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Lesejahr 2011 (A)

Homilie am 3. Ostersonntag zur Kirchweih der Heiulig Grab Kapelle

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 Losgekauft - Christ erkenne deinen Wert![1]

1 Lieb und teuer

  • Dinge, auf die wir lange gespart und um teueres Geld gekauft haben, sind uns im wahrsten Sinn des Wortes lieb und teuer. Wir hängen an ihnen.
  • Bekommt das neue Auto gleich in den ersten Wochen eine Beule oder einen Kratzer, so tut uns das Herz weh. Hat gar ein anderer diesen Kratzer verschuldet, dann können wir richtig wütend werden.
  • Was viel gekostet hat, darauf geben wir acht. Wir hüten es wie einen kostbaren Schatz.

2 Losgekauft um einen teueren Preis

  • Und doch! Was ist ein neues Auto, ein kostbarer Schmuck, ein schönes Haus gegen ein Menschenleben? Mancher hat dies bei einem Unfall erlebt. Das kaputte Auto ist zu verschmerzen. Das Leben eines Menschen nicht. Papst Johannes Paul II wurde nicht müde, die Würde und Einmaligkeit eines jeden Menschen vom ungeborenen bis zum todkranken zu verkünden.
  • Und doch, um wie viel mehr wert ist im Vergleich dazu das neue Leben, das Gott uns in der Taufe geschenkt und der auferstandene Christus durch seinen Tod erworben hat? „Ein Leben, das kein Tod entreißt".[2] Christus hat sein Leben, seine Liebe für uns verströmt, bis hin zum Vergießen seines Blutes. Das ist das Äußerste, was ein Mensch tun kann. So kostbar sind wir ihm.

2.1 Wir sind losgekauft - wovon?

Der Petrusbrief sagt: "von euerer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise." [3]

 

2.1.1 Die sinnlose ererbte Lebensweise ist in jedem von uns
  • Jeder von uns ist zunächst ein Adam, eine Eva, ein Mensch, der sich selber leben und über sein Leben bestimmen will. Wer von uns hat nicht schon ein oder mehrere Male gesagt: „Ich mache, was ich will."
  • Gott will, daß jeder Mensch zur Selbständigkeit und Eigenverantwortung heranreift. Aber sind wir ehrlich! Hören wir bei diesem Streben nicht doch mehr auf die Stimme unseres Blutes, unseres Begehrens, anstatt auf die Stimme Gottes, der uns erschaffen hat, der uns seinen Geist gibt, damit wir in Verantwortung vor ihm leben?
  • Das Tagesgebet nennt als Grund der österlichen Freude, Gott hat die Würde unserer Gotteskindschaft in neuem Glanz erstrahlen lassen. Weil wir darauf vertrauen dürfen, dass Gott unser Leben behütet, können wir mit dem Antwortpsalm nach der 1. Lesung jubelnd zu Gott sagen: „Du bist mein Herr;  mein ganzes Glück bist du allein.“
  • Durch Jesus Christus sagt uns dieser Gott: "Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch dazugegeben werden." Wenn ich darauf achte, dass Gott in meinem Denken, Reden und Tun regiert, dann wird die Verheißung eines Leben in Fülle an uns wahr werden..
  • Aber wenn wir ehrlich sind, weichen wir dieser Regierung Gottes in unseren Gedanken, Worten und Werken oftmals aus oder wir vergessen einfach, dass Gott unser Schöpfer und Erlöser unser einziger wirklicher Regent  ist. Wir gehen oft unbewusst dem Wort Gottes, der Verkündigung der Kirche aus dem Weg, weil wir sonst manches in unserem Leben und Verhalten ändern müssten.

 

2.1.2 Die sinnlose Lebensweise begegnet uns täglich.
  • Fast jeder Film  im Fernsehen und viele Nachrichten in den Tageszeitungen führen uns Tag für Tag vor Augen, wie sinnlos und zerstörerisch ein Leben ohne Gott, ohne Verantwortung vor ihm, für das eigene wie für das Leben anderer sein kann.
  • Egoismus, Hass und Neid, Machthunger und Zerstörungswut, Feindschaft und Krieg, Habgier und Ausbeutung, Zerstörung der Mitwelt, das Nicht-Mehr-Miteinander-Reden-Wollen und -Können, der sture Kopf, mit dem wir durch die Wand wollen - dies alles ist eine sinnlose, zerstörerische Lebensweise, die nach Tod riecht.
Aus dieser "sinnlosen Lebensweise" sind wir befreit, verkündet der 1. Petrusbrief.

2.2 Wodurch sind wir befreit und erlöst?

  • Der Petrusbrief sagt: Wir sind aus unserer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise "nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Jesu Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel" [4]
  • Das Dichterwort, "was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen", hat zwei Seiten, eine positive und eine negative. Da sollten wir es besser mit Paulus halten, der sagt: "Prüft alles. Was gut ist, behaltet."[5]
  • Wir sind also losgekauft durch das kostbare Blut Jesu Christi. Wie kostbar Blut ist, weiß jeder, der dem Tod durch Verbluten nahe durch eine Bluttransfusion gerettet wurde. Blut zu spenden ist auch heute ein Leben rettender Dienst.
  • Diese Hingabe Jesu, seine sich verströmende Liebe, rettet jeden, der an ihn glaubt aus den Fesseln des Todes.
  • Gott selber setzt in Jesus, dem Messias, sein Leben für uns ein. Bis zum letzten Blutstropfen verströmt er sich in Liebe für uns.
  • Der seliggesprochene Papst Johannes Paul II ist in die Fußstapfen Jesu getreten. Er hat sich auch bis zuletzt ganz hergeschenkt, an die Kirche und an die Menschen. Das war und ist das faszinierende Geheimnis seiner Persönlichkeit, das gerade die jungen Menschen so stark angesprochen hat.
  • Durch die Auferweckung Jesu zeigt Gott uns, dass allein aus diesem Sich Verströmen der Liebe neues Leben erblüht, das nicht mehr den Gesetzen der irdischen Wirklichkeit unterworfen ist. Befreit von der Vergänglichkeit, ist es ganz durchdrungen vom unvergänglichen Leben Gottes.
  • Christus ist daher das Bindeglied zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Gott. Er ist die Brücke von der Vergänglichkeit zur Unvergänglichkeit. Seine Auferweckung macht es uns möglich, an den Gott und Vater Jesu Christi zu glauben, seinen Verheißungen zu trauen und jene sinnlose Lebensweise aufzugeben, in welcher der Mensch durch sein Begehren Tod und Vernichtung hervorbringt. Darum hat der selige Johannes Paul II 1978 bei seiner ersten Ansprache den Menschen zugerufen: „Öffnet die Tore weit für Christus.“

3 Wir er folgen wir den Spuren Jesu Christi

  • des Gekreuzigten und Auferweckten, des Auferstandenen. Während der kommunistischen Herrschaft in der früheren DDR wurde als  Ersatz und als Gegensatz zur Firmung und Konfirmation die Jugendweihe eingeführt. Nach der Wende hat man diese beibehalten.
  • Keck rief kurz nach der Wende bei einer solchen Veranstaltung ein Achtklässler: "Wir sind Heiden." Heiden, die nach der sinnlosen, von den Eltern ererbten Lebensweise ihr Leben führen, gibt es nicht nur in den neuen Bundesländern. Dabei ist das Ziel des Lebens gar nicht soweit weg. Morgen schon kann es vor unserer Seele stehen, unverhofft, wie für die über 20.000 durch Erdbeben und Tsunami umgekommen Menschen in Japan.

3.1 "Wer glaubt und sich taufen lässt, der wird gerettet werden".

  • Wer also glaubend eintaucht in den Tod und die Auferstehung Jesu, der hat auch Anteil am Sieg Jesu Christi. So verkündete es das über dem Portal des Petersdomes angebrachte Bild des Auferstandenen bei der Totenmesse für den verstorbenen Papst. Mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen hat sich  Johannes Paul II ganz an die Menschen hingegeben. Die Menschen, vor allem die Jugendlichen spürten, dass er sie liebte.
  • Wir leben in einer Welt, die noch immer der alten, sinnlosen Lebensweise, der Vergötzung des Vergänglichen, dem Habenwollen, dem  Sich Ausleben der Triebe, dem individuellen oder kollektiven Egoismus verfallen ist.

3.2 Christ sein bedeutet, auf die Lebensweise Jesu Christ ausgerichtet           leben.

  • Das hat der Papst nach dem überstandenem Attentat 1981 beeindruckend gezeigt. Sie erinnern sich. Er besuchte seinen Attentäter im Gefängnis und verzieh ihm.
  • Jesus hat sich ganz in Liebe verströmt. Darum hat ihn Gott auferweckt und zum Herrn des Alls gemacht. Jetzt ist der Weg zum Himmel frei.
  • Jeder der liebt und sich an Gott, an seine Kirche, an die Menschen herschenkt, weiß den Auferstandenen an seiner Seite. Er macht uns Mut das Netz der Hoffnung zu knüpfen und auszuwerfen. Menschen für Gott und für die Liebe zu gewinnen.
  • Der Glaube an die Gegenwart des Auferstandenen vor allem wenn wir uns in seinem Namen versammeln, das Schauen und Hören auf Christus befähigen uns

4 Auf dem Weg zu bleiben

  • Die Taufe ist der Anfang dieses Weges, den Christus uns eröffnet hat und auf dem wir voranschreiten wollen.
  • Der zweite Schritt auf diesem Weg mit Jesus war für uns die Erstkommunion. Jesus lädt uns an seinen Tisch, nimmt uns auf in den Kreis seiner Freunde. Durch sein Opfer und Mahl stärkt und entfaltet er das ewige Leben in uns.
  • Der dritte Schritt auf dem Weg mit Jesus ist der Empfang der Heiligen Firmung. Als Gefirmte tragen wir das Siegel des dreieinigen Gottes unauslöschlich in uns. Wir dürfen Zeugen für das unverlierbare Leben sein, das Gott uns durch Jesus schenkt. Bei allem Überlegen, Planen und Handeln werden wir deshalb den heiligen Geist um seinen Beistand bitten, dass er uns erleuchte, bewege und leite.
  • Nicht aus eigener Kraft müssen wir  diesen Weg gehen, sondern Christus geht ihn mit uns.
  • Nicht als Einzelkämpfer gehen wir unseren Weg, sondern in der Gemeinschaft der Glaubenden, in der Kirche. Wir brauchen die gegenseitige Ermutigung und Stärkung in einer heidnisch gewordenen Umgebung mehr denn je. Deshalb sind auch die Weltjugendtage z.B. im August in Madrid für die unsere jungen Menschen so wichtig. Wir sollten sie ermutigen, sich dafür anzumelden und sie dabei auch finanziell unterstützen.
  • Im Umgang miteinander werden wir einander spüren lassen, wie wertvoll jeder von uns in den Augen Gottes ist. Achtung und Wertschätzung sind unverzichtbare christliche Umgangsformen. Johannes Paul II wurde nicht müde zu verkünden: Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar.
  • Benedikt XVI setzte dies fort in seinen Enzykliken über die Hoffnung und die Liebe. In seinen Büchern über Jesus Christus zeigt er uns: Der Mensch gewordene, gekreuzigte und auferstandene Jesus Christus ist das Licht des Lebens. Wir sind zur Auferstehung unterwegs.



[1] Homilie zu 1 Petr 1,17-21
[2] Gl 220/3
[3] 1 Petr 1,15
[4] 1 Petr 1,18f.
[5] 1Thess 5,21