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2008 Heilige

Homilie zu 2 Kor 1,3-11 und Confessiones Buch XI Artikel 29 und 30 am Fest des Hl Augustinus

Der heilige Augustinus mit entflammtem Herzen, Neunkirchen St. Michael Hochaltar 1741
Der heilige Augustinus mit entflammtem Herzen, Neunkirchen St. Michael Hochaltar 1741
Drei Familien unserer Pfarrei mit insgesamt 12 Kindern sind von schwerer Krankheit einmal des Vaters und zweimal der Mutter heimgesucht. Wie dem begegnen? Was tröstet, was gibt Kraft, was schenkt Heilung? Die Predigt am Fest unseres 2. Pfarrpatrons, des heiligen Augustinus, ist ein Versuch zu trösten und zu ermutigen.

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Getröstet trösten [1]

Leben in der Zeit

Im 11. Buch seiner Autobiografie den Confessiones denkt Augustinus über die Zeit nach. Mittendrin bekennt er ehrlich: "Und doch bekenne ich Dir, Herr, ich weiß immer noch nicht, was Zeit ist." Nach weiterem Nachdenken sagt er zu sich: "In dir, mein Geist, messe ich die Zeiten." In begrenzter Zeit vollzieht sich sein Leben, sein Christsein. Augustinus beeindruckt uns gerade deshalb so stark, da er uns teilhaben lässt an seinen Irrwegen, seine Kämpfen, die schließlich doch in den Sieg des Glaubens münden.

Quelle Heilige Schrift

  • Die Heilige Schrift des ersten, wie des zweiten Testaments ist die Quelle, aus der sich sein Ringen um die Wahrheit und den Glauben speist. Sein Blick und seine Sehnsucht gehen in die Zukunft. "Gewiss, Künftiges 'ist' noch nicht, aber dennoch ist im Geiste Erwartung des Künftigen."
  • Das Künftige in diesem Leben ist nicht immer schön. Das Leben hat auch seine dunklen Seiten. Auch der Christ wird von Sorgen und Ängsten geplagt, Krankheit und Krieg können das Leben bedrohen, Zweifel an Gottes Gegenwart und Liebe nagen an uns bei Schicksalsschlägen.
  • Im 11. Buch Kapitel 29 seiner Bekenntnisse klagt Augustinus: "Noch aber schwinden meine Jahre in Seufzen dahin." Irrlehren zerrissen die Einheit der Christen. Raubend und plündernd bedrohten die Horden der Vandalen Rom und Nordafrika. Das Leben war alles andere als sicher. Der Blick in die Zukunft verdüsterte sich. Aber gerade in solchen Lebenssituationen zeigt sich, was trägt: Es ist

Das Feststehen in Gott

  • Augustinus versinkt nicht im Seufzen über die dahinschwindenden Jahre seines Lebens inmitten schlimmer Zeitläufe. Gerade darin stellt er sich auf festen Grund und bekennt Gott ansprechend: "Und nur du bist mein Trost." Wir spüren wie er inmitten des Dahinschwindens seiner Jahre, inmitten der Bedrohungen und Kämpfe in Gott feststehend getröstet lebt und handelt.
  • Er ist geprägt vom Lobpreis des 2. Korintherbriefs auf "den Gott und Vater Jesu Christi unseres Herrn den Vater des Erbarmens und den Gott allen Trostes." Dieser Gott spricht zu ihm durch den Propheten Jesaja: "Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott." [2] Von diesem Gott lässt er sich durch den Mund des Jesaja Mut machen: "Ich bin es, ja ich, der euch tröstet. Was hast du, dass du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, vor Menschen, die dahinschwinden wie Gras?"[3] Weil er in der Heiligen Schrift zuhause war, durfte er die Worte Gottes vernehmen: "Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.[4]"
  • Jerusalem, das ist im Neuen Testament die Kirche des Herrn, die Gemeinschaft der Glaubenden. Immer kommt es darauf an, dass der Trost echt ist.

Falscher Trost ist kein Trost

  • Trost der Gott außer Acht lässt ist kein Trost. Nicht nur in biblischer Lebenszeit, auch in der des Augustinus und auch heute gibt es den leeren Trost. Bei Propheten Sacharja heißt es: "Die Hausgötzen redeten Falsches; die Wahrsager schauten Lügen. Sie verkündeten nichtige Träume und spendeten leeren Trost."[5] Auch heute tummeln sich heute Sekten, Wahrsager, an Heil- und Glücksbringer.
  • Die Folgen sind katastrophal: Die innere Einheit der menschlichen Gemeinschaft zerbricht, verliert ihren Halt, weiß nicht mehr wo es lang geht. Bei Sacharja sehen die Folgen so aus: "Darum wurde das Volk weggetrieben wie Schafe und geriet ins Elend;denn es hatte keinen Hirten."[6]
  • Wie protzen die Reichen der Welt mit ihrem Reichtum, wie setzen sich die Mächtigen wie Russland und China über das Völkerrecht hinweg. Ihnen gelten die Weh- und Gerichtsrufe des Evangeliums: "Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten." [7]Augustinus hat in seinen Büchern über den Gottesstaat ausführlich aufgezeigt, wie wichtig für die Zukunft der Völker und Menschen die Bindung an Gottes Gebote, an Gottes Gerechtigkeit ist. Wie aber werden wir fähig andere zu trösten? Auch wir sind

Trostbedürftige Tröster

Wer trösten will, der muss selber ein Getrösteter sein. Wer sich selber mit irdischen Dingen meint trösten zu können, wird schnell ein Abhängiger, ein Süchtiger.

  • Augustinus sucht wie Paulus seinen Trost bei Gott. Er weiß sich in aller Zerfahrenheit des Lebens als ein von Gott durch Jesus Ergriffener. In Gott sind seine sündige Vergangenheit und seine im Glauben angestrebte Zukunft aufgehoben. Es sprudelt nur so aus ihm heraus:
"Dein Erbarmen ist größer als das Leben.
Mein Dasein ist bloß dahingelebte Zeit.
Doch deine Hand hat mich aufgenommen
in meinem Herrn, dem Menschensohn,
dem Mittler zwischen dir, dem Einen,
und uns, den vielen.
Die wir uns zerstreuen inmitten der Dinge
Und aus ihnen leben.
Ihn will ich ergreifen, der mich schon ergriffen hat.
Der mich aufgenommen hat aus der Leere meiner Tage,
Dass ich dem Einen folge.
So vergesse ich, was vergangen ist,
Und strecke mich nicht aus nach dem,
Was in Zukunft vergehen wird,
Sondern nach dem, was ewig bleibt."

  • Sein Leben und seine Zukunft ganz in Gott festmachend erfährt er sich als von Gott getröstet, wird an ihm und durch ihn wahr, was Paulus im 2 Kor schreibt: "Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden." [8]
  • Selbst die über uns kommenden Leiden, können zum Trostspender werden, wenn sie mit den Leiden Christi verbinden: "Wie uns nämlich die Leiden Christi überreich zuteil geworden sind, so wird uns durch Christus auch überreicher Trost zuteil."[9]
  • Als vorbildlich Leidtragender werden die Not und die Leiden des Paulus seinen Mitchristen zum »Trost und Heil«. Sie haben die gleichen Leiden zu ertragen. Aber sie haben nicht nur mit ihm an den Leiden teil, sondern auch am Trost.

Der Freude des Herrn entgegeneilen

  • Hören wir zum Schluss wie Augustinus von Gott getröstet seinen Weg wahrhaftig zu Ende geht ohne ihn schönzureden. "So will ich, gesammelt und achtsam, der Freude deines Hauses entgegeneilen, wo ich deinem Lobgesang lausche und deine unvergängliche Freude erfahre.“ Wir spüren, die Mitte seines geistlichen Lebens ist der Gottesdienst mit der Gemeinde der Glaubenden im Haus des Herrn.
  • Paulus ist ihm und uns ein Vorbild. Gott ist der Gott, der die Toten auferweckt. In der Auferweckung Jesu hat sich Gottes Macht gezeigt. Paulus hat in seiner Erschöpfung und Bedrängnis am Leben verzweifelnd sein Todesurteil hingenommen und sein Leben ganz in die Hand Gottes gegeben. Seine Kraft und sein Lebenswille waren verbraucht. So blieb ihm nur noch eines: Er setzte sein ganzes Vertrauen auf Gott, der die Toten auferweckt.
  • Gerade darin macht er eine wunderbare Erfahrung: Gott rettet ihn aus dieser großen Todesnot, ja er rettet ihn immer noch. Darum sagt er, „ruht unsere Hoffnung auf ihm, dass er uns auch in Zukunft retten wird.“
  • Als er sich ganz in die Hand seines die Toten auferweckenden Gottes gegeben hat, darf er auch die Korinther bitten, für ihn und seine Begleiter zu beten, damit viele Menschen das wunderbare die Todesnot besiegende Wirken Gottes erleben und zusammen mit Paulus Gott Dank sagen.
  • Wie Paulus so lebt und glaubt auch Augustinus wirklichkeitsnah: „Noch sind meine Jahre voller Seufzen, doch du, Herr, bist mein Trost. Du bist mein ewiger Vater. Ich lebe dahin in der Zeit und kenne ihren Ablauf nicht. In unstetem Wechsel sind zerfahren mein Denken und das Innerste meiner Seele, bis ich ganz eins werde in dir, gereinigt und geläutert im Feuer deiner Liebe."

[1] Lesung 2 Kor 1,3-10; Augustinus Confessiones 11 Buch Artikel 29+30; Confessiones Lateinisch-Deutsch, Übersetzung Joseph Bernhart, Kösel Verlag 1955; Augustinus – Gib mir ein Herz, das an dich denkt, Gebete S.38f.
[2] Jes 40,1
[3] Jes 51,12
[4] Jes 66,13
[5] Sach 10,2
[6] Sach 10,b
[7] Lk 6,24
[8] 2 Kor 1,4
[9] 2 Kor 1,5

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