PredigtenÜbersichtHeilige - Lesejahr II
Homilie zu Mi 17.Wo. II - Jer 15, 10.16-21 Mt 13, 44-46===>> zu den liturgischen Texten ===>> Gottesdienstvorlage ===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen ===>> Predigt als Podcast nachhören oder herunterladen
Umkehren vom Klagen zum Verkünden des Evangeliums[1]
1 Wir Menschen klagen - vor Gott?
- Wenn ich unseren 90jährigen Organisten frage, wie geht es Ihnen? Bekomme ich die Antwort: "Ich kann nicht genug klagen". Angesichts der Weltläufe und der Lage der Kirche wird bei uns auch viel geklagt.
- Vielleicht wäre manches weniger gewichtig, würden wir unsere Klagen wenigstens vor Gott bringen. Der Sänger des Psalms 55 jedenfalls ist davon überzeugt: "Am Abend am Morgen am Mittag seufze ich und stöhne; er hört mein Klagen."[2] Noch mehr, das Klagen vor Gott verwandelt, macht positive Energien frei: "Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet."[3]
2 Jeremia kehrt um vom Klagen
- Menschen, die Gott beruft, seine Zeugen in dieser Welt zu sein, haben so wie Jeremia und viele bis herauf in unsere Tage Grund genug zum Klagen.
- Die Schwerhörigkeit der Menschen kann frustrierend sein. Es ist nicht einfach gegen den von den Medien verbreitenden Meinungsstrom (Mainstream) die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden und die zunehmende Gottlosigkeit, gepaart mit Schmähung, auszuhalten.
- In den dunklen Stunden des geistlichen Misserfolgs können wir Jeremia verstehen, der klagt: "Weh mir, Mutter, dass du mich geboren hast, einen Mann, der mit aller Welt in Zank und Streit liegt... Warum dauert mein Leiden ewig?"
- Doch mitten im Klagen ruft der Herr den Jeremia auf umzukehren aus seiner Auflehnung. Er verheißt ihm: "Wenn du umkehrst, lasse ich dich umkehren, dann darfst du wieder vor mir stehen. Redest du Edles und nicht Gemeines, dann darfst du mir wieder Mund sein."
- Noch mehr! Gott stärkt dem zu ihm umkehrenden Propheten den Rücken für seine Sendung: "Dann mache ich dich für dieses Volk zur festen ehernen Mauer. Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dir zu helfen und dich zu retten - Spruch des Herrn."
3 Gegen alles Beklagenswerte weckt Gott Propheten auf
- Der Heilige Alfons Maria de Ligouri war ein hochbegabter adeliger Senkrechtstarter. Mit 16 war er bereits als Rechtsanwalt und Jurist tätig. Bald merkte er wie wahr das Sprichwort der alten Römer ist: "Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand”.
- Die Ungerechtigkeiten vor Gericht stießen den jungen und begabten Rechtsanwalt Alfonso Maria de Liguori dermaßen ab, dass er sich entschied, Priester zu werden. Er konnte es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, oft ein Anwalt der Lüge zu sein.
- Er hatte sich für Gott, für Jesus und sein Evangelium der Erlösung und Befreiung des Menschen geöffnet. Was Jeremia von sich sagt, scheint mir auch auf den hl. Alfons zuzutreffen: "Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort war mir Glück und Herzensfreude; denn dein Name ist über mir ausgerufen, Herr, Gott der Heere."
- Gott als den Gegenwärtigen erkennend, der für den Menschen in Jesus ganz da ist, wurde für sein Denken und Handeln maßgebend. Statt das Recht zugunsten der Reichen zu beugen, wollte er den Armen die Liebe Jesu Christi verkünden.
- Die Gemeinschaft, die sich um ihn herum bildete, nannte er “Kongregation des allerheiligsten Erlösers”, kurz: Redemptoristen. Auch nach seiner Ernennung zum Bischof der Diözese Sant’ Agatha dei Goti in der Nähe seiner Heimatstadt Neapel suchte er die Nähe des einfachen Volkes. Er predigte klar und mitreißend, saß viele Stunden im Beichtstuhl. Mit 91 Jahren starb er 1787; 1839 wurde er heiliggesprochen.
4 Der Glanz der göttlichen Ordnung und des Evangeliums
4.1 Ist durch den heiligen Alfons zu seiner Zeit bis heute den Menschen aufgeleuchtet.
- Die religiöse Bildung des einfachen Volkes war ihm ein Herzensanliegen. Ich selber durfte dreimal - als Benefiziat in Kronach, als Pfarrer in Münchberg und in Neunkirchen - sehr intensive Volksmissionen mit den Redemptoristen erleben.
- Danken wir Gott für den Glanz, der durch das Leben und die Weisungen seiner Zeugen auf unser Leben fiel und immer noch fällt.
- Unsere westliche Welt ist bedroht durch einen aggressiven Atheismus, durch sittliche Orientierungslosigkeit und Gleichgültigkeit. Es macht Angst, dass die Würde des werdenden menschlichen Lebens und der Behinderten, Alten und Sterbenden auf vielfache Weise in Frage gestellt wird.
Wir wollen diesen Anfechtungen dadurch begegnen, dass wir
4.2 Unsere Salbung zu Propheten in der Taufe neu beleben
- Bitten wir den Herrn, dass der Glanz der Frohen Botschaft auch heute durch uns wenigstens ein bisschen in diese Welt hineinstrahlt und der Liebe und Gerechtigkeit zum Durchbruch verhilft.
- Bitten wir unablässig darum, dass der Herrn heute mitten in der Welt Männer und Frauen erweckt, die sich dem Bösen, der Ungerechtigkeit und der Sinnlosigkeit eines Lebens ohne Gott durch ihr Leben und Beispiel wie eine feste eherne Mauer entgegenstellen.
- Der Herr möge uns vom Klagen und von der Resignation umkehren lassen zu ihm, um wir wieder sein Mund zu werden.
- Die Menschen mögen an uns wahrnehmen, welch ein Schatz und welch eine Kostbarkeit der Glaube an den Gott und Vater Jesu Christi ist, dem ICH-BIN-DER-ICH-BIN BEI EUCH.
- Bitten wir jeden Tag der Herrn, dass die Freundschaft mit ihm dem gekreuzigten und auferstandenen Christus uns die über alle Zeit und Vergänglichkeit hinausreichende Perspektive schenkt:
Wir sind nicht nur für diese Erde geboren, um wieder in ihr zu versinken. Wir sind durch Glaube und Taufe geboren für die Ewigkeit, die Fülle des Lebens, der Liebe und der Beziehung im Himmel Gottes.
[1] Homilie zu den Texten vom 17.Woche II Mittwoch Jer 15,10.16-21; Mk 13,44-46 [2] Ps 55,18 [3] Ps 30,12===>>zum Seitenanfang ===>> zur Übersicht
|