Predigten
Übersicht2008 (A) NeujahrHomilie am Hochfest der Gottesmutter und Welttag des Friedens in der Abendmesse am NeujahrstagLeitgedanken für den Weg des Friedens 1 Feuerwerk und Kracher
- 90 Millionen wurden an Silvester und Neujahr in Deutschland für Feuerwerkskörper ausgegeben. Die Feuer-Feste am Jahresende haben alte germanische Wurzeln. Wir lassen es krachen zum Jahreswechsel. Warum eigentlich? Die Älteren unter uns haben noch das Detonieren von Bomben und Granaten im Ohr. Wenn bei einem Gewitter der Blitz einschlägt und der Donner kracht, zucken wir unwillkürlich zusammen.
- Warum aber lassen wir's trotzdem krachen? Etwa um die bösen Geister zu vertreiben oder einfach aus Spaß am Lärm. Spaß und Angst, stecken in diesem Tun, das jedes Jahr etliche Menschen mit schweren Verletzungen, manchmal sogar mit dem Tod bezahlen. Und vergessen wir nicht: Im Irak, Afghanistan, in Pakistan, in Dafur, im Norden Kongos, in Palästina kracht es fast jeden Tag, werden Menschen getötet, zerfetzt, schwer verletzt.
- Dabei ist es eine Nacht wie jede andere auch, willkürlich festgelegt. Es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund, dass wir das Neujahrsfest am 1. Januar begehen. Das Jahresendfest hatten bereits die Römer gefeiert, erstmals am 1. Januar zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde.
- Die Christen haben eine zeitlang den letzten Tag des Jahres am 24. Dezember und Neujahr am Fest der Geburt des Herrn begangen. Denn mit der Geburt des Herrn begann wirklich etwas ganz Neues. Gott wurde Mensch, damit wir Menschen göttlich werden. Heute liegt der Neujahrstag auf den Oktavtag von Weihnachten, 1967 hat Papst Paul der VI den ersten Januar zum Welttag des Friedens ausgerufen. Heute feiern wir diesen zum 40.mal.
2 Wünsche zum Neuen Jahr
- Es hat schon seinen Sinn, dass wir uns heute nicht nur ein gesundes, erfolgreiches, glückliches Neues Jahr, sondern auch ein friedvolles wünschen. Papst Benedikt beginnt seine Botschaft zum Weltfriedenstag so: "ZU BEGINN DES NEUEN JAHRES möchte ich den Menschen in aller Welt meinen innigen Friedenswunsch und zugleich eine herzliche Botschaft der Hoffnung übermitteln. Das tue ich, indem ich zum gemeinsamen Nachdenken über das Thema anrege, das ich an den Anfang dieser Botschaft gestellt habe und das mir besonders am Herzen liegt: Die Menschheitsfamilie, eine Gemeinschaft des Friedens."
- Wünsche sind gut, aber sie allein genügen nicht. Es muss ein Nachdenken darüber einsetzen, welches Denken und welches Handeln notwendig sind, damit der Friede erhalten bleibt, damit wir ihm, wenn er gefährdet oder zerstört ist, wieder nahe kommen, damit er neu wachsen kann. Die Texte des heutigen Festes geben uns
3 Leitgedanken für diesen Weg des Friedens 3.1 Der erste Leitgedanke klingt im Tagesgebet an: "durch die Geburt deines Sohnes aus der Jungfrau Maria hast du der Menschheit das ewige Heil geschenkt."
- Der Friede wächst in den Herzen den Menschen, wenn sie sich als Beschenkte erfahren: Gott beschenkt uns durch seine Schöpfung. Vor ihr leben wir. Deshalb werden wir sie schützen und bewahren.
- Durch seines Sohnes Menschwerdung aber beschenkt er uns mit einer Zukunft, die über den Tod hinausreicht. Er hat uns in ihm eine ewige Zukunft in der Fülle seines Lebens eröffnet, die in nie mehr aufhörender Geborgenheit und Liebe immer gegenwärtiges Glück, also ewiges Heil ist.
Ein zweiter Leitgedanke für den Weg des Frieden heißt:
3.2 Unser Wünschen mündet in die Bitte um den Segen Gottes.
- Deshalb wünsche ich immer ein gesegnetes Neues Jahr. Ich habe zwar als Mensch viele gute Wünsche für Menschen, die ich liebe, die mit anvertraut sind, aber ohne den Segen Gottes ist und bleibt mein Wünschen armselig, ohne Kraft.
- Darum sendet Gott den Mose zu Aaron und seinen Söhnen, sie sollten seinen »Namen auf die Israeliten legen«. Der Name Gottes ist Jahwe – ICH-BIN-DER-ICH-BIN-DA!
- Der Zuspruch des Segens schenkt dem Gesegneten das Bewusstsein, Gott ist da, er ist bei mir. In dem wunderbaren Segenswunsch »Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig«, wird mir zugesagt: Gott schaut mich liebend an, wie eine Mutter ihr Kind, der Geliebte die Geliebte. Er ist mir liebend, erbarmend, vergebend nahe.
- So von Gott gesegnet, liebend angesehen, muss ich mein Ansehen nicht mit Gewalt durchsetzen, bleibe ich ein Frieden schenkender Mensch. Daraus erwächst als 3. Leitgedanke für den Weg des Friedens:
3.3 Der von Gott Gesegnete kann Menschen für Gott gewinnen.
- Der Bitte »es segne uns Gott« folgt die Aufforderung an die ganze Welt: »Alle Welt fürchte und ehre ihn«.
- Nur unter dem Segen Gottes, nur unter seinem leuchtenden Angesicht, nur durch das liebend von ihm Angesehen werden, bekommen wir Zugang zu den Herzen der Menschen, werden wir sie für Gott gewinnen.
- An uns müssen sie sehen und erleben, dass die Liebe Gottes den Menschen verwandelt. Der so verwandelte wird zum Werkzeug der Liebe Gottes, so dass die ihm Begegnenden bereit werden, »Gott zu fürchten«, d.h. ihn ganz ihr Leben, ihr Denken, Reden und Tun einzulassen und ihn zu ehren und allein anzubeten.
- Wo aber Menschen, den Gott, der Liebe und Erbarmen ist, anbeten, da werden wir Meinungsverschiedenheiten und Konflikte friedlich und gewaltfrei zu lösen versuchen.
- Im Blick auf den menschgewordenen Gott, der in Jesus auch zu Unrecht dem Kreuzestod übergeben wurde und den Gott auferweckt hat, werden wir auch als Verlierer nicht aufhören zu lieben.
Diese Überlegung führt uns zu einem vierten Leitgedanken für den Weg des Friedens, der in der 2. Lesung ausgesprochen wird:
3.4 Durch den Sohn Gottes erlangen wir die Sohnschaft.
- »Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau... damit wir die Sohnschaft erlangen». Weil eine Frau, weil Maria, mit für sie unabsehbaren Folgen ja sagte zum Heilsplan Gottes, konnte uns die Sohnschaft geschenkt werden. Wir sind Gott gegenüber nicht mehr Sklaven, sondern haben durch Glauben und Taufe Anteil an der Sohnschaft Jesu.
- Wir sind also in ein neues Verhältnis zu Gott getreten. Weil wir aber teilhaben an der Sohnschaft, »sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater«. Gottes Geist in uns bewirkt, das totale Vertrauen in den liebenden Gott, den wir wie ein Kind liebevoll wie Papa oder Mama anreden dürfen.
- Wer so in der Urgeborgenheit der Liebe lebt, der führt keine Kriege, der wird nicht zum Selbstmordattentäter. Freilich solch in der Liebe Gottes geborgenes Leben ist kein Selbstläufer.
Damit kommen wir zum 5. Leitgedanken auf dem Weg des Friedens:
3.5 Im Hören, Staunen und Meditieren können wir die Haltung des Friedens festigen und bewahren.
- Nur wer wie die Hirten die Wahrheit der Menschwerdung Gottes durch sein Leben bezeugt, wird die Menschen zum Staunen bringen. Das Staunen aber ist die Tür zum Geheimnis der göttlichen Liebe.
- Wie Maria werden wir alles, was uns auf unserem Glaubensweg wichtig geworden ist, im Herzen bewahren. Und wir werden immer wieder darüber nachdenken, wie die Menschwerdung Gottes unser Leben verwandelt. Von Goethe stammen der Ausspruch: «Wer sich des Guten nicht erinnert, hofft nicht. Gute Erinnerung ist Hilfe zur Hoffnung«. Wir werden uns daher immer wieder unserer guten Glaubenserfahrungen erinnern, damit wir auf dem Weg des Friedens weitergehen können
- Dem Glaubenden, Hoffenden und Liebenden schenkt Gott jene Ausstrahlung, die Suchende anlockt und überzeugt.
- Als Glaubende, Hoffende und Liebende werden wir erfahren, dass alles Gute von Gott kommt und er es zum Ziel führt und er uns in der Geburt seines Sohnes aus der Jungfrau Maria den Anfang des Heiles eröffnet hat, wie es das Gabengebet ausdrückt. Jeder von uns kann durch sein Vertrauen in die Liebe Gottes dazu beitragen, dass nach Wunsch unseres Papstes Benedikt »Die Menschheitsfamilie, eine Gemeinschaft des Friedens« werde.
4 Schauen wir zum Schluss »auf Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag«.
- Auf einer Weihnachtskarte las ich: »Wir wünschen Ihnen einen guten Stern im neuen Jahr«. Der Stern von Bethlehem leuchte Ihnen nicht nur heute, sondern das ganze Jahr 2008 hindurch.
- Er möge Sie immer wieder, vor allem aber in schweren Situationen, zu Christus, zu Maria und zum heiligen Josef führen, denn dort finden wir immer wieder neu Trost und Kraft für den Weg, der vor uns liegt.
- Auch und gerade dann finden wir bei ihnen den Weg, wenn wir meinen, alles sei ohne Sinn; oder wir seien wie die Weisen aus dem Morgenland auf dem falschen Weg. auch und gerade dann dürfen und sollen wir auf sie schauen, wenn uns der Glaube an Gott und seine Vorsehung schwer fällt; wenn wir die Welt nicht mehr verstehen und Zweifel überhand nehmen.
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