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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am Vorabend von Fronleichnam im Altenheim

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Christus Jesus in der Monstranz - Brot von dem wir leben
1 Speisung der 5000 Zeichen der Barmherzigkeit Jesu
 im Evangelium hörten wir heute von der Speisung der 5000 durch Jesus. Sie haben ihm den ganzen Tag zugehört. Er will nicht nur ihre Seele sättigen sondern auch ihren Leib. So zeigt Jesus seine Barmherzigkeit. Er hat ein Herz für die Menschen, für Ihre Seele und für ihren Leib. Er will sich Ihnen als das Brot des Lebens offenbaren.

2 Jesus das lebendige Brot vom Himmel
 Am Tag darauf wird sich Jesus in der Synagoge zu Kapharnaum seinen Zuhörern offenbaren als „das lebendige Brot - das vom Himmel herabgekommen ist.“[1] Er will sich Ihnen und uns als lebendige Person schenken. „Brot das ich geben werde, ist mein Fleisch“,[2] bin ich als Person.  Er verheißt denen, die ihn sich einverleiben: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.“[3]
  • Kommunion ist nicht nur ein symbolisches Geschehen, sondern personale Wirklichkeit. Jesus bekräftigt dies mit den Worten: „das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.“[4] „Mein Fleisch“ heißt im biblischen Sprachgebrauch „das bin ich als Person.“
  • Genau das ist es, was wir an Fronleichnam feiern. Der große Theologe des Mittelalters, der heilige Thomas von Aquin, hat zu diesem Festgeheimnis die biblischen Texte zusammengestellt und die liturgischen verfasst.
  • Nehmen wir ernst, was wir manchmal bei den normalen Eucharistiefeiern nicht bedenken. Nachdem wir das Opfer und Mal Jesu Christi gefeiert haben, werden wir gesendet. Wir gehen an Fronleichnam mit Jesus, dem Brot des Lebens in der Monstranz hinaus auf die Straße, hinein in unseren Ort.
  • Wir bezeugen in aller Öffentlichkeit: Wir haben in der Feier der heiligen Messe Jesus Christus im verwandelten Brot der Eucharistie empfangen und wir möchten seine Liebe und Barmherzigkeit an die Welt und unser Mitmenschen weitergeben.
  • Mit der eucharistischen Prozession am Fronleichnam zeigen wir, was für uns katholische Christen die Mitte unseres Glaubens und Lebens ist.
3 Jesus in der Monstranz als Brot des Lebens zeigen - und selber Monstranz werden
 Unsere Kirche hat für dieses Brot, das Jesus ist und gibt, eine Monstranz, ein attraktives Schaufenster. Das ist einmalig. Das gibt es in keiner anderen Religion und in keiner anderen Konfession. Wir katholische Christen zeigen öffentlich, der Weg zu Gott und das Haupt unserer Kirche ist die Person des Gottmenschen Jesus Christus, der Brot für das Leben der Welt ist.
3.1 Jesus - Brot für das Leben der Welt
  • Für uns katholische Christen ist das Genährt-Werden und das Nähren an Leib und Seele so wichtig,  dass wir es in Gold und Silber einräumen und Christus singend und preisend in der Gestalt des Brotes hochhalten. Wir haben für Brot eine Monstranz, ein Zeigegerät, das uns auf faszinierende Weise zeigt, dass Nähren das Projekt für das Leben der Welt ist.[5]
  • Einander nähren an Leib und Seele, das ist jenes göttliche Projekt, das uns im Neuen Testament vermacht worden ist.

  • Durch den Eingriff des göttlichen Menschensohns Jesus Christus wurde unsere „ Kannibale Weltordnung“, das Opfern von Menschen und Tieren, überwunden und außer Kraft gesetzt.

  • Der Exeget Rudolf Pesch hat einmal geschrieben: „Einander Brot sein: so geht Christ sein, so geht Kirche, so geht Praxis des Himmels.“
 Damit sind wir bei der Konsequenz für unser Leben als Christen.
3.2 Der Christ - Monstranz der Liebe und Barmherzigkeit Christi
  • „Gott hat ein Herz für den Menschen, Jesus ist dieses Herz.“ [6] Zu ihm beten wir bei der Fronleichnamsprozession und in der kommenden Woche am Herz Jesu Fest „Bilde mein Herz nach deinem Herzen!“
  • Die Lebenshingabe und  Auferstehung Jesu können unsere Ichsucht aufbrechen zum Du zum Nächsten hin.
  • Im Lied vom Weizenkorn, das in Erde fallend stirbt, um neues Leben, neue Nahrung hervorzubringen, besingt das Brotwerden: „ Das kleinste Korn, es wird zum Brot, und einer nähert den andern.“ [7] Einander nähren, für einander Brot sein, diesen Lebenssinn halten wir hoch als Monstranz als Lebenspraxis, als Angriff gegen Gleichgültigkeit und Dummheit, als Lebensmittel gegen Hunger, Schwäche und Niedergeschlagenheit, als Heilmittel gegen Hartherzigkeit und Bosheit.[8]
  • Die Monstranz der Liebe und Barmherzigkeit Christi halten diejenigen hoch, die wie Jesus Christus andere nähren und beleben.
  • Papst Franziskus rät z.B. zur Ermutigung in den Familien dies: „die Fähigkeit, einander zu umarmen, zu unterstützen, zu begleiten, die Blicke und das Schweigen zu deuten, gemeinsam zu lachen und zu weinen, und das unter Menschen, die sich gegenseitig nicht gewählt haben und dennoch so wichtig für einander sind – diese Fähigkeit lässt uns begreifen, was Kommunikation als Entdeckung und Bildung von Nähe wirklich ist.“[9]
Seit Jesus sich als Brot des Lebens geoffenbart hat, sind auch
3.3 der Abfall und die Weggeworfenen in der Monstranz[10]
  •   Brot will Jesus auch sei sein - und  er will uns in diese Haltung mit hinein nehmen - „für jene die am Straßenrand unserer Bürgerlichkeit liegen, bis hin zu denen die Müll sind; die Hostia,  Opfer unserer Lebensweise sind.
  • Von Ihnen sagt Christus „was ihr  einem dieser Geringsten getan oder nicht getan habt, das habt ihr mir getan oder nicht getan.“[11] Ihnen gehört der Ehrenplatz in der Monstranz.
  • Alle, die unwillkommen sind in unserer Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft, die ungeplanten Kinder im Mutterleib, die Dementen und Schwerkranken.  Auch die von unserer Gesellschaft krank oder nackt oder beschädigt oder kaputtgemacht liegen Gelassenen werden in der Monstranz gezeigt.
  • Sie haben vom Kreuzweg nicht nur die Theorie und nicht bloß die Meditation. Sie befinden sich auf Golgota nicht nur als mitleidende Zuschauer als sich betroffen fühlende Zeitungleser und Fernsehgucker. Sie hängen selbst am Kreuz. Sie rufen seelenwund das Nähren, das Beleben, das Animieren an.[12] Sie sind der leibhaftige Schrei nach Barmherzigkeit.
  • Thomas von Aquin spricht in seinem Fronleichnamslied von der Anbetung der unter irdischen Gestalten sich verbergenden Gottheit  „Adoro te devote, latens Deitas, Quae sub his figuris vere latitas. Gottheit tief verborgen betend nah ich dir. Unter diesen Zeichen (verborgen) bist du wahrhaft hier“[13]
  • Gott verborgen in der Krippe, an den Kreuzen, an den Straßenrändern, im Müll, im eucharistischen Brot.
 Was können wir tun?
4 Anbetend vor und mit Jesus Christus leben
 Die Monstranz in der Christus als Gott und Mensch - als Brot des Lebens - für uns gegenwärtig ist, lässt uns nicht nur in die Knie sinken, sondern auch aufspringen losrennen, nähren, beleben, animieren.

 Fürbitten sind wichtig, aber wir müssen sie auch demonstrieren – das sagt ja auch das lateinische Wort Monstranz - mit Christus mahnen:
-       die Verwandlung der zerstörenden Mächte anzugehen,

-       die herrschenden Gewalten zu stellen,

-       einen existenziellen Kampf gegen das Unmögliche,

-       gegen eine kollektive Atmosphäre der Unmenschlichkeit,

-       gegen das massenhafte Töten im Mutterleib,

-       gegen Wertvorstellungen, die das volle menschliche Leben hemmen und 
        verkümmern lassen,

-       die Mann und Frau als Ebenbild Gottes leugnen,

-       die Familie als Vater und Mutter und Kinder auflösen wollen.
 Mit Christus in der Monstranz ist Papst Leo der Große den Hunnen entgegen gezogen und hat sie gestoppt.

Wir müssen heute auch mit der Monstranz, mit dem gegenwärtigen Herren, dem Brot für das Leben der Welt, den lebenszerstörenden Mächten der Gegenwart entgegentreten.

[1] Joh 6,51
[2] ebd.
[3] Joh 6,54
[4] Joh 6,51b
[5] Prof Engelbert Groß in Klerusblatt „Monstranz lernen“ Klerusblatt 96 (2016) Nr.5 S.98f.
[6] Altes Gotteslob 552/4
[7] Gl 460/4
[8] Prof. Engelbert Groß ebd.
[9] Groß ebd. S.99
[10] Groß ebd.S.99
[11] Mt 25,40.45
[12] Groß S.99 ebd.
[13] GL 497