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2007 (Besondere Anlässe)

Festpredigt zum 50jährigen Taufjubiläum von Hans-Peter Kunert, Pfarrer in Schillingsfürst und Dekan des Dekantes Ansbach in der katholischen Pfarrkriche zu Schillingsfürst am Sonntag 21.10.2007 um 14.00. Hans-Peter Kunert kommt aus der Pfarrei Münchberg, wo ich von 1968-1982 Pfarrer war.

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Das Sakrament der Taufe - Beginn des Christseins und des Lebens mit und in der Kirche

50 Jahre - kein Grund zur Panik

so schreibst Du, lieber Hans-Peter in Deiner Einladung; Und das mit Recht:

  • - denn wer geboren ist, hat die Chance als Mensch heranzuwachsen, sich an der Welt und am Leben zu freuen, seine in ihm schlummernden Begabungen und Talente zu entfalten.
  • - nur wer geboren ist, hat die Chance ein Christ zu werden; Gott als seinen Schöpfer und Erlöser, als Ursprung und Ziel des Lebens zu erkennen.
  • - nur wer geboren ist, kann die christliche Taufe empfangen, kann eintauchen in die in Jesus Christus sich auftuenden Quelle, die allein unseren Lebensdurst stillen kann. Als solche hat sich Jesus der Samariterin am Jakobsbrunnen geoffenbart: "Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt."[1]
  • - Nur wer glaubt und sich taufen lässt, wer als Getaufter immer wieder ja sagt zu seiner Taufe und zum dreieinigen Gott, wer sich dem Geheimnis des dreieinigen Gottes, der in Liebe und Beziehung einer ist, anvertraut, wird mit Gottes Menschen und seiner Schöpfung durchhaltend verantwortlich, erbarmend, aufbauend und liebend umgehen. Er wird seinen Mitmenschen zu einem Leben verhelfen, das diesen Namen verdient. Er wird die Schöpfung Gottes schützen und bewahren, damit sie auch für künftige Generationen Grundlage für das Leben bleiben wird.
  • - wer geboren und getauft ist, wird sich daher energisch und mutig für den Schutz des werdenden und ungeborenen menschlichen Lebens einsetzen.
    Aufeinander bezogen sind für uns Christen
Geburt und Taufe
  • - Geboren werden wir zunächst für ein vergängliches, zeitlich begrenztes Leben. Aber das menschliche Herz, sein Geist und seine Fähigkeit zu lieben, verlangen nach mehr. Unserer Sehnsucht kommt Gott durch Jesus Christus in seiner Kirche entgegen. Jesus trägt seinen Jüngern auf: "Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." [2]
  • In der Taufe geschieht, wie Jesus im Johannesevangelium zu Nikodemus sagt, hier und jetzt die Wiedergeburt des Menschen - Er wird wieder geboren aus Wasser und Geist für die Fülle des Lebens, das ewige Leben bei Gott.
  • Im Mittelalter hatten die Menschen eine kürzere Lebenserwartung als wir Heutigen; dennoch so sagt der Neurologe und Theologe, Leiter einer psychiatrischen Klink in Köln Dr. Manfred Lütz: Im Mittelalter wurden die Menschen älter als heute; denn bei ihnen kam nach dem relativ kurzen irdischen Leben das ewige Leben bei Gott. Heute ist das höchste Gut nicht mehr Gott und das ewige Leben, sondern die Gesundheit. Schließlich stirbt man gesund mit 90 oder 100, und dann ist alles aus. Daher muss man aus diesem Leben alles für sich herausholen; wenn's nicht anders möglich ist, auch auf Kosten anderer Menschen oder der Schöpfung.
  • So aber gibt es keine wirkliche Zukunft für Mensch und Schöpfung. Darum gilt heute mehr den je der göttliche Auftrag Jesu an seine Jünger und Jüngerinnen: "Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe." [3] Weil unsere Eltern sich an diesen Auftrag Jesu gehalten haben, Begann mit der Taufe unser Christsein und unser Leben in und mit der Kirche.
1. Taufe Beginn unseres Christseins
  • Am Weltmissionssonntag in acht Tagen geht es nicht allein um eine erfolgreiche Kollekte für MISSIO, sondern um unsere Berufung als Jüngerinnen und Jünger Jesu, alle Menschen zu seinen Jüngern zu machen, sie zum Halten des Hauptgebotes der Liebe zu Gott und zum Nächsten anzuleiten, ihnen den Sinn unserer irdischen Existenz von Gott her zu erschließen und sie für die von ihm verheißene Fülle des Lebens zu begeistern.
  • Damit wir vor der Größe der Aufgabe nicht zurückschrecken, sagt der Auferstandene uns zu, dass er mit all seiner Macht, die ihm im Himmel und auf Erden zur Verfügung steht, bei uns bis ans Ende der Welt sein wird.[4] Auf Grund dieser Verheißung konnte es Ihr Pfarrer und Dekan Hans-Peter Kunert wagen, Priester zu werden; hat uns der Bischof bei der Firmung durch Handauflegung und Gebet in der Kraft des Heiligen Geistes gesandt, für ihn an unserem Lebensplatz, in unseren Familien, im Beruf, in der Schule, bei unseren Freizeitaktivitäten Zeugnis für das neue Leben, das er uns schenkt, abzulegen.
  • Als Folge wird es mehr und mehr ungläubige und ungetaufte Menschen geben, die zum Glauben finden, um in der Taufe in Christus eingegliedert zur weltweiten Gemeinschaft seiner Kirche zu gehören, wo alle die gleiche Würde haben, ob Mann oder Frau, Juden oder Griechen, ob Freie oder Sklaven; denn wir sind alle auf Christus getauft, haben Christus als Gewand angezogen,[5] sind von seiner liebenden Hingabe bis in den Tod und von seiner Auferstehung umkleidet, sind durch ihn Söhne Gottes und Einer in Christus geworden.[6]
  • Ganz gleich, ob Mann oder Frau, wir haben Anteil an der Sohnschaft Jesu; an jenem einzigartigen Verhältnis, das er zu Gott hat, den er liebevoll mit Abba, guter Vater, anspricht. Wir Haben Anteil an dem einzigartigen Verhältnis, das der Vater zu Jesus hat, den er als seinen geliebten Sohn bei der Taufe am Jordan und bei der Verklärung bezeugt.
Zur Taufe kommen Jugendliche und Erwachsene.
  • Sie erbitten die Taufe, weil sie der Verheißung Jesu trauen: "Wer glaubt uns sich taufen lässt, wird gerettet werden".[7]
  • In unserer Pfarrei St. Michael/St. Augustinus in Neunkirchen a.Brand befindet sich im Kapitelbau des ehem. Augustiner Chorherrnstiftes ein berühmtes Fresko von 1428. Es zeigt die Taufe des 30 Jahre alten Augustinus durch den Bischof Ambrosius von Mailand im Jahr 387. Interessant ist: Augustinus sitzt im Taufbecken mit der Bischofsmitra auf dem Haupt. Der heilige Ambrosius streckt seine Hand aus um den Täufling mit dem heiligen Chrisam zu salben.
  • Das Fresko macht deutlich, Bischof kann nur ein Getaufter werden. Wäre Ihr Pfarrer nicht vor 50 Jahren getauft worden, hätte er nicht Priester werden können, wäre er heute nicht ihr Pfarrer.
  • Die Taufe ist also das wichtigste Sakrament des Heils, ist das Heilszeichen schlechthin, das uns einfügt in den mystischen Leib Christi, der die Kirche ist.
Zur Taufe werden aber auch Säuglinge gebracht.
  • Kann denn ein unmündiges Kind wirksam die Taufe empfangen? Haben vielleicht doch die Wiedertäufer Recht, wenn sie die als Kinder Getauften als Erwachsene und »Bekehrte« nochmals taufen?
  • Eine Mutter erzählte mir: Ich war mit meinem fünfjährigen Sohn bei der Taufe eines 9-jährigen zugegen. Nach der Tauffeier fragte mein Bub mich: "Mama, warum habt ihr mich schon als kleines Baby taufen lassen?" Die Mutter von der Frage des Kleinen überrascht, sagte nach kurzem Nachdenken zu ihrem Buben: "Wir wollten, dass du vom Anfang deines Lebens an unter dem Schutz Gottes stehst und zu Jesus gehörst, der den Tod besiegt hat."
  • Was die Taufe in einem Menschen bewirken kann, der sie nicht bewusst erlebt hat, den man - weil bewusstlos und dem Tode nahe - taufte, der wie sein Freund Augustinus bisher den katholischen Glauben verspottete, davon berichtet der hl. Augustinus in seinen Bekenntnissen:
  • "Lange lag er im Fieber, ohne Bewusstsein, schon im Todesschweiß. Und da man die Hoffnung aufgab, so ward er getauft, bewusstlos wie er war.“ Augustinus macht sich darüber lustig und meinte, dass der Freund, käme er wieder zu sich, sich von dieser Taufe distanzieren würde. Aber es kam anders. Der notgetaufte Freund erholte sich und ward gesund.
  • Als Augustinus des Genesenen besuchte, nahm er an, dass dieser immer noch so dachte, wie vorher. Augustinus wörtlich: "Sobald ich aber mit ihm sprechen konnte, ob er in den Spott über die Taufe, die er bewusstlos empfangen hatte, von deren Empfang er aber unterrichtet war, mit einstimmen würde, da entsetzte er sich vor mir wie vor einem Feinde und ermahnte mich mit wundersam heftigem Freimut, solcher Reden mich zu enthalten, wenn ich sein Freund sein wolle." (Confessiones IV,4) Die empfangene Taufe und das Wissen darum hat den jungen Mann verwandelt. Wenige Tage später kehrte das Fieber wieder und er starb als Christ.
Die Taufe hatte ihn zum Christen gemacht.
Sie ist das Heilszeichen Gottes, Zeichen seiner den ganzen Menschen umfassenden erbarmenden Liebe.
  • Wasser ist das leibhaftig wahrnehmbare Zeichen dieses Sakramentes: Ohne Wasser kein Leben, ohne Wasser wird man nicht sauber. Wer gebadet ist, fühlt sich an Leib uns Seele erquickt. Im Namen des dreieinigen Gottes geschah dieses Heilszeichen an uns.
  • Wir wurden in der Taufe von Gott gereinigt, geheiligt. Sind eingetaucht in den Strom des Heils, der aus Seite des Christi strömt, als am Kreuz sein Herz durchbohrt wurde und er seine Arme ausbreitend uns alle an sich gezogen hat. Mit unserem irdisch sterblichen Leben sind wir eingetaucht in seinen Tod, um mit ihm in seiner Auferstehung aufzutauchen zum neuen ewigen Leben mit Christus bei Gott. [8]
  • Vielen Kindern und auch manchen Erwachsenen dürfen wir als Priester die Taufe spenden. Wir dürfen Kinder und Erwachsene auf den Weg Jesu stellen, der den Tod überwunden hat und auferstanden ist. Im Religionsunterricht, in der Feier der heiligen Messe, im Zuspruch bei der heiligen Beichte dürfen wir Menschen helfen beim Jünger werden, beim Vorankommen auf dem Weg zum ewigen Leben. Wir können es deshalb, weil wir selber bei der Taufe durch unsere Eltern auf diesen Weg gestellt Jünger Jesu geworden sind und die Kirche unsere Berufung angenommen und uns geweiht und gesandt hat.
2. Taufe Beginn unseres Lebens mit und in der Kirche
Der Getaufte ist ein von Gott aus der Welt Herausgerufener und in seine Kirche Eingefügter. Das meint das griechische Wort Ekklesia = Kirche. Wir sind gerufen, weil Gott schon vor ewigen Zeiten uns in Christus liebend nahe ist.
  • Wer diesem Ruf folgt, der ist gerettet. Paulus sagt es im 2 Tim so: "Er hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde."[9]
  • Die Getauften, so sagt es das griechische Wort ekklesia, sind darum die Gemeinschaft der an Jesus Christus, dem Messias und Sohn Gottes, Glaubenden. Sie sind die auf den Namen Jesu Getauften. Diese Aussage wird in der Apostelgeschichte des Lukas sehr häufig im Zusammenhang mit der Taufe gebraucht.
"Auf den Namen" war damals auch im profanen Bereich üblich. Wenn man Geld auf das Konto anlegte, konnte das so ausgedrückt werden, dass man es "auf den Namen" des Inhabers tat.
  • In der Taufe wird der Mensch dem Herrn übereignet, wird er Eigentum des dreieinigen Gottes. Menschen gehören einander an, aber sie gehören einander nicht als Besitz. Letztlich gehört der Mensch nur Gott, denn er allein ist unser Schöpfer und Erlöser, unser Ursprung und unser Ziel.
  • Der Name Jesus bedeutet Gott ist Heil. Auf seinen Namen getauft sein, heißt also: Ich gehöre durch Jesus Gott, der mein ewiges Heil will und ist.
  • Auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft werden, bedeutet also: Ich gehöre dem "Ich bin da" dem Gott der Liebe ist, der für mich da ist immer und überall, im Leben und im Sterben, der durch den Tod hindurch mich rettet, weil ich mich dafür entschieden habe, ihm ganz zu gehören, weil ich getauft bin und ein ganzes Leben lang dazu Ja sage: "Ich bin getauft und Gott geweiht durch Christi Kraft und Zeichen das Siegel der Dreieinigkeit wird niemals von mir weichen."[10]
Voller Dankbarkeit gedenken wir heute deiner Eltern,
  • unserer aller Eltern, durch die uns das Geschenk der Taufe zuteil wurde. Wir danken Gott für den Glauben, den sie in uns geweckt haben. Wir danken für all die Menschen auf unserem Glaubens- und Lebensweg, die in uns den christlichen Glauben gestärkt haben, die Priester und Religionslehrerinnen und –Lehrer, Menschen aus der Gemeinde.

  • Anfang September letzten Jahres fuhr ich im Rahmen eine Fortbildung für pensionierte Lehrer und Lehrerinnen, die früher Religionsunterricht erteilten, von Helfta nach Magdeburg. Hier feierte Kaiser Heinrich II im Dom sein letztes Osterfest, bevor er auf der Weitereise in der Pfalz Grona starb.

  • m Magdeburger Dom war eine wunderbare Ausstellung zu sehen: 1000 Jahre Taufen in Mitteldeutschland. Ein mutiges Unternehmen in jenem Teil Deutschlands, indem nur 21 % der Menschen evangelisch und 5% katholisch sind. Der katholische Religionsphilosoph Eberhard Tiefensee von der Universität Erfurt spricht "von einem Volksatheismus als einer dritten Konfession'" neben Katholizismus und Protestantismus.

  • Wunderbare Kunstwerke rund um die Taufe waren zu sehen. Bewegend auch die 12 Taufportraits. Eines davon will ich zitieren. Petra, 35 Jahre und Michael Flader, 38 Jahre, aus Tangermünde schrieben zur Taufe ihrer zweijährigen Tochter Helene ihrem Kind einen kleinen Brief:
  • „Liebe Helene, nun bist Du also getauft: im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes - Amen. Wir haben Dich taufen lassen, weil wir wissen, dass ein Leben im Glauben und mit dem Glauben an Gott der richtige Lebensweg für Dich ist.

    Ein Segenswunsch sagt aus, was wir so in Worten nicht ausdrücken können:
Wunderbar bist Du geschaffen. Alles ist noch so klein und zart; doch Du bist schon ganz Mensch, entstanden aus dem Ratschluss des Schöpfers.
Gott segne Deine jungen Augen, dass sie nicht nur sehen lernen was ist, sondern auch dahinter schauen und das Leben in seiner Fülle entdecken.
Gott segne Deine kleinen Hände, dass sie nicht nur nehmen, sondern lernen zu teilen und zu geben.
Gott segne Deine kleinen Füße, dass sie stets auf sicherem Boden gehen, und Du nicht wankst und fällst, wenn der Sturm des Lebens Dir entgegen bläst und an Dir zerrt.
Gott schenke Dir seinen Geist der Liebe, den Geist des Glaubens und der Hoffnung. Amen.
In Liebe, Deine Eltern.
 

[1] Joh 4,14
[2] Mk 16,15f.
[3] Mt 28,19
[4] Mt 28,18.20b
[5] Gal 3,27
[6] Gal 3,28
[7] Mk 16,16
[8] Röm 6,3-5
[9] 2 Tim 1,9f.
[10] GL 635/1