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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zuLk 2,22-40 in St. Johannes Großenbuch und Neunkirchen St. Michael

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Der Messias kommt in der Mitte des Volkes Gottes an
1 Israel begegnet dem Messias Gottes
Welches sind die Vorraussetzungen für die Begegnung?
1.1 Maria und Josef handeln nach dem Gesetz des Gottesvolkes
Das Evangelium sagt uns heute: Jesus wird von seinen Eltern in den Tempel gebracht, wie es das Gesetz des Alten Bundes verlangt. Ebenso hält sich Maria an die Vorschriften, die für jede jüdische Mutter gelten.
Sich an das Gesetz des ersten Gottesvolkes haltend ermöglichen sie die Begegnung zweier am Ende ihres Lebens stehender Menschen mit Jesus. Er ist der Herr des Tempels[1] und als der Auferstandene der Tempel selbst, in dem Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet wird.
Sind wir uns noch bewusst, das wir im treuen Halten der Gebote Gottes und der Gebote der Kirche z.B. an Sonn- und Feiertagen die heilige Messe, das Opfer und Mahl Jesu Christi mitfeiernd, der Begegnung mit Jesus die Tür offenhalten?
1.2 Simeon und Hanna erwarten im Tempel das Kommen des Messias
Simeon wird uns als "gerecht und gottesfürchtig, auf dem Trost Israels wartend" vorgestellt. Hanna, seit langer Zeit Witwe "wich nicht vom Tempel, mit Fasten und Beten Gott dienend". So waren beide für das Wirken des Heiligen Geistes offen: Sie waren Tempel des Heiligen Geistes und ganz bereit für den Kairos Gottes, für die Gnadenstunde, in der sich ihr Hoffen und Sehnen erfüllte.
Mit den Heiligen Schriften vertraut wissen sie, was bei Propheten Maleachi steht: "Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere."
Herr und Bote des Bundes wird er genannt. Herr ist er. In ihm ist Jahwe gegenwärtig. Bote des Bundes ist er, der den Bund mit Gott erneuert. Wer ihm begegnen will, wird sich an das halten, was der Psalm 105 ans Herz legt "Fragt nach dem Herrn und seiner Macht. Sucht sein Antlitz allezeit!“[2]
Als getaufte und gefirmte Christen sollten wir den Heiligen Geist jeden Tag bitten, er möge uns hellwach sein lassen für den Willen und die Wünsche Gottes im Alltag. Für die Begegnung mit ihm in den Geringsten.
Als Kinder Gottes sollen wir nach den Worten des heiligen Franz von Sales in seinem Buch Philothea uns als Gott liebende Seele verstehen, und begreifen, was uns zu wahrer Frömmigkeit - der Vereinigung mit Gott hilft: "Durch die heilige Sakramente steigt Gott in seiner Güte zu uns herab, durch das Gebet zieht er uns zu sich empor."[3]
1.3 Simeon und Hanna bezeugen den angekommenen Messias
Nun erst wird das unglaublich schlicht erzählte Ereignis der Geburt dieses Kindes[4] mit der Verkündigung des Engels an die Hirten mitten im Tempel Gottes uns durch zwei geisterfüllte Menschen unbestreitbar und verlässlich zugesprochen. Dieses Zeugnis gewinnt an Zeugenwert noch dadurch, dass es zugleich von zwei Propheten, einem Mann und einer Frau, von Simeon und Hanna kundgemacht wird.
Nun ist der Messias im Tempel beim Volk Gottes angekommen. An beiden geschieht jetzt, was in zwei Psalmen gleichlautend besungen wird: "Alle, die dich suchen, frohlocken; sie mögen sich freuen in dir. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: Groß ist Gott, der Herr." [5] Beide preisen - jeder auf seine Weise - Gott für das Geschenk dieser Gnadenstunde.
Gott will durch Jesus auch bei uns in seinem Tempel, in unseren Kirchen ankommen und uns begegnen. Von ihm erlöst und beschenkt sollen wir seine Gegenwart heute erfahren und bezeugen. "Gott ist in und durch Jesus bei uns auf besondere Weise gegenwärtig."
Deswegen kommen wir in seinen Tempel, in das Gotteshaus. Nicht nur einmal in der Woche oder nur alle heilige Zeit, sondern auch während des Tages. Jesus schenkt uns im Gottesdienst vor allem aber in der Feier des Opfers Christi aber auch im Tabernakel im Brot der Eucharistie seine besondere Gegenwart.
Wir dürfen bei ihm ausruhen und unter seiner liebenden Gegenwart neue Kraft empfangen und unsere Sorgen loswerden. Mit Simeon dürfen wir beim Gehen oder auch im Nachtgebet der Kirche mit dem Frieden im Herzen sagen "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, Deine Magd, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel."[6]
1.4 Das Schicksal des Messias sieht Simeon voraus
1.4.1 Er ist Licht für die Heiden - Herrlichkeit für das Volk Gottes
Simeon und Hanna, die in dem Kind Jesus die Erfüllung der Verheißungen Gottes an Israel erkennen, können nun im Frieden aus diesem irdischen Leben scheiden, denn sie "sie haben das Heil gesehen, das Gott vor allen Völkern bereitet hat.“ Jesus ist das Licht, das die Heiden erleuchtet. Zugleich ist er »Herrlichkeit« für sein erwähltes Volk Israel. Gottes wahres Wesen, seine Herrlichkeit, die alles überstrahlt und alles durchleuchtet, kommt durch Jesus in die Welt.
Hier wird verkündet, was der Segen an Abraham verheißt "durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen."[7] Durch Jesus wird wahr werden, was der Psalm 86 verkündet: "Alle Völker kommen und beten dich an, sie geben, Herr, deinem Namen die Ehre."[8]
Als katholische Christen sehen wir über den Tellerrand unserer Pfarrei hinaus. Betend fangen wir an missionarische Kirche zu sein. In Radio Horeb, EWTN und K-TV und im Internet können wir Radio Vatikan hören. In der Homepage des Vatikan können wir nachlesen und nachhören, was sich in der Zentrale unserer weitweiten Kirche tut. Durch unser Gebet und durch unsere Spenden sollen wir die Arbeit der Kirche mittragen.
In prophetischem Geist sieht Simeon aber auch voraus
1.4.2 Der Messias ist ein Zeichen Gottes, dem widersprochen wird
Jesus ist das von Gott gesetzte Heilszeichen, an dem sich schon in Israel die Geister scheiden. Denn das Evangelium schmeckt vielen nicht - auch heute. Der Anspruch Jesu von Gott zu kommen, ja sein Sohn - ihm wesensgleich - zu sein, ist für den selbstherrlichen autonomen Menschen eine riesiger Stolperstein, ein Skandal.
Heute sind die Christen, die am meisten in unserer Welt verfolgten Menschen. Die unbedingte Liebe Jesu, die bis zur Feindesliebe geht, ist den von Macht und Gier beherrschten Menschen ein Dorn im Auge, ein Hindernis, das es aus dem Weg zu räumen gilt. Auch heute gibt es auch bei uns nicht wenige, die Christus aus dem Weg räumen möchten. Der Sohn Gottes wird zum "Mann der Schmerzen".
Überall, wo Kirche sich nicht der Welt gleichförmig macht, sondern das Evangelium lebt, wird sie wie Maria zur »Mater dolorosa« zur »Schmerzensmutter«.
1.5 Was aber ist die Absicht Gottes?
Gott hat dieses Zeichen gesetzt, damit das verborgene Böse in der Gedankenwelt der Menschen entlarvt werde. Der Großteil Israels wird sich diesem Heilszeichen widersetzen. Die Passion Jesu wirft bereits ihre Schatten voraus.
Wundern wir uns also nicht über die Ablehnung des christlichen Glaubens heute. Die Kirche bekennt sich als Kirche der Heiligen, aber auch der Sünder. Sie mahnt sich und alle ihre Glieder ständig zu Umkehr und Buße. Lädt ein zum Sakrament der Versöhnung.
Die Welt macht die Sünden von Menschen der Kirche - sie ständig wiederholend - riesengroß, schweigt aber zu ihren eigenen beharrlich. "Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren", sagt Paulus in Röm 3,23 Und wie geht's weiter? "Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus." [9] Aber das ist noch nicht alles. "Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben." [10]
Der Glaube an Jesus Christus heilt den umkehrbereiten und demütig Glaubenden. Der stolz sich dem Glauben Verweigernde bleibt in seinen Sünden und im Verlust der Herrlichkeit Gottes und der ewigen Seligkeit.
2 Mit Maria und Josef staunen wir über Simeon und Hanna
Wir staunen über ihren geisterfüllten Glauben, über ihre unerschütterliche bis ins hohe Alter durchgetragene Hoffnung und über ihre Liebe zu Gott, zu seinem Tempel und seinem Volk.
Gebe Gott, dass auch Menschen unserer Zeit - ob Glaubende oder Nichtglaubende - über unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Liebe zu Gott, zu den Menschen und seiner Schöpfung wenigstens hin und wieder staunen.
Bitten wir unablässig den Herrn darum, dass die Menschen unserer Zeit offen werden für ihren Heiland und Erlöser, für die Herrlichkeit, die Gott durch Jesus, dem wahren Tempel Gottes, in seiner Kirche schenkt.

[1] Mal 3,1
[2] Ps 105,4
[3] Franz von Sales, Werke 1 Vorwort S. 27
[4] Lk 2,6f.
[5] Ps 40,17
[6] Lk 2,29-32
[7] Gen 18,18
[8] Ps 86,7
[9] Röm 3,24
[10] Röm 3,25