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2011 (A)

Homilie am 3.Fastensonntag in Rödlas »Regina Pacis«

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Jesus – Quelle Lebendiges Wasser
1. Ohne Wasser kein Leben!

  • Dieser fundamentalen Wahrheit stimmen wir alle zu. Wasser ist das wichtigste Lebensmittel überhaupt. Besonders in den Trockengebieten dieser Erde wurde und wird um das Wasser immer erbittert gekämpft.
  • In der 1. Lesung hörten wir, wie Israel auf seinem Zug durch die Wüste an Wassermangel leidet. Israel macht das Vorhandensein von Wasser zum Zeichen für die Gegenwart Gottes. Es kommt zum Aufruhr gegen Mose. Fast hätten sie ihn gesteinigt. Mose schreit zum Herrn. Und Gott zeigt ihm die Stelle, wo er Wasser in der Wüste findet.
  • Ein Mann aus meinem Heimatdorf erzählte vor über 60 Jahren, wie er in Nordafrika in englische Gefangenschaft geriet. Das Schlimmste war der Durst. Er sagte: Lieber jeden Tag 25 Stockschläge als Durst leiden. Das hat sich mir unvergesslich eingeprägt. Wasser, unser wichtigstes Lebensmittel.

2. Ein Brunnen – Ort der Begegnung und Offenbarung

  • Der Jakobsbrunnen, von dessen Wasser ich vor fast 48 Jahren auch getrunken habe, wird zum Ort der Begegnung zwischen Jesus und einer Frau aus Sychar. Beide suchen das Gleiche: Wasser, um ihren Durst zu stillen.
  • Dieses Grundbedürfnis aller Kreatur wird zur Grundlage eines Gespräches zweier grundverschiedener Menschen.
  • Einer Frau, die mit ihrem Durst nach Liebe und Angenommensein schon beim 6. Mann angekommen ist. Und Jesus, der sich ganz in der Liebe des himmlischen Vaters geborgen weiß und dessen Speise es ist, den Willen seines Vaters im Himmel zu tun. Da ein Mensch, dem es vor allem um die irdischen Bedürfnisse geht, dort Jesus, der Gesandte Gottes, der die Menschen für das Reich Gottes gewinnen will.
  • Am Anfang des Gespräches steht die Bitte Jesu an die Samariterin „Gib mir zu trinken.“ Jesus durchbricht damit ein Tabu. Juden schauten auf die Samariter mit Verachtung herab. Das Erstaunen der Frau ist deshalb groß. Eine Bitte um einen Trunk Wasser eröffnet die Begegnung und die Möglichkeit, dass Offenbarung geschieht.
  • Jesus spricht vom »lebendigen Wasser«, das er geben kann. »Lebendiges Wasser«, das fasziniert die Frau, aber zugleich missversteht sie Jesus. Dieses Missverstehen zieht sich durch das ganze Gespräch. Sie denkt rein irdisch. „Woher hast du das lebendige Wasser«, fragt sie. Unverständnis oder Missverstehen dürfen wir nicht als Ablehnung, sondern sollen wir als Chance zum Gespräch verstehen.
  • Die Jesus missverstehende Frage der Frau gibt diesem die Möglichkeit sich zu offenbaren. „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“[1]
  • Zwar missdeutet die Samariterin auch diese Offenbarung Jesu wieder rein irdisch, aber sie erkennt in Jesus den Propheten. Sie selber wendet das Gespräch zum Wesentlichen. Sie fragt nach dem Ort der Anbetung Gottes. Und Jesus zeigt ihr, dass der Ort der Anbetung nicht zuerst ein bestimmter Ort z.B. Jerusalem oder für die Samariter der Berg Garizim ist, sondern der vom Geist und der Wirklichkeit Gottes erfüllte Mensch.
  • Die Antwort Jesu lenkt ihre Gedanken auf den kommenden Messias. Es gibt ihm die Möglichkeit, sich ihr zu offenbaren „Ich bin es, ich, der mit dir spricht.“ Die Frau wird sogar bei den Samaritern zur ersten Botin des Messias. Und die ganze Geschichte mündet in das Bekenntnis der durch die Verkündigung Jesu zum Glauben gekommenen Samariter „Er ist wirklich der Retter der Welt.“

3 Die Bedeutung im Leben der Kirche

  • Die Schrifttexte der Sonntage in der Österlichen Bußzeit möchten die Taufbewerber und alle Getauften in die Nähe des Erlösers und zum tieferen Glauben an den wirklichen von Gott gesandten Retter der Welt führen.
  • Die Kirche möchte die Taufbewerber und uns die Getauften - so wie es Jesus im heutigen Evangelium tut - aus dem Missverständnis herausführen, dass die Befriedigung unserer leiblichen Bedürfnisse unseren Lebenshunger und –Durst stillen können. Wasser als Lebenselement ist unverzichtbar für unsere irdische Existenz. Es ist verständlich, dass die in der Wüste dürstenden Israeliten gegen Mose aufbegehren.
  • Die Befriedigung irdischer Grundbedürfnisse ist unverzichtbar. Dort wo sie fehlen beginnt der Mensch zu zweifeln, ob Gott in ihrer Mitte ist. Deshalb verkünden Missionare und Missionarinnen nicht nur Jesus als den Quell des Lebendigen Wassers, sondern sie lassen auch Brunnen bohren. Die Verantwortung vor Gott verlangt aber auch, dass wir mit dem kostbaren Gut Wasser verantwortlich und sparsam umgehen, damit auch künftige Generationen leben können.
  • Mose weiß keinen anderen Rat als zu Gott um Hilfe zu schreien. Sein Vertrauen auf Gott wird belohnt. Gott zeigt ihm, wo es mitten in der Wüste Wasser für alle gibt.[2] Ohne Verantwortung vor Gott gibt es keine gerechte Verteilung des kostbaren Gutes Wasser.
  • Der berühmte Psychotherapeut Graf Dürkheim hat einem seiner Bücher den Titel gegeben »Vom doppelten Ursprung des Menschen«. Das entspricht der Schöpfungsgeschichte der Bibel „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“[3]
  • Wer diesen doppelten Ursprung des Menschen ernst nimmt, wird nicht nur den Lebensdurst des Leibes sondern auch den der Seele zu stillen versuchen. Die vielen Suchtkranken unserer Tage sind ein beredtes Zeichen dafür, wie wenig die irdischen Lebenswasser unseren Lebensdurst stillen können. Ja, nur auf sie fixiert, von ihnen allein unser Glück erwartend machen sie abhängig und zerstören Leib und Seele.
  • Die frohe erhellende Botschaft des 3.Fastensonntags heißt, Jesu Person und sein Evangelium sind der Brunnen und die Quelle, aus der uns die Lebenswasser Gottes fließen.
  • Das Wasser der Taufe bei der Tauferneuerung in der Osternacht über uns ausgesprengt sagt uns: »Lebe aus der in Jesus Christus geschenkten Liebe und Zuwendung Gottes, dann wird in dir das Leben Gottes des Vaters und des Sohnes  und des heiligen Geistes zur sprudelnden Quelle, die nie versiegt und deren Wasser ewiges Leben schenkt.«[4]
  • Das meint auch Paulus, wenn er in der 2. Lesung den Christen in Rom schreibt: „Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“[5]
  • Um uns ganz und gar liebend nahe zu sein und uns den Zugang zu seiner göttlichen Herrlichkeit zu ermöglichen greift er zum Äußersten was Liebe vermag: Er stirbt für uns und mit uns in Jesus Christus, obwohl wir Menschen Sünder waren und sind. Ja, er nimmt durch seinen Geist in uns Wohnung, indem er ihn ausgießt in unsere Herzen.[6] So macht er die Getauften zu seinem Tempel, wo sie ihn im Heiligen Geist wirklich anbeten können und dürfen.
  • Höhepunkt der Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit geschieht, wo Menschen sich im Namen Jesu versammeln vom Heiligen Geist bewohnt und angetrieben in Liebe Gott anbeten und ihm die Ehre geben. Das geschieht hier und jetzt.

4 Österliche Bußzeit – Aufbruch zur Auferstehung

  • Anselm Grün rät „Die Fastenzeit will uns mit der Sehnsucht in Berührung bringen, die tief in unserem Herzen verborgen liegt. Unter der Oberfläche eines Lebens, das nur darauf aus ist, die aufkommenden Bedürfnisse zu stillen, möchte uns das Fasten die Quelle entdecken lassen, die in uns sprudelt. Es ist nicht die Quelle eigener Kraft und Begabung, sondern die unerschöpfliche Quelle göttlichen Lebens.“
  • Anselm Grün denkt nicht illusionär vom Menschen sondern realistisch. Darum fährt er fort „Die eigenen Quellen trocknen irgendwann einmal aus. Irgendwann reicht es nicht mehr, immer die gleichen Gedanken zu wiederholen, die gleichen Gewohnheiten weiterzuführen, die gleichen Tricks anzuwenden. Irgendwann einmal ist die eigene Quelle erschöpft.“
  • Aber diese Realität darf uns nicht mutlos machen. „Dann brauchen wir“ sagt der Benediktiner, „eine andere Quelle, eine Quelle, die nicht versiegt. Dann brauchen wir eine göttliche Inspiration, damit unser Leben nicht in der Langweile verkommt. Dann brauchen wir einen neuen Geist, der das Stickige in uns verwandelt zu neuem Leben.«[7] Jetzt ist die Zeit, wo das geschieht oder verpasst wird.
  • Anselm Grün rät uns zu folgender Therapie „Wenn ich in der Fastenzeit auf vieles verzichte, was meinen Hunger und Durst sonst stillt, auf Aktivitäten und Vergnügungen, mit denen ich mein Herz zum Schweigen bringe, dann werde ich offen für eine Begegnung, die mich in Berührung mit der Quelle in meinem Innern bringt.“[8]
  • Was bewirkt diese in mir sprudelnde Quelle, diese durch den Heiligen Geist in mich ausgegossene Liebe Gottes? ”Sie führt mich an den Punkt, an dem ich nur noch dankbar schweigen kann, weil ich die Wahrheit selbst berühre: den Gott des ewigen Lebens, den Gott meiner Sehnsucht, den Gott, dessen Liebe die Quelle in meinem Innern aufsprudeln lässt.“[9]


[1] Joh 4,13b.14
[2] Ex 17,6
[3] Gen 2,7
[5] Röm 5,5
[6] Röm 5,5.8
[7] Quelle: Anselm Grün, in: Christ in der Gegenwart 11/1993 (45. Jg.) Seite 81f
[8] ebd.
[9] ebd.

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