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Lesejahr 2013 (C)

Homilie am Dreiifaligkeitsssonntag in der Va Hetzles und SoAm in Neunkirchen St. Michael

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Gott ist dreifaltig Einer[1]

So singen wir in einem Kredolied.
1 Für uns begrenzte Menschen nur schwer zu begreifen.
  • Unvollkommen wie wir sind, fehlt uns der Durchblick. Die volle Dimension des Sein erschließt sich uns nur bruchstückhaft. Paulus verkündet in seinem »hohen Lied der Liebe« den Korinthern „Die Liebe hört niemals auf“! Gleich darauf sagt er „.. Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden;“[2]
  • Gott aber ist vollkommen und unwandelbar. In ihm sind Vergangenheit und Zukunft beständige Gegenwart. Er allein hat den Überblick und Durchblick. Sein ist die Zeit und die Ewigkeit. Der Epheserbrief bekennt „ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.“[3]
  • Der Gott der Christen ist kein ferner, er ist ein gegenwärtiger Gott; er ist nicht nur ein undefinierbares höchstes Wesen, sondern der persönliche Gott, der anspricht, ruft, hört und erhört. Schon bei der Erschaffung des Menschen offenbart er sich
2 Mann und Frau - der eine Mensch - Abbild Gottes
  • Im Buch Genesis offenbart sich Gott bei der Erschaffung des Menschen als ein WIR. „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich... Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“[4] Mann und Frau zusammen sind also nach jüdisch-christlicher Erkenntnis das eine Abbild Gottes. Zwei werden eins. Die Frucht ihres Einswerdens ist ein neuer Mensch.
  • Welche Vorstellung von Gott entspricht dem als Abbild Gottes geschaffenen Menschen mehr: Gott als letztes Prinzip des Seins, wie ihn die Philosophen verstehen; Oder Gott als Urformel, wie ihn Physiker bezeichnen; Gott als Fluchtpunkt aller Linien, wie ihn die Mathematik denkt; Oder wie ihn Zenmeister des Buddhismus lehren als Aufgehen in einem apersonalen Urgrund? Oder wie wir Christen ihn bekennen: Gott - in drei Personen einer. Gott, als lebendige Gemeinschaft der Liebe, der uns anspricht und dem wir antworten.
3  Gott ist dreifaltig Einer
3.1  Gott ist ein Gott für die Menschen
  • Er hat sich geoffenbart als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Menschen anspricht, sie führt, ihnen beisteht. Er ist der Vater Jesu Christi. Jesus sagt: „Ich und der Vater sind eins.“[5]
  • Das Johannesevangelium sagt in seinem Prolog von Gottes ewigem Wort, das Gott ist, es wurde in Jesus Fleisch - Mensch.[6]  „Empfangen vom Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau.“ bekennen wir im Credo.  Auf die Frage Mariens, wie ohne Zutun eines Mannes das Kind in ihr werden solle, antwortet der Engel: “Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“[7]  Die Menschwerdung Gottes ist also Werk des Heiligen Geistes.
Jesus zeigt im Evangelium,
3.2 Wie Gott in Zukunft bei und in uns Menschen sein will.
  • Der heilige Bischof Hilarius von Poitiers hat es in zarten klaren Wort so ausgedrückt:
„Einer ist der Urgrund von allem.
Denn einer ist Gott der Vater,
aus dem alles ist.
Einer ist der Einziggeborene, unser Herr Jesus Christus,
durch den alles ist.
Einer ist der Heilige Geist,
der in allem die Gabe ist.
Alles ist in seinen Kräften und Vorzügen geordnet:
die eine Macht, aus der alles ist,
der eine Sohn, durch den alles ist,
und die eine Gabe der vollkommenen Hoffnung.“
„Nichts fehlt in dieser großen Vollendung, in der es - im Vater und im Sohn und im Heiligen Geist - Unermesslichkeit im Ewigen, Schönheit im Abbild und den Genuss der Gabe gibt.“
  • Jesus verheißt seinen Jüngern und Jüngerinnen, er werde sie nicht als Waisen zurücklassen.[8] Nach seinem Heimgang zum Vater werden die an ihn Glaubenden erkennen, „Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.“[9]
  • Wer Jesus liebt und an seinem Wort festhält, dem verheißt Jesus die Einwohnung des dreifaltigen und dreieinen Gottes: „Mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“[10]  Vater und Sohn wohnen im Glaubenden und sind durch Heiligen Geist mit ihrer ganzen Liebe in ihm.[11]
3.3 Wie können wir Menschen uns für diese Einwohnung des dreieinen Gottes bereiten?
  • Wir Menschen hängen an dem, was wir für gut halten, was uns gut tut. Aber dies sind meist wandelbare vergängliche Güter. Der dreifaltige Gott ist das einzig unwandelbare Gut und darum das höchste Gut. Zu dieser Einsicht kommend werden wir uns mit unserer ganzen Aufmerksamkeit und Liebe diesem höchsten Gut zuwenden.
  • „Die Seele wendet sich also, auf daß sie gut werde, demjenigen zu, dem sie es auch verdankt, daß sie Seele ist“, sagt Augustinus seinem Werk „De Trinitate“.[12] In einem Akt des Willens und des Glaubens wenden wir uns dem dreieinigen Gott zu. Hört aber dieser Wille auf und wendet sich die Seele vom höchsten Gut ab „geht ihr das Gutsein verloren.“[13]
  • Wir Christen glauben an einen gegenwärtigen Gott, der uns immer und überall nahe ist; das höchste Gut ist also „nicht ferne jedem von uns. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir,“ sagt Augustinus Paulus zitierend.[14]
  • Darum ermutigt uns der in der Gottferne und Gottes Nähe erfahrene Kirchenvater „Doch muss man in Liebe bei diesem Gut stehenbleiben und ihm anhangen, auf dass wir als gegenwärtigen den genießen, von dem wir sind und bei dessen Abwesenheit nicht zu sein vermöchten.“[15]
3.4 Die Frucht der Einwohnung des dreieinigen Gottes im Menschen
  • Der in uns einwohnende dreifaltige Gott führt uns auf unserem Lebensweg immer tiefer hinein „in das Geheimnis des göttlichen Lebens“[16].
  • Gottes Mensch gewordene Weisheit hält uns an, der gewaltigen Schöpfung  Gottes nicht grübelnd zu begegnen, sondern als geliebtes Kind Gottes in Freude Tag für Tag ihn lobend und preisend vor ihm das Spiel des Lebens zu wagen.[17] In dem Lied „Nehmt Abschied Brüder..“ heißt es: „Das Leben ist ein Spiel und wer es recht zu spielen weiß, der kommt ans große Ziel.“[18]
  • Weiter bewirkt die Einwohnung Gottes in uns: „Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn“[19]. Durch ihn haben wir Zugang zur Gnade, zu dem mit seiner Liebe uns nahen Gott, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist.
  • Die Bedrängnisse des Lebens bringen uns nicht zu Verzweiflung, sondern bewirken in uns Geduld; denn unser Ziel ist die Herrlichkeit Gottes, die Fülle des Lichts und des Lebens ist. Die Aussicht, die der Glaube schenkt, bewahrt uns in der Hoffnung. Sie lässt uns nicht zugrunde gehen.
  • Käme die Wahrheit und Wirklichkeit Gottes mit einem Schlag über uns, würde wir das nicht aushalten. Darum führt uns der auferstandene Sohn Gottes durch den Heiligen Geist langsam Schritt für Schritt in die ganze Wahrheit ein. Dazu braucht es ein ganzes Leben.
  • Damit wir aber als ganze Menschen mit Seele und Leib Hoffnung haben auf die Fülle des Lebens bei ihm, lässt er sich in der Eucharistie von uns einverleiben. „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch“ - das bin ich, als Gott und Mensch, als Gekreuzigter und in der Auferstehung beim Vater Verherrlichte.
  • „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“[20] Weil er und mit ihm der Vater und der Heiligen Geist Speise für unseren Leib und unsere Seele sind, sagt er: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.“[21]
4 Der dreifaltige und dreieinige Gott ist die alles belebende Sonne unseres Lebens[22]
  • So  sagt es uns der große franziskanische Kirchenlehrer Bonaventura in einer dichten Bildsprache:
„Die ewige Sonne, Vater, Sohn und Heiliger Geist,
ist vigens, fulgens calens:
der Vater ist ganz mächtig,
der Sohn ganz leuchtend,
der Heilige Geist ganz glühend.
Gleich wie die Sonne alles belebt, alles erleuchtet, alles erwärmt;
gleich wie diese drei, Kraft, Licht und Wärme
nur eine Sonne sind, und doch unterschieden,
ohne drei Sonnen zu sein,
so sind Vater, Sohn und Heiliger Geist ein Gott.“
 
„Und wie in der sichtbaren Sonne die Kraft leuchtet und wärmt,
das Licht stark ist und wärmend, die Wärme stark und leuchtend,
so ist der Vater in sich und im Sohne und im Hl. Geist;
der Sohn im Vater und im Hl. Geist;
und der Hl. Geist im Vater und im Sohn und in sich selbst...“[23]
  • Welch ein Glück unter dieser Sonne leben zu dürfen und sie im Himmel immer zu schauen!

[1] GL 489
[2] 1 Kor 13,9
[3] Eph 4,6
[4] Gen 1,27
[5] Joh 10,30
[6] Joh 1,1.14
[7] Lk 1,35
[8] Joh 14,18
[9] Joh 14,20
[10] Joh 14,23
[11] vgl Röm 5,5
[12] Augustinus, De Trinitate Liber VIII, 3,5
[13] Augustinus ebd
[14] Apg  17,27-28
[15] Augustinus ebd. VIII 4,6
[16] Tagesgebet
[17] 1. Lesung Weish 3,30
[18] 3. Strophe
[19] Röm 5,1
[20] Joh 6,56
[21] Joh 6,54
[22] vgl GL 279
[23] Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras Seite 151

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