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Lesejahr 2011 (A)

Predigt zum Missiosonntag 30.So.i.JK. in St. Michael Neunkirchen

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Warum Mission? Dialog und Mission

1 Wozu ist die Kirche da?

1.1 Doch nicht um sich selbst zu genügen.
  • Sie ist kein Ofen, der sich selber wärmt. Im Missionsdekret »Ad Gentes« heißt der erste Satz "Zur Völkerwelt von Gott gesandt soll die Kirche »das allumfassende Sakrament des Heils« sein."
1.2 Sakrament meint ein Geschenk Gottes zur Wiederherstellung
  • der von »Adam« - also vom Menschen gestörten Ordnung. Die Kirche ist also dazu da, alles zu tun, damit alle Menschen in das rechte Verhältnis zu Gott, zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und zur Schöpfung gelangen.
1.3 Augustinus nennt das Sakrament auch »sichtbares Wort«.
  • Dieses sichtbare Wort Gottes ist der ganze Christus. Er ist in den Sakramenten der eigentlich Handelnde. Er bewirkt den Hl. Geist die göttliche Gnade. Durch ihn kommt Gott dem Menschen heilend rettend und liebend nahe.
  • Im dritten Artikel des Glaubensbekenntnisses sprechen wir es vor Gott und vor einander aus "Ich glaube den heiligen Geist die heilige katholische Kirche..." Katholisch sein bedeutet für den Christen, dass wir im Auftrag Jesu,
2 "das Evangelium allen Menschen verkünden."

2.1 Ist uns das ein wirkliches Anliegen?
  • Seit Jahrzehnten wuchs die Zahl derer, die Missionierung ablehnten. Der Slogan der Aufklärung »jeder solle nach seiner Fasson selig werden» hat auch Theologen und Christen erfasst, auch katholische Christen. Als ob das so sicher wäre, dass alle selig werden. Gott zwingt uns sein Heil, die Fülle des Lebens in seinem Reich, seinen Himmel nicht auf. Aber er lädt immer wieder dazu ein. Und die Kirche Jesu Christi, seine Jünger- und Jüngerinnen hat er zur Überbringung dieser Einladung erwählt.
Das 2.Vat. Konzil sagt daher:

2.2 "Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach »missionarisch«
       (d. h. als Gesandte unterwegs)

  •  Da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes."
  • Nochmals das Konzil "Der Grund dieser missionarischen Tätigkeit ergibt sich aus dem Plan Gottes. Dieser »will, daß alle Menschen heil werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen; denn es ist nur ein Gott und nur ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle hingegeben hat“[1] „und in keinem andern ist Heil“[2].
3 Der Auftrag des auferstanden und zum Vater heimkehrenden
  Jesus Christus ist eindeutig

"Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."[3]
  • Kirche im vollen Sinn, das sind die von Gott in Taufe und Firmung Geheiligten. Sie sind zu allen Ethnien  (pa¿nta ta» e¶qnh) gesandt. Zu allen Ethnien d.h. zu allen Menschen jeder Hautfarbe, Sprache und Kultur sollen sie gehen und sie zu Jüngern Jesu zu machen. In der Taufe sollen sie diese dem dreifaltigen und dreieinen Gott übergeben und sie alles lehren, was Jesus damals wie heute seinen Jüngern gebietet. Bei diesem Bemühen steht der Herr mit seiner ganzen Macht hinter uns bis ans Ende der Tage.
  • Im Hauptgebot des heutigen Evangeliums bringt Jesus es auf den Punkt indem er zwei alttestamentliche Gebote zu einem zusammenfasst "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."[4]
Heute freilich wird mehr von Dialog als von Mission gesprochen. Beide aber sind wichtig:

4 Dialog und Mission
4.1 Dialog - das Miteinander Sprechen ist wichtig
  • So lernt man sich besser kennen und schätzen. Aber - wie wir heute im Evangelium hörten - kann der Dialog auch schwierig und spannungsgeladen sein.
  • Gute heilsame Dialoge spielten im Leben Jesus eine große Rolle. Die Dialoge mit Kranken und Sündern waren immer aufrichtend und heilend. Mit seinen Jüngern und Jüngerinnen stand Jesus im Gespräch, um ihnen die Bedeutung seiner Botschaft und ihre Sendung ans Herz zu legen, ihr rein weltliches Denken zurechtzurücken und sie mit dem Sauerteig des Evangeliums zu durchdringen.
  • Als kleine Minderheit leben die Katholiken Senegals unter der muslimischen Bevölkerung. Das entspricht ungefähr dem Verhältnis der Katholiken zur übrigen Bevölkerung in den neuen Bundesländern also 5%.
  • Der Dialog der Christen untereinander, aber auch mit der nichtchristlichen oder den muslimischen Mitmenschen ist wichtig. Man lernt sich besser kennen und kann manche Vorurteile ausräumen.
  • Wie wichtig der Dialog zwischen den Weltreligionen ist, zeigt das Treffen der Vertreter der Weltreligionen am 27. Okt. in Assisi. Rund 300 Delegierte - also doppelt so viele wie vor 25 Jahren - haben ihre Teilnahme an dem "Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt" zugesagt.
  • Die Delegierten vertreten 31 christliche Kirchen und Gemeinschaften sowie zwölf Weltreligionen. Sie wollen ein feierliches Bekenntnis für ihren Einsatz zum Frieden ablegen und jeder Instrumentalisierung der Religion und jeder Gewalt im Namen Gottes eine Absage erteilen.
Dennoch Dialog darf Mission nicht ausschließen. Der Exeget Walter Berger fragt daher kritisch:

4.2 "Wie kam es, dass man statt Mission sich weitgehend daran gewöhnt hat,
        nur mehr von Dialog zu reden?"
  • Und er fährt fort "Mir scheint, dass es oft zugeht wie bei Wanderungen durch Urwälder. Oft ist man der befreienden Wahrheit ganz nahe, stößt aber nicht durch zu ihr wegen der verwirrenden Dichte von Gebüsch und Unterholz." Er meint außerdem4.3 In der Regel ist man wegen schlechten Gewissens zu vorsichtig
  • Die christliche Botschaft frei heraus und offen zu sagen.“ Ständig werden uns die Sünden und Verfehlungen von Menschen der Kirche vor Augen gehalten. Darum hat der Papst schon recht mit seiner Aussage: "Die größte Gefahr drohe der Kirche von innen" dh. Von den Sünden der Christen. Man muss heute schon regelmäßig Radio Vatikan oder Radio Horeb hören, um all das gegenwärtige und vergangene Gute und Wunderbare in der Kirche noch wahrzunehmen.
  • Klaus Berger sagt „Dabei geht doch die Sehnsucht der Menschen auf nichts anderes als auf die Gnade Gottes, die Überwindung des Todes und vielleicht sogar auf den menschgewordenen Gott.“
4.5 Darum Mission heute und überall - im Senegal und bei uns
  • Zum Dialog muss das Zeugnis der Glaubens und des Lebens nach dem Evangelium Jesu kommen.
  • Bei der Besinnung zu Beginn der hl. Messe haben wir vor Gottes Angesicht bedacht, wie es mit unserer Einstellung zum Missionsauftrag unseres Herrn steht.
  • Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass Firmen für ihre Produkte werben, ja oft gewaltige Summen dafür aufwenden. Sie wenden alle Kunst auf, um uns für ihre Produkte zu begeistern und sie zu kaufen.
  • Was aber tun wir als Jünger und Jüngerinnen Jesu, als Kirche für die Verbreitung des Evangeliums auf der ganzen Welt und bei uns. Was investieren wir dafür?
  • Bestürzt berichtete in Radio Horeb ein junger Priester von folgender Werbung in einem Supermarkt: »Kauf dich glücklich«.
  • Glück kann man nicht kaufen. Doch die Missionsarbeit braucht auch unser Geld. Die heutige Kollekte gibt uns die Chance hier zu helfen. Aber Geld allein genügt nicht. Im Gegenteil "Schon viele hat das Geld übermütig gemacht, die Herzen der Großen hat es verführt."[5] Gefragt sollte von uns sein:
5 Der rechte Weg zur Vollendung
  • In einer Homilie zum 1. Johannesbrief weist uns der hl. Augustinus den rechten Weg. Er spricht von dem Gipfel von dem aus wir aller Vollendung Ziel und Ende schauen. Nicht der höchste Berg der Erde ist es, noch so würden wir heute sagen, der Blick aus einer die Erde umkreisenden Raumkapsel.
  • Orginalton Augustinus: "...du brauchst nicht weit zu gehen. Ich sage dir: Steig auf den Berg und schau das Ziel! Christus ist der Berg: Komm zu Christus, und du siehst von da aus das Ziel jeglicher Vollendung! Was ist das Ziel? "Gott nahe zu sein ist mein Glück."
  • Daraus zieht der Psalmensänger die Konsequenz "Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen. Ich will all deine Taten verkünden.[6] 
So verbinden sich miteinander das Leitwort des Weltjugendtages in Madrid, des Papstbesuchs in Deutschland und des Missionssonntags:
“Verwurzelt in Christus und gegründet auf ihm, fest im Glauben“.
"Wo Gott ist, da ist Zukunft".
"Macht euch auf und bringt Frucht".


[1] 1 Tim 2,4-6
[2] Apg 4,12
[3] Matt 28,18-20
[4] Mt 22,27-29
[5] Sir 8,2

[6] Ps 73,28

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