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1967 Primiz

Predigt bei der Primizmesse von Edmund Kräck 1967

Hochzeit für Gott und die Menschen
1 Eine ganze Pfarrgemeinde gerät bei einer Primiz in Bewegung

  • Ist es nicht wie bei einer großen Hochzeit? Da ist mancher neugierig auf das Kleid und das Aussehen der Braut. Sicher ist auch bei dieser Primiz die eine oder der andere Neugierige hier, weil er das auch einmal sehen und erleben möchte.
  • Die weitaus meisten aber, die Eltern und Verwandten, die Freunde und Bekannten des Primizianten freuen sich, wie man sich bei einer Hochzeit freut über die Liebe und das Glück des jungen Paares und dass man daran teilhaben darf. Denn auch Priesterweihe und Primiz bedeuten Hochzeit. Auch hier erfährt eine Liebesgeschichte ihren ersten Höhepunkt und ihre erste Erfüllung.
  • Und wie bei einer Hochzeit geschieht Bindung für immer und wird bedingungslos ja gesagt. Aber wie bei einer Hochzeit so wird auch heute bei dieser Primiz insgeheim mancher fragen: "Was für eine Partie hat er denn gemacht, der Primiziant? Und wie bei einer Hochzeit wird man sagen hören: "Mein Geschmack wäre es nicht. Dass der nichts Besseres gefunden hat?"
  • Man muss darauf antworten: "So ist es halt mit der Liebe. Wenn einer davon getroffen wird, dann ist es der einzige und richtige Weg zum Glück. Da kann ein Außenstehender gar nicht mitreden. Denn nur wer liebt, erkennt den Geliebten, die Geliebte in seiner, in ihrer Größe und Schönheit. Nur der Liebende weiß zu welcher Kostbarkeit und Herrlichkeit er ja sagt."

2 Hochzeit mit Gott für die Menschen

  • Was für eine Partie macht einer, der Priester wird?

2.1 Seine Partie heißt Gott.
Und zwar Gott, der das Heil der Menschen will, der ihnen Anteil gibt an seinem Glück und seinem herrlichen Leben, der in ihnen wohnt durch seinen Heiligen Geist.

  • Darum bedeutet Hochzeit des Primizianten mit Gott, dass er sich ganz hingibt an seine priesterliche Aufgabe und einsetzt für das Heil der Menschen. Ich habe vor 8 Jahren die gleiche Partie gemacht, wie der Primiziant.
  • Darum kann ich es wagen zu sagen: "Edmund, du hast die beste Partie gemacht, die einer machen kann. Denn keine Liebesgeschichte kann so interessant und erregend sein als die mit Gott."

Wie aber feiert und vollzieht man Hochzeit mit Gott für das Heil der Menschen?

  • Das hat Gott uns durch seinen menschgewordenen Sohn gezeigt. Von Jesus Christus kann jeder Priester lernen. Hochzeit mit Gott für das Heil der Menschen geschieht nur dort, wo einer Jünger Jesu geworden ist und immer neu wird.

2.2 Unser Priestertum ist Teilhabe an dem einen Priestertum Jesu Christi.

  • Priester sein bedeutet Repräsentant Christi, Sprachrohr und Werkzeug des Herrn sein; Bedeutet, sich wie er dem Vater darbringen für die Menschen.
  • Wir alle sind durch Taufe und Firmung Priester. Wir alle sind zur Hochzeit mit Gott gerufen. Wir alle sind verpflichtet, uns einzusetzen für das Heil der Welt. Wir alle sind Jünger Christi. Wir alle besitzen den Heiligen Geist, der uns mit Liebe zu Gott erfüllt und antreibt, am Heil der Welt mitzuarbeiten.

2.3 Jesus wählte aus der Zahl seiner Jünger 12 aus und betraute sie mit besonderen Aufgaben:

  • - mit der Heranbildung und Leitung des Volkes Gottes;
  • - mit dem Auftrag in seiner Person das Eucharistische Opfer zu vollziehen;
  • - in seiner Vollmacht zu binden und zu lösen, Sünden zu vergeben.
  • Solch ein Priester wird man in der Priesterweihe durch die Handauflegung des Bischofs. Und hat der Herr einen so durch seine Kirche gerufen, seine Bereitschaft und sein Ja angenommen, dann liegt die Hand des Herrn auf ihm. Er wird diese Hand zu spüren bekommen selbst dann, wenn er davonläuft und untreu wird.
  • So wird man Priester im besonderen Sinn. Aber was einer bei der Priesterweihe geworden ist, das muss er täglich neu werden. Der Priester als Gemeindeleiter an der Spitze der Gemeinde stehen, ist nach der Aussage der  Offenbarung des Johannes der Stern der Gemeinde. An ihm soll die Gemeinde ablesen können, was es heißt, Christus nachzufolgen, sich Gott hinzugeben für das Heil der Welt.

2.4 Priester sein heißt: Wie Christus ganz für Gott leben.

  • Papst Johannes XXIII hat 1939 in sein Tagebuch geschrieben:

2.4.1 "Außer dem Willen Gottes gibt es nichts Interessantes für mich."

  • Darum geht es im Leben des Priesters. Wie für Jesus soll für ihn der Wille Gottes zum Lebensinhalt werden. Darum gehört zur innersten Mitte des priesterlichen Lebens das Hinhorchen auf Gott und seinen Willen.
  • Nur wenn er liebend hinhorcht auf den Geliebten, wachsam ausschaut  nach den Plänen und Wünschen Gottes, wird ihm das Herz Gottes aufgehen, wird er Gottes Liebe und Führung in einem Maß erfahren, dass er darüber nicht mehr schweigen kann. Er muss es allen mitteilen, die ihm begegnen. Und die Menschen werden spüren, dass da einer ist, der Erfahrungen mit Gott hat. Und dieses Zeugnis wird auch in ihnen die Sehnsucht nach Gott erwecken.

2.4.2 Weil der Priester ganz für Gott leben soll, darum ist auch die Ehelosigkeit für ihn gut und angemessen.

  • Einmal, um ganz frei zu sein für den Dienst an der Sache Gottes, am Heil der neuen Menschheit, die Christus durch seinen Geist in der Welt erzeugt.
  • Und da der Priester ganz und gar dafür im Dienste Christi steht, um durch ihn Leben für Gott zu zeugen, ist für ihn die natürliche Zeugung nicht angemessen. Indem die Kirche gerade für ihre geistige Elite auf natürliche Nachkommenschaft verzichtet, gibt sie Zeugnis für ihren Glauben, dass Gottes schöpferische Kraft und Liebe ausschlaggebend sind für ihre Zukunft.
  • Der Priester verzichtet auf das Glück und die Erfüllung, die menschliche Liebe in Ehe und Familie zu schwenken vermag.  Da er selber aus einer Familie kommt, weiß er um das große Geschenk einer solchen Liebe. Er verzichtet darauf, weil er von einer noch größeren Liebe erfasst ist, die zum Zeichen wird für das Zukünftige, das in Glaube und Liebe jetzt schon in der Welt anwesend ist. Auf dieses Zukünftige weist Christus im Evangelium hin: "Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heiraten, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel." Mk 12,25

2.4.3 So zeigt Gott am Priester, dass er den ganzen Menschen will,

  • seine ganze Liebe, ja dass »Gott allein genügt«. Weil der Priester Gott ganze gehört, darum gehört er auch allen Menschen. Und damit er allen gehören kann, ist es gut, dass er nicht einem Menschen allein gehört.
  • Priester werden, bedeutet Hochzeit mit Gott. Und das ist ein großer Segen für viele, viele Menschen. Priester sein, heißt aber auch

2.5 Wie Christus zu Gott beten und flehen für das Heil der Welt

2.5.1 Der Priester muss ein Mann des Gebetes sein.

  • Je mehr er sich Gott hingibt und schenkt, sich in Gottes Willen fügt, offen ist für seine Pläne und Wünsche, desto kraftvoller und wirkungsvoller wird das Gebet. Das Gebet eines Liebenden wird erhört.

2.5.2 Scheut euch nicht, eueren Priestern euere Nöte und Sorgen mitzuteilen,

  • euere Schwäche und Sünden zu bekennen. Sie werden euch deswegen nicht gering schätzen und schon gar nicht verachten. Sie werden sich vielmehr hinknieen und für euch beten. Kann euch etwas Besseres passieren? Bittet sie um euer Gebet. Verhindert, dass sie Managern der Seelsorge werden. Nehmt ihnen die Arbeiten ab, die nicht echt priesterlich sind. Aber verschont sie nicht, wenn ihr geistliche Hilfe braucht. Lasst die Priester aber auch an euerer Freude teilhaben, wenn euch Hilfe zuteil geworden ist, damit zusammen mit euch Gott danken.
  • Priester sein, heißt aber auch

2.6 Wie Jesus aus den Leiden Gehorsam zu lernen

2.6.1 Der Hebräerbrief sagt: Jesus »wurde erhört um seiner Gottesfurcht willen«.

  • Gerade das ist das Geheimnis unseres priesterlichen Lebens und aller Fruchtbarkeit in der Seelsorge, dass wir wie Jesus bereit sind, in jedem Fall und bis zuletzt, auch in Leiden, auch im Tod sich ganz den Willen Gottes hinein.
  • Es gibt im Leben eines jeden Priesters auch bittere Stunden der Einsamkeit. Manchmal sehen wir uns missverstanden oder allein gelassen. Dann wieder ist es die Erfahrung des Bösen, der Sünde und unserer scheinbaren Ohnmacht, oft auch die tiefe Sorge um manchen, der uns anvertrauten Menschen. Auch über den Priester können Krankheiten kommen, die zur äußeren Untätigkeit zwingen. Ständig ist der Priester mit Sterben und Tod konfrontiert.

2.6.2 Aus all dem gibt es nur einen Ausweg: den Weg der Liebe.

  • Wir werden hinknieen und zum Herrn sagen: Ja, Herr, mach mit mir, was Du willst. Denn so ist es gut. O ja. manches in Liebe und Gehorsam getragene, mit einem bewussten Ja angenommene Leid, wirkt oft Wunder in der Seelsorge, wie sie keine Predigt, kein anderer Einsatz erreicht.
  • Als Jesus am Kreuz hängend menschlich gesehen nichts mehr tun konnte, nur noch Ja sagen zu Leiden und Sterben in Gehorsam und Liebe, da hat er uns erlöst, ist der Durchbruch zur Auferstehung und Herrlichkeit geschehen.
  • Als Papst Johannes XXIII auf seinem Sterbebett die Krankensalbung  empfing, weinten alle, die um ihn waren. Der Papst klopfte an das Bettgestell und rief fast ärgerlich aus: "Mut, Mut, es ist noch nicht das Requiem." Und dann: "Dieses Bett ist ein Altar. Der Altar will sein Opfer. Ich bin bereit. Ich sehe vor mir das klare Bild meiner Seele, meines Priestertums, des Konzils und der universalen Kirche."
  • Johannes XXIII wusste, was Priestersein heißt: Sich wie Jesus Gott ganz hinzugeben für die Menschen. Freilich

3. Wie Christus werden wir Priester versucht und angefochten.

3.1 Aber um Unterschied zu Jesus Christus fallen und versagen wir,

  • sind wir unvollkommen in der Liebe, immer erst unterwegs zum Ziel. Aber ich glaube, dass wir von den allermeisten unserer Priester sagen können, dass sie sich mühen, dass sie ringen und kämpfen. Wie Paulus kann jeder Priester sagen: "Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin." Phil 3,12

3.2 Es hat sein Gutes, dass auch wir Priester ringen und kämpfen müssen,

  • versagen und sündigen, und dass auch wir immer wieder aufstehen und neu anfangen müssen.
  • So können wir Mitleid und Geduld mit euch haben und euch verstehen, aber auch Mut machen und gute Ratschläge geben. So sind und bleiben wir euere Brüder auch in der Sünde.
  • Betet und gebt auch ihr euch Gott und den Menschen hin für uns, damit wir wirklich Heil bringendes Zeichen für die Menschen sind und nicht zum Skandalon, zum Stolperstein für sie werden.

4 Das ganze Volk Gottes, Priester wie Laien, wir alle bedürfen der ständigen Erneuerung.

  • Die heilige Eucharistie, die wir jetzt miteinander feiern dürfen, ist das Zentrum, die Quelle und der Gipfel priesterlichen Lebens und priesterlicher Hingabe.
  • Hier wird der Tod unseres Herrn Jesus Christus, der Höhepunkt seiner Liebe zu Gott und den Menschen gegenwärtig und verkündet. In der heiligen Wandlung wird unter der Gestalt des Brotes sein Leib, den für uns hingegeben hat, gegenwärtig. Und in der Gestalt des Weines wird er für uns präsent in seinem für uns vergossenen Blut, mit seinem Tod, seiner Liebe und Hingabe.
  • In seinem Fleisch und Blut ruft der Herr uns allen zu: Lernet von mir die Liebe! Gebt euch Gott ganz hin für das Heil der Welt! Erneuert in euch die Bereitschaft, Gott und die Menschen zu lieben nach meinem Beispiel! Ich bin bei euch. Ich will euere Speise sein und euch mit der Kraft meiner Liebe erfüllen. Macht euch bereit. Auch in dieser Stunde soll Hochzeit sein mit Gott zum Heil für euch und die ganze Welt