PredigtenÜbersichtLesejahr A 2016/12 bis 2017/11Predigt - Homilie am 1. Okt 2017 in Weilersbach St. Anna
Klicken Sie auf die unten stehenden Überschriften, um zu den Texten zu gelangen===>> Gottesdienst Vorlage zum ansehen oder herunterladen ===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen ===>> Predigt als Podcast anhören oder herunterladen
Der Mensch Zerstörer und Hüter der Schöpfung In den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts haben die Krieg führenden Nationen schreckliche Verwüstungen im Lebensraum des Gegners hinterlassen. Die Päpste der Nachkriegszeit haben immer wieder den Schutz und den verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung angemahnt. 1 Die Schöpfung – unsere irdische Lebensgrundlage Franz von Assisi lobt Gott „durch unsere Schwester Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“ 1.1 Freude an der Schöpfung Im Herbst werden in Bengalen große Feste gefeiert. Obwohl in dem Land eine unbeschreiblich große Armut im Lande herrscht. Ein deutscher Beobachter fragte die Leute, wie sie dazu kämen, derart fröhlich zu sein. Ein Hindu antwortete ihm "Es ist die Freude, ein Geschöpf zu sein, das Gott aus Freude erschaffen hat." Eine großartige Antwort! Hier hält einer das Fest seiner eigenen Not entgegen und findet so zur Freude und Fröhlichkeit. Vielen von uns sind solche Gedanken nicht besonders vertraut, obwohl sie ganz und gar christlich sind. Uns trägt nicht immer die jubilierende Freude an der Schöpfung. Uns drückt heute eher die Last der 1.2 Verantwortung für die Schöpfung Unsere Sorgen um unsere Erde und die Nöte unseres Lebens sind oft so bedrückend, dass einem das Feiern vergehen könnte. „Unsere Schwester - die Schöpfung - schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat,“ schreibt Papst Franziskus am Anfang seiner Enzyklika »Laudato si«. Dieser Aufschrei Erschöpfung zeigt sich in der weltweiten Klimaveränderung und deren Folgen: in verheerenden Wirbelstürmen, im Schmelzen der Gletscher und des Eises am Nord und Südpol. Vom Ansteigen des Meeresspiegels sind weite Teile der Küsten vieler Länder betroffen - ist die Existenz unzähliger Menschen gefährdet. In der zunehmenden Hitze in Südeuropa zerstören gewaltige Walbrände den Lebensraum von Mensch und Tier. Gerade die Freude ein Geschöpf zu sein, das Gott aus Freude erschaffen hat, könnte Kräfte in uns frei machen, die der ganzen Schöpfung zum Heil und Segen werden. Es kommt darauf an, dass wir unsere Erde und uns selber wieder mit den Augen Gottes sehen lernen. Die heutigen Texte der Bibel wollen uns dazu anleiten. 2 Der Doppelte Ursprung des Menschen 2.1 Vor Gott geschaffen aus Erde – durch Gottes Odem lebend nennt der hebräische Urtext den ersten Menschen. Aus der Adamah ist er gemacht. Adamah heißt Erdboden. Gott macht den Menschen aus dem Stoff dieser Erde, aber das, was den Menschen lebendig macht, ist etwas was von Gott selber kommt, es ist göttlicher Lebensodem. Mitten unter den von Gott geschaffenen Pflanzen und Tieren findet sich der Mensch vor. Die Dinge und Lebewesen sind gut, und er, der Mensch als ihr Höhepunkt, ist sogar sehr gut. Die Erde gehört zum Menschen und er zu ihr. Die Welt um uns herum ist unsere Mitwelt. Leider reden wir noch immer von Umwelt, Umweltschäden, Umweltschutz. Unsere Sprache verrät, wie sehr wir uns noch immer der Schöpfung gegenüber, statt ihr zugehörig sehen. Wie viel persönlicher werden wir angerührt, wenn wir von Mitwelt und Mitweltschutz sprechen. Beide Schöpfungsberichte sind sich darin einig: Der Mensch lebt mit der Ihn umgebenden Welt. Wenn wir mit der Schöpfung sorgsam umgehen, gehen wir mit uns selber gut um. Wenn wir das Gleichgewicht der Natur zerstören, gefährden wir unser eigenes Gleichgewicht. Wenn wir unsere Mitwelt mit Schadstoffen belasten, belasten wir uns. Wenn wir die Schöpfung vergiften, vergiften wir uns selbst. Was also ist die Aufgabe des Menschen, worin besteht sein geschwisterlicher Umgang mit der Schöpfung? Er soll 2.2 Den Lebensraum den Gott gibt bebauen und hüten „Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und hüte.“[1] Ein Garten ist in der damaligen Nomadenwelt - für Menschen die in der Steppe oder Wüste lebten - etwas ungemein Kostbares. Der Mensch muss mit Ihm behutsam und sorgsam umgehen. Schon wenn er Ihn vernachlässigt, fällt der paradiesische Ort in Wüste zurück. Wenn er sich gar an ihm und der gottgewollten Ordnung vergreift, verschuldet er selbst sein Verschmachten, seine Not, seinen Untergang. Das Buch Genesis bietet hier nicht etwa eine primitive, romantische, 'vorsintflutliche" Geschichte. Es sieht in der vorgefundenen Schöpfung einen konkreten Auftrag Gottes. Dieser Auftrag wurde nie zurückgenommen. Auch der heutige Mensch hat sich ihm in wahrhaft kosmischer Demut unterzuordnen oder er verursacht seinen eigenen Untergang. Wenn sich der Mensch in maßlosem Hochmut in ausbeuterischer Bedürfnisbefriedigung der Schöpfung bedient, statt ihr zu dienen und sie zu hüten, dann führt diese Wiederholung der Ursünde zur Vertreibung aus dem Paradies, aus dem gottgeschenkten Lebensraum. Damals wie heute ist die Urversuchung, das egoistische "Ich mache, ich will" die große Gefahr für den Menschen und seine Mitwelt. Wenn Menschen Glück und Gewinn ihres Lebens darin sehen, dass anderes unter ihnen ist, und nicht, dass Gott über Ihnen ist, wird das Leben auf der Erde zur Hölle. Das „macht euch die Erde untertan“, muss immer in Verantwortung vor Gott und als Hüter seiner Schöpfung geschehen. Deshalb müssen gerade die Christen die Lobby, der Anwalt der Schöpfung, ihrer Mitwelt sein. 3 Der Christ und die Schöpfung Wer als Christ die Schöpfung betrachtet, findet bald zu Aussagen über Christus. Er ist im Kolosserbrief 3.1 Der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.[2] 'Auf Ihn hin ist alles geschaffen, ER ist vor aller Schöpfung', so bekennt dieses Lied, das mit großer Wahrscheinlichkeit schon Im urchristlichen Gottesdienst gesungen wurde. Hier wird an alttestamentliche Erkenntnisse angeknüpft. Was wir von Adam mitten in der Schöpfung gesagt haben, wird hier auf Christus bezogen: ER allein repräsentiert den unsichtbaren Gott in der Schöpfung, denn er ist die Ikone, das Abbild Gottes des unsichtbaren. Der Glaube an den auferstandenen Christus bekennt: Er hat jetzt diese Stellung endgültig inne; das grundsätzlich mit Gott versöhnte All, auch wenn es Jetzt noch 'seufzt' und leidet, gehört zu ihm wie der Leib zum Haupt. ER und die Schöpfung gehören zusammen. Durch die Menschwerdung des Gottessohnes, hat sich Gott total auf seine Schöpfung eingelassen. Durch die Auferweckung und Erhöhung des Gott-Menschen Jesus Christus hat er seine Schöpfung ganz an sich gezogen und In sich aufgenommen. So ist es gerade für Christen ein unerträglicher Gedanke, dass diese Schöpfung, der sich der Sohn eingebunden hat, verdorben und zerstört wird. 3.2 Das Gericht Gottes über die Zerstörer Im letzten Buch der Bibel - der Offenbarung des Johannes - da der Engel Gottes die siebte Posaune bläst - wird es uns verkündet:
"Da kam dein Zorn und die Zelt, die Toten zu richten: die Zelt deine Knechte zu belohnen, die Propheten und die Heiligen und alle, die deinen Namen fürchten, die Kleinen und die Großen, die Zeit alle zu verderben, die die Erde verderben.“[3]
Es hängt also unser ewiges Heil daran, wie wir mit der Erde - mit der Schöpfung Gottes - umgehen. Die Kirche stellt uns den heiligen Franz von Assisi, dessen Fest wir am kommenden Mittwoch am 4. Okt. feiern als Beispiel vor Augen. Seine tiefe Christusliebe hat ihn zu einem geschwisterlichen Verhältnis zur ganzen Schöpfung gedrängt. Zärtlich nennt er in seinem Sonnengesang Luft, Wind, und Feuer seine Brüder, und die Erde und das Wasser seine Schwestern. 4 Der Lobpreis Gottes an Erntedank weckt in uns neue Lebensfreude Wenn wir wieder lernen von Gott und vom menschgewordenen und auferstandenen Christus her der Schöpfung zu begegnen. Wenn wir 4.1 der Schöpfung in geschwisterlicher Aufmerksamkeit und Liebe begegnen wird sich die Lebensfreude wieder einstellen. Dann ist die Zukunft der Erde wieder voller Hoffnung. Jeder Christ ist verpflichtet zu mahnen und mitzuarbeiten, dass die kostbare Erde für uns und kommende Generationen kostbar bleibt. Erntedank heißt: Gott danken für die Gaben seiner Schöpfung, die uns nähren und am Leben erhalten. Erntedank heißt aber auch: Als dankbare Menschen 4.2 Gott als Herrn der Schöpfung anerkennen Es gibt heute viele Mitmenschen und Mitchristen, die sich die Bewahrung der Schöpfung zur ständigen Aufgabe gemacht haben. Wir sollten sie nicht als Spinner abtun, sondern ihre Mahnungen und Ratschläge ernst nehmen. Wir sollten uns aufklären lassen, wo wir selber an der Gefährdung und Zerstörung unserer Mitwelt, die unsere irdische Lebensgrundlage ist, beteiligt sind. Schon 1971 hat der selige Papst Paul VI vor der „dramatischen Folge“ der unkontrollierten Tätigkeit des Menschen gewarnt „Infolge einer rücksichtslosen Ausbeutung der Natur läuft er Gefahr, sie zu zerstören und selbst Opfer dieser Zerstörung zu werden.“[4] Das Evangelium hat uns gezeigt, wie Gott ohne unser Zutun für seine Schöpfung sorgt und wie herrlich sie ist. Ahmen wir Gottes Liebe zu seiner Schöpfung nach. Alles was wir brauchen wird Gott uns geben, wenn wir seine Schöpfung lieben und hüten, ihn als den Ursprung und den alleinigen Herrn der Schöpfung anerkennen und anbeten. Die verheißungsvollen Worte Jesu im Evangelium ermutigen uns „Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen dann wird euch alles andere dazu gegeben. [5] Wir möchten doch auch, dass die nach uns kommenden Generationen mit Freude Erntedank feiern und Gott als ihren Schöpfer preisen können.
[1] Gen 2,15 [2] Kol 1.15 [3] Offb 11,18 [4] Apostolisches Schreiben Octogesima adveniens (14. Mai 1971), 21: AAS 63 (1971), S. 416- 417 [5] Mt 6,15
|