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2009 (B)

Homilie am 11. Sonntag B2009 im Altenpflegeheim St. Elisabeth Neunkirchen am Brand

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 Entwurzelt - einwurzeln in Christus
Die Älteren in unserem Volk erinnern sich

noch an die Flüchtlingsströme am Ende des 2. Weltkriegs. An die Vertriebenen, die nach dem Krieg aus dem Sudentenland z.B. nach Bayern kamen. Zu Flucht und Vertreibung kamen noch die Entwurzelung und die Heimatlosigkeit hinzu.
Immer sind auf der Welt Hunderttausende auf der Flucht. Verursacht durch Krieg und Bürgerkrieg, durch Naturkatastrophen und Hunger.

Entwurzelt

  • Die erste Lesung aus dem Propheten Ezechiel berichtet heute von einem großen Teil des Volkes Israel, das nach einem verlorenen Krieg nach Babylonien verschleppt wurde.
  • Die Menschen sind entwurzelt, in der Fremde verunsichert, in einer hoffnungslosen Lage. Sie selbst können nicht mehr viel tun.
  • In dieser Situation tritt der Prophet Ezechiel als Mutmacher auf. Gott aber wird dieses Unheil wenden, wenn sein Volk ihm vertraut. So wie Gott hinter der Natur und der ganzen Schöpfung steht, so auch hinter seinem Volk.[1]

Eingepflanzt

  • Dem Bild des Einpflanzens dürfen auch wir vertrauen: Gott sorgt für unser Leben, auch wenn Widrigkeiten unser Leben schwer machen. Der Christ ist und bleibt eingepflanzt in den Weinberg Gottes ganz gleich, wo er sich befindet.
  • Ich denke immer noch daran, wie mir eine Frau aus Oberschlesien nach Flucht und Vertreibung erzählte, wie glücklich sie war, als sie nach Neunkirchen kommend eine katholische Kirche und Gemeinde vorfand. Da Gott auch in schwerer Zeit für uns soft, dürfen wir als Christen mit dem Psalm 92 singen:
"Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, deinem Namen, du Höchster zu singen, am Morgen deine Huld zu verkünden und in den Nächten deine Treue."[2] Denn wir sind

In der Fremde beim Herrn zuhause

  • Das moderne Leben zwingt viele beruflich viel unterwegs zu sein, nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in Amerika, Asien und Afrika. Die Gefahr ist groß, den Kontakt mit der Kirche des Herrn zu verlieren, von den heimatlichen Wurzeln sich zu lösen, ohne woanders neu verwurzelt zu sein.
  • Zuversichtlich darf aber sein, wer zwar wie der Wandermissionar Paulus den Korinthern schreibt, fern vom Herrn irgendwo auf dieser Erde lebt. Wer aber mit Christus verbunden lebt, ob er daheim oder in der Fremde ist, wer seine Ehre sucht, ihm zu gefallen, ob daheim oder in der Fremde, der hat seine Heimat im Himmel. "Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter."[3]
  • Es wäre gut, in der Fremde nach Katholischen Gemeinden Ausschau zu halten, mit ihr Gottesdienst zu feiern, ob das im Urlaub in Spanien oder in China ist. Denn die Kirche überall auf der Welt ist der Leib des Auferstandenen, ist das Haus des Herrn, in dem er wohnt und begegnen will.
  • Der Antwortgesang verheißt den im Hause des Herrn und seiner Kirche Eingepflanzten, dass sie gedeihen. "Sie tragen Frucht noch im Alter und bleiben voll Saft und Frische."
  • Wer so im Hause des Herrn in seiner Kirche lebt macht die Erfahrung, die zum Zeugnis vor den Menschen wird: "Gerecht ist der Herr; mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.[4]"

Unsicherheit und Zweifel überwinden

  • Aus der 2. Lesung aus den 2. Korintherbrief[5] hören wir heraus: Auch das normale christliche Leben der Urgemeinde, die sich als Fremdling in der Welt erlebte, war geprägt von Unsicherheit und Zweifel. Wer einen Gekreuzigten verehrt, wurde oft nicht verstanden. Das gilt auch für unsere Zeit.
  • Jesus allein gibt die Kraft, über das Hier und Heute, über Leid und Schmerz hinweg zu sehen und in Gott eine neue Heimat zu finden. In diesem Sinne beten wir in der Begräbnismesse. »Denn deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen. Und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet«[6]

Die selbstwachsende Saat

Zu der Hoffnungsgeschichte des heutigen Evangeliums von der selbst wachsenden Saat gibt es eine schöne Geschichte:
  • Einmal herrschte eine große Trockenheit in einem Gebiet südlich der Sahara. Das Steppengras kümmerte dahin, die Tiere fanden kein Wasser mehr, die Wüste war ständig im Vormarsch. Selbst dicke Bäume und an Dürre gewohnte Sträucher sahen ihrem Ende entgegen. Brunnen und Flüsse waren längst versiegt.
  • Nur eine einzige Blume überlebte die Trockenheit. Sie wuchs nahe einer winzigen Quelle. Doch auch die Quelle war dem Verzweifeln nahe: »Wozu mühe ich mich wegen einer einzigen Blume, wo doch ringsum schon alles dürr ist«? Da beugte sich ein alter Baum über die kleine Quelle und sagte, ehe er selbst starb: »Liebe kleine Quelle, niemand erwartet von dir, dass du die ganze Wüste zum Grünen bringst. Deine Aufgabe ist es, einer einzigen Blume Leben zu spenden, mehr nicht«.

Das heutige Evangelium macht Hoffnung

  1.  denen, die es schwer haben, und auch denen, die an der Quelle sitzen. Deshalb erinnern wir uns als Christen immer wieder daran, was unser »Osterbekenntnis« ist und wo unsere Kraftquellen liegen. Was der alte Baum der kleinen Quelle sagt, soll jedem Mut machen. Niemand muss sich überfordern, keiner muss alles bewegen, jeder ist an dem Platz gefordert, an dem er steht und zu dem ihm seine Fähigkeiten gegeben sind. Was einer tun kann, das soll er tun, jeder dort, wo er lebt und arbeitet, wo ergeht und steht.

 

Bei der Flurprozession bekennen wir vor aller Öffentlichkeit:
  • Nicht wir sind die Herren der Welt, sondern Gott ist der Herr der Schöpfung. Er gibt sie uns zum verantwortlichen Gebrauch. Er hat sie uns anvertraut als kostbares Gut, das auch den künftigen Generationen vorübergehende Heimat, Nahrung und Freude geben soll.

Dieses Zeugnis ist nötiger denn je.

Denn mit großem Propaganda-Aufwand werben Atheisten wieder offen für die Gottlosigkeit. Leider ist heute schon vergessen, dass es die atheistischen Systeme des 20.Jhts., des Kommunismus und des Nationalsozialismus waren, die den Menschen ihre Würde nahmen, schonungslos mit Natur und Mensch umgingen. Gut war für sie alles, was dem Sieg des Systems nützte, sei es Mord an Andersdenkenden, sei es Krieg, um den eigenen Lebensraum und die eigene Macht auszuweiten.

Wir aber vertrauen Jesus Christus,

der ein Herz für uns Menschen hatte, der nicht tötete, sondern sich töten ließ, um wie ein in die Erde fallendes Weizenkorn zu werden, aus dem neues Leben wächst: Gottes Reich. Gott preisend haben wir daher im Halleluja Ruf vor dem Evangelium gesungen. "Der Samen ist das Wort Gottes, der Sämann ist Christus. Wer Christus findet, der bleibt in Ewigkeit."[7]


[1] Ez 17, 22-24
[2] Ps 92,2+3
[3] Phil 2,20
[4] Ps 92,16
[5] 2 Kor 5, 6-10
[6]  Präfation für Verstorbene II
[7] Ruf vor dem Evangelium

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