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Predigten

Besonderes

Der Dienst des Lektors

(erstellt von Pfarrer i.R. Veit Dennert Neunkirchen am Brand, Fassung 2000)

A. Grundsätzliches

1. Notwendige Vorbereitung

Den Text vorher zu Hause laut lesen. - Den Text erarbeiten, sich zu eigen machen, - Beim Lesen mitdenken. Was ich nicht verstehe, kann ich nicht verständlich weitergeben.

2. Nicht nur Äußerlichkeiten:

2.1 Welchen Anblick biete ich den Leuten (Kleidung, Frisur ...)? Die Leute dürfen daran nicht hängen bleiben. Die Kleidung soll aber der Bedeutung und Würde des Gottes Wortes entsprechen.

2.2 Der Ambo Beide Hände an den Ambo legen, bringt Sicherheit und Ruhe.

2.3 Die Körperhaltung (gerade und breitbeinig auf beiden Beinen ruhig stehen, nicht zappelnd auf einem Bein, die Knie leicht nach vorne beugen. Erleichtert die Bauchatmung)

2.4 Die Blickrichtung: Zuhörer und Text bestimmen die Blickrichtung: Ich will mit dem Text Menschen ansprechen.

2.5 Ist das Mikrophon angeschaltet? Auf keinen Fall an das Mikrofon klopfen, sondern nur über die Oberfläche mit dem Finger streichen. Sind Höhe und Abstand (ca 30 cm) richtig?

2.6 Wo ist das Lektionar? Auf dem Altar. Wie wird es gehalten? Mit beiden Händen vor der Brust.Wohin wird es am Ende gelegt? Auf den Seitenaltar, auf dem die Bibel steht.

3. Die Atmung:

Brustatmung ist anstrengender, Bauchatmung (Zwerchfellatmung) gibt mehr Luft und Möglichkeiten. Vor Lesebeginn zweimal tief atmen (hilft gegen gegen "Lampenfieber") die leicht nach vorne gebeuten Knie automatisieren die Bauchatmung.

4. Die Lautstärke -

sie ist abhängig von der Raumgröße und Zahl der Personen. (z.T. auch vom Inhalt), Hall und Echo müssen vermieden werden. Sich vertraut machen mit den Möglichkeiten der Mikrophonanlage. Ist die Kirche gut gefüllt, ist lautes und deutliches Sprechen noch wichtiger.

5. Sprechtempo -

Das Tempo wird schon vom Anfang bestimmt. Keine Hast, ruhig und sicher. Es ist auch abhängig von der Raumgröße und vom Inhalt des Textes.

6. Die Sprechmelodie

ergibt sich aus dem Sinn. Satzzeichen sind kein zuverlässiger Maßstab. Darum bei der Vorbereitung, den Text in seinen Sinnabschnitten sehen.

7. Die Betonung

richtet sich nach dem Sinn; kein "tonus rectus", auch nicht zu viele Wörter betonen, viel mehr ein Wort pro Sinnschritt. Natürliches Sprechen, keine theatralische Sprache.

8. Pausen

bewußt machen bei jedem neuen Sinnabschnitt (sie beugen der Hast vor und helfen verstehen).

9. Das Gehen zum Lesepunkt (Ambo):

ruhige Schritte. Warten bis alle sitzen und ruhig sind. Durchatmen und ohne Hast zu sprechen beginnen. Am Ende ebenso ruhig ausklingen lassen, kurze Pause vor der Schlußformel.

B. Spezielles

1 Sprecherziehung

1.1 Ein Leben lang sprechen lernen

1.2 Sprecherziehung ist meist ein Umlernen (vgl. AP 1)

2 Technik des Sprechens

2.1 Stellung:

Ich stehe wie ein Baum festverwurzelt da, nicht wie ein Schilfrohr, das im Wind hin- und herbewegt wird. Ist ein Pult vorhanden, so lege ich die Hände ans Pult.

2.2. Atmung:

Ich atme tief. Die Bauchdecke wölbt sich nach vorne (Bauch raus!) Ich bin in den Schultern locker. Die Knie dürfen nicht steif und durchgedrückt sein.

2.3 Zeit lassen:

Ich warte, bis sich alles beruhigt hat - bei mir und den anderen. Bevor ich anfange Blickkontakt mit den Hörern! (vgl. AP 2 Kontaktaufnahme) Bei Unruhe der Zuhörer sammle ich mich in mir.

2.4 Aussprache:

Ich mach beim Sprechen den Mund auf! Wichtig für die Vokale. AP 2. Die Zunge liegt locker an der unteren Zahnreihe. (Übung: m - a, n - a. summen bei steigender Tonhöhe). Ich achte auf das exakte Aussprechen der Konsonanten (Mitlaute) (Übung: b,c,d,f,g, - h,i,k,l,m,n, - p,q,r,s,sch,st,t, - v,w,x,z)

2.5 Auf Satzblöcke achten:

Überblick über den Text gewinnen. Informationsaufnahme! AP 2

2.6 Blickkontakt:

Kopf heben, Nachwirkpause: Blickkontakt nach wichtigen Aussagen und Satzschlüssen. Kopf senken für neue Informationsaufnahme. Keine Eile. (vgl. AP 2)

2.7 Betonung:

vgl. AP 2 Das Buch gehört mir (und nicht der Bleistift). Das Buch gehört mir (und nicht ein anderes). Das Buch gehört mir (ich habe es nicht geliehen). Das Buch gehört mir (und nicht dir). Das Sinnwort allein betonen: “Dein Wort ist Licht auf meinem Weg.”

3 Innere Einstellung

3.1 Ich muß mich rechtzeitig mit dem Inhalt vertraut und ihn mir zu eigen machen. (Wenn möglich Vorbereitung zuhause, mindestens 15 Minuten vor Gottesdienstbeginn da sein.) AP 2

3.2 Ich lege jede ich-bezogene Haltung ab. (Hoffentlich mache ich es richtig, was wird der und der denken oder sagen?) Ich bin jetzt ganz gesammelt, ganz bei mir.

3.3 Ich diene dem Herrn und seinem Wort.

Ich bitte ihn, mich in seinen Dienst zu nehmen. Ich diene auch den Menschen, die mir zuhören. Ich spreche das vor meinem Herrn aus.

3.4 Ich lese das Wort auch für mich und lasse mich davon treffen.

3.5 Sprechzeilen im neuen Lektionar beachten.AP 3, AP 4, AP 5

4 Spezielle Hinweise

Das Lektionar wird vor dem Gottesdienst auf den Altar neben das Liegekreuz gelegt. Es soll nicht über den Rand des Altars schauen. Vor der Lesung geht der Lektor zum Altar und macht vor diesem eine Verneigung, faßt das Lektionar mit beiden Händen und trägt es zum Altar.

4.1 Einleitung und Abschluß der Lesung.

Pausen beachten! Steht das Evangeliar nicht auf dem Altar wird das Lektionar nach der 2. Lesung und wenn nur eine Lesung gelesen wird, nach der 1. Lesung zum Altar zurückgebracht und auf die Mitte des Altars gelegt. Steht das Evagneliar auf dem Altar, wir das Lektionar auf den Seitenaltar gelegt, auf dem die Bibel steht. (bei geschmücktem Maialtar unter den Ständer, auf dem die Bibel liegt.)

4.2 Antwortgesang:

Wir der Antwortgesang gesprochen, Textblöcke beachten! Kehrvers nicht mitlesen, wenn dieser gesungen wird.

4.3 Fürbitten:

Antwort des Volkes unterstützen, aber nicht vorlaut! Blickkontakt erst, wenn Antwort der Gläubigen kommen soll.

4.4 Vorsprechtexte informativer Art

4.5 Vorsprechtexte meditativer Art

5 Praktische Übungen, Fragen, Kritik (eigener Abend!)

 

Gebete zur Schriftlesung

2. GL 019-1

Zur Schriftlesung

Rede, Herr; ich höre. Du hast Worte des ewigen Lebens.
Herr, laß nicht zu, daß ich dein Wort nur höre, aber nicht
aufnehme; glaube, aber nicht bewahre; kenne, aber nicht tue.
Herr, laß mich aus deinem Wort leben und dich durch mein
Leben verherrlichen.

 

3. GL 019-2

Zur Schriftlesung

Herr, gib mir immer wieder Freude und Trost in deinen
Schriften. Hilf, daß ich sie richtig verstehe — nach deiner
Wahrheit, nicht in meinem Sinn. Laß mich das Wort in
ihnen finden, das mir hilft, so zu leben, wie du es von mir
verlangst.

 

4. GL 019-3 Zur Schriftlesung

Herr, mein Gott, du Licht der Blinden, du Kraft der Schwachen, verschließ uns nicht das Geheimnis deines Gesetzes, wenn wir anklopfen. Offenbare uns deine Geheimnisse. hl. Augustinus

TEXT: AUGUSTINUS;

5. GL 019-4 Zur Schriftlesung

Heiliger Geist, erleuchte und führe mich, bewege und stärke mich, verwandle und heilige mich.

6. GL 019-5 Vor der Schriftlesung

Herr und Gott, vieles wird geredet, und vieles wird geschrieben. Dein Wort aber ist anders als alle Worte der Welt. Es ist das Wort in unser Leben, ein Wort, das ermutigt, ein Wort, das trifft. Es ist wahr und bleibt für immer. Es ist lebendig und drängt zum Tun. Herr, laß mich hören, was du sagst.

7. GL 019-6

Nach der Schriftlesung

Herr und Gott, ich danke dir für dein Wort. Es ist mir mehr
als eine Lehre, mehr als ein Gesetz, mehr als ein Rezept.
Es geht mein Leben an; es richtet mein Tun, stellt mich in
Frage, fordert Änderung und Bekehrung von mir.
Herr, laß mich tun" was du sagst.

C. Der liturgische Dienst des Lektors

1. Ambo - Tisch des Wortes

In den liturgischen Feiern soll nach dem Wunsch des Zweiten Vatikanischen Konzils "der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet" (Lk 51) und so der Reichtum der Schrift tiefer erschlossen (AEM 34) werden; denn "in den Lesungen ... spricht Gott zu seinem Volks ... und nährt er das Leben im Geist" (AEM 33). Die Christen sollen "sich durch das Wort Gottes formen lassen", wie sie "am Tisch des Herrenleibes Stärkung finden" (LK 48).

So verlangt die Gestaltung des Kirchenraumes eine rechte Zuordnung von Priestersitz, Altar und Ambo. Dieser erfordert als "Ort der Verkündigung des Wortes Gottes" "einen besonderen Ort in der Kirche, dem sich im Wortgottesdienst die Aufmerksamkeit der Gläubigen wie von selbst zuwendet". Er "soll dem Kirchenraum entsprechend so gestaltet sein, daß die Vortragenden von allen gut gesehen und gehört werden" (AEM 272).

Der Ambo dient ausschließlich der Verkündigung; dem Lektor für die Lesungen (den Antwortpsalm) und Fürbitten, dem Diakon und Priester für Evangelium und Homilie.

2. Ein liturgischer Dienst

Der Lektor, ob Mann oder Frau, gehört in der gottesdienstlichen Versammlung zu den "besonderen Diensten" (AEM 65 ff), die "einen wahrhaft liturgischen Dienst" (Lk 29) vollziehen. Er "ist beauftragt, die Lesungen der Heiligen Schrift mit Ausnahme des Evangeliums vorzutragen. Er kann auch die einzelnen Bitten des Fürbittgebetes und den Psalm zwischen den Lesungen vortragen, falls kein Psalmsänger da ist". (AEM 66). Daß der Lektor nicht in Delegation tätig ist, sondern als "Laie" eine "eigene Aufgabe" versieht, bestätigt der ausdrückliche Hinweis, er soll sie auch dann ausüben, wenn Priester und Diakon anwesend sind (AEM 66, s. auch 34). Das gilt z.B. auch für die Eucharistiefeier in Konzelebration.

Die Befähigung zu seiner Aufgabe empfängt auch der Lektor grundlegend durch die Sakramente der Eingliederung in die Kirche. Jeder getaufte und gefirmte Christ trägt jede liturgische Feier mit, da er teilnimmt am gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen.

Der "besondere Dienst" weist auf die volle, bewußte und tätige Teilnahme der ganzen Gottesdienstgemeinde hin, und er fördert sie. Der Lektorendienst verdeutlicht auch die fundamentale Verpflichtung aller Glieder des Volkes Gottes zur Evangelisierung, zum Verkünden und Bezeugen der Heilsbotschaft.

3. Dienst am Wort - Dienst am Glauben des Gottesvolkes

Lektorendienst ist nicht nur Vorlesen. Lektorendienst bedeutet und fordert, sich mit allen seinen Kräften um das Verstehen eines Textes mühen, seine Sprache als Werkzeug bereitstellen, sich in den Dienst am Wort Gottes stellen.

Es ist ein besonderer Dienst am Glauben des Gottesvolkes; denn dieser Glaube wurzelt im Wort Gottes. Deshalb sollten die Lektoren einer Gemeinde eine Gruppe bilden, die zu regelmäßigen Zusammenkünften bereit ist. Dabei darf es nicht nur um Einteilung der Dienste gehen.

Wichtiger ist die liturgische Schulung, um mit den übrigen Gottesdiensthelfern gemeinsam Verantwortung für die gottesdienstlichen Feiern der Gemeinde zu tragen. Bedeutsam ist die Erarbeitung von Grundfragen der Bibelkunde und die Beschäftigung mit den zu verkündenden Schriftlesungen, einschließlich Glaubensgespräch/Schriftgespräch.

Neben der liturgischen und bibelkundlichen Weiterbildung und spirituellen Formung ist immer wieder auch auf die stimmliche Schulung zu achten. Gegebenenfalls können manche Teile der Lektorenschulung leichter von Zeit zu Zeit auf überpfarrlicher Ebene durchgeführt werden.

Lektorendienst ist normalerweise gemeindebezogen. Die Gemeindeleitung bittet - gegebenenfalls in Absprache oder auf Bitten der bestehenden Lektorengruppe - Mitchristen, die auch sonst das Gemeindeleben mittragen, um diesen Dienst. In geeigneter Weise werden neue Lektoren bei ihrem ersten Einsatz der Gemeinde vorgestellt. Bei solchen Gelegenheiten sind Hinweise auf die Bedeutung und den Sinn der verschiedenen liturgischen Dienste angebracht.

Wir haben hier die Lektoren im Sinn, die gewöhnlich auf diese Weise in unseren Gemeinden tätig werden, nicht diejenigen, die nach dem Apostolischen Schreiben "Ministeria quaedam" (1972) hierzulande als Kandidaten des Weihesakramentes beauftragt werden.

Für alle aber gilt die Weisung der Beauftragung: "Wenn ihr andern das Wort Gottes verkündet, müßt ihr euch auch selbst dem Heiligen Geist öffnen und das Wort annehmen und beherzigen, damit ihr es immer mehr lieben lernt. In eurem Leben macht sichtbar, daß Jesus Christus unser Heil ist." Im Segensgebet heißt es: "Erleuchte sie, daß sie dein Wort in sich aufnehmen, es allezeit erwägen und von ihm geformt werden."

4. Die besonderen Dienste des Lektors

Damit "bereits aus der Gestalt der Feier die in verschiedene Ämter und Dienste gegliederte Kirche erkennbar" (AEM 58) wird, sollte der Lektor im gleichen Gottesdienst nur diesen Dienst ausüben (z.B. nicht zugleich als Kommunionhelfer tätig sein).

Beim Einzug kann er das Evangelienbuch tragen, während er unmittelbar vor dem Priester geht. Nach der Verehrung des Altars (gewöhnlich Verneigung) legt er das Evangelienbuch darauf nieder und nimmt seinen Platz unter den anderen besonderen Diensten ein (vgl. AEM 148f).

Mancherorts weilt der Lektor im Kirchenschiff und tritt erst zur Lesung an den Ambo vor. In größeren Kirchen wird das häufig als störend empfunden. Und soll sich der gleiche Aufwand zu den Fürbitten wiederholen? Zudem setzt es sich mehr und mehr durch, daß alle Gottesdiensthelfer liturgische Kleidung tragen, die sich in verschiedenen Formen auch bereits für Frauen eingeführt hat. Dann bilden alle liturgischen Dienste mit dem Priester für diesen Gottesdienst eine Gruppe von Gliedern der Gemeinde, die sich zu einem besonderen Dienst für die Gemeinde einsetzen. "Der Lektor trägt die dem Evangelium voraufgehenden Lesungen am Ambo vor. Wenn kein Psalmist zur Verfügung steht, kann der Lektor auch den Antwortpsalm nach der ersten Lesung vortragen", ebenso "die Gebetsmeinungen der Fürbitten" (AEM 150f). Auch Texte zur Kyrie-Litanei oder Meditationstexte zum Kommuniondank u.a. kann er vortragen.

Empfehlenswert ist es, daß bei mehreren Lesungen auch mehrere Lektoren tätig werden. Immer ist die pastorale Lage der betreffenden Gemeinde zu berücksichtigen.

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