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2011 und Heilige

Predigt zum Fest des heiligen Kaisers Heinrich in Neunkirchen St. Michael am 13. Juli 2011 in Zell St. Heinrich

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Steinmosaik von Alfred Heller in Zell St. Heinrich Kuratie Sparneck
  Heinrich und Kunigunde bringen dem apokalyptischen Lamm
  Christus die Krone ihres Lebens dar, Ihr Leben für die Menschen und
  die Kirche Gottes
Steinmosaik von Alfred Heller in Zell St. Heinrich Kuratie Sparneck
Heinrich und Kunigunde bringen dem apokalyptischen Lamm
Christus die Krone ihres Lebens dar, Ihr Leben für die Menschen und
die Kirche Gottes
Ende als Vollendung
[1]

Die Kirche feiert das Gedenken ihrer Heiligen in der Regel an deren Todestag.
Das Ende Ihres irdischen Lebens ist zugleich ihre Vollendung, die Geburtsstunde nicht mehr in ein vergängliches Leben, sondern hinein in die Fülle des Lebens bei Gott, in die ewige Seligkeit.

Schon immer haben daher die letzten Wochen und Tage vor dem durch Sterben und Tod beginnenden Neugeburt des Menschen das besondere Interesse ihrer Biografen gefunden.[2]

1 Regieren voller Strapazen

Regieren war durch das ganze Mittelalter hindurch bis herauf in die Neuzeit ein strapaziöses Geschäft. Es gab keinen festen Regierungssitz. Politik verlangte vom Regierenden ständige Bewegung. Der König und erst recht der Kaiser musste im Land präsent sein. Er zog von einer Kaiserpfalz, einem Reichskloster, von einem Bischofssitz zum anderen.

Es gab weder Eisenbahn noch Flugzeug, keine noblen Staatskarossen, sondern man war auf dem Rücken der Pferde unterwegs. Es gab kein Telefon und kein Internet. Aber dennoch war eine ausgefeilte Logistik, ein funktionierendes Botensystem, eine gut ausgebildete Truppe zum Schutz des Königs oder Kaisers nötig. Schauen wir heute an seinem Todestag auf

1.1 Die letzten Wege Heinrichs

Ich lade sie ein, die letzten Monate mit Kaiser Heinrich und Kaiserin Kunigunde wenigstens geistig mitzugehen, um zu erahnen, wie groß die den damals regierenden Menschen und ihrem Begleitpersonal abverlangten Strapazen waren.

Vo ein paar Jahren war ich im Elsass. Am Samstag vor dem Dreifaltigkeitssonntag machte ich einen Ausflug nach Basel in der Schweiz. In der Münsterkirche erlebte ich eine eindrucksvolle Vesper der reformierten Gemeinde. Dort im und am Münster begegnete ich auch Kaiser Heinrich und Kaiserin Kunigunde.

Basel ging nach Verhandlungen im Jahr 1006 mit dem Burgunderkönig Rudolf III. vorerst als Pfand an den deutschen Kaiser Heinrich II. über. Zu den großzügigen Schenkungen Heinrichs an die Stadt gehörten neben Land, verschiedenen Reliquien und dem goldenen Altar Antependium (heute im Musée de Cluny, Paris) auch die finanzielle Unterstützung des Münsterneubaus.

Dieses wurde im Jahr 1019 von Bischof Adalbero in Gegenwart Heinrichs und Kunigunds geweiht. Beide wurden später bis zur Reformation als Stifter und Heilige der Stadt verehrt. Von Basel nach Bamberg sind es heute auf der Autobahn etwa 471km.

1.2 Heinrichs letzte Rast in Bamberg

Nach einer großen Reise an die französische und burgundische Grenze traf das Kaiserpaar im Dezember 1023 wieder in Bamberg ein und feierte hier das Weihnachtsfest. So hielten sie es immer.

Ihre pflichtgemäßen Reisen durch das Land planten sie stets so, dass sie die Feste der Christenheit immer in einer Bischofskirche mitfeiern konnten. Auch daran könnten sich unsere Gruppen und Vereine ein Vorbild nehmen, wenn sie ihre Ausflüge planen.
 Kennzeichnend für das Kaiserpaar ist

1.3 Die Einheit von Gottesdienst und Leben

Regieren und Gott anbeten, Kämpfen gegen die Feinde des Reiches und der staatliche Ordnung geleitet vom Evangelium gehörten bei Heinrich und Kunigunde zusammen.

Bei der Liturgie waren sie nicht nur anwesend, sondern feierten aktiv den Gottesdienst mit. Die im Bamberger Domschatz ausgestellten liturgischen Gewänder zeigen die Tunika des Kaisers Heinrich. Er trug sie, wenn er in der Funktion des Diakons das Evangelium verkündete. Auch Kunigunde nahm in Liturgischer Kleidung am Gottesdienst teil. Wie das von ihr beim Gottesdienst getragene Pluviale im Domschatz zeigt.

So wurde vor dem ganzen Volk sichtbar, dass das Kaiserpaar nicht sich selber diente, sondern seinen königlichen Dienst für Gott und die Menschen im Geiste Jesu Christi ausübend verstand.

Bei der Königskrönung waren ja beide vom Bischof gesalbt worden. So wurde augenfällig, dass sie als Getaufte und Gefirmte teilhaben am Königtum des Dienstes unseres Herrn Jesus Christus.

1.4 Heinrichs letzte Reise auf Erden

Die vorausgegangenen Strapazen hatten Heinrichs Gesundheit schwer zugesetzt; ein altes Steinleiden plagte ihn mit neuer Heftigkeit. So verbrachte der Kaiser die ersten Monate des Jahres 1024 krank und von Schmerzen heimgesucht in seiner Stadt Bamberg.

Kurz vor Ostern jedoch begab er sich mit seiner Gemahlin und kleinem Gefolge wieder auf den Weg. Er besuchte Magdeburg und beging mit dem dort neu eingesetzten Bischof das Fest der Auferstehung Christi, nicht nur mit feierlichen Gottesdiensten, sondern nach seiner Gewohnheit auch mit reichen Gaben an das Bistum und an die Armen der Stadt.

Danach setzte er seine Reise fort und feierte Pfingsten in Goslar, wo er auf Bitten der Kaiserin eine Schenkungsurkunde für das Kloster Fulda ausstellte, Es war die letzte Urkunde seines Lebens mit den prophetischen Worten über die heraufziehende Zeit, wo "die Ungerechtigkeit überhand nimmt und die Liebe erkaltet".

2 Unterwegs - das irdische Ende

Weiter nach Westdeutschland sollte die Reise gehen. Aber das kaiserliche Paar gelangte nur noch bis zu seiner Pfalz Grona bei Göttingen, da übermannten Heinrich wieder Fieber und heftige Schmerzen. Überdies ereilte ihn hier die Trauerkunde vom Tod des Papstes Benedikt VIII. Dieser hatte ihn 1014 in Rom zum Kaiser gekrönt. Heinrich hatte gehofft zusammen mit dem Papst das begonnene Werk christlicher Erneuerung fortführen zu können.

Der Einundfünfzigjährige erkannte, dass auch er an der Schwelle des Todes stand. Er nahm herzlichen Abschied von Kunigunde, die ihm länger als ein Vierteljahrhundert treue Gefährtin und Mitregentin gewesen war. An seinem Sterbelager verabschiedete er sich auch von den anwesenden Bischöfen und Reichsfürsten. Am 13. Juli 1024 schloss er die Augen für diese vergängliche Welt. Er starb unterwegs zu seinem Volk, zu seinen Aufgaben, zu seinem Gott.

Auf seinem eigenen Wunsch wurde sein Leichnam nach Bamberg gebracht und dort in dem vom ihm errichteten und 1012 geweihten ersten Dom beigesetzt. Kaiser Heinrich und Kaiserin Kunigunde sind auch nach 1000 Jahren für uns ein Beispiel eines in Verantwortung vor Gott gelebten christlichen Glaubens.
Schauen wir auf in einem dritten Abschnitt auf

3 Das Fundament ihres Wirkens für Reich und Kirche

3.1 Heinrich und Kunigunde waren schriftgemäße MENSCHEN
Also Menschen, die sich an der Heiligen Schrift orientierten. Bei vielen Einweihungen von Bischofskirchen waren sie anwesend und hörten in der Lesung das bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem gesprochene Gebet des Königs Salomon. Wie dieser erbaten und bewahrten sie sich zeitlebens „ein hörendes Herz“, um ihre königliche Aufgabe im Sinne Gottes ausführen zu können, gerecht und klug zu urteilen, zu unterscheiden zwischen dem was gute oder böse Auswirkungen hat.[3] Nicht immer wurden bis heute die Folgen politischer Beschlüsse bedacht.

3.2 Heinrich und Kunigunde hatten in ihrer Jugend eine tiefe religiöse Erziehung erfahren.

Das möchte ich auch unseren Kindern und Jugendlichen heute wünschen. Sich religiös weiterzubilden, das Glaubenswissen zu vertiefen, ist auch uns zeitlebens aufgetragen. Nur dann verwalten wir als Staatsbürger, als Glieder der Kirche vor Ort, als Kirche von Bamberg das Erbe Heinrichs und Kunigunds richtig.
Allen Jugendlichen empfehle ich daher wärmstens den YouCat. (Vorzeigen!) Er wäre auch ein wunderbares Geschenk für junge Leute.

3.3 Heinrich und Kunigunde verstanden ihre königliche Aufgabe als von Christus selber übertragen und ihm verantwortlich.

So werden sie auch in den berühmten Evangeliar, das Kaiser Heinrich für die Kirche von Bamberg auf der Reichenau anfertigen ließ, dargestellt. Ähnlich hat es auch der Künstler Alfred Heller auf meine Anregung hin hier in Zell St. Heinrich in einem Steinmosaik kunstvoll dargestellt.
Papst Benedikt schreibt in seinem Jesusbuch Bd. II/S.116: „Für die Jüngergemeinschaft aller Zeit muss es kennzeichnend sein, dass sie im Gesandtsein von Jesus her steht.“

4 Welche Tugenden können wir von Heinrich und Kunigunde lernen?

4.1 Charakterliche Erziehung und Bildung im Geist des Evangeliums
Wenn wir unsere Aufgabe in der Welt und im Leben wirklich im Sinne Gottes ausfüllen wollen, bedürfen Kinder aber auch wir Erwachsenen einer ständigen intensiven vom Geist des Evangeliums geprägten charakterlichen Erziehung und Bildung.
Wir werden daher lebenslang an uns arbeiten, damit wir wie Petrus in der 2. Lesung sagt,
"mit unserem Glauben die Tugend verbinden,
mit der Tugend die Erkenntnis,
mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung,
mit der Selbstbeherrschung die Ausdauer,
mit der Ausdauer die Frömmigkeit,
mit der Frömmigkeit die Brüderlichkeit
und mit der Brüderlichkeit die Liebe.“[4]

Solche Tugenden nehmen die Trägheit von uns und vermeiden, dass unser Tun und Leben unfruchtbar wird.[5] Wenn wir Christus in all unserem Denken und Tun zulassen, dazu seinen Geist erbittend von ihm durchdrungen werden, dann wird unsere Berufung wie bei Heinrich und Kunigunde Bestand haben.[6]

4.2 Das Christsein der Heiligen befördert unser Christsein

Daher schaut die Kirche auf die HEILIGEN. Heinrich und Kunigunde haben ihren königlichen Auftrag nicht als Möglichkeit zur persönlichen Bereicherung gesehen. Sie haben ihre Macht auch nicht missbraucht, um ein möglichst geruhsames und angenehmes Leben zu führen. Sie zeigen uns vielmehr auch noch nach 1000 Jahren:

Bei allen uns übertragenen Aufgaben darf es nicht darum gehen, uns selber zu dienen, sondern den Menschen, die uns anvertraut sind. Mit unseren Fähigkeiten und unserem Vermögen im weitesten Sinn sollen wir in Kirche und Welt uns einsetzen. Durch uns will Christus sauerteiggleich mit seiner Liebe und seinem Geist die Wirklichkeit durchdringen. So werden wir unserer königlichen, priesterlichen und prophetischen Aufgabe als Christen gerecht.

5 Es lohnt sich Zeit, Fähigkeiten und Geld dafür zu investieren

5.1 Wer sich einsetzt wird belohnt

Haben wir im Evangelium gehört. Geld spielt heute in allen Bereichen des Lebens, auch in der Kirche, eine wichtige Rolle. „Man könne nie genug davon haben“, meinen viele.
Aber wie gehen wir damit um? Wie und wozu gebrauchen wir es? Es gibt Menschen bei uns, die müssen jeden Euro zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. Wissen oft nicht, wie sie bis zum Ende des Monats klar kommen sollen. Familien, besonders Alleinerziehende können ein trauriges Lied davon singen.

In Evangelium wird der Diener des wiederkommenden Königs gelobt „Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Herr über zehn Städte werden.“ Gott vertraut darauf, dass wir mit dem uns Anvertrautem zuverlässig umgehen. Er erwartet, dass wir mit dem uns geschenkten Fähigkeiten und unserem Vermögen in seinem Sinne wirtschaften.

5.2 Wofür investieren wir unser Geld, vor allem wenn wir genug davon haben? Wofür setzen wir unsere Fähigkeiten ein?

Kaiser Heinrich nahm reichen Kirchen und Klöstern einen Teil ihres Reichtums einfach weg und gab es armen Gemeinden und Klöstern, damit diese überhaupt eine Startmöglichkeit hatten.

Es bedarf sowohl in unserem persönlichen Leben, aber auch in der Kirche eines wachen, klaren und selbstlosen Blicks, wofür wir Geld ausgeben müssen und wofür nicht, was unbedingt nötig ist und was verschwenderisch.

So können wir von Kaiser Heinrich und Kunigunde auch nach 1000 Jahren noch viel lernen. Wie gut, dass sie am Anfang der Geschichte der Kirche von Bamberg stehen von der wir ein Teil sind.


[1] 2. Völlig überarbeite Auflage – 1-Ls. 1 Kön 3,5-6.9-14; 2.Ls: 2 Petr 1,3-11; Evang. Lk 19,12-26
[2] Dr. Georg Beck, St. Heinrich und St. Kunigunde S. 38 ff.
[3] 1 Kön 3,12
[4] 2 Petr 1, 5b.-7
[5] 2 Petr 1,8
[6] 2 Petr 1,10