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Lesejahr 2011 (A)

Homilie zu den Schrifttexten an Allerheiligen in Rosenbach


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DBH-88/11 Allerheiligen (B) Christus Im himml. Jerusalem Fresko. frz., 11. Jh.
DBH-88/11 Allerheiligen (B) Christus Im himml. Jerusalem Fresko. frz., 11. Jh.
Nach Heiligkeit streben


1 Die große unzählbare Schar der Seligen

Die Lesung aus der Offenbarung des Johannes[1] spricht von der Zukunft der an den Gott Israels, den Gott und Vater Jesu Christi Glaubenden: einmal von den 144 000 – 12x12000 eine symbolische Zahl - aus allen Stämmen Israels, und dann von der großen Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen. So groß ist die Zahl der Seligen, dass niemand sie zählen kann.

Ein wunderbares Bild: Die Seligen Israels und den Seligen der ganzen Welt vor Gott vereint. Sie tragen weiße Gewänder, wie die Neugetauften, zum Zeichen dafür, dass sie Christus angezogen haben und durch ihn neue Menschen  geworden sind, geheiligt durch Gottes Liebe, die er ihnen durch seinen Heiligen Geist ins Herz eingegossen hat.

Sie tragen Palmzweige in den Händen zum Zeichen dafür, dass sie in Jesus Christus den Gesalbten Gottes erkannt haben und ihm wie beim Einzug in Jerusalem nun zujubeln. Sie haben den Sieg errungen über die Mächte des
                                          Bösen, die den Menschen von der Anbetung Gottes abbringen wollen.
  • Alfred Delp, der von den Nazis hingerichtete Jesuitenpater, hat kurz vor seinem Tod geschrieben „Das Schlimmste ist die verratene Anbetung.“ Wenn der Mensch, um es in der Sprache der Offenbarung zu sagen, nicht mehr Gott, sondern das Tier anbetet, also Geschaffenes, das sich mächtig gebärdet und sich an die Stelle Gottes setzt, dann kann nur Unheil über ihn kommen.
  • Die Geretteten und Seligen aber bekennen: die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt und von dem Lamme, also von Jesus Christus, der wie ein Lamm von den Menschen geschlachtet wurde, der die Hingabe und Liebe lebte bis zum letzten Atemzug.
2 Gotteskindschaft und Jüngersein
  • In der 2. Lesung[2] schreibt der heilige Johannes, was unser Jünger- und Jüngerinnen-Sein bedeutet. Wir sind durch die Taufe, durch die Eingliederung in Christus und seine Kirche Kinder Gottes geworden. So wie wir auch als Erwachsene die Kinder unserer Eltern bleiben, sind und bleiben wir Kinder Gottes, ob wir nun 10, 25, 50 oder 90 Jahre alt sind.
  • Kind Gottes sein heißt, von Gott geliebt und ganz angenommen sein. Es heißt auch: in seiner Nähe leben, von seiner Liebe geprägt sein. Die Welt erkennt uns nicht. Aber auch wir selber brauchen oft ein ganzes Leben lang bis uns aufgeht, was dieses Kindsein bedeutet. Unsere Zukunftsperspektive aber ist phantastisch: Wir werden ihm einmal ähnlich sein.
  • Deshalb werden wir ein Leben lang nach Vollkommenheit und Heiligkeit streben, um dem Wort der Bergpredigt Jesu zu entsprechen "Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“[3]
  • Wer daran glaubt und dies von Gott erhofft, ihm ähnlich zu werden, also die Liebe und das Erbarmen Gottes zu leben, wie sie in Jesus Christus sichtbar und erfahrbar wurde, der so sagt Johannes in seinem 1. Brief „heiligt sich, so wie Er heilig ist.[4]
  • Nach Heiligkeit streben ist also keineswegs etwas Verstiegenes. Jeder Christ sollte sich immer wieder sagen, ich will mich ganz der reinigenden Heiligkeit und Liebe Gottes öffnen und mich von ihr verwandeln lassen.
Das geschieht, wenn ich mit Ohr und Herz sein Wort in mich aufnehme.
  • Es ereignet sich vor allem in der Eucharistie, wenn ich mich beim heiligen Opfer in die Hingabe Jesu an Gott für das Heil der Menschen mit hineinziehen lasse.
  • Es wird mir zuteil, wenn ich mich von IHM in der heiligen Kommunion in meinem Geist und meinem Fleisch durchdringen und verwandeln lasse.
Also indem ich christusförmig werde.
Wie Paulus müssen wir vom Gesetzesdenken zur persönlichen Christusbeziehung durchstoßen.
- Das heißt auch mit ihm gekreuzigt werden, was nicht zu ändern ist als Kreuz auf uns zu nehmen.
- Den Hass der Welt aushalten und ihn auslieben.
- Immer wieder nein zu sagen zu allem, was gegen Gott, gegen das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe verstößt.
  • Ziel unseres täglichen Betens und Bemühens wird die Haltung des Paulus sein. In seinem Brief an die Galater schreibt er „nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“[5]
3 Ausformung und Auswirkung unserer Heiligung

Die Seligpreisungen der Bergrede Jesu[6] zeigen uns, wie sich unsere Heiligung durch Gott in uns auswirkt:
  • Wir erkennen, dass wir arm sind vor Gott. ER ist unser ganzer Reichtum. Keine Form irdisch vergänglichen Reichtums darf daher unser Herz in Besitz nehmen.
  • Wir resignieren nicht angesichts des Unrechts und des Bösen in der Welt, sondern empfinden darüber Schmerz und leiden mit den Betroffenen, stehen ihnen bei und stützen sie.
  • Wir wenden keine Gewalt an, sondern trachten Spannungen und Konflikte mit friedlichen Mitteln zu überwinden.
  • Wir nehmen Ungerechtigkeit und Ausbeutung nicht einfach hin, sondern setzen uns mutig für Gerechtigkeit ein; denn sie ist die Voraussetzung für den Frieden;
  • Wir ahmen das mütterliche Erbarmen Gottes nach, wenn Menschen unschuldige Opfer von missbrauchter Macht und Gewalt geworden sind. Wir sind aber auch barmherzig - wie es unser Vater im Himmel ist[7]- gegenüber Menschen, die versagt haben oder schuldig geworden sind.
  • Wir achten auf unser Herz, damit es nicht durch falsche Gefühle, Gleichgültigkeit, Hass oder Rache verdirbt und unrein wird. Wir werden auf Jesus schauen und ihn bitten: Bilde mein Herz nach deinem Herzen. Ich werde mein Herz fragen, wie würde der Herr diesem Menschen, dieser Situation begegnen.
  • Wir stiften Frieden, indem wir uns nicht zu den Scharfmachern, Hass und Feindschaft Schürenden gesellen, sondern zu den Ausgleichenden und Besonnenen.
  • Wir schlagen nicht um uns, wenn wir um Jesu willen beschimpft, verfolgt und verleumdet werden. Sondern wir schauen auf ihn, der die Schmach des Kreuzes von den Sündern erduldet hat. Er lebt als der Auferstandene beim Vater. Er ist unser Lohn. Darum lassen wir uns von niemand und durch nichts die Freude rauben. Denn wir haben eine herrliche Zukunft, in der Fülle des Lebens und der Liebe im Reich Gottes.
4 Die Gemeinschaft der Heiligen
  • Wir dürfen in Gemeinschaft mit all denen leben, die schon bei Gott vollendet sind. Das schenkt unserer irdischen Existenz den Grundzug der Freude. Haben sie das Ziel erreicht, können auch wir es erreichen.
  • Unsere Zukunft reicht über unsere vergängliche Zeit hinaus und überwindet alles Vergängliche.
„Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter.“[8]
  • Wir werden also von Jesus Christus erwartet. Er hat geliebt hat bis zum letzten Atemzug. Hat sein Blut für uns vergossen zur Vergebung unserer Sünden. Gott hat ihn auferweckt von den Toten. Und der Auferstandene hat uns in der Taufe Anteil geschenkt an seinem erlösenden Tod und seiner selig machenden Auferstehung.
  • In seinem Opfer und Mahl zieht er uns an sich. Erfüllt er uns wie der Weinstock die Reben mit seinem Geist und seinem Leben. In der Freundschaft mit ihm werden wir mehr und mehr Frucht bringen für Gott.
  • Die freundschaftliche Zugehörigkeit zu Jesus schenkt uns den Zugang zu Gott, „Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.“ [9]
  • Der Apostel Judas Thaddäus fragt Jesus, warum er sich nur ihnen und nicht der Welt offenbare.[10] Mit seiner Antwort zeigt ihm Jesus, dass das freundschaftliche Festhalten an Jesus und seinem Wort im Menschen die Tür weit auf macht für Gott. „Mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“[11]
  • Dieses Einwohnen Gottes und Jesu in uns verbindet uns auf wunderbare Weise mit allen Christen auf Erden über alle Grenzen, Sprachen, Nationen und Rassen hinweg. Sie teilen mit uns das gleiche Ziel, die gleiche Hoffnung. Dafür loben und preisen heute die katholischen Christen auf der ganzen Erde Gott.
    Leuchtend geht es nieder
    Leuchtend geht es nieder
  • Sie alle sind unsere Weggefährten, mit der gleichen Hoffnung auf Herrlichkeit, die jetzt schon so wiedieser sonnige durch den Herbst vergoldete Tag in unsere vergängliche Welt hereinleuchtet.
  • Wie das Laub auf den Bäumen in diesen Tagen noch einmal wunderbar farbig aufleuchtet, bevor es zu Boden fällt und stirbt, so ist es auch mit uns. Alle bei Gott vollendeten Menschen mussten sterben, aber nicht in verzweifelter Sinnlosigkeit, sondern unter dem Glanz der Ewigkeit, der durch Jesus Christus in unserem Herzen und uns auch im Sterben aufleuchtet.
 
Mit ihnen singen wir in einem Christushymnus des 5. Jhts.
Christus, du bist der helle Tag,
Dein Glanz durchbricht die dunkle Nacht.
Du Gott des Lichtes kündest uns
Das Licht, das wahrhaft selig macht.


[1] 1.Lesung: Offb 7,2-4.9-14
[2] 2.Lesung: 1 Joh 3,1-3
[3] Mt 5,48
[4] 1 Joh 3,3
[5] Gal 2,10
[6]  Evangelium Mt 5,1-12a
[7] Lk 6,36
[8] Phil 3,20
[9] Joh 14,20
[10] Joh 14,22
[11] Joh 14,23