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2009 (B) Heilige Woche

Predigt am Karfreitag zur Todesstunde Jesu nach der Passion in St. Laurentius in Hetzles

===>> Biblische und liturgische Texte des Karfreitags
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WOZU GOTT UND WOZU DIE MENSCHEN FÄHIG SIND

1 Der Karfreitag

Führt uns eindringlich vor Augen, wozu GOTT und wozu wir MENSCHEN fähig sind.
  •    Wenn wir von einem Menschen sagen, »der ist zu allem fähig«, meinen wir damit, daß er über Leichen geht; daß er in seiner Macht und Ich Besessenheit zu äußerster Lieblosigkeit, zu Verderben bringendem Hass sich versteigen kann.
  •    Von Gott sagen wir nicht, er sei zu allem fähig. Wir glauben, dass Gott allmächtig ist, aber er ist kein Macht Besessener Diktator. Seine Pläne sind für uns oft dunkel, aber wir glauben, daß er den Überblick hat und noch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann. Während wir noch auf den Karfreitag starren, hat er schon Ostern in die Wege geleitet.

2 Der Karfreitag zeigt uns, wozu wir Menschen fähig sind.

2.1 Von dem zu seinen engsten Vertrauten gehörenden Judas wird Jesus verraten und verkauft.

  • Der Weg Jesu entsprach nicht mehr seinen Vorstellungen und Erwartungen. Wahrscheinlich hatte er einen politischen Messias erwartet. Als diese Illusion zerbrach, schlug seine Gefährtenschaft in Hass um. Dazu kam noch die Geldgier.
  •     Die Führer des auserwählten Volkes wollten Jesus beseitigen;     denn er passte weder in ihr politisches Kalkül noch in ihre religiösen Vorstellungen. Falsche Zeugen lassen sich immer aufbringen. Denn es gibt genügend Leute, die Geld oder eine Amnestie brauchen.
  •      Pilatus fürchtet um seinen Posten. Er will keine Scherereien mit der aufgestachelten Menge. Trotz erwiesener Unschuld spricht er das Todesurteil über Jesus und wäscht sich die Hände in Unschuld.
  •      Simon Petrus, dem Jesus den Namen Fels gegeben, der dem Herrn Treue bis in den Tod geschworen hatte, verleugnet seinen Meister aus Angst und Feigheit.

2.2 Die Ursachen für Grausamkeit und Mord sind im ICH des Menschen zu suchen.

  • Das selbstherrliche ungebundene Ich wird zum Einfallstor des Widergöttlichen und Bösen. Wenn der Mensch nur den Regungen seines Herzens vertraut, sich nur davon treiben lässt, wird sich das Böse in ihm einnisten. Wer glaubt unabhängig von Gott, autonom leben zu können, öffnet den widergöttlichen Mächten Tür und Tor.
  • Auch unser Ich ist von Gott geschaffen. Aber es findet nur zu sich selber, zu seiner wahren Bestimmung, wenn es sich täglich für seinen Schöpfer und Erlöser öffnet.

2.3 Darum war die erste und wichtigste Botschaft Jesu:

 " Euch aber muss es zuerst um sein (Gottes) Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben."[1]
  • Darauf kommt es an, daß wir uns täglich neu in unserem  ganzen Wesen, auch mit unserem Ich Gott öffnen und ihn bitten, daß er heute in uns regiere. Solch innere Ausrichtung am Beginn des Tages ist so wichtig ein ordentliches Frühstück.
  • Gott ist kein Einbrecher. Er klopft nur an. Die Tür müssen wir aufmachen.
  • Hier beginnt die Nachfolge Jesu. Jeden Morgen neu geht es darum, den Knecht Gottes, wie ihn uns der Prophet Jesaja in der 1. Lesung vor Augen stellt, nachzuahmen. Dieser ist ganz offen für Gott, der in ihm regieren will. Der Knecht Gottes schärft jeden Morgen sein Gehör für Gottes Anruf:    "Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre, wie ein Jünger."[2]                              
Sind wir dazu nicht bereit, werden auch wir im Ernstfall zu allem fähig sein und den Henkern Jesu in Nichts nachstehen.

3 Der Karfreitag zeigt uns aber auch, wozu Gott fähig ist.

3.1 Dem Mose hat er sich geoffenbart als Jahwe, ICH-BIN-DER-ICH-BIN-DA. Gott ist in Jesus für uns Menschen da.
  • Das ganze öffentliche Wirken Jesu ist Zeichen dieser heilenden, sich erbarmenden, rettenden Nähe Gottes. Nur dort wo der Mensch sich dieser rettenden Liebe Gottes verweigert, wird ihm die Nähe Gottes zum Gericht.
  •     Am Gründonnerstag macht uns der Herr im Zeichen der Fußwaschung und der Einsetzung der Eucharistie sinnenfällig erfahrbar wozu Gott fähig ist.
  •     In Jesus tut Gott Sklavendienst an uns. In Jesus verschenkt er sich an uns im Opfer am Kreuz und im Mahl der Eucharistie.

3.2 Aber selbst dort, wo die Blindheit und Bosheit überborden, will Gott noch für uns in seinem Sohn Jesus Christus da sein.

  • Und deshalb weicht Jesus dem Kreuz und der Schmach nicht aus, wird er gehorsam bis zum Tod bis zum Tod am Kreuz.
  •      Er ist bei den Opfern der Bosheit und Blindheit, aber auch bei den Tätern. Für alle gibt er sein Leben hin. Für die einen, daß sie bei all der Ungerechtigkeit und Bosheit, die sie erleiden, nicht an Gott irre werden. Er gibt sein Leben aber auch für die zum Bösen Verführten. Damit sie nicht in ihrer Bosheit verharren und an ihr verzweifeln.
    Gott ist zum Äußersten an Liebe fähig.
   Wir Menschen zum Äußersten an Boshe
it.

4 Vom Kreuz gesegnet

  • Bei seinem Deutschlandbesuch Anfang Mai 1987 hat Papst     Johannes Paul II die Philosophin und Carmelitin Edith Stein selig und 1998 in Rom heiliggesprochen. Von Geburt war sie Jüdin. In ihrer Jugend verlor sie den Glauben an Gott.
  • Der Auferstehungsglaube von Christen hatte ihr den Weg zu Christus gewiesen. Christin geworden war sie immer stolz darauf auch dem Fleische nach zu Christus zu gehören. 1933 trat sie in den Kölner Carmel ein. Sie erhielt den Klosternamen »Sr. Benedicta de Cruce – die vom Kreuz Gesegnete«
  • Im Carmel von Echt in Holland wurde sie zusammen mit ihrer Schwester Rosa von den Nationalsozialisten 1942 verhaftet und im Konzentrationslager Auschwitz vergast. Auf ihrem Transport in das KZ Auschwitz hat sie auf ein Stückchen Papier ihr letztes Wort gekritzelt:

 

        "Ich bin mit allem einverstanden... Ave crux, Spes unica! Sei gegrüßt, Kreuz, einzige Hoffnung."
  • Sie hatte ihr Leben, bevor es ihr andere nehmen konnten,    längst an den verschenkt, bei dem es buchstäblich todsicher     aufgehoben ist: An den Gekreuzigten. Der allmächtigen Liebe Gottes vertrauend wurde Jesus gehorsam bis zum Tod - bis zum Tod am Kreuz. Die Liebe Jesu erwies sich stärker als der Tod.
  • Edith Stein - die vom Kreuz Gesegnete - hatte ihr Leben an den gekreuzigten Herrn Jesus Christus gebunden. Seine Liebe war und ist stärker Hass und Gewalt. Mit Paulus fragen wir: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?“ Die Antwort des Paulus gab ihr und unzähligen Christen Kraft das Schwere des Lebens auszuhalten, ja sogar das Martyrium zu bestehen: „Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.“[3]
  • In den Märtyrern wird sichtbar, wozu die Liebe Gottes fähig ist inmitten der Blindheit und Bosheit der Menschen. Darum können wir singen:
  •  "Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen!“ Und wir werden die allmächtige Liebe Gottes preisend antworten: „Kommt lasset uns anbeten!"
  • Ja, lasst uns anbeten die Liebe Gottes, die am Kreuz aufleuchtet und aus dem Baum des Verderbens und der Schande den Baum des Lebens, aus dem Zeichen der Schmach das Siegeszeichen des Auferstanden gemacht hat.


[1] Mt 6,33
[2] Jes 50,4
[3] Röm 8,35.37

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