PredigtenÜbersichtLesejahr B 2014/12 bis 2015/11Predigt - Homilie am Dreifaltigkeitssonntag 2015 im Altenheim St. Elisabeth und in St.Michael Neunkirchen
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GOTT - Einer und doch dreifaltig[1]
1 Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
1.1 wie oft haben wir das schon gesprochen Was aber denken wir uns dabei, was empfinden wir, wenn wir so sprechen? Ist es nur eine leere Formel, die wir auswendig gelernt immer wieder gebrauchen, ohne uns viel dabei zu denken? Wir haben gelernt: Unser Gott ist einer in drei Personen.
Drei = Eins. Ist das vielleicht eine Erfindung der Menschen, der Dogmatiker in der Kirche. Für uns Menschen ist drei allemal drei und nicht eins.
Es gibt im menschlichen Bereich
1.2 Ahnungen und Erfahrungen, dass es zwischen mehreren Personen so etwas wie Einheit gibt
Ein die Zuhörer begeisterndes Orchester besteht aus vielen Musikern und Instrumenten. Unter der Leitung eines Dirigenten spielen die Musiker harmonisch zusammen und begeistern die Zuhörer. Im gemeinsamen Spiel werden die vielen ein Orchester.
Das gleiche erleben wir, wenn ein Chor mit mehrstimmigem Gesang die Zuhörer erfreut. Der Dirigent gibt den Einsatz und das Tempo an. Durch den Einsatz aller erklingt das mehrstimmige Lied und fügt auch die Zuhörer zu einem Auditorium zusammen.
Wir erkennen: Nicht der Einzelne für sich ist schon alles, sondern dort entsteht Großes, Schönes, Herz und Geist Bewegendes, wo viele Einzelne ihre Individualität, ihre Stimme unter einem Dirigenten dem Ganzen zur Verfügung stellen. So entsteht aus vielen Stimmen ein Chor.
Wo Menschen ihre Person, ihre Vitalität, ihre geistige Potenz, ihr Können und ihre Stimme zu Verfügung stellen, sich hineingeben in ein Ganzes, tritt Großartiges, Schönes, Faszinierendes zu Tage.
1.3 Freilich ist unser menschliches Eins-werden immer auch brüchig und unvollkommen
– angefangen beim Eins-werden von Mann und Frau – wegen unserer Begrenztheit und unseres Egoismus. Immer wenn die Sünde sich ausbreitet, Menschen sich absondern von Gott, von den Mitmenschen, von sich selber und von Gottes Schöpfung wird aus der Einheit Zerstreuung, zerbrechen die Beziehungen, ist die Freude gefährdet. Gott aber ist der Vollkommene, noch mehr - er ist in seinem Wesen Liebe.
1.4 Wir Menschen sind nach dem Bild Gottes geschaffen Daraus können wir schließen, dass Gott Einer und Gemeinschaft ist. Nicht Menschen sind darauf gekommen, sondern Gott selber hat uns darauf gebracht. Im Umgang mit ihm hat uns Gott etwas von seinem Geheimnis mitgeteilt. Wir nennen das Offenbarung.
2 Der Ursprung dieses Glaubens, dass Gott dreifaltig Einer ist, liegt in Jesus Christus
An ihm und durch ihn ist das wunderbare Geheimnis des dreifaltigen und dreieinigen Gottes aufgeleuchtet. In der Auseinandersetzung mit den Juden spricht er beim Tempelweihfest in Jerusalem:
2.1 “Ich und der Vater sind eins"[2] So offenbart uns Jesus, dass es in Gott ein Ich und ein Du - ein beziehungsreiches Wir gibt.
Noch mehr, er zeigt uns, dass dieses intime Zueinander und beziehungsreiche Miteinander von Vater und Sohn von einem Dritten in die Jüngerschar ausgestrahlt wird. Es ist der Geist der Wahrheit, der uns in die ganze Wahrheit und Wirklichkeit Gottes einführt: "er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird."[3]
2.2 Wir haben teil an der Einheit zwischen Vater und Sohn Was zwischen Vater und Sohn hin und her geht, dieses innige und übereinstimmende Miteinander, das teilt der Heilige Geist uns mit, daran lässt er uns teilhaben.
Noch mehr, da dieser Geist seit der Taufe in unsere Herzen ausgegossen ist, sind wir in die Liebesbeziehung zwischen Vater und Sohn mit hineingenommen. Inständig bittet Jesu sein Jünger: „Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; Wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!“[4]
Weiter sagt Jesus, dass uns der Heilige Geist, den ER vom Vater senden wird - uns in die ganze Wahrheit, in die ganze Wirklichkeit Gottes, führen wird.[5] Durch den Heiligen Geist werden wir in die Nähe Gottes geführt, können wir Erfahrungen mit Gott machen.
2.3 Jesus war ganz erfüllt vom Heiligen Geist An ihm, an seinem Leben, Reden und Tun, wird dieses intime Zueinander und beziehungsreiche Miteinander voll sichtbar.
Jesus sagt uns weiter: Was uns der Heilige Geist von ihm verkündet, das kommt zwar von ihm, aber auch vom Vater. "Alles, was der Vater hat, ist mein."[6]
Der heilige Geist wird Jesus verherrlichen, d.h. er wird sein wahres Sein, dass er Gott ist, offenbar machen. Darum sagt Paulus - schon lange bevor das Johannesevangelium niedergeschrieben wurde - im 1. Korintherbrief "Keiner kann sagen - Jesus ist der Herr - wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet."[7]
So zeigt uns das Evangelium das Geheimnis des dreifaltigen und dreieinen Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gott - drei Personen und doch Einer.
Das geht nur schwer in unser menschliches Gehirn. Aber der große und heilige Gott, den wir auch das unsagbare Geheimnis nennen, kann da gar nicht hineinpassen. Zu groß ist er. Und doch
3 eine beglückende Erfahrung
steigt in uns auf:
Gott ist nicht wie ein unbeweglicher Fels, nicht wie ein Diktator auf einsamen Thron, sondern er ist lebendige Gemeinschaft, er ist ganz Liebe, drei Personen, im Wesen ganz eins.
Wie beglückend ist es doch für uns, mit einem Menschen ganz eins, in Übereinstimmung, im gegenseitigen Verstehen zu leben. Gerade so sind wir Bild und Gleichnis für den dreifaltigen und dreieinigen Gott.
Was uns Menschen nur selten, vielleicht für Augenblicke geschenkt ist, ist in Gott vollendet da:
3.1 Drei Personen und doch ein Gott im Wesen Freilich, sowohl Jesus als auch die Kirche verwenden irdische, menschliche Bilder, um uns das Geheimnis Gottes nahe zu bringen – die Bilder aber sind noch nicht Gott:
Gott ist Vater ‑ Ursprung allen Seins.
Gott ist aber auch Sohn ‑ in ihm geht Gott in seine Schöpfung, wird Mensch, zeigt er uns sein menschliches Antlitz, wird ein Gott, der sich menschlich mitteilt, mit uns spricht, uns berührt, heilt, mit uns stirbt und aufersteht.
Und Gott ist Geist ‑ der in uns lebt und wirkt, seufzt und betet, unserem Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes und Erben mit Christus sind. Durch ihn sind wir jetzt schon hineingenommen in das innergöttliche Leben, in die Liebe zwischen Vater uns Sohn.
Am Anfang des Glaubens an den dreifaltigen Gott steht ein Ereignis und kein Denkspiel - ein Mensch und keine Idee - eine Offenbarung deren leibhaftiger Ausdruck Jesus Christus ist.
Erst später setzte das Nachdenken darüber ein z.B. wie der Einklang des Wesens Gottes und der Dreiklang der göttlichen Personen gedanklich zu fassen sei.
3.2 Gott ist unbegreiflich Wir Menschen möchten ja immer im wahrsten Sinn des Wortes alles begreifen - auch Gott. Aber unser Gott, der Gott und Vater Jesu Christi übersteigt alles Begreifen, alle menschliche Erkenntnis, denn er ist kein Begriff, sondern Person.
So wie schon jede menschliche Person ein Geheimnis ist und bleibt, so ist und bleibt erst recht Gott ein Geheimnis. Nur wenn ich mich ihm - um meine Kleinheit wissend - ehrfürchtig, liebend, anbetend nahe, wird er sich schenken.
3.3 Dreifach darf ich mich seinem Geheimnis nahen dem Vater, dem Sohn und dem Geist. Und immer werde ich erfahren, dass er nicht dreifach, sondern dreifaltig der Eine ist, so wie es das Bild der strahlenden Sonne zeigt:
Gott ist dreifaltig und nicht dreifach, vergleichbar mit der Sonne: Der Kreis ist Gott Vater, das Licht ist der Sohn. Die Wärme ist der Heilige Geist.
Vom Geschöpf Sonne schließen wir auf den Schöpfer. Ja, unser Gott ist konkret, aber immer auch unergründliches Geheimnis, denn das Bild ist noch nicht er selbst. Er ist ein Meer der Liebe und des Lebens, das wir nie auszuschöpfen vermögen, auch in Ewigkeit nicht.
Darum wird es in der Ewigkeit Gottes auch nie langweilig sein. Sie wird wie eine Entdeckungsreise ohne Ende sein. Darum können wir unsere Leiden mit ihm tragen und aushalten, wie Paulus in der zweiten Lesung aus dem Römerbrief verkündet, um mit Christus verherrlich zu werden.[8]
Christus unter uns ist Hoffnung auf Herrlichkeit.[9] „Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“[10]
[1] 1. L Dtn 4,32–34.39–40; 2. L Röm 8,14–17; Ev Mt 28,16–20 [2] Joh 10,30 [3] Joh 16,13 [4] Joh 14,11 [5] Joh 16,13 [6] Joh 16,15 [7] 1 Kor 12,13 [8] Röm 8,17 [9] Kol 1,27 [10] Röm 5,2
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