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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homiliein Großenbuch St. Johannes der Täufer

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Menschwerdung heisst auch Ja zum Sterben

1 "Nehmt euch vor den Menschen in acht"
mahnt Jesus seine Jünger, also auch uns im Evangelium. Er weiß wovon er redet.
1.1 Am gefährlichsten sind dabei die religiösen Fanatiker
 denn sie meinen auch noch Gott auf ihrer Seite zu haben. Das war zur Zeit Jesu so, das ist heute nicht anders.
Denken Sie nur daran, wozu religiöse Sekten fähig sind: Vor Jahren operierte die Amun-Sekte in Japan mit Giftgas, um das Gericht über die Japaner zu bringen.
Die Templer-Sekte triebt ihre Anhänger in den kollektiven Selbstmord. Die Zeugen Jehovas tun alles, um diejenigen, die in ihre Fänge geraten sind, von ihren Mitmenschen abzusondern. Sie lehnen die christlichen Feste ab, ja sie lehnen es ab, mit anderen Christen zu beten.
Oder denken Sie das Alkaida Netz oder die im Irak und Syrien und boko Haram in Nigeria, die im Namen Allahs Tod und Verderben über unschuldige Menschen bringen. Es also durchaus angebracht, die Worte Jesu im Evangelium ernst zu nehmen.
1.2 Nehmt euch vor den Menschen in acht
Vielleicht kannte Stephanus diese Mahnung Jesu gar nicht; er ließ sich auf einen Disput mit den Gegnern der Jesusjünger ein. Und er lief ins offne Messer seiner Widersacher, religiöser Fanatiker, die Gott ebenso wie er auf ihrer Seite wähnten. Saulus - der spätere Paulus gehörte - zu ihnen. Bis zu seinem Damaskuserlebnis war er unterwegs, um die Jünger Jesu aufzuspüren und dingfest zu machen.  
Stephanus hat sich einfach auf das Evangelium Jesu verlassen.
1.3 Stephanus war von Jesus überzeugt und legte für ihn Zeugnis ab
Im Gegensatz zu seinen Gegnern, ist er nicht voller Hass und Grimm, greift er nicht zu Gewaltmitteln. Er droht niemanden und bringt niemand um. Er strahlt die Kraft des Geistes Gottes aus. Dem hatten seine Gegner nichts entgegenzusetzen. Als ihnen die Argumente ausgehen, greifen sie zu brutaler Gewalt. "Sie stürmten gemeinsam auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn."       
2 Für den Glauben sterben, macht das Sinn, lohnt sich das?
 Nun sehen wir die Sache einmal ganz nüchtern:  Sterben werden wir alle.
2.1 Man kann wie Stephanus für die eigene Überzeugung sterben.
Stephanus verliert sein Leben, weil er sich zu dem Gekreuzigten als dem von Gott bezeugten Messias bekennt.
Eine große Schar von christlichen Märtyrern hat bis auf den heutigen Tag so Zeugnis abgelegt für den menschgewordenen Sohn Gottes. Und noch nie in der 2000jährigen Geschichte der Christenheit gab es so viele Märtyrer wie im 20. Jahrhundert.
Über ihren Gräbern errichtete man von Anfang an Altäre. So befindet sich auch unter oder auf dem Altar ein solches Märtyrergrab. An der Stirnseite des Altares in Großenbuch haben wir das Märtyrergrab sogar sichtbar vor Augen. Die das Grab verschließende Metallplatte zeigt die Inschrift : "Zeugen Christi".
Die Christen der ersten Jahrhunderte haben eine tiefe mystische Erfahrung gemacht. Sie hat sich in dem geflügelten Wort  niedergeschlagen: »Sanquis Martyriorum Semen Christianorum. Das Blut der Märtyrer ist der Same der Christen.« Dieses Glaubenszeugnis war so überzeugend, dass viele trotz der Gefahr für Leib und Leben Christen wurden.
2.2 Wir können natürlich auch sterben durch Krieg und Gewalttaten.
Die beiden Weltkriege, die in der ersten Hälfte 20. Jahrhunderts tobten, haben Millionen Menschen das Leben gekostet. So geht es, wenn Hass und Verblendung die Menschen zur Gewalt treiben.    
2.3 Wir können sterben an unheilbaren Krankheiten
an Herzinfarkt, Krebs, an Altersschwäche. Der Tod kommt über jeden. „Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen. Wer ist, der uns Hilfe bringt, dass wir Gnad erlangen? Das bist du Herr aleine.“[1]
2.4 Das mit dem Märtyrertod besiegelte Lebenszeugnis war für die Märtyrer der sinnvollste.
Sie haben ihn auf sich genommen, weil sie an die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott glaubten. Den Himmel offen und den auferstandenen Christus zur Rechten Gottes stehen sehend, konnte Stephanus seinen Mördern verzeihend sterben.
                  Was hat dies alles mit Weihnachten zu tun? Sehr viel!
3 Als Gott Mensch wurde, wurde er es ganz
In einem modernen Herz-Jesu-Lied heißt es: "Jesus lebt unser Leben. Jesus trug unsre Sünden. Jesus starb unsern Tod. Gott hat ein Herz für den Menschen: Jesus ist einer von uns." AGL 562
3.1 Menschwerdung hieß für Gott auch Ja zum Sterben
Er hat uns in Jesus vorgelebt, dass wir auch im Sterben von ihm gehalten sind. "Vater in deine Hände lege ich meinen Geist"[2] sind seine letzten Worte.
Weil er uns auch im Sterben vorausging, können wir - ganz gleich welchen Tod wir erleiden - mit Stephanus angesichts des Todes sprechen: "Herr Jesus, nimm meinen Geist auf."[3]   
         Menschwerdung, bedeutet Ja zum Leben und Ja zum Sterben: Krippe und Kreuz sind aus dem selben Holz. Sie gehören zusammen.
Das hat Matthias Grünewald in sein Weihnachtsbild hineingemalt, von dem eine Kopie in der Filialkirche St.Johannes der Täufer in Großenbuch hängt. Links vom Jesuskind unter den Bienenstöcken ein großes Kreuz, und drüber in der Tür, die zu dem Ort führt, über den ein Gewitter aufzieht, wieder ein Kreuz.
Die Kirche feiert einen Tag nach Weihnachten also in der Weihnachtsoktav beides nebeneinander – Krippe und Kreuz – Leben und Tod.
3.2 Kinder begreifen das Geheimnis der Menschwerdung
 den tiefen Sinn des Weihnachtsfestes oft unmittelbarer als wir Erwachsene. Vor Jahren ging ein Vierjähriger nach der Kindermette zu dem in der Krippe vor dem Altar liegenden Jesuskind hin und schaute es an. Dann fragte er seine Mutter: "Darf ich es streicheln?" "Freilich darfst du das",  sagt sie.
Er streichelt ehrfürchtig das Jesuskind. Dann sagte er ganz ernst zu dem Jesuskind: "Armer Jesus, wenn du groß bist werden sie dich ans Kreuz nageln."
4 Weihnachten – unschuldiges Weiß. Blutiges Rot
steht über dem
4.1 Leitartikel der Weihnachtsausgabe einer großen Tageszeitung:
Der Jubel der weihnachtlichen Gesänge ist noch nicht verhallt, da wechselt am 26. Dezember die Farbe der liturgischen Gewänder von unschuldigem Weiß zu blutigem Rot.
Das Kind ist kaum geboren, da will die Liturgie daran erinnern, dass Leute wie Stephanus, die in die Nachfolge Jesu getreten sind, als Märtyrer mit dem Leben dafür bezahlten, wenn sie Gott sagten und für die Rechte der Menschen eintraten.[4]
Die auf der linken Seite des früheren Hochaltars unserer Pfarrkirche St. Michael stehende
4.2 Figur des Diakons und Märtyrers Stephanus hält in der Hand eines Siegespalme
Zu ihren Füßen liegen Steine. Den Christen werden heute bei ihrem Glaubenszeugnis nicht nur Steine in den Weg gelegt, sie werden gefoltert, vergewaltigt, gequält und vertrieben. In ihnen wird Christus vefogt.
Und doch ist wie für Stephanus für sie und für uns alle der Himmek offen.  Deshalb werden wir für Jesus, den menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Christus Zeugnis ablegen und seine Liebe leben, auch wenn es gefährlich wird oder wenn wir kein Danke und keinen irdischen Lohn zu erwarten haben. Denn die Pforte der allmächtigen Barmherzigkeit im Himmel ist durch Christus offen und wir werden dort bei Gott von ihm erwartet.


[1] NGL 503
[2] Lk 23,46
[3] Apg 7,59
[4] FAZ 24.Dez. 2015 Leitartikel von Daniel Deckers