Gott am Ende des Psalms bitten: "Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg!" [11]

Wir bitten wie Salomo um eine hörendes Herz, dass wir

4.1.3 unseren Lebensauftrag erfüllen können, mit anderen den Weg vor Gott zu gehen im Lande der Lebenden und miteinander die Vollendung bei ihm zu finden.

  • Weil Gott uns im Voraus dazu bestimmt hat, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, wird auch das Leiden Jesu Christi zum Halt im Leiden, weil wir auch an seiner Auferstehung und Verherrlichung teilhaben werden; denn ER ist der Erstgeborene unter seinen Brüdern und Schwestern, der Erstgeborene der von den Toten Auferstehenden. Wir werden die geliebten Menschen in Gott wiederfinden und mit ihnen die Fülle des Lebens erfahren. Das sagt uns, das auf die Stimme des Herrn, auf das Evangelium Jesu hörende Herz.

Wir bitten wie Salomo Gott um ein hörendes Herz

4.1.4 damit wir auch in Krisen, in Krankheit und Niederlagen hellhörig werden für das, was Gott uns damit sagen will.

  • Auch in einer solchen Situation dürfen wir seine Sorge für uns entdecken. Im dem die Weisungen Gottes besingenden Psalm 119 werden uns Erfahrungen wie diese mitgeteilt. „Ehe ich gedemütigt wurde, ging mein Weg in die Irre; nun aber halte ich mich an deine Verheißung.“ (V 77) Oder „Dass ich gedemütigt wurde, war für mich gut; denn so lernte ich deine Gesetze.“ (V 71) Ja, selbst in Niederlagen erkennt der Glaubende noch die Sorge Gottes um ihn. „Herr, ich weiß, dass deine Entscheide gerecht sind; du hast mich gebeugt, weil du treu für mich sorgst.“ (V75)
  • Wer so hellhörig in seinem Herzen ist, der darf und wird in jeder Not wie der Psalmensänger vertrauensvoll zu ihm rufen: "Ich bin dein, errette mich!" (V 94) Und "Herr, ganz tief bin ich gebeugt. Durch dein Wort belebe mich! (V 107) "Stütze mich, damit ich lebe, wie du es verheißen hast. Lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern!" (V 116) Auch ganz am Boden liegend darf ich noch flehen: "Sieh mein Elend an und rette mich; denn ich habe deine Weisung nicht vergessen." (V 153)

4. 2 Gott antwortet dem Salomo auf seine Bitte um ein hörendes Herz, mit einer großen Verheißung:

  • "Siehe, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, das keiner vor dir war und nach dir kommen wird, der dir gleicht. Aber auch das, worum du nicht gebeten hast, will ich dir geben."[12]

Die Liebe zu Gott Zeichnet sich durch vollkommene Offenheit und Hörbereitschaft aus.

  • Die Verheißung an Salomo gilt noch mehr im Neuen von Jesus gestifteten Bund. Diesen feiern wir in dieser Stunde. Und indem wir ihn dankend feiern, erneuert ihn Gott durch Jesus mit uns. Darum schreibt Paulus im seinem Brief an die Chrisen in Rom: "Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt." [13]
  • Jesus steht ganz in dieser Linie der Verheißung an Salomo. Mit Himmelreich, Reich Gottes, meint er, dass der Himmel, dass Gott regiert. Das ist das Beste, was uns zuteil werden kann. Das ist die Perle, nach der wir suchen sollten. Das ist der Schatz, nach dem wir graben müssen. Wer dafür alles investiert und hergibt, wer also "zuerst das Reich Gottes sucht und seine Gerechtigkeit", der steht wie Salomo unter der Verheißung, "dass ihm alles andere dazugegeben wird."[14]


[1] 1 Kön 3, 5.7-12
[2] 1 Sam 6,6
[3] Spr 28,14
[4] Hebr 3,8
[5] Hebr 3,13
[6] Ps 81,13
[7] Jer 7,24
[8] Jes 65,2
[9] Jer 18,12
[10] Ps 139,1f.
[11] Ps 139,24
[12] 1 Kön 3,12.13
[13] Röm 8,28
[14] Mt 6,33; Lk 12,31

 

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