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Predigten

Herrenfeste

Darstellung Jesu im Tempel 15.Jht. Neunkirchen Skriptorium
Darstellung Jesu im Tempel 15.Jht. Neunkirchen Skriptorium
Darstellung - Gott geweiht

 

Darstellung im Tempel

Ein Flügel des gotischen Marienaltars, der früher sich wahrscheinlich in unserer Pfarrkirche stand, zeigt die Darstellung Jesu im Tempel. Was stellt Jesus dar? Den, der Gott geweiht ist. Jeder Erstgeborene wurde in Israel Gott geweiht. So schrieb es das Gesetz vor. Denn in Israel wußte man: Uns gibt es nur, weil Gott uns Leben gibt. Wir verdanken unsere Existenz als Volk Gottes dem liebenden und rettenden Handeln Jahwes.
Jesus ist der Gottgeweihte par exzellentes. In unserem Bild aus dem 15.Jht. steht er auf dem Altar. Er ist das Opfer, das Gott gehört. Jesus erfüllt das Gesetz Gottes, indem er nicht etwas, sondern sich selbst ganz an Gott verschenkte. Auf dem Altar des Kreuzes gibt es sich für uns ganz Gott hin. Als Erwachsener bekennt von sich: "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat."

Darstellung im Leben der Christen

Diese Hingabe Jesu lebt im Volk Gottes weiter. Die Orden und die Säkularinstitute versuchen diese Hingabe in beispielhafter Form zu leben. Bis vor einem Jahr hatten wir noch die Schwestern vom Heiligsten Erlöser unter uns. Es war gut sie in unserer Mitte zu haben, Menschen, die ihr ganzes Leben Gott geweiht haben zum Heil der Welt. Deshalb waren sie auch ein Segen für unsere Gemeinde. Es leben noch eine ganze Reihe von Klosterfrauen, die aus unserer Pfarrei hervorgegangen sind. Im vergangenen Jahr konnten wir die Priesterweihe und Primiz eines jungen Mönchs - Beda Sonnenberg - erleben, der aus unserer Pfarrei stammt.
Das Leben dieser Frauen und Männer erinnert uns daran, daß Gott den ersten Platz in unserem Leben einnehmen sollte, daß wir leben, um seine Liebe, seine väterliche und mütterliche Sorge den Menschen mitzuteilen.
Das Leben der gottgeweihten Christen erinnert uns weiter daran, daß alle Getauften dazu berufen sind, sich Gott zu weihen und zu seiner Ehre für das Heil der Welt zu leben. Deshalb singen wir in einem Kirchenlied: "Ich bin getauft und Gott geweiht durch Christi Kraft und Zeichen." GL 635-1 In der 3. Strophe wird dies noch verdeutlicht: "Christus, der Herr, hat mich erwählt, ihm soll ich fortan leben. Ich will ihm dienen in der Welt und Zeugnis für ihn geben."

Aber wie sollen wir in dieser säkularisierten Welt gottgeweiht leben? Ist da überhaupt möglich? Die Mitglieder von Säkularinstituten leben das. Sie arbeiten wie andere mitten in der Welt in einem Beruf und leben in der arbeitsfreien Zeit in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, leben aus der Kraft des Gebetes und der Nachfolge Christi nach dem Beispiel Jesu, arm, gehorsam und keusch. Sie zeigen uns also: Es geht nur betend, in der engen Freundschaft mit Jesus und in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.
So können auch wir in der Welt nur gottgeweiht leben, wenn wir uns Zeit zum Beten, zum Verweilen vor dem Angesicht des Herrn nehmen, die Freundschaft und Beziehung zu Jesus pflegen und uns in der Gemeinschaft der Glaubenden immer wieder aufbauen und stärken.

Aus der Darstellung Jesu leben

Dabei kommt dem Altar eine besondere Bedeutung zu. Er bedeutet Christus. Deshalb wurde er bei der Weihe vor zwei Jahren gesalbt; denn Christus heißt auf deutsch der Gesalbte, der von Gott mit Heiligen Geist gesalbte Messias. Hier suchen und finden wir ihn wie Simeon und Hanna.
Der Altar ist der Tisch seines Wortes, der Tisch seines Opfers, der Tisch seines Mahles.
Hier stellt er sich immer wieder als der dar, derer er für uns ist: Das menschgewordene Wort Gottes, Wort des ewigen Lebens. Bild dafür ist sein Evangelium, das während des Wortgottesdienstes auf dem Altar steht und von dort genommen und verkündet wird. Licht für den Heiden in uns, und Herrlichkeit für den zum Volk Gottes gehörenden.
Hier stellt er sich dar, als der ganz dem Vater Gehorsame, bis zum letzten Atemzug Liebende. Hier wird sein Kreuzes-Opfer, das er am Kreuz für die ganze Welt dargebracht hat, gegenwärtig. Er liebt und verschenkt sich bis zum letzten Blutstropfen. Gott läßt seinen Sohn bis in die tiefsten Abgründe menschlicher Bosheit, Verblendung und Schuld hinuntersteigen, um uns zu zeigen, daß er in allen Lebenssituationen für uns da ist. Darum ruft Paulus im Römerbrief aus: "Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" Röm 8,32
Der Altar ist der Tisch seines Mahles. Hier reicht uns durch die Kraft des Heiligen Geistes gewandelte Brot. Und es uns reichend sagt er: Hier ist Brot, seht ihr es? Das bin ich, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.
Immer wenn wir Eucharistie feiern ist Darstellung des Herrn. Steht der ganz und gar gottgeweihte Christus vor uns: Licht für die Heiden, die sich ihm öffnen. Herrlichkeit für sein Volk, das ihn aufnimmt. Zeichen aber auch dem widersprochen wird. Zeichen Gottes für die Welt vor dem die Gedanken der Menschen, ihre innerste Gesinnung offenbar werden.
So wird sichtbar, was der im Tempel Dargestellte für die Welt ist:

Christus ist das Licht

Darum ist das Symbol dieses Herrentages das Licht. Deshalb werden heute die Kerzen gesegnet. Christus ist das Licht, das jeden Menschen erleuchtet.
Wir werden an unsere Berufung erinnert, als seine Kirche Licht für die Welt zu sein. Leuchtende Gestalten der Kirchengeschichte sind in besonderer Weise OrdensgründerInnen mit ihren Gemeinschaften. Es wäre dunkler in der Welt ohne diese vielen Lichter.
Dieser Festtag wird daher ein Tag des Dankes sein für die Berufungslichter, die Gott in den Pfarreien und religiösen Gemeinschaften entzündet hat. Zugleich aber ist dieser Tag ein Anruf an jeden von uns, das eigene Gottgeweihtsein in der Taufe wieder neu zu ergreifen, zu bejahen und im Alltag zu leben. Was also wollen wir in diesem Leben darstellen? Menschen, die vergängliche Dinge anhäufen? Oder Menschen, die das Licht und die Liebe Gottes ausstrahlen.
Die folgende Geschichte will ermutigen, den letzteren Weg zu gehen:

Die Halle" der Welt mit Licht erfüllen!

Auf den Philippinen erzählen sich die Leute folgende Geschichte: Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger bestellen. Er versammelte die Weisen seines Landes und rief seine beiden Söhne herbei. Er gab jedem der beiden fünf Silberstücke und sagte: „Ihr sollt für dieses Geld die Halle in unserem Schloß bis zum Abend füllen. Womit, das ist eure Sache." Die Weisen sagten: „Das ist eine gute Aufgabe."
Der älteste Sohn ging davon und kam an einem Feld vorbei, wo die Arbeiter dabei waren, das Zuckerrohr zu ernten und in einer Mühle auszupressen. Das ausgepreßte Zuckerrohr lag nutzlos umher. Er dachte sich: „Das ist eine gute Gelegenheit, mit diesem nutzlosen Zeug die Halle meines Vaters zu füllen."
Mit dem Aufseher der Arbeiter wurde er einig und sie schafften bis zum späten Nachmittag das ausgedroschene Zuckerrohr in die Halle. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: „Ich habe die Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger." Der Vater antwortete: „Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten."

Bald darauf kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, das ausgedroschene Zuckerrohr wieder aus der Halle zu entfernen. So geschah es. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein.
Der Vater sagte: „Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen."