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2008 (B) Advent

Homilie in der Sonntagvorabendmesse im Altenheim St. Elisabeth und am 3. Advent in der Filialkirche in Rödlas

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 Freude, die dauert bis in Ewigkeit 1 Thess 5,16
 
1. Die Aufforderung „Freut euch zu jeder Zeit“

Löst bei vielen von uns einen Seufzer aus: „Ja, wenn das so einfach wäre.“
Ein Kranker wird sagen: „Wenn du meine Schmerzen hättest, dann verginge dir die Freude.“
Ein Arbeiter oder Angestellter, der um seinen Arbeitsplatzplatz fürchten muss, wird nicht gerade freudestrahlend durch die Gegend laufen.
Ein Kind, das in der Schulklasse ständig von ein paar Rabauken belästigt wird, wird kaum freudig zum Unterricht gehen.
Eine Anstellung suchende Jugendliche oder Arbeitslose, werden eher resigniert als froh dreinschauen, wenn die 20. Bewerbung ohne Erfolg blieb.
Ein Ehepartner, der erkennt, daß seine Ehe kaputt ist, wird den Aufruf zur Freude wie Hohn empfinden.
Ein vom Berufsstress ausgelaugter Mensch wird sich schwer tun mit der Freude.
Es gibt viele Lebenssituationen, die uns die Freude rauben. Und Freude kann man weder befehlen noch verordnen.
  • Und doch ruft Paulus diesem kleinen Häuflein Christen in Thessalonich und auch uns zu: „Freut euch zu jeder Zeit!“ Und im Philipperbrief legt er gleich noch eins drauf. „Noch einmal sage ich euch: Freut Euch! Euere Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.“[1]

2. Ist Paulus ist wirklichkeitsfremder Mensch?

Ganz im Gegenteil. Er hat auf seinen Missionsreisen viel durchgemacht. Seine Gegner in der Gemeinde von Korinth erinnert er an die ihm bei seiner missionarischen Tätigkeit um des Evangeliums willen widerfahrenen Mühen und Leiden:
    Sie sind Diener Christi - jetzt rede ich ganz unvernünftig -, ich noch mehr: Ich ertrug mehr Mühsal, war häufiger im Gefängnis. Wurde mehr geschlagen, war oft in Todesgefahr.
Fünfmal erhielt ich von Juden die neununddreißig Hiebe;
Dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See.
Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder.
 Ich erduldete Mühsal und Plage, durchwachte viele Nächte, ertrug Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Blöße.“[2]
Und doch bekennt er im 6. Kapitel desselben Briefes. „In allem erweisen wir uns als Diener Gottes.“[3]

       Paulus weiß sehr wohl:
2.1 Die Freude wird nicht von uns Menschen produziert

  • Sie ist eine Frucht des Heiligen Geistes, der in uns wirkt.[4] Sie kommt aus dem glaubenden Hören auf Jesus Christus und die Freundschaft mit ihm.[5] Im Römerbrief bekennt Paulus, „das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern  Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“[6]
  • Darum die dringende Mahnung des Apostels: „Löscht den Geist nicht aus!“ Übernehmt nicht unbesehen heidnische Ideen und Lebensweisen. Prüft sie, ob sie mit Gott und dem Evangelium Jesu vereinbar sind. „Nur das Gute behaltet.“  „Meidet das Böse in jeder Gestalt!“[7]
  • Vielgestaltig tritt es heute an uns heran, guckt uns oft frech mitten in unserer Wohnung aus dem Fernseher oder aus dem Internet an.
  • Die Freude wird trotz aller Anfechtung zur Grundmelodie meines Lebens, wenn ich Gott in meinem Herzen und meinem Verstand regieren lasse, und lebe vor dem Angesicht Gottes und unter seiner Gegenwart. Und glaubend wie Paulus auf die Nähe des Herrn vertraue: „Freut euch allezeit, denn der Herr ist nahe.“
Darum gehört zum Aufruf sich zu freuen jener andere des Völkerapostels unbedingt hinzu:

2.2 „Betet ohne Unterlaß!“ (V 17)

Ich werde in allem und trotz allem die Freude bewahren, wenn ich alles, was sich in meinem Leben ereignet, mit Gott bespreche; wenn ich in allem sein Angesicht suche, ihn bitte, ihm danke, ihn lobpreise; wenn ich alle meine Sorgen auf ihn werfe, also in lebendiger Beziehung zum Gott und Vater Jesu Christi lebe.

2.3 Freude wurzelt in und nährt sich aus der persönlichen Beziehung zu Gott.

  • Sie wächst aber auch aus der Beziehung zur Gemeinde des Herrn seiner Kirche. Paulus bittet die römische Gemeinde um ihre Fürbitte, damit er „mit Freude kommen kann“.[8]
  • Wo Menschen füreinander vor Gott einstehen, da verbindet sie mehr als Sympathie, die auch schnell in Antipathie umschlagen kann; da ist ihre Beziehung nicht von ichhaften Stimmungen und Regungen abhängig.
  • Miteinander in Gott verbunden zu sein, verbindet über alle Grenzen hinweg. Im selben 1.Thessalonicherbrief  aus dem die heutige 2. Lesung entnommen ist, bekennt Paulus:
  • „Darum wurden wir bei dem Gedanken an euch in all unserer Not und Bedrängnis getröstet; jetzt leben wir auf, weil ihr fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn steht.“[9]
  • Gerade diese Tatsache, daß die Thessalonicher in der Gemeinschaft mit Christus feststehen, schafft die tiefe Verbindung mit Paulus und läßt ihn voller Freude sein.
  • „Darum, Brüder, wurden wir beim Gedanken an euch in all unserer Not und Bedrängnis durch euren Glauben getröstet.[10]
  • Wie können wir Gott euretwegen genug danken für all die Freude, die uns um euretwillen vor unserem Gott erfüllt?“[11]

2.4 Der sich im Gebet aussprechende Glaube schenkt uns die Freude zu jeder Zeit.

Die Freude blüht auf, wo die Botschaft vom Heil und von der Liebe Gottes verkündet und angenommen wird.
Der Grund zur Freude wächst, wo die Gegenwart des Auferstandenen mitten in seiner Gemeinde verkündet und im Glauben erfahren wird.
  • Der Blick in die Zukunft, auf Gericht und Vollendung, will jetzt schon die Freude in uns wecken. Sie haben richtig gehört: auch im Blick auf das Gericht.

Am vergangenen Dienstag sangen wir als Antwortpsalm Verse aus dem Psalm 96:

Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt.Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, um die Erde zu richten.
Er richtet den Erdkreis gerecht und die Nationen nach seiner Treue.[12]

Gott wird in seiner Treue der ganzen Schöpfung und seinen Getreuen Recht verschaffen.

2.5 Wie Paulus dürfen wir auf unser Werk schauen,

Vor allem wenn wir den Glauben und das Evangelium weitergegeben haben an andere Menschen, an die kommende Generation.

Und wieder blickt Paulus auf die Gemeinde von Thessalonich, so wie ich auf euch:Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude, der Kranz unseres Ruhmes vor Jesus, unserem Herrn, wenn er kommen wird? Nicht etwa auch ihr? Ja, ihr seid unsere Ehre und Freude.[13]

Schon die Glaubenden des ersten Gottesvolkes hatten in der schweren Zeit nach dem Exil die Erfahrung gemacht:

3.0 „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“[14]

In der Gegenwart des Herrn, mit ihm und für ihn zu arbeiten, schenkt jene Freude, die dauert bis in Ewigkeit. Dazu ermutigt Paulus im Brief an die Kolosser. „Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für Menschen.“[15]


[1] Phil 4,4 f
[2] 2 Kor 11,23-30
[3] 2 Kor 6,4
[4] Gal 5,22
[5] vgl Joh 15,11; 16,22-24; 17,13
[6] Röm 14,17
[7] Röm 14,22
[8] Röm 15,32
[9] 1 Thess 3,8
[10] ebd 3,7
[11] ebd 3,9
[12] Ps 96,11-13
[13] 1 Thess 2,19f.)
[14] Neh 8,10
[15] Kol 3,23

 

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