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2009 (B) Osterzeit Kirchweih

Homilie am 4. Ostersonntag und Kirchweihfest der Filialkirche Johannes d. Täufer in Großenbuch

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Mitglieder des Burschenvereins bei der Kirchweihmesse
Mitglieder des Burschenvereins bei der Kirchweihmesse
Gott - der gute Hirt seines Volkes

Schauen wir zunächst auf unsere menschlichen Erfahrungen.

    • Gute Eltern sorgen für ihre Kinder, leiten sie an zum Guten, zur Liebe. Sie schützen sie vor Gefahren und bergen sie in ihren Armen und an ihrem Herzen bei Ängsten, Schmerzen und Krankheit.
  • Gute Seelsorger haben Zeit für Menschen, die sie brauchen in Freud und Leid; die Antwort auf ihre Fragen und Zweifel suchen.
  • Ein guter Vereinsvorstand kümmert sich um die Vereinsmitglieder und tut alles, dass die Eintracht und Zusammenarbeit funktioniert.
  • Unsere Soldaten in Afghanistan helfen beim Aufbau des Landes, von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, sollen gegen den Anbau von Drogen und den Drogenhandel vorgehen. Dieser Dienst ist lebensgefährlich. Wieder verlor ein Soldat der Bundeswehr diese Woche sein Leben, andere wurden schwer verletzt. 32 bezahlten bisher ihren Friedensdienst mit dem Leben. Fürsorge und Hilfe für andere kann auch das Leben kosten.

Das Hirtenbild im AT wird unter dem Gedanken der Fürsorge auf Gott übertragen.

  • Wie ein guter Hirt leitet Gott sein Volk, schützt, sammelt und umsorgt es liebend. Im AT ist aber auch vom nichtsnutzigen Hirten die Rede. Dieser »lässt die Schafe im Stich«.[1]
  • Deuterojesja prophezeit von einem Hirten Gottes, der getötet wird und dessen Tod eine Wende bringt;[2] er ist offenbar identisch mit dem geheimnisvollen »Durchbohrten« um den das Volk trauert.[3]
  •  Die Urkirche erkennt in Jesus diesen guten Hirten. Er ist nicht nur ein pastoraler Typ, sondern ein total sich hingebender. Bei ihm geht es nicht nur um Leitung, sondern er ist der Retter der Schafe.
  •  Er gibt sein Leben hin, damit die Schafe das wahre Leben, das ewige Leben beim Vater erhalten. Im Gegensatz zum Mietling, dem an den Schafen nichts liegt, opfert er sich in seiner Fürsorge selbst auf bis zum äußersten.[4]

 Wie erfährt der Mensch Gott und Jesus als guten Hirten?

An vielen Beispielen zeigt uns die Bibel, Gott offenbart sich einem Menschen, um ihn zum Werkzeug seines Heils zu machen.
  • Er offenbart sich dem Abraham und segnet ihn, denn »durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen«.[5]
  • Er offenbart sich dem Mose in der Wüste beim Hüten der Schafe. Er sendet ihn zum Pharao mit dem Auftrag "Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!"[6]
  • An den Priestersohn Jeremia ergeht das Wort: "Noch ehe ich dich im Mutterleib formte habe ich dich ausersehen. Noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt. Zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt."[7]
  • Maria spricht Gott durch seinen Engel an, dass Gott sie zur Mutter seines Sohnes erwählt hat. In ihm will Gott Israel und allen Völkern sein Heil schenken. Mutter des guten Hirten wird sie sein.
  • Der Auferstandene offenbart sich dem Saulus vor Damaskus, weil er sein "auserwähltes Werkzeug ist, seinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen wird."[8]
  • Gott offenbart sich, spricht einzelne Menschen an, um sie zum Werkzeug des Heils, des Segens und der Befreiung zu machen. An seiner Hirtensorge für Mensch und Welt sollen sie mitwirken. Gott offenbart sich aber nicht nur einzelnen Menschen
Der Priester beim Gebet in Orantenhaltung
Der Priester beim Gebet in Orantenhaltung

Er schenkt seine befreiende Gegenwart in heiliger Versammlung

Der befreienden Rettung aus der Knechtschaft Ägyptens geht der Befehl Gottes voraus: "Am ersten Tag sollt ihr eine heilige Versammlung einberufen und ebenso eine heilige Versammlung am siebten Tag. An diesen beiden Tagen darf man keinerlei Arbeit tun. Nur das, was jeder zum Essen braucht dürft ihr zubereiten."[9]
  • Wir alle sind in das Heil und Unheil unseres Volkes, ja der Völker dieser Erde mit hinein verflochten. Das mussten wir in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts erfahren, das erfahren wir augenblicklich in der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, das werden wir noch zu spüren bekommen durch die Klimaveränderung oder durch grenzüberschreitende Wirbelstürme.
Deshalb sind wir nicht nur als Einzelne auf die Hirtensorge Gottes angewiesen, sondern auch als Gemeinschaft.
  • Das Gottesvolk des ersten Bundes war sich dessen bewusst. Denn dem ganzen Volk galt das Bundesgesetz: "Diese Worte sagte der Herr auf dem Berg zu eurer vollzähligen Versammlung, mitten aus dem Feuer, aus Wolken und Dunkel, unter lautem Donner, diese Worte und sonst nichts. Er schrieb sie auf zwei Steintafeln und übergab sie mir."[10]
  • Es bedarf der Zustimmung aller, damit ein gedeihliches und friedliches Zusammenleben möglich ist. Im Buch Exodus heißt es: "Das ganze Volk antwortete einstimmig und erklärte: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun. Mose überbrachte dem Herrn die Antwort des Volkes." [11]
Es bedarf also der Heiligen Versammlung, soll das Volk Gottes vom Willen Gottes geformt und geleitet werden.
  • Dessen sind sich Juden und Christen seit je bewusst. Das Buch Levitikus schärft dem Volk Gottes ein: "Sechs Tage soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist vollständiger Ruhetag ein Tag heiliger Versammlung. An ihm dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten. Es ist ein Feiertag zur Ehre des Herrn überall wo ihr wohnt." Der Ruhetag ermöglicht die heilige Versammlung, den Feiertag zur Ehre des Herrn.

Altarraum und Marienbild
Altarraum und Marienbild
Unsere Kirchen sind Orte heiliger Versammlung zur Ehre des Herrn.

Dazu wurde diese Kirche erbaut und wird sie erhalten. Hier beschenkt uns Gott durch seinen auferstandenen Sohn. Er verheißt uns seine heilbringende Gegenwart: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."[12]
  • Hier, in heiliger Versammlung ist er mitten unter uns mit seinem befreienden und ermutigenden Wort, mit den Gaben seiner sich an uns verschenkenden Liebe. Sakramente nennen wir sie. Die lateinische Wurzel „sacer“ bedeutet „heilig, unverletzlich“. Gott allein ist heilig. Das ist das Größte, was wir von ihm sagen können. Sein Name ist heilig: Dieser Namen Jahwe sagt, wer Gott für uns ist. »Ich bin da für Euch in Liebe und Erbarmen«.

Hier schenkt sich uns der Auferstandene als der gute Hirt.

  • In der Person Jesu wird wahr, was Gott angesichts der desolaten Lage seines Volkes nach dem Versagen seiner politischen und religiösen Führer, der Zerstörung des Tempels und dem Exil durch den Propheten Ezechiel verkündet: "Denn so spricht Gott, der Herr: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern." [13]
  • Jesus präsentiert sich im heutigen Evangelium den ihm Zuhörenden nicht nur wie im vorausgehenden Text als Hirt und Eigentümer der Schafe sondern auch als der »gute« Hirt. Sein Hirt-Sein ist immer ein Sein für die Schafe. Sein Hirt-Sein erweist sich in der Hingabe seines Lebens. „Ich gebe mein Leben für meine Schafe.“
  • Das griechische Wort ψυχή meint den Menschen »mit seiner ganzen Person«, mit allem was sein Leben ausmacht, gibt sich Jesus für die Seinen hin. Er gibt sich hin, um den Schafen das wahre Leben (ζωή V10) zu schenken. Σωή »Leben« ist ein Schlüsselbegriff im Johannes Evangelium. Es meint Fülle des Lebens, ewiges Leben im Reiche Gottes.

Mit Bedacht hat Papst Paul VI 1964 den Vierten Ostersonntag als Weltgebetstag für Geistliche Berufe bestimmt.

  • In allen drei Lesejahren steht der "Gute Hirt" im Mittelpunkt. Der Gute Hirt sagt: "Ich gebe mein Leben“ mit allen Konsequenzen.
  • Dieses Handeln Jesu stellt uns die Frage: Was tut ihr? Denn wir alle sind von Christus zu einem großen Ziel berufen, nicht als Christen erster und zweiter Klasse, nicht als haupt- und nebenberufliche Christen. Es gibt einen einzigen Auftrag, Jesus nachzufolgen, an ihm und mit ihm den Glauben zu lernen, der die Form des Lebens werden soll. Das ist dadurch ermöglicht, dass von Christus ein Klima der Hochherzigkeit ausgeht.
  • Wir werden uns also fragen, wie kann ich am besten darauf antworten? Wie kann ich seine Hochherzigkeit beantworten mit meiner Hochherzigkeit?
Totengedenken der Großenbucher Vereine nach der Kirchweihmesse
Totengedenken der Großenbucher Vereine nach der Kirchweihmesse
 
Der Eröffnungsvers der sonntäglichen Liturgie beginnt entsprechend: "Die Erde ist voll von der Huld des Herrn" [14] von seiner überschwänglichen Liebe. Sie rechnet nicht und wägt nicht ab, ob sich das Risiko lohnt. Schließlich – so sagt es das Tagegebet, geht es um die "ewige Freude" für alle.  
 
 
 
 

[1] Zach 11,15.17
[2] Jes 13,7-9
[3] Jes 12,10
[4] (vgl. 15,13) R. Schnackenburg, Das Johannesevangelium IV/2 S. 372
[5] gen 18,18
[6] Ex 3,10
[7] Jer 1,5
[8] Apg 9,15
[9] Ex 12,16
[10] Dtn 5,22
[11] Ex 19,8
[12] Mt 18,20
[13] Ez 34,11
[14] Ps 33,5

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